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Ultraschalltrends in der Gastroenterologie – Ein Rückblick auf das 36. Dreiländertreffen 2013 in Stuttgart Trends in Ultrasound of Gastroenterology – 36. Dreiländertreffen 2013 in Retrospect Authors

A. Schuler1, K. Seitz2

Affiliations

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Bibliography DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0034-1385172 Published online: 2014 Ultraschall in Med 2014; 35: 475–476 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0172-4614 Correspondence Prof. Andreas Schuler Alb Fils Kliniken, Zentrum für Innere Medizin Eybstraße 16 73312 Geislingen [email protected]

Alb Fils Kliniken, Zentrum für Innere Medizin, Geislingen an der Steige Kliniken Landkreis Sigmaringen

Das 36. Dreiländertreffen 2013, das gemeinsam mit dem 25. Kongress der EFSUMB in Stuttgart veranstaltet wurde, hatte knapp 2050 Besucher und war damit nach Leipzig 2007 (ebenfalls gemeinsam mit der Euroson: 2142 Teilnehmer) der zweitbestbesuchte Ultraschallkongress. 354 Abstracts waren eingereicht worden, 308 davon wurden von den Gutachtern im Peer-review-Verfahren akzeptiert. 171 wurden als wissenschaftliche Vorträge, 110 als Poster, die übrigen als Kasuistiken oral präsentiert. 47 von 171 Vorträgen stammten aus der Gastroenterologie. Die meisten Anmeldungen (27) kamen naturgemäß aus dem Veranstalterland, 8 aus Italien, 5 aus Rumänien sowie 7 aus anderen Ländern. Österreich und die Schweiz waren im gastroenterologischen Fachgebiet leider nicht vertreten. Erwartungsgemäß entfielen die größten Anteile auf Elastografie und CEUS, wobei sich der Schwerpunkt von CEUS auf Dynamic Contrast Enhaced Ultrasound (DCE-US) verlagerte. Die Elastografie ist mittlerweile mit mehreren Verfahren in der Leberdiagnostik fest verankert, sodass die zahlreichen Publikationen eine Metaanalyse für ARFI gestatten. Nach Friedrich Rust et al. [1] liefert demnach ARFI eine gute diagnostische Genauigkeit für das Staging signifikanter und schwerer Fibrosen und eine exzellente Genauigkeit für die Leberzirrhose. Görtz et al. [2] wiesen darauf hin, dass ARFIMessungen mit größerer Standardabweichung mit Zurückhaltung zu interpretieren sind, da bei diesen Patienten die diagnostische Zuverlässigkeit abnimmt. Nicht überraschend ist der Versuch, ARFI am Pankreas anzuwenden. So berichteten Akinli et al. [3] über die Bestimmung der Scherwellengeschwindigkeit bei Pankreasgesunden als Basis für weitere Untersuchungen. Sporea et al. [4] untersuchten die Anwendbarkeit verschiedener elastografischer Methoden (transiente Elastografie, ARFI, Supersonic SSI) bei 172 Patienten mit chronischer Hepatitis, hierbei erwies sich ARFI den anderen Verfahren als signifikant überlegen. Monteleone et al. [5] fanden bei 28 konsekutiv, präoperativ untersuchten Patienten mit M. Crohn so-

wie bei unmittelbar ex vivo untersuchten Operationspräparaten mit Strain Elastografie an 2 verschiedenen Geräten (Hitachi Logos HiVision C und ESAOTE MyLab Gold) signifikante Unterschiede zwischen entzündlichen und narbigen Stenosen. Dabei erwies sich die Strain Ratio (Komprimierbarkeit) bei Strikturen sowohl in als auch ex vivo als geringer als bei entzündlichen Stenosen. Beide Geräte waren gleichwertig und für Therapieentscheidungen einsetzbar, allerdings fordern die Autoren weiter Studien. Die Beiträge von D. Wildner et al. [6] und Funaro et al. [7] zeigten die Möglichkeit, intrahepatische cholangiozelluläre Karzinome von HCC mittels DCE-US anhand der kürzeren mittleren Transitzeit in der portalen und Spätphase bzw. des früheren washout (< 60 sec) in der portalen und Spätphase zu unterscheiden. Der erste Beitrag wurde mit dem WalterKrienitz-Preis für die beste Arbeit im Bereich der onkologischen Ultraschallforschung ausgezeichnet und ist zur Publikation bei UiM/EJU angenommen, der zweite erhielt den 1. Preis für das beste wissenschaftliche Abstract. Saevik und Kollegen [8] untersuchten mittels DCEUS (VUE Box®) 37 Patienten mit M. Crohn zur Unterscheidung von entzündlichen und narbigen Stenosen. Bei guter Interobservervarianz schienen mehrere Parameter (Peak Enhancement, Washout-Rate, WiAUC = area under the curve wash in) zur Differenzierung potenziell geeignet. Zink et al. [9] untersuchten 19 Crohn-Patienten mit 2 Geräten (Siemens S3000 und Toshiba Aplio 500) mittels CEUS und DCE-US (VUE-Box)®. Beide Geräte erwiesen sich als gleichwertig, insbesondere „Peak Enhancement“ schien als einfach ableitbarer und zuverlässiger Parameter für die Einschätzung der Entzündungsaktivität gut geeignet. Funaro et al. [10] untersuchten 78 Patienten mit Pankreasläsionen mittels CEUS und US/EUS-gestützter Feinnadelbiopsie. Ein hypovaskuläres arterielles Perfusionsmuster fand sich bei 58/60 Fällen von duktalem Pankreaskarzinom (Sensitivität 98 %, Spezifität 100 %, PPV 100 %, NPV 90 %, diagnostische Genauigkeit 97 %). 9 Fälle mit neuroen-

