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Stressbelastungen und Burnout-Risiko bei Erzieherinnen in Kindertagesstätten: Ergebnisse einer Fragebogenstudie

Autoren

J. Jungbauer, S. Ehlen

Institut

Kath. Hochschule NRW, Aachen, Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie (igsp), Aachen

Schlüsselwörter ▶ Stress ● ▶ Burnout-Risiko ● ▶ Erzieherinnen ●

Zusammenfassung

Abstract

In diesem Beitrag werden Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der 834 Erzieherinnen und Erzieher zu Arbeitsbedingungen, beruflichen Stressbelastungen und gesundheitlichen Belastungsfolgen befragt wurden. Um das Ausmaß psychischer und psychosomatischer Beschwerden sowie das Burnout-Risiko einschätzen zu können, wurde das standardisierte Fragebogeninstrument „Burnout Screening Skalen“ (BOSS I) eingesetzt. Die Datenauswertung zeigte u. a., dass ein hoher Anteil der befragten Erzieherinnen ein deutlich erhöhtes Stressniveau aufweist; fast ein Fünftel kann als Hochrisiko-Gruppe für Burnout angesehen werden. Als zentrale Stressquelle konnte die mangelhafte Personalausstattung in vielen Einrichtungen identifiziert werden, einhergehend mit zu großen Gruppen, einem unzureichenden Betreuungsschlüssel, Zeitdruck und „Multi-Tasking“. Auf der Grundlage der Forschungsbefunde werden abschließend mögliche Entlastungs- und Verbesserungsmaßnahmen diskutiert.

This article presents results from a study of 834 nursery school teachers in Germany, investigating working conditions, stress, and stress-related health problems. In order to evaluate the extent of mental and psychosomatic troubles, as well as the risk of burnout, we used the standardised questionnaire “Burnout Screening Scales” (BOSS I). Data analysis yielded a high percentage of nursery school teachers who reported a remarkably high stress level; nearly 20 % can be considered as a high-risk group for burnout. Poor staff conditions in many nurseries turned out to be the crucial stress source, along with large groups, insufficient teacher-child ratio, time pressure and multitasking. In the concluding discussion of the study results, we consider possible measures to reduce stress and to improve working conditions for nursery school teachers.

Einleitung

herinnen ein hohes Maß an Verantwortung und müssen zugleich vielfältige berufsspezifische Belastungen bewältigen. Nicht zuletzt aufgrund der kontinuierlichen Beziehungs- und Gefühlsarbeit ist der Erzieherinnenberuf psychisch oft sehr fordernd und anstrengend. Hinzu kommen häufig strukturelle Rahmenbedingungen, die zusätzliche Belastungen bedingen. Der gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz für unter 3-jährige, der nach dem Kinderförderungsgesetz (KiFöG) im August 2013 in Kraft getreten ist, hat in den letzten Jahren einen immensen Druck bei Kommunen, Trägern, Einrichtungen und Mitarbeiterinnen erzeugt. Vielfach wird befürchtet, dass der gesetzlich garantierte Betreuungsanspruch für unter 3-Jährige nur mit deutlichen

Keywords ▶ stress ● ▶ burnout risk ● ▶ nursery school teachers ●

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0034-1381995 Online-Publikation: 15.7.2014 Gesundheitswesen 2015; 77: 418–423 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0941-3790 Korrespondenzadresse Prof. Dr. phil. habil. Johannes Jungbauer Kath. Hochschule NRW, Aachen Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie (igsp) Robert-Schuman-Straße 25 52066 Aachen [email protected]





Der Arbeitsalltag von Erzieherinnen1 in Kindergärten und Kitas ist durch zahlreiche anspruchsvolle Aufgaben gekennzeichnet, wie z. B. die Betreuung und Förderung von Kindern unterschiedlicher Altersstufen, aus unterschiedlichen sozialen Milieus, mit unterschiedlichen Begabungen und Förderbedarfen; ferner Elternarbeit, Dokumentation, Organisation und Konzepterstellung. Bei all diesen Tätigkeiten tragen Erzie1

In diesem Beitrag werden vorwiegend die weiblichen Bezeichnungen (z. B. Erzieherinnen, Kolleginnen, Mitarbeiterinnen usw.) verwendet, da dieser Beruf nach wie vor weiblich geprägt ist (ca. 90–95 % Frauenanteil). Männliche Erzieher sind jedoch selbstverständlich immer mitgemeint.



