Editorial -

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Telekommunikation -eine Chance für die Radiologie -

Einerseits kann sie nützlich sein als sozusagen ,,kleine ?elekomrnunikation" mit Nutzung vorhandener Telefonleitungen (9.6 kbit/s) oder des weniger verbreiteten ISDN-Netzes (Intergrated Services Digital Network) (64 kbitJs) zur relativ langsamen Übertragung einzelner Bilder zwecks diagnostischer oder therapeutischer Fallvorstellungen oder auch Einschätziing durch andere Sachkenner in räumlicher Entfernung; dieses Verfahren wird sich in ländlichen Regionen Europas anbieten, um Rat vom entfernt gelegenen Krankenhaus oder vom entfernt lokalisierten Spezialisten einzuholen (sogenanntes .,Overreading" von Befunden). Es ist auf diese Weise möglich, Expertenwissen - bezogen auf den konkreten Einzelfall mit dem Ziel der „Kompetenz a m Ort" - sehr schnell heranzuholen bzw. einzukaufen. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt in der Preiswürdigkeit sowohl bezüglich Investition als auch bezüglich des Betriebes. In Zukunft wird es auch ,,Videospeicherwam Empfangsort geben. Damit wird terminliche Unabhängigkeit bei der Ubersendung von Bildern erreicht. Es handelt sich praktisch um einen elektronischen Briefkasten. Der Nachteil ist der fehlende non-verbale Kontakt mit dem Overreader oder dem Experten und die fehlende Manipulierbarkeit des Bildes am Empfangsort. - Andererseits entwickelt sich daneben mit beachtlicher Geschwindigkeit die ,,groJ?e Telekommunikation". Im ehemaligen Berlin West hat die Deutsche Bundespost probeweise ein ISDN-B-Netz mit 140 Mbit Leistung pro Sekunde geschaffen, im ehemaligen Bundesgebiet gibt es ein weitverzweigtes ähnliches Netz. das sogenannte VBN-Netz (Vermittelndes-Breitband-Netz) mit ebenfalls 140 Mbit Leistung pro Sekunde. Letzteres dient in erster Linie dem analogen Datenverkehr: 138 Mbit pro Sekunde sind für analogen Verkehr und 2 Mbit pro Sekunde für Digitalverkehr vorgesehen; das ISDN-B-Netz dient dem reinen Digitalverkehr und befördert gleichzeitig Bilder, Sprache, Texte und Daten. -

In dem weiteren Gebiet der Europäischen Gemeinschaft haben die jeweiligen Telekommunikationsanbieter ebenfalls Datenleitungen geschaffen. die in ihrer Leistung zur Zeit überwiegend bei etwa 2 Mbit pro Sekunde liegen.

Fortschr. Röntgenstr. 155.3 (1991) 197-198 O GeorgThieme Verlag Stuttgart. New York

Parallel dazu verläuft der weitere Ausbau digituler bildgebender Verfahren und der digitalen Bildspeicher- lind -verarbeitungsplätze (PACS - Picture Archiving and Communication Systeni und Workstations). Mittels Telekommunikution und PACS wird es in den 90er Jahren möglich werden, bildgeschützte Befunde in hoher Geschwindigkeit an viele entfernt liegende Orte zwecks Patientenvorstellung für spezielle Diagnose- bzw. Behandlungsverfahren zu übersenden oder den Rat eines auswärtigen Radiologen für den speziellen Einzelfall einzuholen (,.Remote Expert Consultation". Radkom-Projekt, Berlin). Im Rahmen des VBN-Netzes wird dies wahrscheinlich mit 140 Mbit pro Sekunde möglich sein. während außerhalb des Netzes der Deutschen Bundespost zunächst wahrscheinlich eine Datentransferkapazität von 2 Mbit pro Sekunde zur Verfügung stehen wird. Daneben entwickelt sich für die non-verbale und auch verbale Telekommunikation die analoge und später ebenfalls digitale Videokonferenz; deren Netz (VBN) ist in den alten Bundesländern bereits sehr dicht und erlaubt auch heute schon über Videotelefonnummern den jederzeitigen Kontakt mit einem anderen VideokonferenzTeilnehmer (Medkom-Projekt, Hannover). lnnerhalb dieses Projektes können sich die Ärzte gegenseitig über räumliche Entfernung sehen und miteinander sprechen, so daß natürliche Kommunikationsformen gegeben sind. Ebenso ist grundsätzlich auch eine Patientenvorstellung mittels Video-Konferenz denkbar und realisierbar. Dieser Videokonferenz-Kontakt läuft über das bereits erwähnte VBN-Netz; dies erlaubt nebeneinander analogen und digitalen Verkehr in höchster Qualität (138 Mbit fiir Analogverkehr und 2 Mbit für Digitalverkehr, vgl. oben). Gleichzeitig werden Filmdigitalisierer entwickelt (Medikon-Projekt, Berlin). Mit Hilfe der Digitalisierer soll es möglich werden, auch die noch lange notwendigen analogen Röntgenbilder in die Telekommunikation miteinzubeziehen. Insgesamt bietet sich mit den dargestellten Verfahren für die Radiologie als Fach die Möglichkeit, mit den anderen umgebenden Fachdisziplinen einen ständig immer intensiver und persönlicher werdenden Austausch zu pflegen, ohne daß die einzelnen Arzte oder Arztgruppen sich a m gleichen Orte treffen müssen - allen Lesern ist bekannt, wie zeitaufwendig dies ist und wie oft es daher auch einfach unterbleibt.

