L. Leonhardt

Behandlungsergebnisse mit Cefixim bei bakteriellen Atemwegsinfektionen Tabelle 1 : AIIgemeine Patientendaten.

Zusammenfassung: In einer prospektiven, offenen Studie wurden 20 Patienten mit bakteriellen Atemwegsinfektionen bei chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung fiber 13 bis 17 Tage mit zweimal 200 mg/die Ceil: xim behandelt. 14 der 16 auswertbaren Patienten konnten erfolgreich behandelt werden, Bei einem Patienten war die klinische Symptomatik nach Cefixim-Therapie unver'~_ndert, bei einem weiteren Patienten hatte sich der Zustand verschlechtert. Bei zehn der 16 auswertbaren Patienten war der Kulturbefund v o r Therapiebeginn positiv, bei neun dieser Patienten konnten nach Therapieende die initial isolierten Erreger nicht mehr nachgewiesen werden. Bei einem Patienten, der auch klinisch eine Verschlechterung aufwies, war ein Keimwechsel zu verzeichnen: Nebenwirkungen wurden bei vier der 20 mit Cefixim behandelten Patienten registriert. Drei dieser Patienten zeigten gastritische Symptome, bei dem vierten Patient trat eine sekundgre Mykose auf, die Behandlung mit Cefixim wurde in diesem Falle nicht fortgeftihrt. S u m m a r y : Cefixime for the Treatment of Respiratory Tract Infections. In a prospective open clinical trial 20 patients with the diagnosis bacterial respiratory tract infection and underlying chronic obstructive lung disease were treated for 13 to 17 days with 200 mg cefixime b. i. d. 14 of 16 evaluable patients were treated successfully. In one patient the clinical symptoms remained unchanged and in another patient cefixime treatment failed. Ten of the 16 evatuable patients showed a positive baseline culture. In nine of these patients the initially isolated pathogens could be eliminated. In one patient, in whom cefixime therapy failed, change of pathogens was noticed after the end of treatment. Four of the 20 patients treated with cefixime reported side effects (gastritis, three; fungal dermatitis, one). In the patient with fungal dermatitis cefixime therapy was stopped.

Einleitung Bei Cefixim handelt es sich um ein neues orales Cephalosporinderivat, dessen antibakterieUes Spektrum vergleichbar ist mit dem der parenteralen Cephalosporine der Cefotaximgruppe. Die MHK90, gegen relevante Erreger von Atemwegsinfektionen, wie zum Beispiel Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Branhamella (Moraxella) catarrhalis liegt unter 1 mg~ [ 1, 2]. Bemerkenswert ist die groge Stabilit~it yon Cefixim gegeniiber [3-Laktamasen vom Penicillinase- und Cephalosporinase-Typ [3].

Patientenzahl

N

%

N

%

20

100

16

100

10 10

50 50

7 9

43,8 56,3

8 12

40 60

7 9

43,8 56;3

Geschlecht mannlich weiblich Versorgung ambulant station~ Alter (Jahre Mittel SD Min.-Max.

58,0 14,32 32-77

56,5 15,57 32-77

72,7 6,78 60-84

73,6 7,14 60-84

!71,3 8,84 152-186

170,4 9,49 152-186

K6rpergewicht(kg) Mittel SD Min.-Max. K6rpergr6ge(cm) Mittel SD Min.-Max,

Ziel unserer Studie war, dieWirksamkeit und Vertr~glichkeit von Cefixim bei Patienten mit bakteriellen Atemwegsinfektionen, vorwiegend Infektasthma, zu ermitteln.