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Stress and Burnout Risk in Nursery School Teachers: Results from a Survey

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Insgesamt belegen die bisher durchgeführten Studien, dass Erzieherinnen im Berufsalltag zahlreiche Stressbelastungen erleben und nicht selten von gesundheitlichen Beschwerden betroffen sind, die zumindest zum Teil durch beruflichen Stress bedingt sind. Der spezifische Aspekt eines Burnout-Risikos sowie einer durch Stressbelastungen bedingten Arbeitsunfähigkeit wurde bislang kaum mit normierten Testverfahren und anhand größerer Stichproben untersucht. Im vorliegenden Beitrag wird Burnout als arbeitsbezogenes Belastungssyndrom definiert, das durch emotionale Erschöpfung, Depersonalisation oder Zynismus und eine deutlich verringerte Leistungsfähigkeit gekennzeichnet ist [12]. Burnout ist jedoch nicht als Krankheit anzusehen, sondern ein gesundheitlicher Risikozustand, welcher allerdings unter anhaltender beruflicher Überforderung zu ernsthaften Folgeerkrankungen (z. B. Depressionen, Angststörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen) führen kann [10].

Fragestellungen und Methodik



Die vorliegende Studie wurde am Institut für Gesundheitsforschung und Soziale Psychiatrie der Kath. Hochschule NRW in Aachen durchgeführt. Ziel war es, berufliche Stressbelastungen und stressbedingte Belastungsfolgen von Erzieherinnen anhand einer möglichst großen Stichprobe und mit einem geeigneten Fragebogeninstrument zu untersuchen, das Vergleiche mit Personen aus der Normalbevölkerung gestattet. Dabei sollten u. a. folgende Fragestellungen untersucht werden: ▶ Sind Erzieherinnen und Erzieher stärker durch beruflichen Stress belastet als andere Arbeitnehmer? Was erleben sie als besonders belastend? ▶ Haben sie aufgrund von Stress im Job ein erhöhtes Risiko für psychosomatische und psychische Beschwerden sowie Burnout? Sind sie häufiger krank? ▶ Haben Erzieherinnen und Erzieher aufgrund dessen ein erhöhtes Risiko für private Probleme (Familie, Partnerschaft, Freunde)? ▶ Gibt es einen systematischen Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen in der Kita und gesundheitlichen Beschwerden bzw. Burnout-Risiko? ▶ Hängt die Ausprägung erlebter Stressbelastungen mit Merkmalen der betreuten Kinder sowie der Elternarbeit zusammen? ▶ Beeinflusst das Wohnumfeld der Einrichtung (z. B. sozialer Brennpunkt) die Stärke der Stressbelastung von Erzieherinnen? ▶ Haben Erzieherinnen mit Leitungsfunktion ein erhöhtes Risiko für Burnout und stressbedingte Beschwerden? Um diese Fragestellungen differenziert beantworten zu können, wurden die an der Universität zu Köln entwickelten Burnout Screening Skalen (BOSS I) eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein diagnostisches Instrument zur Erfassung aktueller psychischer, körperlicher und psychosozialer Beschwerden, wie sie typischerweise im Rahmen eines Burnout-Syndroms auftreten [11, S. 8]. Die Belastungen bzw. Beschwerden werden im BOSS I getrennt nach unterschiedlichen Lebensbereichen erfasst (Skalen: „Beruf“, „Eigene Person“, „Familie“ und „Freunde“). Die Modifikation der Burnout Screening Skalen in Hinblick auf bestimmte Berufsgruppen ist von den Autoren vorgesehen und erwünscht [11]. Entsprechend wurden einige Formulierungen des BOSS I unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten in Kindergärten und Kitas angepasst. Zusätzlich wurden Merkmale des Arbeitsalltags, Krankheitstage der Erzieherinnen

