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Der Bewußtseinsbegriff aus neuropsychiatrischer und in interdisziplinärer Sicht* J. F. Spittler Neurologische Universitätsklinik - Knappschaftskrankenhaus, Ruhr-Universität Bochum (Direktor: Prof. Dr. med. W. Gehlen)

Consciousness - Neuropsychiatrie and Interdisciplinary Aspects

Fortschr. Neurol. Psychiat. 60(1992) 54-65 © GeorgThieme Verlag Stuttgart· New York

Die Lehre von den Bewußtseinstörungen als dem Achsensymptom oder der klinischen Leitlinie der akuten, prinzipiell reversiblen organischen Psychosen und Wiecks Trennung der Bewußtseinsstörungssyndrome von den Durchgangssyndromen (ohne Beeinträchtigung des Wachbewußtseins) ist als Lehrbuchwissen etabliert und zumindest partiell in das neurologische und psychiatrische Alltagswissen eingegangen. In der Neuropsychiatrie der organischen Psychosen wie in der Medizin insgesamt sind das Wachbewußtsein (Wachheit), das Reflexivbewußtsein (charakterisiert durch großhirnkortikale, mentale Leistungen), die Wachbewußtseinsstörungen (Somnolenz, Sopor, Koma) und die Reflexivbewußtseinsstörungen (bei den organischen Psychosen als Durchgangssyndrome) zu unterscheiden. In den letzten Jahrzehnten steht die klassische phänomenologisch deskriptive Psychopathologie des Bewußtseins und seiner Störungen als nicht messende Methode unter dem nachwirkenden eliminativen Verdikt des Behaviorismus. Auch wegen der inhaltlichen und personellen Trennung der Neurologie von der Psychiatrie ist sie nur noch unter dem Aspekt der Konstruktion quantitativer Skalen, jedoch kaum grundsätzlich Gegenstand eingehender methodenkritischer Reflexion gewesen. In der Zwischenzeit haben die Philosophie und Psychologie eine neue Unbefangenheit gegenüber dem Bewußtseinsbegriff entwickelt. Die mehr naturwissenschaftlich-biologischen Arbeitsrichtungen haben weitergehende Erkenntnisse über die selbstorganisierenden Eigenschaften hochrückgekoppelter Systeme wie über zerebrale Funktionen als die Basis bewußter Leistungen erarbeitet. Im Grenzgebiet beider Bereiche entsteht eine fruchtbare interdisziplinäre Zusammenarbeit. Vor diesem Hintergrund werden verschiedenartige Aspekte des Bewußtseins in relevanten Nachbarfachern der Medizin dargestellt. Als aus der klassischen Tradition geprägte Gebiete werden die Philosophie, die philosophisch orientierte Psychiatrie, die deskriptive Psychologie und die postbehavioristische Psychologie betrachtet. Ihnen gegenüber werden neurobiologisch orientierte Gebiete der klinischen Neuropsychologie, der Neurophysiologie und der Neurophilosophie dargestellt. Diese Entwicklungen und Erkenntnisse sollten für eine aktuellerc und umfassendere Sicht der Psychopathologic dcs Bcwußtseins nutzbar gemacht werden.



Ich danke Barhara Becker. GMD, SI. Augustin, Pa.l'quale Calahn'se und Jörg Ließ, Institut für Biopsychologie der Ruhr-Universität und Günther Drehusch für die anregende und fruchtbare Diskussion.

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In German neuropsychiatric literature there is an established tradition of viewing the disturbance of consciousness as a leading symptom of the acute, potentially reversible organic psychoses. Following the late H. H. Wieek acute organic psychoses which are characterized by a disturbance of wakefulness (syndromes of somnolence, sopor, coma), have to be distinguished from those with preserved wakefulness, which he called 'Durchgangssyndrom' (e. g. amnesic syndrome with affective lability). These two syndromes have found their way into textbooks and everyday language in medicine as 'disturbance of consciousness'. But neurology and psychiatry are developing in different directions. Furthermore c1assical phenomenological psychopathology is not a numerative science and consciousness is still under the persisting eliminative verdict of behaviorism. During the last decades consciousness and the psychopathology of acute organic psychoses have been subject to methodological reflection only with the aim of elaborating quantitative scales. In philosophy and psychology there has been a development towards a new impartiality about consciousness during the same time. The biological sciences have acquired more knowledge about cerebral functions with respect to conscious mental processes and between these sciences a fruitful cooperation has evolved from this. The different views of consciousness in relevant neighbouring sciences are looked at from two main points ofview. Following c1assical descriptive tradition are: philosophy (Bunge, Seifert, Hastedt) , philosophically oriented psychiatry (Jaspers, Ey), descriptive psychology (Deleay/Pichot), and the post-behaviorist psychology (Hi/gard, Mandler, Natsoulas). On the other hand the neurobiologically oriented sciences: c1inical neuropsychology (Mesulam, Kolb/Wishaw, Poeek, Stuss, Shal/ice), neurophysiology (Brain, GoldmanRakie, Creutzfeldt, Roland), and neurophilosophy (Churchland, Oeser). These more recent developments can contribute to a more actual sight of psychopathology of consciousness in neurology and psychiatry.