Patienten und Methode Die Studie wurde als offen-unkontrollierte Studie in der Zeit von Februar 1986 bis Juni 1986 in Hannover durchgef0hrt. Insgesamt wurden 20 Patienten (zehn m/innliche und zehn weibliche) im Alter von 32 bis 77 Jahren mit der Diagnose ,,bakterieUe Atemwegsinfektionen bei chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung" ambulant oder station~ behandelt, nachdem sie ihr Einverst~ndnis zur Teilnahme an der klinischen Studie erteilt hatten. Die allgemeinen Patientendaten sind Tabollo 1 zu entnehmen. Ausschlul3kriterien waren eine bekannte [~-Laktamunvertraglich-

Dr. med. L. Le0nhardt, Klinisches Institut ftir Allergien und Atemwegserkrankungen, Dieterichstrage35B, W-3000 Hannover 1, Germany.

Infection 18 (1990) Suppl. 3 © MMV Medizin Verlag GmbH Miinchen, Mtinchen 1990

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L . Leonhardt: Cefixim bei Atemwegsinfektionen

Tabelle 2: Klinische und bakteriologische Ergebnisse. KlinischeErgebnisse (N = 16) Symptomfrei deutlicheBesserung unver'~adert verschtechtert

Arzt

Patient

1 13 1 1

1 14 0 1

BakteriologischeErgebnisse(N = 10) Elimination Keimwechsel

9 1

Tabelle 3: Ver&nderung der klinischen Symptomatik unter Cefiximtherapie.

nein

3

13

Ergebnisse

BrUstschmerz ja nein

5 11

0 16

9 6 0

1 5 t0

1 15 0

0 2 14

16 0 0

3 1 12

2 13 1 0

0 1 3 12

3 13 0 0

0 0 4 12

Sputummenge viel wenig kein Sputum Sputumqualitfit mukopurulent purulent kein Sputum Husten produktiv trocken kein Husten Hustenh~iufigkeit oft h~ufig selten kein Husten Hustenintensit~it schwer mittel leicht kein Husten

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keit, eine antibiotische Vorbehandlung innerhalb der letzten drei Tage vor Pr~fbeginn sowie die Isolierung von Cefixim-resistenten Erregern aus Sputum oder bronchoskopisch gewonnenem Bronchialsekret vor Beginn der Therapie. Ebenfalls nicht in die Studie aufgenommen wurden: Schwangere, stillende MUtter, Patienten mit schwerem Alkohol- oder Arzneimittelabusus, Patienten mit Niereninsuffizienz, mit schweren Erkrankungen des ZNS, schweren Formen von Blutgerinnungsst6rungen sowie schweren Leberfunktionsst6rungen. Die Diagnose wurde aufgrund klinischer, r6ntgenologischer und bronchoskopischer Befunde gesichert. Daneben wurden Lungenfunktionstests (Ganzk6rperplethysmographie, Spirometrie) durchgeftihrt und verschiedene Laborparameter in Urin und Blut bestimmt. FOx die baktefiologischen Untersuchungen wurde zum Erregernachweis steriles Bronchialsekret oder Sputum gewonnen, Die Empfindlichkeit wurde im Agardiffusionstest bestimmt. Bei Verwendung von 30 I-tg Testblattchen galten folgende Kriterien: Hemmhofdurchmesser > 27 mm wurden als sensibel bewertet, von 23-27 mm als m~i6ig sensibet und < 23 mm als resistent: Die Patienten erhielten zweimal 200 mg Cefixim/die. Das Pr~iparat stand in Form von Hartgelatinekapseln ~t200 mg zur Verfiagung und wurde morgens und abends unzerkaut mit ausreichend Fltissigkeit eingenommen. Es wurde darauf geachtet, da6 die Patienten ihre bisherige antiobstruktive Medikation beibehielten. Auf eine zus~itzliche 0rale oder inhalative Steroidbehandlung wurde jedoch verzichtet.