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Qualitätseinbußen bei der Betreuung machbar ist und – sofern keine wesentlichen Verbesserungen der Rahmenbedingungen realisiert werden – Arbeitsüberlastung und Überforderung des Personals nach sich zieht [1]. Vor diesem Hintergrund erscheint plausibel, dass der Erzieherinnenberuf – ähnlich wie andere soziale Berufe – ein erhöhtes Risiko für stressbedingte Beschwerden und Probleme mit sich bringt [2]. Eine Reihe von Studien stützt diese Annahme. So wurden in einer in Baden-Württemberg durchgeführten Befragung von 947 Erzieherinnen zahlreiche Belastungsfaktoren genannt, wie z. B. mangelnde Ausbildungsqualität, fehlende Unterstützung durch den Träger, Zeitdruck, ungeeignete Räumlichkeiten, fehlende Entspannungsmöglichkeiten und Verhaltensstörungen bei den Kindern [3]. Ferner zeigte sich in dieser Studie, dass Stressbelastungen eng mit organisatorischen, strukturellen und räumlichen Rahmenbedingungen zusammenhängen. Der Mangel an räumlichen, zeitlichen und personellen Ressourcen führt zu weiteren Belastungen, z. B. fehlende Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeiten, zu große Gruppen, Lärm sowie zu wenig Zeit für Vor- und Nachbereitung sowie Elterngespräche [3]. Bemängelt werden darüber hinaus Rahmenbedingungen wie schlechte Bezahlung, kaum Aufstiegsmöglichkeiten, Personalnot und zu hohe Arbeitsdichte. Von der Gesellschaft erwarten Erzieherinnen mehr Anerkennung [4]. In einem von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege (BGW) durchgeführten „Stress-Monitoring“ zeigte sich ferner, dass Erzieherinnen ihren Gesundheitszustand signifikant schlechter bewerteten als andere Arbeitnehmer. Erzieherinnen leiden u. a. häufiger unter körperlichen und psychosomatischen Beschwerden wie Nacken- und Schulterschmerzen, Rückenschmerzen, Grübeln, innerer Unruhe und Mattigkeit [5]. In Hinblick auf beruflich bedingte psychische Störungen und ein möglicherweise erhöhtes Burnout-Risiko von Erzieherinnen gibt es bislang nur wenige Studien mit kleinen Stichproben. Die bisher vorliegenden Befunde deuten darauf hin, dass ein beachtlicher Prozentsatz der Erzieherinnen unter Symptomen leidet, die ein Burnout-Syndrom kennzeichnen (z. B. emotionale Erschöpfung, Depressivität, Zynismus, reduzierte Leistungsfähigkeit). Der Anteil an Erzieherinnen, bei denen ein erhebliches Burnout-Risiko oder ausgeprägte Burnout-Symptome festgestellt wurde, variiert je nach Studie zwischen 8 % bis zu einem Drittel der Befragten [3, 6–8]. Die zum Teil heterogenen Befunde dürften zum Teil auf unterschiedliche Erhebungsinstrumente und Stichproben zurückzuführen sein, aber auch auf eine uneinheitliche Definition des Burnout-Begriffs. Eine generelle Einschätzung des Burnout-Risikos von Erzieherinnen gilt als schwierig, weil hier vermutlich viele individuelle und institutionelle Faktoren zusammenwirken [9, 10]. Zu beachten ist ferner, dass ein Burnout-Syndrom nicht allein mithilfe von Fragebögen festgestellt werden kann, sondern eine differenzierte psychotherapeutische Diagnostik erfordert [11]. Bemerkenswert ist indes, dass Erzieherinnen und Erzieher in Kitas trotz vielfältiger Belastungen meist sehr motiviert sind und insgesamt eine hohe Arbeitszufriedenheit berichten. Entscheidend hierfür scheinen insbesondere die Erfahrungen von Vielfalt, Autonomie, Verantwortlichkeit und Ganzheitlichkeit der Arbeit zu sein. Daneben werden soziale Unterstützung und Zusammenhalt im Team als wichtig bewertet [7]. Offensichtlich handelt es sich hierbei um wichtige Ressourcen, die ein positives Gegengewicht zu vorhandenen Belastungsfaktoren darstellen und gesundheitlichen Problemen vorbeugen.

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Ergebnisse



Insgesamt beteiligten sich n = 834 Erzieherinnen und Erzieher an der Befragung. 583 Fragebögen wurden online ausgefüllt, 251 in der „klassischen“ paper-pencil-Version. Die Gesamtstichprobe umfasste 785 Frauen (94,1 %) und 49 Männer (5,9 %). Das Durchschnittsalter in der befragten Stichprobe betrug 39,5 Jahre (SD = 12,1). Dabei war die Altersgruppe zwischen 26 und 33 Jahren am stärksten vertreten (23,9 %); an zweiter Stelle folgt die Gruppe zwischen 50 und 57 Jahren (21,7 %). 56,5 % der befragten Erzieherinnen hatten mehr als 10 Jahre Berufserfahrung; der Mittelwert lag hier bei 16,1 Jahren (SD = 12,1). Die meisten Befragten (63,9 %) arbeiteten in einer Kindertagesstätte; 24,4 % waren in einem Familienzentrum und 11,8 % in einem Kindergarten mit Halbtagsbetreuung tätig. Jeweils rund ein Drittel der Befragten gaben an, ihre Einrichtung befinde sich in einem bürgerlich-mittelständischen (37,7 %) oder durchmischten Wohnviertel (35,4 %); in den übrigen Fällen lag die Einrichtung in einem privilegierten Wohnviertel (11,4 %) oder in einem sozialen Brennpunkt (15,5 %). Im Folgenden sollen die wichtigsten Befunde der Befragung zusammengefasst werden, wobei die Darstellung der Reihenfolge der o.g. Fragestellungen folgt. Zunächst bestätigt die Datenanalyse eindeutig die Annahme, dass sich Erzieherinnen und Erzieher stärker durch beruflichen Stress belastet fühlen als andere Arbeitnehmer. Die von uns befragte Stichprobe weist in sämtlichen Beschwerdebereichen der Burnout Screening Skalen überdurchschnittliche Werte auf ▶ Abb. 1). (● Insbesondere die für die Verdachtsdiagnose Burnout entscheidende BOSS I-Skala „Beruf“ liegt mit einem Mittelwert von 56,8 deutlich über der Norm. Bei 40,1 % der Befragten waren die T-Werte klinisch relevant (T > 59), d. h. im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung weisen mehr als doppelt so viele Erzieherinnen und Erzieher ein deutlich erhöhtes Stressniveau auf. Festzustellen ist zudem, dass fast ein Fünftel der Befragten (18,9 %) unter starken bis sehr starken beruflichen Stressbelastungen leidet und nach dem BOSS-Testmanual [11] als HochrisikoGruppe für Burnout angesehen werden kann.