Zusammenfassung

Der Bewußtseinsbegriffaus neuropsychiatrischer und in interdisziplinärer Sicht Einleitung

Das Begriffsverständnis in den verschiedenen Wissensgebieten

Die erneute Beschäftigung der traditionellen großen Wissenschaftsgebiete mit dem Bewußtsein hat ihren Auftrieb bekommen durch einen eindrucksvollen Zuwachs an Wissen in einer Reihe von Spezialdisziplinen. Neurobiologie, Neuroanatomie, Neurophysiologie und Neurochemie haben von der somatischen Seite her eine Fülle von Einzelbefunden erhoben und sehen sich angesichts der Komplexität der neuronalen und elektrochemischen Organisation des Gehirns auf dem Wege zu mehr übergreifenden Modellvorstellungen zunehmenden Schwierigkeiten gegenüber. Die im Grenzgebiet von Linguistik, Psychologie und Informatik entstandene Kognitionsforschung und das Streben der Künstliche-Intelligenz-Forschung nach einer rechnergestützten Nachbildung menschlicher Denkleistungen lassen aus dem Vergleich interessante Erkenntnisse erwarten. Konzeptionelle Annäherungen an das Bewußtsein insgesamt, welche für die Neuropsychiatrie der krankhaften Bewußtseinsstörungen neue, erhellende Gesichtspunkte in Aussicht stellen würden, finden sich darüber hinaus auch in den klassischen Wissenschaftsgebieten, der Philosophie, der Psychologie und der Psychiatrie (Abb. 1). Will man den Bewußtseinsbegriff diskutieren, stößt man insbesondere in der Philosophie auf einen weiteren

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Klinisch. Nourapsychiatrio

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Neuropsychologie und Neuropsychiom. .. forlrchr;Hlltl'Worlung durch IntlrdiuipJinoriröl

Abb.1

Rahmen - etwa unter den Begriffen des Geistes und der Seele. Aus dem Blickwinkel der Neuropsychiatrie wird unter Bewußtsein ein zerebraler Funktionszustand sowohl als entwicklungsgeschichtliches Niveau, wie auch im Sinne einer aktuellen Intaktheit verstanden, der Geistiges und Seelisches ermöglicht und daher an diesen mentalen Leistungen abzulesen ist (z. B. den konstitutiven Gedächtnisfunktionen einschließlich einer Vielheit von Bezügen zum Unbewußten). Auswahl und Ordnung wissenschaftlicher Positionen sind immer auch Positionsbezug und Einschränkung. Die begrimiche Aufgliederung und Abgrenzung von Partialfunktionen und Bewußtseinsinhalten muß anderen Fachgebieten anheimgestellt werden. Absicht der hier vorgenommenen Darstellung ist nicht historische Vollständigkeit, sondern die Verdeutlichung einiger wichtiger Bezüge. In der Medizin wird der Bewußtseinsbegriff häufig ohne eine strikte begrimiche Unterscheidung sowohl für das Wachbewußtsein (Wachheit, Parameter der Wachbewußtseinsstörungen: Somnolenz, Sopor, Koma) als auch für das Reflexivbewußtsein (Leitsymptom der Durchgangssyndrome ohne Wachheitsstörung) gebraucht. Für die Mehrzahl der nachfolgend zu referierenden Publikationen muß darauf hingewiesen werden, daß sie sich selbstverständlich nahezu ausscWießlich mit dem Bereich des reflexiven Selbstbewußt· seins beschäftigen. Der Bewußtseinsbegriff und die Leib-SeeleDiskussion in der Philosophie

Die klassische Ideengeschichte des Bewußtseins erwächst aus der der Verselbständigung des bewußten Ich in der Philosophie der Aufklärung und des Materialismus. Diese wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung kann hier

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In anderen Wissenschaftsbereichen ist das frühere weitgehende Ausblenden des Bewußtseinsbegriffes inzwischen einer neuaufgenommenen, mehr interdisziplinär und erkenntnistheoretisch orientierten Diskussion gewichen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit die Medizin mit ihrer Lehre von den krankhaften Bewußtseinsstörungen einerseits Erkenntnisse über das Phänomen Bewußtsein zur Diskussion in den anderen Disziplinen beitragen kann und wie weit sie andererseits von der Diskussion der anderen Fachgebiete profitieren kann.