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'l'elekommunikation ist die Technologie des vor uns liegenden Jahrzehnts; wir sollten sie als die große Chance fiir die klinische Radiologie begreifen und als solche bewußt und gezielt nutzen. Telekommunikation kann der Radiologie in zwei verschiedenen Formen dienen:

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Darüber hinaus aber wird insbesondere die innerrndiologische Kommunikation vertieft und erweitert werden; von den verschiedenen bildgebenden System (CT, MRT. DSA, SPECT und US) können die digitalen Daten im sog. ,,Background Transfer" auf die PAC-Systeme ohne Zeit- und lnformationsverlust übertragen werden. Dort kann die Auswertung, Bildnachverarbeitung und Befundung zentral erfolgen. Man erzielt dadurch für die Radiologie gleichzeilig 2 Vorteile: - Zurn einen kann ein erfahrender Radiologe die Untersu-

chung an mehreren Systemen bis zur Enddiagnose steuern (Rationalisier~ingseffekt); - zum anderen entsteht für die Nachwuchsradiologen der große Vorteil, aus der engen Anbindung an nur eine Modalität herauszutreten und vom einzelnen Organ eines Patienten nebeneinander und gleichzeitig die Bilder aller Methoden vor Augen zu haben und damit miteinander auch vergleichend bewerten und in die Diagnosestellung miteinbeziehen zu können. Neben der Betrachtung einer einzelnen Methode gewinnt damit zunehmend die Betrachtung eines erkrankten Organs mit allen zur Verfiigiing stehenden Methoden (sog. ,Composita Imaging') an Bedeutung.

Von ersten Anfangen wissen wir. daß diese Forni der Darstellung aller diagnoserelevanten Bilder der verschiedenen Methoden auf einer einzelnen hard-copy sowohl von den liadiologen als auch von den Fachkliniken wegen der Übersichtlichkeit, der Einfachheit, der Hantierbarkeit und der besseren diagnostischen Erfaßbarkeit sehr gerne angenommen wird. Was bezüglich der Befundinterpretation bisher „mental zusammengefügt werden mußte", wird jetzt auf einer einzigen hard-copy sichtbar, ,.mit einem Blick" erfaßbar und auch sehr gut archivicrbar. Die sich in hohe Geschwindigkeit entwikkelnden Möglichkeiten der Telekommunikation werden die Arbeitsformen des in der Klinik und des in der Praxis tätigen Radiologen grundlegend verändern und ihm gleichzeitig behilflich sein, engen Kontakt zu umgebenden und örtlich entfernten Fachklinikern und Radiologen zu halten, deren Rat und Vorschläge einzuholen und gleichzeitig seinen Blickwinkel für alle bildgebenden Verfahren durch ein örtliches Verbundnetz zu erweitern. Die radiologische Arbeit wird in der Endkonsequenz umfassender, tiefgehender. schneller und effizienter.

ProJ: Dr. R. Felix

Direktor der Radiologischen Klinik Univ.-KlinikumRudolfVirchow Standort Charlottenburg Spandauer Damm 130 1000 Berlin 19

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Besonders gewinnen wird die aktuelle 'Telekommunikation z. B. auch als ..In House-Kommunikution von der Radiologie in Operationssäle und Intensivstation. Hierbei ist die Kombination von Bild und Befund auf einem Monitor entscheidend für die Verbesserung der Patientenversorgung.

[Telecommunication--a chance for radiology].

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