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Schwäche, Antriebslosigkeit, Leistungsminderung

Frühjahrsmüdigkeit oder Eisenmangel?



Am häufigsten wird eine Anämie durch Eisenmangel hervorgerufen. Andere Ursachen wie ein Vitamin-B12oder Folsäuremangel, eine Niereninsuffizienz oder eine Knochenmarkserkrankung sind sehr viel seltener.

Ferritin und CRP „Typisch für den Eisenmangel ist eine hypochrome mikrozytäre Anämie“, erklärte Dr. Tilman Steinmetz, niedergelassener Hämatologe und Onkologe in Köln. Um die Verdachtsdiagnose „Eisenmangelanämie“ zu bestätigen, muss das Ferritin zusammen mit dem CRP bestimmt werden. Bei einem normalen CRP spricht ein Ferritinwert von < 30 ng/ml eindeutig für die Eisenmangelanämie. Ist das CRP bei Entzündungsprozessen erhöht, steigt auch das Ferritin als EntzündungsKeine Laborkosmetik

Jeden Eisenmangel ausgleichen „Jeder Eisenmangel, egal ob absolut oder funktionell, muss ausgeglichen werden“, forderte Steinmetz. Die Eisensubstitution bei einem funktionellen Eisenmangel sei keine Laborkosmetik. Solange keine Entzündung vorliegt, also der CRP-Wert im Normbereich liegt, kann orales Eisen verordnet werden. Bei Entzündungsreaktionen oder Unverträglichkeit von oralen Präparaten muss Eisen i.v. appliziert werden. Moderne Eisenpräparate wie Fe-Saccharat oder FeCarboxymaltose zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, d. h. anaphylaktoide Reaktionen sind äußerst selten. Sicherheitshalber sollte der Patient nach Beendigung der Infusion noch eine halbe Stunde in der Praxis überwacht werden. sti ■

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (7)

parameter an, sodass ein Ferritinwert bis 100 ng/ml als Ausdruck eines Eisenmangels angesehen werden muss. Bei einem absoluten Eisenmangel sollte immer eine ursächliche Abklärung erfolgen, wobei die Suche nach einer Blutungsquelle im Vordergrund steht. „Ist eine gynäkologische Ursache ausgeschlossen, empfiehlt sich eine Endoskopie des oberen Magen-Darm-Trakts und des Dickdarms“, so Steinmetz. Letzter Akt Anämie Der Körper enthält insgesamt 5 g Eisen. Davon sind 1,7 g als Speichereisen im retikulo-endothelialen System und in der Leber deponiert. Die tägliche Ausscheidung, die normalerweise über die Nahrungsaufnahme kompensiert wird, beträgt 0,0015 g täglich. Mit Hilfe des Proteins Tansferrin wird Eisen aus den Speichern an die Zielorgane wie das Knochenmark gebracht und hier über die Transferrin-Rezeptoren von den Erythroblasten aufgenommen. Eisen wird aber nicht nur für die Blutbildung benötigt, sondern ist auch für die Funktionstüchtigkeit anderer Organe wie Muskulatur und Bindegewebe unverzichtbar. „Die Anämie ist der letzte Akt in der Pathogenese des Eisenmangels“, so Steinmetz. Zunächst werden die Eisenspeicher entleert und eine eisendefizitäre Erythropoese in Gang gesetzt, was zum Abfall des Ferritins führt. Der Eisenmangel geht auch bereits vor der Manifestation der Anämie mit einer Reihe unspezifischer Symptome einher. Dazu gehören allgemeine Schwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Muskelschwäche, Schwindel, Haarausfall und brüchige Nägel. Bevor solche Symptome als harmlose Befindlichkeits-

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Jetzt ist sie wieder in aller Munde und treibt den einen oder anderen Patienten sogar in die Praxis. Die Rede ist von der Frühjahrsmüdigkeit. Doch bevor Sie die unspezifischen Beschwerden als harmlose Befindlichkeitsstörung bagatellisieren, sollten Sie einen Eisenmangel ausgeschlossen haben.

Könnte ihr Eisen helfen?

störung bagatellisiert werden, sollte das Ferritin plus CRP bestimmt werden, um einen Eisenmangel nicht zu übersehen. Funktioneller Eisenmangel bei chronischer Entzündung Aber nicht nur ein absoluter, sondern auch ein funktioneller Eisenmangel kann Symptome verursachen. Ein solcher entsteht durch chronische Entzündungsreize bei Infekten, Malignomen, rheumatischen Erkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die dadurch ausgelöste Immunreaktion führt über Zytokine und T-Zellen zu einer verminderten Erythropoetinbildung und zu einer direkten Schädigung des Knochenmarks mit reduzierter Erythropoese. Außerdem wird in der Leber vermehrtt ein Entzündungsprotein gebildet, nämlich das Hepcidin. „Dieses schließt in den Zellen des retikulo-endothelialen Systems und des Jejunums die Pforten an der Zelloberfläche, sodass Eisen aus diesen Zellen nicht mehr in den Organismus freigesetzt werden kann. Es kommt zu einer Eisenverwertungsstörung“, erklärte Steimetz. Laborchemisch ist das Ferritin nicht erniedrigt, sondern evtl. sogar leicht erhöht, aber die Transferrin-Sättigung ist auf < 20% gesunken. Dr. Peter Stiefelhagen ■

■ Quelle: Internistenkongress Wiesbaden

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[Spring time fatigue or iron deficiency?].

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