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Der Begriff des Bewußtseins interdisziplinäre Bezüge der Neuropsychiatrie

Bewußtseinsstörungen gehören in der Medizin zu den täglich zu beobachtenden Zuständen, in der Anästhesiologie werden sie regelmäßig absichtlich herbeigeführt. Die Störungen wie die ungestörte Leistung, das menscWiche "bewußt sein" haben eine ganz alltägliche, in vielen oft genug beobachteten Varianten als gesichert angesehene und daher nur selten grundsätzlicher reflektierte Realität. Demgegenüber hat die lange Geschichte begrifflicher Beschreibungs-, Ausdeutungs- und Definitionsversuche des Bewußtseins in anderen wissenschaftlichen Disziplinen aus medizinischer Sicht nicht immer wirklichkeitsnahe, heute noch überzeugend erscheinende Darlegungen erbracht. Die Haltung der Medizin gegenüber dem Phänomen Bewußtsein ist nicht sehr gefestigt. Wohl ohne allzu große Irrtumswahrscheinlichkeit kann dies einerseits als Folge der allgemeinen, stark naturwissenschaftlichen Orientierung der Medizin mit ihrem methodischen Mißtrauen gegenüber nicht naturwissenschaftlich definierten Konstrukten angesehen werden. Ebenso ist dies sicherlich auch als Folge einer Verunsicherung durch die behavioristische Kritik an traditionellen psychologisierenden Begriffen und Vorstellungen zu verstehen.

Fortsehr. Neuro/. Psychiat. 60 (1992)

J. F. Spillier

Fortsehr. Neural. Psychiat. 60 (1992) Abb.2

Theorien zum Lei&-See/e-(Gehirn-Geist-J-Pro&/em Dualistische vs. monistische und idealistische vs. materialistische Sicht (n, 8unge 1984, HoJledt 1988)

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nicht nachgezeichnet werden; es sei verwiesen auf die sich ergänzenden Darstellungen von Bunge, Seifert, Oeser und Hastedt(5,17,32,40). In den verschiedenen Fachgebieten bestimmt dieser Hintergrund die Diskussion über das Bewußtsein, die verschiedenen konstituierenden mentalen Prozesse und seine Inhalte. In der Philosophie ist eine für den BewußtseinsbegrifT grundlegende Diskussion die Frage der Dualität oder Einheit von Leib und Seele, spezieller von Gehirn und Geist. In einer Gegenüberstellung dualistischer und monistischer Theorien wird entweder eine substantielle Selbständigkeit des Geistigen, u. U. mit kausaler Einwirkung auf das Gehirn angenommen oder auf die untrennbare Einheit von Geist und Gehirn abgestellt. Letztere lassen sich in mehr die grundlegende Bedeutung des Gehirns betonende materialistisch-monistische und in mehr den Primat des Geistigen betonende idealistischmonistische Theorien unterscheiden. Für den vorliegenden Zusammenhang sollen diese klassischen idealistischen Theorien außer Betracht bleiben (Abb. 2). Mit biologischen und medizinischen Anschauungen am zwanglosesten vereinbar sind monistische oder aspektdualistische Theorien, die in unterschiedlicher Akzentuierung die Einheit oder die lediglich unterschiedlichen Eigenschaften von Gehirn und Geist betonen (z. B. 15,39,41,43). Beispiele der beiden gegensätzlichen Positionen finden sich rur den monistischen Standpunkt bei Bunge (5) und Hastedt (17) sowie für den dualistischen Standpunkt z. B. bei Seifert (40). Gegen die verschiedenen Fa~etten dualistischer Anschauungen begründet Bunge die emergentistisch materialistische Theorie (Geist entsteht als eine neue Qualität aus der unabtrennbaren Grundlage des Gehirns) mit mathematischen und formal logischen Formulierungen psychischer Phänomene. In gegenüber Bunge vehement ablehnender Kritik vertritt Seifert einen dualistischen, thomistisch geprägten Standpunkt. Er beruft sich auf Darstellung und Interpretation der naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse von Eccles (35) und neuropsychologische Untersuchungen: Nicht immer werden diese in einer dem urpsrünglichen Sachkontext überzeugend entsprechenden Weise interpretiert. Die scholastisch

argumentierende Methode wirkt wie die dualistische Position insgesamt unzeitgemäß und befremdlich. Die Position des monistischen Emergentismus führt Hastedt mit einer Explikation, begrifflichen Rekonstruktion und Diskussion fort (17). Mit einem Interesse an einzelwissenschaftlichen Forschungsergebnissen kritisiert er andere philosophische Positionen zum Leib-Seele-Problem (Sprachendualismus, Identitätstheorie. eliminativer Materialismus. Funktionalismus der Kognitionswissenschaften, Epiphänomenalismus), ordnet Popper mehr einem substanzdualistischen Emergentismus. Eccles einem aprioristischen Substanzdualismus zu und sieht bei beiden die dezidierte Behauptung einer Interaktion des Geistes mit dem Gehirn. Bei Bunge kritisiert er die mangelhafte Explikation seines monistischen Ernergentismus. bei den mehr materialistischen Positionen die naturwissenschaftsgläubige Verkürzung reduktiv physikalistischer Deutungen mit ihrem Ausschließlichkeitsanspruch.

