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BERICHT

Blut, Band 33, Seite 333-338 (1976) Max-Planck-Institut fiir Psychiatrie, Abteilung fiir Klinische Chemie, Mtinchen

SI-Einheiten in der H~imatologie Dankwart Stamm

Die SI-Einheiten sind fiir die einen ein Reizwort, das temperamentvolle Diskussionen iiber unsinnige Neuerungen ausl6st. Eine andere, mehr mit MeBproblemen vertraute Gruppe sieht in der Einfiihrung der SI-Einheiten den Beginn einer weltweiten Vereinheitlichung der MeBeinheiten und der dafiir benutzten Symbole in den Naturwissenschaften und der Technik einschliel31ich der Medizin. Das Wort ,,SI-Einheiten" ist die deutsche Kurzform fiir Syst~me International d'Unit~s. Dieses System ist 1960 durch BeschluB der Conf6rence Gdn&ale des Poids et des M&ures mit zun~ichst 6 Grundeinheiten beschlossen und 1971 um das Mol als 7. Grundeinheit erweitert worden (Tab. 1). Dieses einheitliche System soil an die Stelle der bisher in Physik und Technik benutzten verschiedenen MaSsysteme, wie das Zentimeter-Gramm-Sekunden-System (cgs), das Meter-Kilogramm-SekundenSystem (mks) und einiger anderer treten [1,2, 10], weiles wesentliche Vorteile hat, die in diesem Rahmen nicht dargelegt werden k{Snnen. BasisgrSBen Name

Basiseinheiten Name

L~nge

Meter

m

Masse

Kilogramm

kg

Zeit

Sekunde

s

elektvische Stromst~rke

Ampere

A

thermodynamische Temperatur

Kelvin

K

Lichtst&rke

Candela

cd

Stoffmenge

Mol

mol

Symbol

Tab. 1: SI-Grundeinheitem Die ,,International Organization for Standardization" (ISO) hat das System [14] in einer allgemein anwendbaren Form empfohlen (ISO-Norm 1000- 1973). Viele Staaten, darunter auch Osterreich [6, 12], die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland [2, 11], haben diese Norm angenomrnen. Eingegangen am 10.7. 1976