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dokrinem Tumor zeigten alle ein hypervaskuläres arterielles Muster, 6 Fälle waren falsch positiv (duktales Pankreaskarzinom 2, NHL 2, Metastasen 2). Einen hochinteressanten Blick in die Zukunft stellt eine experimentelle Arbeit am Mausmodell von Marinelli et al. [11] dar; mittels VGFR2-targeted CEUS und Elastografie ließ sich bei implantiertem HCC nachweisen, dass eine frühe und kurze Unterbrechung einer Sorafenibtherapie das Ansprechen der Therapie verhindert, bei endgültiger Beendigung der Therapie kam es dagegen zu einer Stimulation der Antineogenese. Des Weiteren wurden klinisch wichtige Anwendungsstudien vorgestellt. D. Strobel [12] präsentierte die erste prospektive Multicenterstudie zu Nebenwirkungen und Komplikationen verschiedener US-geführter intraabdomineller Interventionen. In 2 ½ Jahren wurden mehr als 8000 Patienten eingeschlossen, am häufigsten waren Punktionen an Leber (5903), Pankreas (501), Niere (434) Lymphknoten (272). Relevante Blutungen mit Erythrozytengabe traten in 0,4 % auf, operatives Eingreifen zur Blutungskontrolle war in 0,1 % und radiologisches Coiling in 0,06 % erforderlich. Die Gesamtanalyse der in diesem Jahr abgeschlossenen Studie wird mit Spannung erwartet. Mit Interventionen an der Leber befasst sich auch die Studie von Sparchez et al. [13]. Bei 2605 verschiedenen Interventionen wurde der Stellenwert des US und der CEUS bewertet. Signifikante Blutungen sind selten (< 2 %), US ist die Methode der Wahl zum Nachweis einer Blutung und ihres Schweregrades. Die CEUS ist gegenüber dem konventionellen US überlegen, das Ausmaß der Blutung und vor allem deren Aktivität zu beurteilen. Müller aus der Will-Gruppe [14] stellte eine ekzeptionelle unizentrische Studie an 180 Patienten zum kombinierten Einsatz endoskopischer und ultraschallgestützter Behandlung (konventioneller US und EUS) von Pankreasabszessen und infizierter Pankreasnekrosen vor. Technisch erfolgreich verliefen die Interventionen in > 90 % der Fälle, das endoskopische Debridement gelang in 98 %, zu Komplikationen kam es in 13,5 %, die 30-TageMortalität lag bei 1,2 %. Die Stärke des Verfahrens liegt in der Kombination der zunächst transkutan konventionellen Drainage und Spülung mit konsekutiv dann endosonografischer Drainage und endoskopischem Debridement. Diese Arbeit wurde mit dem 2. Preis für beste Abstracts ausgezeichnet. Barreiros [15] berichtete für die Arbeitsgruppe EUS in der DEGUM über eine Umfrage zum Gebrauch der EUS-gestützten FNB in Deutschland. 142 Zentren meldeten 9053 EUS-FNB, daraus ergeben sich durchschnittlich 34 FNB/Jahr. 14 Zentren erreichen > 150/J., 38 der teilnehmenden Abteilungen führen < 30 FNB/J durch. Die verwendeten Nadeltypen und die akzeptierte Zahl der Nadelpassagen pro Sitzung sind sehr unterschiedlich. Überwiegend wird die 22G-Nadel benutzt, 40 % der Zentren beschränken sich vorwiegend auf zytologische Untersuchungen. Nur 4 Zentren führen eine Onsite-Zytologie durch. 48 % der Zentren schätzen ihre Erfolgsrate höher als 75 % ein, 14,5 % unter 50 %. Die Erhebung spiegelt einerseits die Spannbreite der unterschiedlichen Erfahrungen selbst bei ambitionierten Studienteilnehmern und andererseits den (geringen) Grad der Standardisierung wieder. Bernatik [16] präsentierte den Zwischenstand einer prospektiven Multicenterstudie zur Detektion von Lebermetastasen in der Nachsorge mit fundamentalem US und CEUS bei Kolonkarzinom UICC >IIa. In 13 Zentren wurden 290 Patienten eingeschlossen. Bei Patienten wurde im US 45 Metastasen detektiert, von diesen wiesen 15 Patienten insgesamt weitere 28 Metastasen auf. Bei 18 weiteren Patienten wurden 40 Metastasen nur durch CEUS nachgewiesen. Ein diagnostischer Zugewinn ergab sich somit bei 33