Normwert T= 50

Beruflicher Stress

56,8

Gesundheitliche und persönliche Probleme

55,7

Probleme in Familie und Partnerschaft

51,2

Beeinträchtigte Freundschaftsbeziehungen T-Werte

35

54,9 40

45

50

55

60

65

Abb. 1 Durchschnittliche T-Werte der BOSS-I-Skalen.

Im Hinblick auf die Frage, was Erzieherinnen und Erzieher im Berufsalltag als besonders belastend erleben, war die inhaltsanalytische Auswertung der freien Antworten aufschlussreich. Bei der Kategorie „Belastungsfaktoren im Kita-Alltag“ handelte es sich um die am häufigsten besetzte Kategorie (205 von 588 Nennungen; 34,9 %). Viele Befragte erläuterten hier die konkreten Belastungsfaktoren in ihrer Einrichtung, die ihrer Meinung nach zu Stress und Überforderung des Personals führen, wobei die Subkategorie „Zu große Gruppen für zu wenig Erzieherin▶ Tab. 1). Die häufig nen“ besonders häufig thematisiert wurde (● unzureichende personelle Ausstattung geht offenbar sehr oft mit Zeitdruck und „Multi-Tasking“ einher. Sie wird dann als besonders belastend erlebt, wenn Kolleginnen krankheitsbedingt ausfallen. Auch hohe Lärmbelastung, Elternarbeit und die offenbar zunehmende Bürokratisierung des Kita-Alltags (Dokumentationen usw.) beinhalten aus Sicht der Befragten ein großes Belastungspotenzial. Tragen nun Erzieherinnen aufgrund von Stress im Job ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Beschwerden und sind deswegen häufiger krank als andere Arbeitnehmer? Ein wichtiger Indikator für die Beantwortung dieser Frage ist die von uns eingesetzte BOSS I-Skala „Eigene Person“, die u. a. Fragen zu psychischen und psychosomatischen Beschwerden umfasst. Die befragte Stichprobe weist hier einen mittleren T-Wert von 55,7 auf und liegt damit deutlich über dem Normwert (T = 50). Festzustellen ist darüber hinaus, dass 35 % der Befragten in dieser Skala klinisch relevante T-Werte > 59 hatten. 14,6 % gaben an, unter deutlichen bis starken psychosomatischen und psychischen Beschwerden zu leiden, wie z. B. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, wiederkehrenden Infekten, verminderter Entspannungsfähigkeit bzw. erhöhter Anspannung, herabgesetzter Frustrationstoleranz und depressiven Symptomen; 7,4 % waren sogar sehr stark von diesen Beschwerden betroffen. In der statistischen Analyse zeigte sich eine Reihe von hochsignifikanten Korrelationen (**p < 0,001), die einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Grad der beruflichen Belastung (T-Werte der Skala „Beruf“) und der Stärke gesundheitlicher und persönlicher Beschwerden belegen. Je mehr Stress Erzieherinnen im Job erleben, desto schwerer fällt es ihnen, nach der Arbeit zu entspannen und abzuschalten (r = 0,67**); desto häufiger leiden sie unter Schlafproblemen (r = 0,56**); desto stärker erleben sie Entfremdungsgefühle (r = 0,70**) einen allgemeinen Verlust an Lebensfreude (r = 0,66**); desto häufiger erkranken sie an Infekten (r = 0,50**) und machen sich ernsthafte Sorgen um ihre Gesundheit (r = 0,69**). Die von uns befragten Erzieherinnen und Erzieher waren in den letzten 12 Monaten im Durchschnitt 10 Tage krankgeschrieben, ferner waren sie an 11,6 Tagen trotz einer

