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Tonometersterilisation Inaktivierung von Herpes simplex Virus Typ 1 (HSV-1) und Adenovirus (Typ 2) durch ultraviolette Bestrahiung H. Schmitz', J. Draeger2, P. Emmerich2

mentellen Studien gewonnenen Erfahrungen nun auch für Zusammenfassung 30 Sekunden UV-Bestrahlung genugten, urn die Mellkolben des Handapplanations-Tonometers nach massiver Kontamination mit Herpes simplex Virus Typ 1 und Adenovirus Typ 2 verlal3lich zu sterilisieren. Auf die Methodik und die klinischen Schlullfolgerungen wird hingewiesen.

Sterilization of Applanation Tonometers Inactivation of Herpes Simplex Virus Type I (HSV I) and Adenovirus (Type 2) by Ultraviolet Radiation _________________________________

Thirty seconds of ultraviolet radiation was sufficient to completely sterilize the probes of hand applanation tonometers highly contaminated with herpes simplex virus type I and adenovirus type 2. Application of the method and clinical consequences are discussed.

Einführung

eine analoge Untersuchung zur Tonometersterilisation nach Kontamination mit Adenoviren (Typ 2) und Herpes simplex Viren Typ 1 (HSV-1) vorzunehmen. Dies lag schon deshaib nahe, weil derartige Untersuchungen eines betrachtlichen experimentellen Aufwandes zur Vornahme einer wirklich standardisierten Kontamination und damit zur Schaffung quantifizierbarer reproduzierbarer Versuchsbedingungen bedürfen. Wiederum wurden die Forderungen von R.

M. Wood (1962) zugrundegelegt: 1. die Methode mull wirksam sein, das heil3t, die Teile des Tonometers, die mit

dem Auge des Patienten in Beruhrung kommen, mUssen zuverlassig sterilisiert werden. 2. sie soil einfach sein, das heillt, ihre Zuverlassigkeit darf nicht von der Erfahrung oder (Jbung des Benutzers abhangen. 3. sie solite Funktion und Lebensdauer des Tonometers nicht beeintrachtigen, Auf die Schwierigkeiten, die andere Stenilisationsverfahren, wie Erhitzung, Einwirkung chemischer Agenzien, insbesondere Athylenoxyd, für die Lebensdauer des Tonometers oder die praktische Handhabung im klinischen Alltag mit sich bringen, haben wir schon hingewiesen.

Wir haben vor kurzem uber die Moglichkeit zur verlal3lichen Inaktivierung von Retroviren, (Human Immundeficiency Virus 1, HIV-l) in hoher Konzentration auf die Me]3kolben eines HandapplanationstonoUber die Inaktivierung von Herpes-Viren meters aufgebracht, durch kurze UV-Bestrahlung, bench- und Adenoviren durch chemische Verfahren (A. S. Katet (H. Schmitz, J. Draeger, 1986). plan, 1973; M. Green, M. Pina, 1963) liegen umfangreiche Erfahrungen vor. Die damalige Untersuchung erganzte frUher vorgenommene ausgedehnte bakteriologische UntersuDiese sind teilweise in der augenarztlichen chungen zur einfachen Sterilisation von TonorneterkOlb- Praxis nicht anwendbar, da diese Substanzen auch in höhechen (J. Draeger, 1970), die sich zunchst mit der VerhU- rer Verdunnung unangenehme Nebenwirkungen am Auge tung der Ubertragung bakterieller Infektionen durch To- zeigen. Daher ist es vorteilhaft, augenarztliche Instrumennometer und Kontaktglaser beschaftigt hatten. te, insbesondere soiche, die wiederholt mehrfach am Tage zur Anwendung kommen, mit ultraviolettem Bestrahlen zu Zweifellos spielt in der klinischen Praxis desinfizieren. Leider liegen bislang keine Erfahrungen die Ubertragung von Adenoviren zahlenmallig eine grolle- Uber die Desinfektion von Herpes- oder Adenoviren auf re Rolle als etwa die mogliche Clbertragung von Retrovi- augenarztlichen Instrumenten durch ultraviolette (UV-) ren, die zwar denkbar, aber bisher noch nicht beschrieben Strahien von. Kurzlich hatten wir uber die UV-Inaktivieist. Es lag deshalb nahe, unsere in den bisherigen experi- rung eines Retrovirus (Human Immundeficiency Virus 1, HIV-1), das auf em Augendruckmellgerat (Applanationstonometer) aufgebracht wurde, berichtet (H. Schrnitz, J. Kiln. Mb!. Augenheilk. 196 (1990) 225—227 Draeger, 1986). F. Enke Verlag Stuttgart