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von 290 Patienten, bei 16 (49 %) im ersten Jahr nach Operation. Der Nachweis von ausschließlich mit CEUS detektierten Lebermetastasen steigt mit dem UICC-Grad (9 % in IIb, 10 % in III, 19 % in IV). Als Konsequenz sollte CEUS bei der ersten Kontrolluntersuchung nach Kolonkarzinom ab UICC IIb empfohlen werden. Zusammenfassend war es aus gastroenterologischer Sicht ein interessanter Kongress. Gleichwohl sind wir aufgerufen, dieses Treffen als Plattform gerade für junge Wissenschaftler attraktiver zu gestalten. Die Zahl der Vortragsanmeldungen aus Europa ist ermutigend, mehr wäre wünschenswert. Auch weiterhin muss es ein Ziel der Veranstalter sein, die Präsentation der zweifellos vorhandenen wissenschaftlichen Aktivitäten im deutschsprachigen Raum auf diesem Kongress sowohl quantitativ, als insbesondere auch qualitativ zu steigern.

Literatur 01 Friedrich-Rust M, Nierhoff J, Chávez Ortis A et al. Meta-analysis of Acoustic Radiation Force Impulse imaging for the staging of liver fibrosis. Ultraschall in Med 2013; 34: S1 02 Görtz RS, Sturm J, Pfeifer L et al. Significance of a standard deviation limit for ARFI liver fibrosis staging in patients with chronic liver disease. Ultraschall in Med 2013; 34: S1 03 Akinli A, Stumpf S, Kratzer W et al. First results of a pilot study to generate normal reference values for shearwave elastography of the pancreas using Acoustic Radiation Force Impulse Virtual Touch Tissue Quantification in healthy subjects. Ultraschall in Med 2013; 34: S2 04 Sporea I, Gradinaru-Tascau O, Bota S et al. The feasibility of shear-wave elastographic methods for non-invasive assessment of liver fibrosis in chronic viral hepatitis patients. Ultraschall in Med 2013; 34: S8 05 Monteleone M, Furfaro F, Bezzio C et al. Real time strain elastography accurately dfferentiates between inflammatory and fibrotic strictures in Crohn's disease. Ultraschall in Med 2013; 34: S12 06 Wildner D, Sturm J, Lindner A et al. Dynamic Contrast-Enhanced Ultrasound (DCE-US) for the differentiation of hepatocellular carcinoma (HCC) and cholangiocellular carcinoma (ICC). Ultraschall in Med 2013; 34: S4 07 Funaro A, Vitale LM, Niosi M et al. Early wash-out (< 60 seconds) at contrast-enhanced ultrasonography in liver nodules in cirrhosis is highly suggestive for non-hepatocellular carcinoma malignancy. Ultraschall in Med 2013; 34: S41 08 Saevik FE, Nylund K, Hausken T et al. Separating inflammation from fibrosis in Crohn's patients measuring perfusion with contrast-enhanced ultrasound and Vuebox. Ultraschall in Med 2013; 34: S12 09 Zink F, Akinli AS, Haenle MM et al. Crohn's disease: comparison of two high-end ultrasound-systems in quantificating Dynamic Contrast-Enhanced Ultrasound (DCE-US) of mural microvascularity. Ultraschall in Med 2013; 34: S13 10 Funaro A, Vitale LM, Niosi M et al. Contrast-enhanced ultrasonography (CEUS) in the evaluation of pancreatic masses compared with histology of ultrasound (US)-guided percutaneous biopsy. Ultraschall in Med 2013; 34: S5 11 Marinelli S, Salvatore V, Baron ToaldoM et al. Evaluation of efficacy of antiangiogenic treatment using US-based techniques in a murine model of hepatocellular carcinoma (HCC) under different treatment schedule. Ultraschall in Med 2013; 34: S4 12 Strobel D, Mueller T, Reichel A et al. Spectrum and complications of percutaneous ultrasound guided intraabdominal interventions – results of the prospective multicenter DEGUM study. Ultraschall in Med 2013; 34: S13 13 Sparchez Z, Radu P, Graur F et al. Major bleeding after percutaneous ultrasound guided liver interventions. Role of US and CEUS in the emergency diagnosis. Ultraschall in Med 2013; 34: S14 14 Müller AK, Sessinghaus S, Füldner F et al. Complementary ultrasoundand endoscopy-guided treatment of pancreatic abscesses and infected necroses-results of a large unicenter consecutive patient cohort study. Ultraschall in Med 2013; 34: S23 15 Barreiros AP, Burmester E, Will U et al. Clinical procedures and outcomes of endoscopic fine needle biopsies (EUS-FNB): results of a German survey of the working group Endoscopic ultrasound of the DEGUM. Ultraschall in Med 2013; 34: S29 16 Bernatik T, Schuler A, Seitz K et al. Contrast enhanced ultrasound in the follow up of patients with colon cancer. Ultraschall in Med 2013; 34: S25

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