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sowie potentielle Belastungsfaktoren und Ressourcen erfasst. Die Befragten hatten ferner die Möglichkeit zu freien Kommentaren und Anmerkungen (offene Frage). Der Fragebogen wurde zum einen als print-Version über kooperierende Institutionen verteilt; zum anderen hatten Erzieherinnen und Erzieher die Möglichkeit, den Fragebogen online im Internet auszufüllen. Um möglichst viele Studienteilnehmer zu erreichen, wurde der link zum Online-Fragebogen über Berichterstattungen in der Presse und im Rundfunk bekannt gegeben; ferner wurde ein Hinweis auf Erzieherfachportalen und Fachgruppen in sozialen Netzwerken im Internet gepostet. Die Fragebogendaten wurden mithilfe des statistischen Softwarepakets SPSS 20.0 erfasst und ausgewertet. Für sämtliche Skalen des BOSS I wurden anhand von Normtabellen zunächst die entsprechenden T-Werte ermittelt. Die quantitativen Daten wurden deskriptiv-statistisch ausgewertet; ferner wurden Korrelationsanalysen für intervallskalierte Daten berechnet. Die freien Antworten und Anmerkungen am Ende des Fragebogens wurden nach dem Prinzip der strukturierenden Inhaltsanalyse für qualitative Daten ausgewertet [13].

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Tab. 1 Belastungsfaktoren im Kita-Alltag (Inhaltsanalyse). Subkategorie

Ankerbeispiel

n

Zu große Gruppen für zu wenig Erzieherinnen

„Wir haben zu große Gruppen und zu wenig Personal, um den Anforderungen gerecht zu werden.“ „Aktuell gibt es viele Konflikte mit den Eltern.“

33

Besondere Belastungen im U3-Bereich Zeitdruck und Multi-Tasking Belastungen durch Bürokratie Belastungen durch „schwierige“ Kinder Hohe Lärmbelastung Hohe Anforderungen der Leitung Zu viel Arbeit und Überstunden Belastungen durch Leitungsfunktionen Schlechtes Arbeitsklima im Team Allgemein erhöhter Stress in der Arbeit mit Kindern

„Niemand berücksichtigt die hohen Ausfallzeiten der Mitarbeiterinnen durch Krankheit, Urlaub, Fortbildungen, Bildungsurlaub und Überstundenabbau!“ „Die Arbeit mit den Kleinsten ist psychisch wie physisch am anstrengendsten.“ „Keine Zeit für Pausen. Oft ist es so, dass man mehrere Dinge gleichzeitig macht.“ „Ein hoher, oft vergessener, Belastungsfaktor ist meiner Meinung die Über-Bürokratisierung unseres Berufs.“ „zu viele Kinder (sozialer Brennpunkt), sehr viele auffällige Kinder.“ „Die Lärmbelastung am Arbeitsplatz empfinde ich als sehr belastend.“ „Der Leiter [Herr X] erwartet mehr als leistbar ist.“ „Mir macht nicht nur der hohe Krankenstand zu schaffen, auch Urlaubsvertretungen übernehme ich.“ „Als Gruppenleitung hat man von allen Seiten Druck, muss zu viele Dinge erledigen.“ „Ich empfinde die Arbeit mit den Kollegen zusammen stressiger, wie mit den Kindern.“ „Es ist ganz einfach die Unruhe, das Gehopse und Gelärme um mich herum, das 25 Kinder nun mal mit sich bringen.“

Andere Alltagsbelastungen Gesamt

23 20 17 16 16 15 15 12 10 7 7 6 12 205

Erkrankung zur Arbeit gegangen. Bei allen genannten Aspekten zeigten sich keine nennenswerten Gruppenunterschiede im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Dauer der Berufstätigkeit. Ebenso wenig unterschieden sich Befragte mit Leitungsfunktion hinsichtlich ihres Burnout-Risikos oder psychischen und psychosomatischen Beschwerden von anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ohne Leitungsfunktion. In der BOSS I-Skala „Familie“ weisen die Befragten nur geringfügig erhöhte Werte auf. Der Anteil der T-Werte über dem Cut-offWert (T > 59) entspricht mit 16,2 % dem Erwartungswert für die Normalbevölkerung. Im Bereich der freundschaftlichen Beziehungen scheint sich beruflicher Stress hingegen stärker auszuwirken: Der Mittelwert für die BOSS I-Skala „Freunde“ liegt mit 54,9 relativ deutlich über dem Normwert. Ein Drittel der Befragten gab an, in diesem Bereich von Spannungen und Problemen betroffen zu sein, davon 16,4 % in deutlichem bis sehr starkem Maße. Insgesamt zeigte sich ein deutlicher statistischer Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und dem erlebten beruflichen Stress (BOSS I-Skala „Beruf“). Das Stressniveau bzw. das Burnout-Risiko von Erzieherinnen ist z. B. umso höher, je schlechter bzw. ungeeigneter die Gruppengrößen der Einrichtung bewertet werden (r = − 0,31**) und je weniger Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum Erzieherinnen erleben (r = − 0,31**). Sowohl in der statistischen Datenanalyse als auch in der qualitativen Auswertung zeigte sich, dass die Befragten eine als unzureichend erlebte Personalsituation als zentrale Stressquelle bewerteten. Hier wurden insbesondere eine ungenügende Personalausstattung, zu große Gruppen, ein schlechter Betreuungsschlüssel, Zeitdruck und Arbeitsüberlastung genannt. Besonders gravierende Stressbelastungen entstehen aus der Sicht von Erzieherinnen, wenn unter ohnehin defizitären Personalbedingungen eine Mitarbeiterin erkrankt und dies von anderen Kolleginnen und Kollegen kompensiert werden muss. Wenn dann im Kita-Alltag weitere Stressoren auftreten (z. B. Lärm, Belastungen durch Elternarbeit oder Dokumentationspflichten) haben Erzieherinnen sehr schnell das Gefühl, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu kommen.