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Bernhard-Nocht-lnstitut, Schiffs- und Tropenkrankheiten, Abteilung Virologie (Direktor: Prof. Dr. H. Schmitz) 2iiniversitats-Augenklinik und Poliklinik Hamburg (Arztl. Direktor: Prof. Dr. J. Draeger)

H. Schmitz et a!.

KIm. Mb!. Augenheilk. 196 (1990)

Während es fur das HIV-1 bislang keine Berichte gibt, daB durch augenarztliche Manipulation mit einem Tonometer das Virus ubertragen werden kann, kann dagegen das Herpesvirus Typi gelegentlich durch den Augenarzt ubertragen werden. Ahnlich verhalt es sich wohi mit dem Adenovirus Typ 2, das Ursache der epidemischen Keratokonjunktivitis ist. Vor allem die Infektion mit Her-

pes simplex kann bekanntlich zu schweren bleibenden Schaden fUhren. Es schien uns daher wichtig, Untersuchungen, wie die mit dem HIV-1 durchgefuhrten, auch für HSV-1 und em Adenovirus vorzunehmen.

Methoden Adenovirus Typ 2 und Herpes simplex-Virus Typ-1-Isolate wurden auf kontinuierlich wachsenden Affennierenzellen (Vero-2-Zellinie) in MEM-Medium mit 2% hitzeinaktiviertem fOtalem Kâlberserurn unter Zusatz von Antibiotika bei 37°C kultiviert. Nach mehreren Passagen konnte em Kulturuberstand erhalten werden, der in der nachfolgenden Titration einen

Titer von i0 1D50/50 tl (2 x iO 1D50/ml) fur beide Viren ergab. Nach Einfrieren und Auftauen des Gewebekulturuberstandes wurde in beiden Suspensionen nur noch em Rest-Titer von iO 1D50/50 t1 nachgewiesen. Titration

Die Titrierung des Virus erfolgte im o.a. Nahrmedium in Verdunnungsschritten mit dem Faktor 10. Die Verdunnungen wurden auf Mikrotiterplatten (Nunc, Kopenhagen, Danemark) tibertragen, auf deren Boden uber 2 Tage Verozellen kultiviert worden waren. In jede Vertiefung kam 50 il Verdunnungsflussigkeit. Die Platten wurden dann uber 7 Tage bei 37° inkubiert, darauf wurde abgelesen. Durch die Infektion kommt bei beiden Viren em deutlicher zytopathischer Effekt (CPE) in Form

von Zellabrundungen oder Zellaggregation zustande. Der CPE wurde zushtzlich mit der indirekten Immunfluoreszenz kontrolliert. Hierzu verwendeten wir monoklonale Antikorper gegen HSV-1 und Adeno-2 Viren (Fa. Th. Geyer, Stuttgart und Fa. bio Merieux, Frankfurt). Alle Titrationen wurden in 4fach Ansätzen ausgefuhrt und alle Experimente wurden an verschiedenen Tagen wiederholt.

UV-Inaktivierungsversuche

20 il Virus mit einem Titer von iO 1D50/50 tI (2 x 108 1D50/ml) wurden auf den Druckkorper eines Handapplanationstonometers aufgetragen. Daraufhin wurde durch Finschalten der automatischen UV-Lichtquelle uber unterschiedliche Zeiten (0, 30, 60, 90 und 120 Sek.) bestrahlt (Abb. 1). Nach der entsprechenden Expositionszeit wurden die 20 il mit 180 tl Nahrmedium abgewaschen und die Losung aufgefangen. Dieses 1:10 verdUnnte Material wurde für die nachfolgende Titration verwendet.

Ergebnisse

In der Kontroliprobe (20 iI Virussuspension auf den Tonometerkopf; 0 Sek. UV-Bestrahlung) liel3

sich der anfanglich verwendete Virustiter reproduzieren (10 1D50/50 ml). Bereits nach 30 Sek. Exposition sowie naturlich auch nach langeren Expositionszeiten waren weder Herpes- noch Adenovirus in einer Verdunnung von 1: 10 (Titer

[Tonometer sterilization. The inactivation of herpes simplex virus type 1 (HSV-1) and adenovirus (type 2) by ultraviolet radiation].

Thirty seconds of ultraviolet radiation was sufficient to completely sterilize the probes of hand applanation tonometers highly contaminated with herp...
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