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Zum Geburtsverlauf bei intrauterinem Fruchttod J. Wessei, W Lichtenegger. W Gerold. W Schönegg

Zusammenfassung Es werden die Ergebnisse des Geburts verlaufes bei 71 intr auterin en Todesfallen geschildert . In 82 % kam es zur Spontangebur t, wegen Geburtsstillsta ndes wurd e in 4 % eine Va kuum extr akt ion durchgefüh rt. Die relativ hohe Sektionsrate von 14 % erfolgte überwiegend a us mütterlicher Indikation. Die Einführung der Prostaglandine stellte einen wesentlichen Fortschritt bei der Geburtsinduktion dieser gestö rte n Schwa ngerschaften dar ; insgesamt 36 Patientinn en (51 %) erhielten Sulproston (überwiegend intravenös). Weiterhin werden intrap artale, unmittel bar postp artale und Komplikati onen der frühen Wochenb ettphase diskutiert .

Ein leitung War en in den 20er Jah ren noch 20 -50 Totgeburten pr o 1000 Gebu rte n zu beklagen . liegt die Inzidenz für den intr au teri nen Fruchttod he ute unter 10 / 1000 Geburten und schei nt seil 1980 bei etwa 5/1 000 Geburten zu stagni eren (21. 30. 31, 36.49, 55). Schon früh zeitig wurde hinsichtlich der Gebur tsleitung die Fra ge nach einer komplikati onsarm en Geburtsbeendigung geste llt, um de r Mutte r psychisches Leid zu erspa re n und mütterliche Risiken wie Gerinnun gsstörungen oder Amnioninfektionen zu verm eiden. Nachdem in den 30er Jahren hochdosierte Estrogengaben zur Geburtseinleitung keinen große n Erfolg zeigten, erwiesen sich später Quinine , Hypophysenhinterlappenextrakte und Oxytocin u. a. bei nicht geburtsb ereiter Zervix ebenfalls als ineffektiv. Erfolgvers prechend schienen dann intraamniale Infusionen mit hypertonen Lösungen ("salting out"). die jedoch wegen der hoh en Rate an Infektionen und Gerinnungss törunge n unp opulär blieben. Bei protrahierten Geburtsverläufen und in Risikofällen muß ten zumeist zerstückelnde vaginale Opera tionen , Secriones oder Hysterektomien durchgeführt werden (4, 6,11 . 12, 15,1 7.1 9. 20. 22, 27. 54). So wurde häufig die spontane Geburt abgewarte t, bis mit der Einftihrung der Prostaglandine in den 60er Jahren ein wesentlicher Fortsc hritt zur raschen Geburtsh. u. Fra uenheilk . 52 ( 99 2)10 3- 108 © Georg Thiem e Verlag Stuttgart · New York

Course of Birth in th e Case of Intrauterine Foetal Death The results of the course of birth in 71 intrauteri ne cases of foeta l death are prese nted. There were spontaneous deliveries in 82 % of the cases and in 4 % a vacuum extrac tion was perform ed. The relatively high rate (14%) ofCaesarea n sections was in most cases, due to matern al indication. The intr oduction of prosta glandins was a significant progress factor in birth induction of these distur bed pr egnan cies. All 36 patienls (51 %) were tr eated with sulprostone (mostly intravenously). Furt hermore . Intrapartal. directly postp artal complications and complications of ea rly puerp erium are discussed.

Beendigun g gestö rte r Schwangerschaften gelang (8.23. 24, 25). Im folgend en wird a nband von 71 Fällen der spezielle Aspekt des Geburtsverlaufes bei intrauterinem Fruchttod unt ersucht.

Material und Methode Für eine t lj ährige Untersuchungsperiode wurden im Rah men einer medizinischen Disserta tion (W Gerholdl die intrauterinen Fruchttodesfa lle an der UFK Char lottenburg retrospektiv analysiert. die Angaben zum Gebu rts verlau f wurden anhand der Krank engeschichten erfaßt und ausgewertet (10) .

Ergebnisse Im 11jäh rigen Untersuchungszeitra um vom 1.1.1978 bis 31.12.1988 ere ignete n sich bei eine r Gesamtentbindungszahl von 18 244 und einer peripa rtalen Gesam tste r blichkeilsrate von 10,5 / 1000 Geburten a n der UFK Cha rlottenbur g 71 intraute rine Todesfalle (Einlingsschw anger schaften ab 28, SSW). Fünf Geminigraviditäten mit intrauterinem Fruchttod eines Feten wurden wegen der besonderen Situation nicht berücksichtigt (56). In 5 Fällen (7%) er eignete sich der Tod subpartual.

Sc hwangere 37 Frauen (52 %) waren Ers tgebä re nde. 17 bzw. 10 hatten zuvor eine bzw. zwei, 7 Fra uen drei und meh r Geburten. Unter 20 J ah re alt wa ren 3 Patientinn en, 39 (55 %) zwischen 20 und 29 Jahr e. 27 zwischen 30 und 39 Jahre. 2 waren älter (Altersm edian 27 Jahre).

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Universitäts-Frauenklinik Char Jottenburg der Freien Universität Berli n (Geschäftsf. Dir.: Prof.O r. W. Lichten egger l

104 Geburtsh. u. Frouenheilk. 52 (1992) 14 .,--

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12

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J. Wessei et 01.

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Abb. 1 Gestationsatter der Totgeburten 13 Fälle < 28.SSN. wurden miteinbezogen wegen eines Körpergewichtes > 1000g bzw. einerScheitelfuß.länge > 35cm).

,

8

I, ·

f ··

6

I

I

I

.

~ ~ 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

SSW _

EZa

na ch Obduktion

Tab. 1 Risikogeburten

Gestationsalter

Risikoparameter

Anzahl

kein Risiko

53 10 3

vorzeitige Plazentalösung Geburtsstillstand frustrane Einleitung

1 1

Gestose

74,6 14.1 4,2 1,4 1,4

Gestose und vorzeitige

1,4

Plazentalösung Koagulopattlie und vorzeitige

Plazentalösung

1,4 1,4

drohende Asphyxie

Total

nach Berechnung

71

Abb. l zeigt da s Gestationsalter nach fetaler Obduktion (Obduktion: Abt. f. Paidop athologie und Plaze ntologie, FU Berlin, Prof. M. Vogel) bzw. nach Berech nung (letzte Regel).

Risikogeburten In 18 Fällen bestanden Risikogeburten (25 %, vgl. Ta b. 1).

Geburts modus

100,0 58mal kam es zur Spontangeburt (82 % ),

davon 8mal aus BEL. Drei verstorbene Feten (4%) wurden vagin al-operativ (VE) gebor en, in 10 Fällen (14 %) wurde Tab.2 Art und ndll

[The course of labor in intrauterine fetal death].

The results of the course of birth in 71 intrauterine cases of foetal death are presented. There were spontaneous deliveries in 82% of the cases and i...
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