Für seine Überlegungen bezieht er sich auf ein Schichtenmodell unseres Universums: z. B. Teilchen - Atome - Moleküle - Zellen - Mehrzeller - Geistiges - Soziales, bei dem im evolutionären Übergang von einer Schicht zur anderen qualitativ neue Eigenschaften auftauchen. Die Beschreibung einer höheren Schicht mittels einer tieferen: z. B. der lebendigen Zelle anhand der sie konstituierenden Moleküle, wird als schichtentransitive Theorienreduktion bezeichnet. Als "genetisch emergent" sind solche Eigenschaften zu bezeichnen, die bei dieser transitiven Reduktion verloren gehen. Hastedt zielt jedoch auf eine systematischere BegrifTsdefinition: "Zwischen Eigenschaften besteht ein Emergenzverhältnis, wenn Sätze über die eine Eigenschaft durch Sätze über die andere Eigenschaft weder ersetzt noch definiert noch aus ihnen abgeleitet werden können (S. 270)." In dieser Diskussion demonstriert er eine rationale Methodologie und begründet seine Kritik des reduktionistischen und bez. vieler Aspekte eliminativen Verfahrens besonders in den Naturwissenschaften. Er berücksichtigt die situationsbezogene Praktikabilität und Relevanz weniger elaborierter Theorien: "Aufgrund der unterschiedlichen Logiken der Theoriebereiche werden die alten Theorien in vielen Kontexten im Hinblick auf ihre Praktikabilität den neueren Theorien überlegen bleiben (S. 219)."

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S6

Der Bewußtseinsbegriffaus neuropsychiatrischer undin interdisziplinärer Sicht Schließlich kritisiert er die kulturelle Eindimensionalität und betont programmatisch eine uneingeschränkt offene Teilnehmerperspektive als eine Metakommunikationsbasis gegenüber der reduktionistischen Beobachterperspektive.

Aus medizinischer bzw. neuropsychiatrischer Sicht sind geistige Vorgänge nicht anders als unmittelbar an zerebrale Vorgänge gebunden vorstellbar, womit der monistische Standpunkt am zwanglosesten überzeugend wirkt. Die Verschiedenheit neurobiologischer von geistigen Vorgängen ist in einer monistischen Identitätstheorie so unbefriedigend repräsentiert, daß ein Dualismus des methodischen Zugangs entsprechend einem Eigenschaftsdualismus einige Notwendigkeit für sich hat. Ein polarisierender Streit um philosophische Standpunkte ist verfehlt und durch eine Zuweisung eines jeweiligen Geltungsbereiches der Hypothesen oder Theorien zu ersetzen (9). In diesem Sinne vertritt Hastedt mit dem emergentistischen Monismus eine sehr überzeugende substanzmonistische, m. E. eigenschaftsdualistische Synthese, die sich bemerkenswert zwanglos in den Rahmen chaostheoretisch begTÜndbarer Autopoiesekonzepte einfügen läßt (2). Der BewußtseinsbegrifT in der philosophisch orientierten Psychiatrie Aus der Sicht der heutigen, an Meßbarkeit und überpTÜfbarkeit orientierten, klinischen, neurologischen und psychiatrischen Medizin wirken die Spätwerke der traditionell philosophisch orientierten introspektiv phänomenologisch denkenden Psychiatrie fremdartig und schwer zugänglich. Trotz vorgebrachter methodischer Kritik ist allerdings eine Reihe von Erkenntnissen und Aussagen in ihrer Berechtigung nicht widerlegt. Stellvertretend rur diese klassische Schule der Psychiatrie sollen Jaspers (22) und Ey (13) mit ihren Aussagen zum psychiatrischen Bewußtseinsbegriff zitiert werden.

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Moden-Wirklichkeits-Inkongruenz mod. noc.h Oese-r .... Seitelberger 1988

Skeptisch pragmatischer Standpunkt: • relative Modell'Wirklichkeits-lnkongruenz:

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• ablolule Modell-Wirldichkeits-Inkongruenz: praktisch irrelevont (soweit Ergebnisse verschiedener Untersu

[The concept of consciousness from the neuropsychiatric and interdisciplinary viewpoint].

In German neuropsychiatric literature there is an established tradition of viewing the disturbance of consciousness as a leading symptom of the acute,...
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