Update Orthopädie • Sportmedizin

Ticker ▶▶ Volleyball als Risikofaktor für Tendinopathie der Patellasehne Van der Worp et al. untersuchten an 2.224 holländischen Basketball- und Volleyballspierinnen und -spielern mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Tendinopathie der Patellasehne. Die Ergebnisse zeigten ein vergleichbares Risiko für weibliche und männliche Athletinnen und Athleten. Es konnte kein Unterschied der Risikofaktoren zwischen Athleten mit ein- oder beidseitiger Tendino­pathie nachgewiesen werden. Identifiziert werden konnten das Alter, eine hohe nationale Spielklasse und die Sportart Volleyball (v.a. Außenangreifer). van der Worp H, van Ark M, Zwerver J et al. (2012) Scand J Med Sci Sports. 22:783–790

Korrespondenzadresse Prof. Dr. F. Mayer Universität Potsdam Hochschulambulanz Am neuen Palais 10, Haus 12 14469 Potsdam [email protected] Die Beiträge stammen aus dem Handbuch Orthopädie/Unfallchirurgie 2013 und entsprechen den Seminarunterlagen des 5. Ortho Trauma Update 2013 der med update GmbH Orthopäde 2013 · 42:975–976 DOI 10.1007/s00132-013-2128-7 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Redaktion: S. Rehart, Frankfurt a.M.

Korrelation von MRT-Befunden mit der Wiederaufnahme sportlicher Belastungen im professionellen Fußballsport Originalpublikation Ekstrand J, Healy JC, Waldén M et al. (2012) Hamstring ­muscle ­injuries in professional football: the correlation of MRI findings with return to play. Br J Sports Med. 46:112–117

Ein aktuell sehr kontrovers dis­ kutiertes Thema nehmen Ek­ strand und Kollegen in ihrem Beitrag über die Korrelation von MRT-Befunden mit der Wieder­ aufnahme sportlicher Belastun­ gen im professionellen Fußball­ sport auf. Als Ausgangspunkt formulieren die Autoren, dass MRT-Untersuchungen häufig verwendet werden, um einerseits die Diagnose einer ischiokrura­ len Verletzung zu bestätigen und andererseits prognostische Aus­ sagen über den Verlauf und den möglichen Trainingsausfall zu treffen. In die prospektive Ko­ hortenstudie wurden insgesamt 23 professionelle europäische Fußballteams eingeschlossen und über einen Zeitraum von 2007 bis 2011 verfolgt. Von den jeweiligen medizinischen Teams der Mannschaften wurden die zu einem Trainings- und Wett­ kampfausfall führenden Verlet­ zungen, die jeweilige MRT-Bild­ gebung (eingeteilt in 4 Stadien: Grad 0: unauffälliges MRT ohne Pathologie; Grad 1: Ödem ohne Strukturschädigung; Grad   2: Strukturveränderung im Sinne einer initialen Ruptur; Grad 3: vollständige Muskel- oder Seh­ nenruptur) und die individuelle Expositionszeit für Fußballbe­ lastungen erfasst. Insgesamt 15 der 23 Teams erklärten sich da­ mit einverstanden, an der MRTEvaluation der Verletzungen teil­ zunehmen. Die Aufnahmen (axial und coronar; T1/T2, STIR) mussten jeweils 24–48 Stunden