Weiterhin zeigte sich, dass Unzufriedenheit mit der Leitung und dem Betriebsklima das Wohlbefinden von Erzieherinnen und Erziehern stark beeinträchtigen kann. Das Stressniveau der Befragten (BOSS I-Skala „Beruf“) war z. B. umso höher, je weniger sie sich in ihrer Arbeit gewürdigt und wertgeschätzt fühlten (r = − 0,34**); je weniger die organisatorischen Abläufe der Einrichtung als verlässlich und transparent erlebt wurden (r = − 0,33**) und je weniger die Konfliktbewältigung in der Einrichtung als offen und konstruktiv bewertet wurde (r = − 0,34**). Ferner erleben Erzieherinnen es als belastend und demotivierend, wenn die Leitung unrealistisch hohe Anforderungen stellt und gute Arbeitsleistungen nicht angemessen honoriert, wenn die Zusammenarbeit im Team nicht gut funktioniert, häufig Konflikte auftreten und wenig Loyalität zwischen den Kolleginnen und Kollegen erlebt wird. Die statistischen Zusammenhänge zwischen Burnout-Risiko und Merkmalen der betreuten Kinder waren in unserer Befragung relativ gering. Am stärksten belastet es Erzieherinnen, wenn die betreuten Kinder deutliche Disziplinprobleme, einen zusätzlichen Betreuungs- und Förderbedarf und Verhaltensauffälligkeiten aufweisen. Diese Faktoren erhöhen die Stressbelastung bzw. das Burnout-Risiko von Erzieherinnen und damit auch die Anfälligkeit für psychische und psychosomatische Beschwerden. Allerdings beschrieben die meisten der von uns befragten Erzieherinnen die von ihnen betreuten Kinder als größtenteils unproblematisch, kooperativ und normal entwickelt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Merkmale der betreuten Kinder das Risiko für Stress und Burnout weitaus geringer beeinflussen als andere untersuchte Faktoren (z. B. Betriebsklima, Gruppengröße, personelle Ausstattung). Hingegen zeigte sich, dass die meisten Befragten die Elternarbeit als wesentlich belastender und anstrengender erleben als die Kinderbetreuung. Besonders belastende Faktoren sind häufige Konflikte mit den Eltern, überhöhte Ansprüche und die elterliche Neigung, Erziehungs- und Bildungsaufgaben zu delegieren. Zudem konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den o.g. Merkmalen der Elternarbeit und der Erkrankungsrate von Erzieherinnen nachgewiesen werden (r = 0,24**). Zusammenfassend

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Belastungen durch Eltern (z. B. hohe Ansprüche, Konflikte) Belastungen durch Fehlzeiten der Kolleginnen

kann daher festgehalten werden, dass sich Merkmale der Elternarbeit offenbar ganz erheblich auf das Belastungs- und Krankheitserleben von Erzieherinnen auswirken. Im Hinblick auf mögliche Zusammenhänge zwischen dem Wohnumfeld einer Einrichtung und dem Stressniveau der Befragten lässt sich feststellen, dass Erzieherinnen und Erzieher in Brennpunkt-Einrichtungen im Mittel nicht mehr Stressbelastungen erleben und auch kein höheres Burnout-Risiko haben als Erzieherinnen in anderen Einrichtungen. Tendenziell zeigte sich ein anderer Zusammenhang: Je gehobener das Wohnumfeld einer Einrichtung, desto höher sind offenbar die Ansprüche der Eltern (r = 0,50**) und desto stärker der dadurch erlebte Druck. Insgesamt spiegelt sich das Wohnumfeld einer Einrichtung zwar in Merkmalen der betreuten Kinder und ihrer Eltern wieder, hat aber keine wesentlichen Auswirkungen auf das Burnout-Risiko von Erzieherinnen.

