PRAXIS

Editorial

Praxis 2014; 103 (4): 185-186

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Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen: Was kommt als Nächstes? Die aktuellen Behandlungsoptionen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), also Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU), beinhalten 5-Aminosalicylsäure, Probiotika, Kortikosteroide, Immunsuppressiva wie Azathioprin und 6-MP, Ciclosporin oder Methotrexat sowie anti-TNFAntikörper. Allerdings sind diese Optionen bei einer signifikanten Anzahl von Patienten nicht oder zumindest nicht dauerhaft ausreichend wirksam, sodass oftmals eine chirurgische Intervention notwendig ist und wiederholt akute Schübe, auch unter Therapie, auftreten. Hieraus wird deutlich, dass neue Therapieoptionen für die Behandlung der CED dringend benötigt werden. Vielversprechende Daten ergeben sich aus den Studien mit dem darmspezifischen a^ß^-Antikörper Vedolizumab, der die Migration von Lymphozyten aus dem Blut in die Darmwand hemmt. Insbesondere für Patienten mit CU zeigte sich nach Gabe von Vedolizumab eine deutlich höhere Remissionsrate nach 52 Wochen als in der Placebogruppe, was diesen Ansatz gerade bei anti-TNF refraktären Patienten sehr interessant machen dürfte [1,2]. Vedolizumab sollte in absehbarer Zeit auch in der Schweiz die Zulassung erhalten und andere Moleküle mit ähnlicher Wirkweise werden aktuell, auch in der Schweiz, in PhaseIll-Studien getestet.

Trunk mit Schweinepeitschenwurmeier Einen spannenden Ansatz stellt die Gabe einer Trinklösung mit Eiern des Schweinepeitschenwurmes (Trichuris suis ova, TSO) dar. In Studien bei Patienten mit MC oder CU zeigte sich eine gute Wirk© 2014 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern

samkeit der Wurmeier bei gleichzeitig sehr guter Verträglichkeit [3,4]. Diese Beobachtungen werden aktuell in einer grossen Placebo-kontroUierten Studie, auch an Schweizer Studienzentren, weiter untersucht. Die Inhibierung der Aktivität der intrazellulären Signalmoleküle JAKl-3 mittels des Inhibitors Tofacitinib zeigte bei Patienten mit CU eine sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit [5]. Dieser vielversprechende Ansatz dürfte nun ebenfalls in Phase-III-Studien weiterverfolgt werden. Ein interessanter Ansatz ist zudem die orale Gabe von retardiertem Phosphatidylcholin, das eine Verstärkung des Schleimhautschutzes im Dickdarm bewirkt. Hierftir konnte bei CU-Patienten eine gute Wirksamkeit, auch bei steroidabhängigen Verläufen, bei gleichzeitig sehr guter Verträglichkeit nachgewiesen werden [6]. Die Blockade von Interleukin-12 mittels des Antikörpers Ustekinumab könnte eine zukünftige Therapieoption bei MC-Patienten darstellen, die auf eine anti-TNF-Antikörper-Therapie nicht oder nur ungenügend ansprachen [7]. Diese Beobachtungen werden aktuell in Phase-III-Studien weiter evaluiert. Die Antikörper-vermittelte Blockade des Interleukin-6-Signalweges beinhaltete eine weitere interessante Therapieoption, die aktuell in grossen, Placebo-kontrollierten Studien, auch in der Schweiz, untersucht wird. Dieser Therapieansatz wird insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen bereits erfolgreich und gut verträglich im klinischen Alltag angewendet. Als vierter und neuer anti-TNF-Antikörper zeigte Golimumab im Rahmen einer Phase-III-Studie bei der CU zudem bereits gute Resultate [8].

In den nächsten Jahren dürfte somit eine Anzahl neuer Substanzen, gerade auch für die Behandlung von Patienten mit steroidabhängigem und/oder anti-TNF refraktärem Krankheitsverlauf zur Verfügung stehen. PD Dr. med. Michael Scharl und Prof. Dr. med. Dr. phü. Gerhard Rogler Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Zürich

Korrespondenzadresse PD Dr. med. Michael Scharl Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Departement für Innere Medizin Universitätsspital Zürich Rämistrasse 100 8091 Zürich [email protected]

Bibliographie 1. Sandborn WJ, Feagan BG, Rutgeerts P, et al: Vedolizumab as induction and maintenance therapy for Crohn's disease. N EngI J Med 2013; 369:711-721. 2. Feagan BG, Rutgeerts P, Sands BE, et al: Vedolizumab as induction and maintenance therapy for ulcerative colitis. N EngI J Med 2013; 369:699-710. 3. Summers RW, Elliott DE, Urban JFJr, et al.: Trichuris suis therapy for active ulcerative colitis: a randomized controlled trial. Gastroenterology 2005; 128:825-832. 4. Summers RW, Elliott DE, Urban JFJr, Thompson R, Weinstock JV:Trichuris suis therapy in Crohn's disease. Gut 2005; 54: 87-90. 5. Sandborn WJ, Ghosh S, Panes J, et al.:Tofacitinib, an oral Janus kinase inhibitor, in active ulcerative colitis. N EngI J Med 2012; 367:616-624. DOI 10.1024/1661-8157/a001556

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6. Stremmel W, Hanemann A, Braun A, et al.: Delayed release phosphatidylcholine as new therapeutic drug for ulcerative colitis - a review of three clinical trials. Expert Opin Investig Drugs 2oio; ig: 1623-1630. 7. Sandborn WJ, Gasink C, Gao LL, et al.: Ustekinumab induction and maintenance therapy in refractory Crohn's disease. N EngI J Med 2012; 367:1519-1528. 8. Sandborn Wl, Reagan BG, Maraño C, et al.: Subcutaneous Colimumab Maintains Clinical Response In Patients with Moderate-To-Severe Ulcerative Colitis. Gastroenterology 2013 lun 14. Epub ahead of print.

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[Therapy of chronic inflammatory bowel diseases: what comes next?].

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