K/in. Mbl. Augenheilk. 198 (1991) 451

Uveitis nach Yersinia enterocoliticaInfektion R. Osusky, H. L. Kain Universitatsaugenklinik Basel (Direktor: Prof. J. Flammer)

Kasuistik

Zusammenfassung Ancimnese: Em 3 ljahriger Schwede bemerkte 11

kOnnen Yersinien zur akuten Enterocolitis und als Nachfolgeerkrankung zur Iridocyclitis fUhren. Wir beschreiben einen Patienten mit einer bilateralen Panuveitis mit Chorioretinitis, also mit dem Befall sowohl der vorderen wie auch der hinteren Uvea. Wegen des erhohten Agglutinationstiters gegen Yersinia enterocolitica Typ 3 ist diese die wahrscheinlichste atiologische Ursache der Panuveitis. Bei der Abklarung einer Uveitis bei Reisenden, Touristen und Patienten mit Durchfall in der Anamnese soil auch eine serologische Untersuchung auf Yersinien erfolgen. Uveitis After Infection with Yersinia enterocoiitica

Yersiniosis is a food-born infection. It may cause an acute enterocolitis and trigger an anterior

uveitis. We report a case of bilateral panuveitis with chorioretinitis — thus with the involvement of anterior and posterior uvea. Because the agglutination titer against the Yersinia enterocohitica type 3 was increased, we consider it as the most probable etiology of the pan-

uveitis. A serological test for Yersinia should be done in patients with uveitis, who consume food from various sources e.g. tourists or with diarrhea in anamnesis.

Tage vor dem Spitaleintritt eine Augenrotung, Photophobie und Schmerzen, weiche trotz einer Behandlung mit steroidhaltigen Augentropfen zunahmen. Daher wurde der Patient zur stationBren Behandlung und Abklarung eingewiesen. Abgesehen von den Augen fuhlte sich der Patient gesund und gab lediglich an, etwa

5 Wochen zuvor an einer ,.Grippe" in Schweden erkrankt zu sein. Aufnahmestcztus und Verlauf: Beim Eintritt betrug der bestkorrigierte Fernvisus rechts 0.08, links 0.3. Tension

14 mmHg applanatorisch beidseits. Beide Augen zeigten eine symmetrische, ausgeprAgte Panuveitis mit hinteren Synechien und einer Chorioretinitis mit multiplen, teils konfluierenden Herden. Retinale GefaBe und Papi]le unauffallig.

Nach B]utabnahme für Laboruntersuchungen wurde der Patient zunächst mit 100 mg Prednison zur sofortigen Schadensbegrenzung behandelt. Bereits nach 4 Tagen beobachtete man erste Anzeichen einer Pigmentierung der Entzundungsherde. Die Chorioretinitis heilte unter Defektheilung mit einem Visus rechts 0.4, links O.8p und parazentralen Skotomen ab.

Die Serologie ergab einen Agglutinationstiter von 1:5120 gegen Yersinia enterocolitica 3 (Norm bis 1:80), positive 1gM und IgG für Mumps und eine leicht erhOhte Komplementbindungsreaktion auf Shigellen. Als Hdufigkeitsvergleich haben wir bei 35 zufälhg ausgewahiten, stationär behandelten Uveitis-Patienten atiologische Diagnosen zusammengesteilt. Bei 20 (57%) konnte eine atiologische Diagnose gestellt werden. Lediglich bei 5 Patienten wurde nach Yersinien gesucht, wovon bei zwei die Serologie pathologische Werte ergab. Andere Diagnosen sind in der Tabelle 1 aufgefuhrt.

Einleitung

Yersinia enterocolitica-Infektion erfolgt nach Einnahme kontaminierter Nahrung vor allem von

Abkldrungsresultate der Uveitis an der UniversitdtsTab. 1 augenkflnik Basel

Much und Wasser (1) und fOhrt im typischen Fall zur En- M. Bechterew terocolitis. Als Nachfoigeerkrankungen konnen eine Uvei- Sarcoidose tis, em Hautexanthem und Morbus Reiter auftreten. Wir Toxoplasmose berichten uber einen Patienten mit Yersinien-assoziierten M. Behcet

4 3 3 2

Chorioretinitis/Panuveitis und vergleichend uber einen Lues+HIV

1

Ruckblick auf Abkiarungsresuitate der Uveitis in der Universitatsaugenklinik Basel.