nach der Verletzung durchge­ führt werden. Der MR-Tomo­ graph musste über mindestens 1,5 Tesla verfügen und durfte nicht älter als 5 Jahre sein. Die Ergebnisse ergaben ins­ gesamt 516 Verletzungen der ischiokruralen Muskulatur. 58% (n=299) der Verletzungen wur­ den mittels MRT bestätigt. In 118 Fällen wurde zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung durch­ geführt. 152 Verletzungen (29%) wurden nur mit Ultraschall und 65 (13%) ohne bildgebende Diagnostik beurteilt. Insgesamt 207 der 299 MRT-Beurteilungen wurden erhalten und konnten ausgewertet werden. 27% der Befunde wurden dem Grad 2 und 3% der Befunde dem Grad 3 zugewiesen. Die überwiegende Mehrzahl der Verletzungen be­ traf den M. biceps. fem. (83%) ge­ folgt von M. semimembranosus (11%) und M. semitendinosus (5%). Etwa 70% der Verletzungen trat während Sprintbelastungen oder schnellem Lauf auf (ohne Bezug zum Grad der Schädi­ gung). 55% der Fälle betrafen das dominante Bein. Die Ausfallszeit stieg mit dem Grad der Verlet­ zung statistisch signifikant (von im Mittel 8 Tagen bei Grad 0 auf im Mittel 73 Tagen bei Grad 3) an. Alle Wiederverletzungen (16% aller Verletzungen) betra­ fen den M. biceps fem. In der Zusammenfassung folgern die Autoren, dass eine MRT-Untersuchung in der Gra­ duierung ischiokruraler Verlet­ zungen sinnvoll und hilfreich sein kann, da in Abhängigkeit des Stadiums Aussagen über die zu erwartende Ausfallzeit mög­ lich erscheinen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass 60% aller Verletzungen mit der über­ wiegenden Mehrzahl an Trai­ nings- und Wettkampfausfällen

Pathologien betreffen, die keine strukturelle, im MRT fassbare Schädigung aufweisen. Kommentar

Trotz der oben aufgeführten Untersuchungen ist bisher kein Kriterienkatalog verfügbar, an­ hand dessen klar entschieden werden kann, wann ein Athlet wieder in das Wettkampfgesche­ hen integriert werden kann. So­ mit bleibt dies weiterhin der kli­ nischen Beurteilung des Arztes und möglichweise additiven Be­ lastungstests vorbehalten.

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Veranstaltungshinweis

Köln, 14.–15.03.2014 Ortho Trauma Update 2014 6. Orthopädie-UnfallchirurgieUpdate-Seminar – Unter der Schirm­ herrschaft der DGOU/DGSP

Der Orthopäde 11 · 2013 

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Update Orthopädie • Sportmedizin

Während der Therapie mit exzentrischen Übungen bei Patellasehnentendinopathie kein Sport? Originalpublikation Saithna A, Gogna R, Baraza N et al. (2012) Eccentric Exercise Protocols for Patella Tendinopathy: Should we Really be Withdrawing Athletes from Sport? A Systematic Review. Open Orthop J. 2012:553–557

Ein interessanter systematischer Review von Saithna et al. stellt die Frage, ob Athleten mit Patel­ lasehnentendinopathie während der Therapie mit exzentrischen Übungen tatsächlich von sport­ lichen Aktivitäten ausgeschlos­ sen werden müssen. Die Autoren betrachten einen therapiebeglei­ tenden Ausschluss von sportli­ cher Aktivität eher kritisch, da die negativen Folgen einer Belas­ tungsreduktion in der Entschei­ dung Berücksichtigung finden sollten. Sowohl von physiologi­ scher Seite, als auch aus psycho­ logischer Sicht wird demnach eine Sportkarenz eher in Frage gestellt.

Methodisch führten 3 un­ abhängige Reviewer eine Lite­ ratursuche durch. Die Literatur­ recherche wurde innerhalb von 2 Wochen erneut durchgeführt, um die Datenstabilität zu er­ höhen. In den systematischen Review (PubMed, Medline, PEDRO, Cochrane Database) wurden relevante randomisierte Studien eingeschlossen, die sich mit der Frage befassten, ob die klinischen Outcomekriterien in der Behandlung einer Patella­ sehnentendinopathie dadurch negativ beeinflusst werden, dass parallel der individuelle Sport weiter betrieben wird. Letztlich konnten zunächst 9 Studien in den Review einge­ schlossen werden. Bei 2 Studien war allerdings nicht eindeutig zu klären, ob alle Probanden vom Sport ausgeschlossen wur­ den oder nicht. Diese beiden Studien wurden demnach nicht mit analysiert. 3 der 7 Untersu­ chungen berichteten über einen

