AKTUELLE MEDIZIN

MMW-ONLINE-SPRECHSTUNDE Kompetente Antworten innerhalb von 48 Stunden

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl

Dr. med. P. Stiefelhagen

Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

DRK-Klinikum Westerwald, Hachenburg

Nutzen Sie den Online-Service der MMW! Unter www.springermedizin.de/mmw-sprechstunde erhalten Sie Rat in kniffligen Fällen. Unsere Experten, Prof. H. S. Füeßl und Dr. med. P. Stiefelhagen, beantworten – meist innerhalb von 48 Stunden – medizinische Fragen, die sich in Ihrem Praxisalltag ergeben.

Hepatitis C

Gezielt gegen jeden Genotyp Frage von Dr. A. M.: Bei der Hepatitis C sind ja verschiedene HCV-Genotypen bekannt. Welche klinischen Implikationen haben diese Subtypen für den Krankheitsverlauf, die Differenzialtherapie und den Therapieerfolg? Welche sind hierzulande die häufigsten?

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MMW-Experte Dr. Stiefelhagen: Es gibt tatsächlich verschiedene Genotypen. In Deutschland überwiegen die Genotypen 1, 2 und 3, in Afrika der Genotyp 4. Bezüglich des Krankheitsverlaufs gibt es keine wesentlichen Unterschiede, lediglich Kryoglobulinämien sind bei Genotyp 2 häufiger. Das therapeutische Ansprechen ist aber durchaus unterschiedlich: Bei der Therapie mit Interferon plus Ribavirin sind die Erfolgsaussichten beim Genotyp 2 und 3 größer als beim Genotyp 1.

Leber gesund? Interferon-freie Therapie wird für alle HCV-Genotypen empfohlen.

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Die Proteaseinhibitoren Boceprevir, Telaprevir und Simeprevir sind nur für den Genotyp 1 zugelassen, nur Simeprevir auch für Genotyp 4. Anfang 2015 wurden die ersten Interferon-freien Kombinationstherapien mit dem Polymeraseinhibitor Sofosbuvir plus Ribavirin als Ersttherapie für Patienten mit Genotyp 2 oder 3 zugelassen, wobei der Therapierefolg beim Genotyp 2 deutlich besser sind. In Studien zeigte die Kombination Sofosbuvir plus Simprevir mit und ohne Ribavirin auch beim Genotyp 1 Eliminationsraten von über 90%. Somit sind Interferon-freie Therapien für alle Genotypen möglich.

MMW-Experte Prof. Füeßl: Weltweit kommt der Genotyp 1a am häufigsten vor (60%), gefolgt von den Genotypen 1b, 2 und 3a. In Deutschland findet man zu 78% den Genotyp 1, zu 18% die Genotypen 2 und 3, zu 3% den Genotyp 4 und nur zu 1% die Genotypen 5 und 6. Eine Mehrfachinfektion ist möglich. Die Genotypen haben keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, spielen aber für die Therapiewahl eine wichtige Rolle. Unter der bislang üblichen Standardtherapie mit Interferon und Ribavirin war die Aussicht auf einen Therapieerfolg bei den Genotypen 2, 3 und 4 besser als beim Genotyp 1, daher wurde die Standardtherapie beim Genotyp 1 auch länger durchgeführt als bei den anderen. Die Entwicklung hat sich im letz-

ten halben Jahr aber überschlagen, sodass neue Leitlinien fast im Monatstakt erschienen. Seit Anfang 2015 sind Interferon-freie Therapieschemata für alle Genotypen Therapie der Wahl (siehe Kasten). Viele aktuelle Empfehlungen basieren nur auf Phase-III-Studien mit direkter oder historischer Kontrolle. Die Entwicklung verläuft auf diesem Gebiet so stürmisch, dass ein Evidenzgrad Ia bzw. IIa bisher nicht vergeben wurde, weil noch keine systematischen Reviews von Studien vorliegen. Es empfiehlt sich, auf dem Gebiet der HCV-Infektion weiter engmaschig am Ball zu bleiben. Im Jahr 2016 ist mit der Zulassung weiterer direkt antiviraler Substanzen aus der Klasse der NS3-Protease-, der NS5A- und der nicht-nukleosidischen NS5B-Inhibitoren zu rechnen.

Therapie der Hepatitis C

Leitlinie der DGVS Im Februar 2015 hat die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoff wechselkrankheiten (DGVS) ein Addendum zur S3-Leitlinie Chronische Hepatitis C veröffentlicht, die den aktuellen pharmakologischen Entwicklungen Rechnung trägt. www.dgvs.de/leitlinien/therapieder-chronischen-hepatitis-c

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (6)

[Targeted against every genotype].

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