Zur Beurteilung der Wirksamkeit von Cefixim konnten die Daten von 16 Patienten herangezogen werden. Bei einem Patienten mul3te die Behandlung vorzeitig wegen einer sekund~iren Mykose nach sieben Tagen abgebrochen werden. Zwei Patienten waren innerhalb der letzten drei Tage vor Prtifbegjnn noch mit anderen Antibiotika behandelt wor: den, so dab hier nachtr~iglich ein Ausschlu6 effolgen muBte. Ein weiterer Patient erschien nicht zur Abschlut3untersuchung. Jedoch ist der betreffende bakteriologische Kontrollbefund dokumentiert (Setbsteinsendung yon Sputum). Die Behandlungsdauer betrug bei den hinsichtlich der Wirksamkeit auswertbaren Patienten 13 bis 17 Tage (im Mittel 14,6 Tage). Ftir die Vertr~iglichkeitsbeurteilung von Cefixim konnten alle 20 Patienten herangezogen werden. Der klinische Erfolg wurde bezfiglich des Allgemeinzustandes und Art beziehungsweise Intensit~it der klinischen Symptome am Behandlungsende im Vergleich zum Ausgangsstatus beurteilt. Bei 14 der 16 auswertbaren Patienten konnte eine Heilung der akuten Atemwegsinfektionen oder zumindest eine deutliche Besserung konstatiert werden. Darunter fallen auch drei Patienten, die unter Einhaltung der Prtifplankriterien mit anderen Antibiotika (Doxycyclin) ohne Erfolg vorbe= handelt waren. Bei einem Patienten war die klinische Symptomatik unver~indert, bei einem weiteren Patienten hatte sich der Zustand verschlechtert (Tabollo 2), Der gute klinische Erfolg zeigt sich auch im Verlauf der Ktirpertemperatur (Abbildung 1 ), in der ver~nderten klini-

Infection 18 (1990) Suppl. 3 © MMV Medizin Verlag GmbH Miinchen,Mtinchen 1990

L. Leonhardt: Cefixim bei Atemwegsinfektionen 38,5- °c

auswertbare Patienten MW + - SD

38,0.

8-

auswertbare Patienten MW +- SD

7-

37,5.

6-

37,o.

j

5-

J

J

36,5. 436,o.

I

I

I

I

I

I

I

I

t-

I

I

I

I

I

I

vor 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9, 10 11. 12. 13. 14. Tag Abbiidung 1: Verlauf der Kfrpertemperatur unter CefiximTherapie.

7

cmH20/t/s

auswertbare Patienten MW +- SD

3-

I

vor Beginn

nach 7Tagen

nach 14 Tagen

Abbildung 2b: FEV1.

auswertbare Patienten MW +- SD

4,5 4,0

6

3,5

5

3,0 4 2,5 3

2,0 I

2

i

vor Beginn

i

nach 7 Tagen

t

nach 14 Tagen

1,5

t .....

vor Beginn

nach 7 Tagen

nach 14 Tagen

Abbildung 2a: Resistance.

Abbildung 2c: MLPF.

schen Symptomatik nach Abschlul3 der Cefiximtherapie (Tabollo 3) sowie in der Verbesserung der Lungenfunktion ( A b b i l d u n g e n 2 a - 2 c ). Besonders hervorzuheben sind hier die signifikanten Ver~inderungen der Resistance mit einem p-Wen yon < 0,01. Bei zehn von 16 auswertbaren Patienten lagen vor Therapiebeginn Kulturbefunde vor. Das Untersuchungsmaterial wurde dabei bei 15 Patienten bronchoskopisch entnommen, bei einem Patienten wurde das nach morgendlichem Abhusten gewonnene Sputum verwandt. Bei drei Patienten wurden Enterobacter sp. isoliert, bei zwei Patienten Erreger aus der Enterobacter/Klebsiella-Gruppe, zwei Patienten wiesen Proteus sp. auf, ein Patient Escherichia coli, ein weiterer Patient Pseudomonas sp. In einem Fall wurden bronchoskopisch Enterokokken isoliert, eine pathogene Bedeutung dieser Erregerspezies bei chronischer Bronchitis ist jedoch unwahrscheinlich. Nach Therapieende waren bei 15 der Patienten die ursprtinglich isolierten Keime nicht mehr nachweisbar, ein Patient wies einen Keimwechsel auf (Enterobacter/Klebsiella-Gruppe --->Enterobacter sp., Pseudomonas sp.). Bei diesem Patienten war auch klinisch eine Verschlechterung