Abb. 9 Bei Patellasehnentendinopathie ist eine Sportkarenz während der Behandlung mit exzentrischem Training nicht notwendig [aus: Der Radiologe (2010) 50:444–452]

Ausschluss vom Sport während der Therapie (4 bzw. 6 Wochen). Als Therapie wurde jeweils ex­ zentrisches Training (decline squats) gewählt. Keine der Untersuchungen beschrieb mit hoher Evidenz, dass eine Sport­ pause sinnvoll sei. Im Gegenteil: Es konnten mehrere Studien identifiziert werden, die belegen,

dass die Behandlung mit exzen­ trischem Training trotz Fort­ führung sportlicher Belastung effizient ist. Zusammenfassend wird somit gefolgert, dass bei Athleten mit einer Patellaseh­ nentendinopathie eine Sportka­ renz während der Behandlung mit exzentrischem Training nicht notwendig ist.

Exzentrisches Training – Langzeitergebnisse bei Behandlung nach Alfredson Originalpublikationen van der Plas A, de Jonge S, de Vos RJ et al. (2012) A 5-year follow-up study of Alfredson‘s heel-drop exercise programme in chronic midportion Achilles tendinopathy. Br J Sports Med. 2012 46:214–218

Van der Plas et al. überprüften die Langzeitergebnisse 5 Jahre nach einer Behandlung der Achillessehnentendinopathie (mid­portion) nach Alfredson. 58 Patienten (70 betroffene Seh­ nen) wurden einer Analyse des VISA­A Scores und einer Ultra­ schalluntersuchung 5 Jahre nach Behandlung der Tendinopathie mit klassischen exzentrischen

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Übungen nach Alfredson unter­ zogen. Es handelt sich um ein Follow­up einer Untersuchung, die ursprünglich den Unter­ schied zwischen dem exzentri­ schen Trainingsprogramm nach Alfredson und der Anlage einer Nachlagerungsschiene überprüf­ te. Nach einem Beobachtungs­ zeitraum von initial 3 Monaten bzw. einem Jahr ergab sich kein Effekt durch die Schiene, weshalb alle Patienten für die weiteren 4 Jahre in die Exzentrikgruppe eingeschlossen wurden. Am En­ de der 5 Jahre wurde jeder Patient zu einer Nachuntersuchung ein­ geladen. Alle Patienten füllten den VISA­A Score aus und unter­ zogen sich einer Ultraschall­

untersuchung. Weitere Beurtei­ lungskriterien waren die subjek­ tive Beschwerdesymptomatik, die Patientenzufriedenheit, die Betroffenheit der nicht involvier­ ten Sehne, alternative Behand­ lungsmaßnahmen und die Fort­ führung des exzentrischen Trai­ ningsprogramms. In den Ergebnissen der Unter­ suchung wurde bei 46 Patienten über einen Anstieg des VISA­A­ Scores von 49,2 auf 83,6 über die gesamten 5 Jahre und von 75,0 auf 83,4 von Jahr 1 bis Jahr 5 be­ richtet. Rund 40% der Patienten waren nach 5 Jahren komplett schmerzfrei, allerdings erhielten rund 48,3% der Patienten zu­ sätzlich weitere Therapieformen

in den vergangenen 5 Jahren (Schuheinlagen n=11; operative Behandlung n=6; Stoßwellenthe­ rapie n=2; Immobilisation n=2; weitere Behandlungen in Einzel­ fällen). Die sagittale Sehnendicke nahm von initial 8,05 mm auf 7,5 mm ab. Die subjektive Patien­ tenzufriedenheit war exzellent in 8,6% der Fälle, gut in 41,4%, mo­ derat in 31% und schlecht in 19% der Fälle. Die Autoren folgern, dass das Alfredson­Regime auch nach 5 Jahren über gute Effekte verfügt, allerdings die Hälfte der Patienten zusätzliche Therapie­ formen in Anspruch nahm. Völ­ lige Beschwerdefreiheit wurde dennoch nur bei der Minderheit der Patienten erreicht.

[Sports Medicine].

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