Diskussion



Bei der Diskussion der dargestellten Untersuchungsergebnisse muss beachtet werden, dass die befragte Stichprobe trotz ihrer beachtlichen Größe (n = 834) möglicherweise nicht repräsentativ ist, weil keine Zufallsauswahl der befragten Personen (Randomisierung) möglich war und weil die Studienteilnahme zu einem wesentlichen Teil über einen im Internet frei zugänglichen Online-Fragebogen erfolgte. Aus diesem Grund müssen die vorliegenden Befunde mit gebührender Vorsicht interpretiert werden. Doch ungeachtet dieser Einschränkung geben die dargestellten Befragungsergebnisse wichtige Hinweise auf die beruflichen Bedingungen und Belastungslagen im Erzieherinnenberuf, aus denen geeignete Verbesserungsmaßnahmen der Arbeitsorganisation und der Gesundheitsprävention abgeleitet werden sollten. Die Ergebnisse unserer Befragung stehen zunächst im Einklang mit anderen Studien, die belegen, dass Angehörige sozialer Berufe (z. B. Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen, Lehrerinnen und Lehrer, Pflegekräfte) im Durchschnitt mehr beruflichen Stress erleben als andere Arbeitnehmer [14–16]. So gaben über 40 % der von uns befragten Erzieherinnen an, in hohem oder sogar sehr hohem Maße beruflichen Stress erleben (also mehr als doppelt so viele wie in der Normalbevölkerung). Dieser Befund ist erstens aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht sehr bedeutsam, denn chronische Stressbelastungen erhöhen bekanntlich das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen, bis hin zu psychischen Erkrankungen, Burnout und Frühverrentung. Zweitens ist zu bedenken, dass dauerhaft erhöhte berufliche Stressbelastungen in der Regel die Arbeits- und Betreuungsqualität stark beeinträchtigen und letztlich zu Lasten der Kinder gehen. Die durchgeführten statistischen Analysen und auch die ergänzende qualitative Auswertung zeigen vielfältige Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und berufsbezogenen Stressbelastungen bzw. dem Burnout-Risiko von Erzieherinnen auf. Die zumeist relativ niedrigen Werte der einzelnen Korrelationskoeffizienten sind der Tatsache geschuldet, dass berufliche Stressbelastungen multifaktoriell bedingt sind, d. h. es gibt in der Realität nicht nur einen oder wenige linear wirkende Belastungsursachen, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher und in komplexer Weise zusammenwirkender Stressoren und Bedingungen der Stressverarbeitung. Trotz dieser Einschränkung konnten die als mangelhaft erlebte Personalausstattung in vielen Einrichtungen und die sich daraus ergebenden Folgeprobleme im

