Top-Infos aus neuen Leitlinien

HPV-assoziierte Neoplasien verhindern Top-InfosausneuenLeitl nien

Schlüsselwörter To prevent HPV-associated neoplasia Leitlinien

Die neue S3-Leitlinie „Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien“ aktualisiert die Leitlinie von 2009 und ergänzt die STIKO-Empfehlungen von 2013. Die KernOnline Publikation: leitliniengruppe (HPV-Managementforum) ist eine Arbeitsgruppe der Paul-EhrlichDMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2 06 014; 1392 3:1605 · © Georg Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721 439- 4 13 Gesellschaft für Thieme Chemotherapie e.V, eine multidisziplinäre Expertengruppe, mit Mitgliedern verschiedener Fachgesellschaften. Zusätzlich beteiligt war eine erweiterte Expertengruppe medizinischer Fachgesellschaften (s. Link zur Langversion). Top-Info 1 Kein Widerspruch zur STIKOEmpfehlung, sondern Ergänzung

▼ Zwischen der persistierenden Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) Typ 16 und 18 sowie mindestens 11 weiteren sogenannten Hochrisiko-HPV (HR-HPV) und der Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorläuferläsionen (sog. Dysplasien bzw. Cervical Intraepithelial Neoplasias [CIN]) besteht ein ursächlicher Zusammenhang ebenso mit Vulva-, Vaginal-, Penis- und Analkarzinomen, Tonsillen-, Kehlkopfkrebs und bestimmten Formen von Hautkrebs. Sogenannte Niedrigrisiko-HPV (NR-HPV) wie HPV 6 und HPV 11 sind ursächlich für über 90% der anogenitalen Condylomata acuminata (spitze Kondylome, anogenitale Warzen). Mit der Entwicklung prophylaktischer Vierfachimpfstoffe (HPV 6, 11, 16, 18) bzw. Zweifachimpfstoffe (HPV 16, 18) lässt sich die Infektion des Zervixepithels und anderer Plattenepithelien, die Entwicklung von Krebsvorstufen und im Falle der Vierfachimpfung (HPV 6, 11, 16, 18) auch die Entwicklung von Condylomata acuminata verhindern. Basierend auf den Studiendaten zur Wirksamkeit der HPV-Impfstoffe bei der Prävention von Krebsvorstufen von Zervix, Vagina und Vulva empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO die Impfung bei Mädchen im Alter von 12 – 17 Jahren. Die nun vorliegende S3-Leitlinie steht nicht im Widerspruch zu dieser Empfehlung, sondern stellt eine umfassende Ergänzung dar. Top-Info 2 Möglichst frühzeitige Impfung aller Mädchen ab dem 9. Lebensjahr

reits erfolgter Infektion verabreicht wird. Trotzdem wird eine HPV-Testung vor einer Impfung gegenwärtig mangels praktischer Konsequenzen nicht empfohlen: Persistierende HPV-Infektionen sind überwiegend Einzelinfektionen, so dass in den meisten Fällen ein Schutz gegen weitere Impftypen gegeben bleibt. Eine umfassende HPV-Testung ab 18 Jahren würde zahlreiche passagere Infektionen identifizieren, die keine klinische Bedeutung besitzen und deren Nachweis zu einer erheblichen Verunsicherung von Frauen und Ärzten führen würde. Hingegen ist ein HPV-Test als Ergänzung der Zytologie bei der Krebsfrüherkennung ab dem 30. Lebensjahr sinnvoll – bei zytologischen, kolposkopischen oder anamnestischer Auffälligkeiten auch bei jüngeren Frauen. Ebenso ist eine HPV-Testung nach der Therapie von CIN indiziert. Da also trotz Aufnahme sexueller Aktivität ein Nutzen bestehen kann, wird empfohlen für diese Personen eine Einzelfallentscheidung bezüglich der HPV-Impfung zu treffen. Top-Info 3 Kein Einfluss der Impfung auf bestehende CIN oder Zervixkarzinome