Kim. Mbl. Augenheilk. 198 (1991) 451—452

1991 F. Enke Verlag Stuttgart

Yersinia Yersinia -1- Chlamydien

1

H. zoster H. simplex Chlamydien Adenoviren multiple Sklerose unklar

1

Total

1

1 1 1 1

5

35

Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.

Nach Einnahme kontaminierter Nahrung

452 K/in. Mb!. Augenheilk, 198 (1991)

R. Osusky, H. L. Kain: Uveitis nach Yersinia enterocolitica Jnfektion

Diskussion

Patienten und einem zweiten, weicher während eines Kari-

bikaufenthaltes an Durchfall litt. Dennoch wurde in Ca. Die Yersinien-assoziierte Uveitis wird als 60% die Ursache der Uveitis gefunden. Moglicherweise vordere Uveitis beschrieben. Fin begleitendes Macula- zeigen Patienten mit schwerer, haufig rezidivierender und Papillenodem werden im Zusammenhang mit der Uveitis em anderes Atiologiespektrum als Patienten mit Uveitis gesehen (2, 3). Wir berichten hier Uber eine Cho- erstmaliger Iridocyclitis. Geographische Faktoren konnen rioretinitis bei einer Panuveitis, weiche nicht mehr als eine ebenfalls eine Rolle spielen. Begleitsymptomatik einer Uveitis angesehen werden kann. Da der Patient bei einer breit angelegten Abklärung deutLiteratur lich pathologischen Agglutinationstiter gegen Yersinia enterocolitica zeigt, halten wir dies fur die wahrscheinlichRyser, E. T., E. H. Marth: New" food-borne pathogens of public ste, atiologische Diagnose der Panuveitis. Da Shigellen significance. J. Am. Diet. Assoc. 89 (1989) 948-954 und Mumps eine vordere Uveitis verursachen kOnnen, 2 health Saari, K. M., P. Miettinen, R. Saari: Reaktive Augenentzundungen sind Interaktionen nicht ausgeschlossen. nach Yersinia-, Salmonellen-, Schigellen-, Campylobacter- und Chlamydieninfektionen. Ber. Dtsch. Ophthalmol. Ges. 78 (1981) 203—207

folgeerkrankungen kiagen Uber milden bis gar keinen Durchfall (4). Somit kann man eine Uveitis auch bei Pati-

enten ohne Durchfall erwarten. Da die Infektion Uber kontaminierte Nahrung erfolgt, soilte man bei Uveitis-Patienten, weiche Nahrung aus verschiedenen Quellen emnehmen (Touristen, Reisende, Geschäftsleute) oder Uber Durchfall berichten, u. a. nach Yersinien suchen. Bei irischen (5) und australischen (6) Patienten mit erstmaliger Iridocyclitis wurde in 25—40% em

erhOhter Yersinien-Antikorper-Titer gefunden. Diese Atiologie haben wir lediglich bei 5 Patienten uberpruft. Die Serologie war pathologisch beim hier beschriebenen

Lang, G. K., W. Knapp, H. E. Volcker: Yersinia-Uveitis. KIm. Mbl. Augenheilk. 182 (1983) 156—158

Toivannen, A., K. Granfors, R. Lahesmaa-Rantala, P. Toivannen: Immunological and bacteriological aspects of reactive arthritis. Rheumatol. mt. 9 (1989) 201—203

Larkin, D. F., M. T. Cafferkey, P. Eustace: Yersinia-induced uveitis in Irland. Br. J. Ophthalmol. 72 (1989) 938—941 Wakefield, D., T. H. Stahlberg, A. Toivanen, K. Granfors, C. Tennant: Serological evidence of Yersinia infection in patients with anterior uveitis. Arch. Ophthalmol. (Chicago) 108 (1990) 2l9--22 Als Poster präsentiert

Dr. R. Osusky Universitats-Augenklmnik Mittlere Stral3e 91

CH-4056 Basel

Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.

Patienten mit Yersinien-assoziierten Nach-

[Uveitis after Yersinia enterocolitica infection].

Yersiniosis is a food-born infection. It may cause an acute enterocolitis and trigger an anterior uveitis. We report a case of bilateral panuveitis wi...
39KB Sizes 0 Downloads 0 Views