Arbeitsalltag (Zeitdruck, Arbeitsüberlastung, „Multi-Tasking“) als zentrale Stressquellen von Erzieherinnen identifiziert werden. Als weitere wichtige Wirkfaktoren für das Stresserleben haben sich das Verhältnis zur Leitung und die Zusammenarbeit bzw. die Beziehungen im Team („Betriebsklima“) herausgestellt. Dies gilt im Übrigen auch für Erzieherinnen mit Leitungsfunktion. Unsere Daten deuten darauf hin, dass eine Leitungsfunktion nicht per se mehr Stressbelastungen und Erkrankungsrisiken mit sich bringt. Das Burnout-Risiko von Leitungspersonen scheint vielmehr durch dieselben o.g. Variablen beeinflusst zu werden wie das der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Leitungsfunktion. Dieser Zusammenhang gilt in positiver wie in negativer Richtung – unabhängig von der Tatsache, dass die meisten der von uns Befragten das Betriebsklima in ihrer Einrichtung als positiv bewerteten. In diesem Kontext muss auch konstatiert werden, dass die meisten der befragten Erzieherinnen und Erzieher offenbar nur moderate Belastungen im Job erleben und mit ihrer Tätigkeit insgesamt zufrieden sind. Entgegen einer in der öffentlichen Diskussion oft geäußerten Annahme konnte die Hypothese, dass Erzieherinnen im Durchschnitt öfter krank sind als andere Arbeitnehmer, in unserer Befragung nicht bestätigt werden. Die Angaben der Studienteilnehmerinnen müssen in Relation zu den repräsentativen Zahlen der Erwerbstätigenbefragung 2011/2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin betrachtet werden. In dieser Studie hatte sich u. a. gezeigt, dass etwa jeder zweite Berufstätige in Deutschland gelegentlich krank zur Arbeit geht. Im Durchschnitt gehen Arbeitnehmer an 11,5 Tagen pro Jahr trotz Krankheit zur Arbeit und fehlen 17,4 Tage krankheitsbedingt [14]. Somit liegen die von uns Befragten bei den Arbeitstagen trotz Krankheit genau im bundesdeutschen Durchschnitt, im Hinblick auf die Fehltage mit Krankschreibung sogar darunter. Auch die Annahme, dass sich beruflicher Stress von Erzieherinnen negativ auf Familienleben und Partnerschaft auswirkt, lässt sich durch unsere Befragungsdaten nicht stützen. Offenbar verfügt die große Mehrheit der befragten Erzieherinnen und Erzieher (83,8 %) über stabile und unterstützende familiäre und/oder partnerschaftliche Bindungen. Es ist zudem davon auszugehen, dass die meisten Erzieherinnen über eine hinreichende psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber alltäglichen Stressbelastungen (Resilienz) verfügen. Aus psychologischer Sicht liegt die Vermutung nahe, dass nicht nur Arbeitsbedingungen, sondern auch individuelle Persönlichkeitsmerkmale Unterschiede im Stresserleben von Erzieherinnen bedingen [2]. Allerdings wurde dieser Aspekt in der vorliegenden Befragung nicht näher untersucht. An dieser Stelle bedarf es somit ergänzender und vertiefender Forschung. Im Rahmen dieses Beitrags können Empfehlungen für geeignete Maßnahmen der Stressprävention und der betrieblichen Gesundheitsförderung für Erzieherinnen nur skizziert werden. Die Ergebnisse der durchgeführten Studie legen eine Strategie nahe, die auf unterschiedlichen Systemebenen ansetzt und auf individuelle, institutionelle bzw. organisationale sowie sozialpolitische und gesellschaftliche Veränderungen abzielt [9]. Auf einer individuellen Ebene erscheint es z. B. sinnvoll, Ressourcen der Mitarbeiterinnen zu aktivieren und zu stärken. So könnten Erzieherinnen motiviert und darin unterstützt werden, an gesundheitsfördenden Weiterbildungsangeboten teilzunehmen (z. B. Kurse zu Stressbewältigung, Life-Work-Balance, Zeitmanagement oder Entspannungsmethoden). Ferner könnte die Inanspruchnahme der Angebote von Sportvereinen oder Fitnessstudios

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Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Jungbauer J, Ehlen S. Stressbelastungen und Burnout-Risiko bei … Gesundheitswesen 2015; 77: 418–423

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durch Arbeitgeber und Kostenträger gefördert werden, z. B. durch finanzielle Zuschüsse und Prämien. Nicht zuletzt dürfte die Integration des Themas „Stress und Selbstfürsorge“ in die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern eine sehr sinnvolle Verbesserungsmaßnahme sein. Institutionelle Maßnahmen umfassen insbesondere die Organisations- und Teamentwicklung einer Einrichtung bzw. eines Trägers, eine gesundheitsförderliche Personal- und Ausstattungsplanung sowie ein sinnvolles und transparentes Qualitätsmanagement. Hierzu gehören z. B. auch Fortbildungen zur Gestaltung der Elternarbeit, die von vielen Erzieherinnen und Erziehern als besondere Herausforderung erlebt wird. Geeignete Maßnahmen zur Förderung von Leitungskompetenz und zur Verbesserung der kollegialen Zusammenarbeit können entscheidend dazu beitragen, dass berufliche Stressbelastungen entweder erst gar nicht entstehen oder besser bewältigt werden. Auf einer übergeordneten politisch-gesellschaftlichen Ebene sind schließlich Maßnahmen erforderlich, die den Status und die Rahmenbedingungen des Erzieherinnenberufs selbst verbessern. Das neue, im Juni 2013 vom Bundestag beschlossene Präventionsförderungsgesetz kann hierfür wichtige Impulse geben [17]. Was im Einzelnen getan werden könnte und sollte, ist im Grunde hinreichend bekannt und wurde bereits vielfach in den Medien und in der Fachliteratur diskutiert. Doch eine substanzielle Verbesserung von Arbeitsbedingungen und effektive Angebote der Gesundheitsprävention gibt es nicht zum „Nulltarif“. In Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte erfordert es Mut seitens der politischen Entscheidungsträger, Geld für Verbesserungsmaßnahmen in die Hand zu nehmen, aber auch Gestaltungswillen und Augenmaß für richtige Prioritätensetzungen. Zu bedenken ist, dass sich finanzielle Investitionen in gute Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher langfristig auszahlen, nicht zuletzt durch eine verbesserte Betreuungsqualität für unsere Kinder.

[Stress and Burnout Risk in Nursery School Teachers: Results from a Survey].

This article presents results from a study of 834 nursery school teachers in Germany, investigating working conditions, stress, and stress-related hea...
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