nach anfanglicher Besserung zu verzeichnen (Tabollo 2). Bei dem Patienten, der nicht zur Abschluguntersuchung kam, jedoch eine Sputumprobe eingesandt hatte, war der ursprtinglich isolierte Keim (Enterobacter/KlebsiellaGruppe) ebenfalls nicht mehr nachweisbar. Nebenwirkungen wurden bei vier der 20 mit Cefixim behandelten Patienten registriert. Drei Patienten wiesen gastrifische Symptome auf, die als mittelschwer eingestuft wurden. In zwei Fallen wurde ein Zusammenhang mit der Cefixim-Therapie als m6glich angesehen, bei einem Patienten als wahrscheinlich. Bei einem Patienten trat eine Mykose auf, die Therapie mit Cefixim wurde in diesem Falle abgebrochen. Laborwertver~inderungen im Zusammenhang mit der Cefixim-Behandlung traten nicht auf. Diskussion

Die klinischen Befunde, die nach 13- bis 17t~igiger Therapie mit zweima1200 mg Cefixim bei unserem Patientenkollektiv erhoben werden konnten, bestatigen bereits vorliegende intemationale Studienergebnisse [4-7].

Infection t 8 (1990)SuppL3 © MMV MedizinVerlag GmbHMiinchen, Miinchen 1990

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L . L e o n h a r d t : Cefixim bei Atemwegsinfektionen

Bei 14 von 16 auswertbaren Patienten zeigte das Pr~iparat klinische Wirksamkeit. Bei neun von zehn Patienten mit positivem Keimnachweis vor Therapiebeginn konnte eine Elimination der initial isolierten Erreger erzielt werden. Die Vertr~iglichkeit von Cefixim entsprach der anderer

oraler [3-Laktamantibiotika. In der Behandlung akuter Atemwegsinfektionen bei Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung stellt Cefixim eine wirksame Alternative zu anderen Antibiotika dar.

Literatur 1. Stone, J. W., Guan Linong, Andrews, J. M., Wise, R.: Cefixime, in vitro activity, pharmacokinetics and tissue penetration. J. Antirnicrob. Chemother. 23 (1989) 221-228. 2. Doern, G. V., Tubert, T. A.: In vitro activities of 39 antimicrobial agents for Branhamelta catarrhalis and comparison of results with different quantitative susceptibility test methods. Antimicrob. Agents Chemother. 32 (1988) 259-261. 3. Sanders, C.C.: 13-Lactamase stability and in vitro activity of oral cephalosporins against strains possessing well-characterized mechanisms of resistance. Antimicrob. Agents Chemother. 33 (1989) 13131317.

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4. Abe, S., Munakata, M., Tsuneta, Y., Kawakami, Y.: Clinicalevaluation ofcefixime for respiratory tract infection with chronic respiratory disorder. Chemotherapy 33, Suppl. 6 (1985) 185-189. 5. Kiani, R., Johnson, D., Nelson, B.: Comparative, multicenter studies of cef'mime and amoxicitlin in the treatment of respiratory tract infections. Am. J. Med. 85, Suppl. 3A (1988) 6-13. 6. Beumer, H. M.: Cefixime versus amoxicillin/clavulanicacid in lower respiratory tract infections. Int. J. Clin. Pharmacol. Ther. Toxicol. 27 (1989) 30-33. 7. Dorow, P.: Safety and efficacy of cefixime versus cefaclor in respiratory tract infections. J. Chemother. 1 (1989) 257-260.

Infection 18 (1990) Suppl. 3 © MMV Medizin Vedag GmbH Mtinchen, Miinchen 1990

[Treatment results using cefixime for bacterial respiratory tract infections].

In a prospective open clinical trial 20 patients with the diagnosis bacterial respiratory tract infection and underlying chronic obstructive lung dise...
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