▼ Die Ergebnisse der Studien zur prophylaktischen HPV-Vakzine zeigen, dass die Impfung keinen Einfluss auf bereits bestehende HPV-Infektionen hat. Allerdings besteht Konsens, dass es Hinweise für eine Verhinderung einer Wiedererkrankung nach chirurgischer Therapie bei HPV-Geimpften gibt. Daher wird empfohlen, die HPV-Impfung im Rahmen einer chirurgischen Therapie in Betracht zu ziehen, um das Wiedererkrankungsrisiko zu vermindern.

▼ Diese Empfehlung war Konsens folgend der gegebenen Evidenz auf Basis der umfangreichen Studien beider Impfstoffe. Ergänzend wurde im mehrheitlichen Konsens die Aussage getroffen, dass sich nach Aufnahme sexueller Aktivität der erwartete Nutzen der Impfung verringern kann, da die Impfung dann eventuell nach be-

Top-Info 4 Möglichst frühzeitige Impfung auch aller Jungen ab dem 9. Lebensjahr

▼ Diese Empfehlung war Konsens aufgrund der u.a. auf Studien des tetravalenten Impfstoffs beruhenden Evidenz, für den eine Effektivität in Bezug auf die Prävention HPV6-, -11-, -16- und -18-assoziierter externer

Langfassung der Leitlinie Gross, G. et al. Vaccination against HPV-Associated Neoplasias. Geburtsh Frauenheilk 2014; 74:233-241 Online verfügbar unter: → www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/ 082-002.html

genitaler Läsionen (Condylomata acuminata, penile intraepithaliale Neoplasie (PIN), perianale und perineale intraepitheliale Neoplasie) von 90,4 % (95% CI: 69,2–98,1) gezeigt werden konnte. Die Effektivität der tetravalenten Vakzine gegenüber PIN betrug 100 % (95% CI: -3788,2–100) in der per- Protokoll-Analyse bezogen auf die Prävention einer PIN 2 oder 3. Da es auch bei Jungen Hinweise für eine Verhinderung einer Wiedererkrankung nach chirurgischer Therapie bei HPV-Geimpften gibt, kann die HPV-Impfung im Rahmen einer chirurgischen Therapie auch hier in Betracht gezogen werden, um das Wiedererkrankungsrisiko zu vermindern. Top-Info 5 Krebsfrüherkennungsuntersuchung auch für geimpfte Frauen

▼ Die gegenwärtigen Impfstoffe können nicht alle onkogenen HPV-Infektionen verhindern, daher müssen auch geimpfte Frauen weiterhin an den Krebsfrüherkennungsuntersuchungen teilnehmen.

Fazit Die STIKO-Empfehlung, die in Deutschland als medizinischer Standard gilt, sieht die HPV-Impfung nur für Mädchen im Alter von 12–17 Jahren vor; die S3-Leitlinie, eine wissenschaftlich fundierte (evidenzbasierte) AWMF-Leitlinie empfiehlt darüber hinaus die Impfung aller Mädchen und Jungen möglichst früh ab dem 9. Lebensjahr (ebenfalls bis 17 Jahre). Diese Empfehlungen sollten bei der Aufklärung mit den Eltern transparent diskutiert werden. Wichtig für die Praxis ist, zur Entscheidungsfindung vor einer Impfung keine HPVTestung durchzuführen, da sich daraus keine Konsequenzen ergeben. Geimpfte Frauen sollen weiterhin an der Krebsfrüherkennung teilnehmen. Interessenkonflikte: Vortrags- und Beraterhonorar GlaxoSmithKline, Roche, SanofiPasteur, MSD

Prof. Dr. G. Gross Rostock DOI 10.1055/s-0034-1374698

Dtsch Med Wochenschr 2014; 139

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Leitlinie Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien C Reinhardt S. Andreas

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