334

D. Stature

In den Kliniken Skandinaviens sind die SI-Einheiten schon in Gebrauch oder werden gerade eingeffihrt. In England [13] und den Liindern des Commonwealth ist im Zusammenhang mit der Ubernahme des metrischen Systems die Einfiihrung der SI-Einheiten in vollem Gange. In der Bundesrepublik Deutschland daft nach dem Einheitengesetz [1] vom 2. Juli 1969 ab 1. Januar 1978 bei der Angabe und {3bermittlung yon MeBergebnissen im gescMftlichen und amtlichen Verkehr nur noch das SI-System benutzt werden. Dazu geh6ren auch die staatlichen Prfifungen yon ~rzten, Angeh6rigen der medizinischen Hilfsberufe und des Pflegepersonals. In den Prospekten der Industrie und popul~ir-wissenschaftlichen Zeitschriften werden schon jetzt SI-Einheiten benutzt. Wenn ein Land das metrische System einftihrt, dann wird es von Anfang an SIEinheiten benutzen. Das wird auch ffir die USA gelten, wo der PrSsident Weihnachten 1'975 ein Gesetz fiber die Einffihrung des metrischen Systems unterschrieben hat. Da ausffihrliche Darstellungen der Meggr6genarten und der SI-Einheiten in der Hitmatologie und Klinischen Chem'e an anderen Stellen [3,4,5, 10,15] einschlieglich der Regeln ffir ihren Gebrauch zu finden sind, sollen hier nur die ffir die H/imatologie wesentlichen ~nderungen behandelt werden. Diese wichtigen flmderungen sind: 1. Die Zeiteinheit ist die Sekunde (s) und nicht mehr die Minute. 2. Die Druckeinheit ist das Pascal (Pa) anstelle yon bisher 5 verschiedenen Einheiten (ram Hg; mm H~O; technische Atmosphfire; physikalische Atmosphfire, Bar) mit mehrstelligen Umrechnungsfaktoren. 3. Die Volumeneinheit ist das (der) Liter anstelle einer Vielzahl yon Volumeneinheiten wie ~,1 (mmS); ml; 100 ml u. a. 4. Far dezimale Vielfache oder Teile yon Einheiten sind SI-Pr~ifixe (Tab. 2) anzuwenden. 5. Die Konzentrationsangabe von Stoffen mit hinreichend genau bekannter chemischer Struktur soll auf molekularer Basis, d.h. als Stoffmengenkonzentration, Stoffmengenverh/iltnis und Molalitiit erfolgen, Das bedeutet z. B. die Konzentrationsangabe yon Eisen im Serum in btmol/1 anstatt bisher in ~,g/100 ml. Prozentangaben und ~ihnliche Ausdrficke: Bisher wurden Prozentangaben bei klinisch-chemischen Untersuchungen in zwei Gruppen yon F~llen gemacht: 1. Ffille, in denen das VerMltnis zwischen zwei Megwerten mit derselben Meggr6Benart angegeben wird, wie z.B. Masse/Masse = MassenverMltnis oder Anzahl/ Anzahl = AnzahlverMltnis. In diesen Fiillen sind es Einheiten mit der Dimension 1; es wird deswegen empfohlen, das VerMltnis durch einen Dezimalbruch oder eine Potenz yon 10 und nicht in Prozentzahlen anzugeben. Beispiel: H~imatokrit 0,45 und nicht 450/0. 2. Der Megwert einer Mel~gr6ge wird in Prozent des Megwertes einer anderen Meggr6ge angegeben, wie z. B. Masse/Volumen. Es ist ein Mufiger Migbrauch, bei solchen Angaben Einheiten wie mg% oder ppm zu benutzen. Diese Prozentangaben sind yon nun an nicht mehr zulfissig. Die mathematische Angabe yon Prozenten ist davon unberfihrt.

S[-2s

in der Hdmatologie

Faktor

335

Vorsilbe

Symbol

i

1012

Tera-

T

10 9

Giga-

G

10 6

Mega-

M

10 3

Kilo-

k

10 2

Hekto-

h

101

Deka-

da

10 -I

Dezi-

d

10 -2

Zenti-

c

10 -3

M ill[-

m

10 -6

Mikro-

ix n

10 -9

Nano-

10 -~2

Piko-

p

10 -is

Femto-

f

10 -18

Atto-

a

Tab. 2: SI-Prfifixe fiir dezimale Vielfache und Teile yon Einheiten.

Bestandteil

Herk6mmliche Einheit

SI-Einheit

H~imatokrit

45%

0,45

H~imoglobinkonzentration

15,5 g/100 ml

155 g/1

Erythrozytenzahl

5,5 Mill./mm a

5,5 • 1019/1

Durchschnittlicher H~imoglobingehalt der Erythrozyten (Hb~) Mittleres korpuskulfires H~imoglobin (MCH)

28 btbtg

28 pg

Mittlere korpuskul~ire H~imoglobinkonzentration (MCHC)

34 g/100 ml

344 g/1

Mittleres Erythrozytenvolumen (MCV)

82 ~ta

82 fl

Leukozytenzahl

5000/mm a

5,0 • 109/1

Thrombozytenzahl

250 000/ram 8

250 • 109/1

Retikulozyten

12%o

0,012

Tab. 3: Wichtige durchschnittliche NormalmeBgr6Ben und SI-Einheiten in der Hfimatologie.

D. Stature

336

Enzymaktivit/iten: Ober die MeBgr6Benart im Sl-System zur Messung von Enzymaktivit~ten ist bisher noch keine Entscheidung gef~tllt worden. Um mehrfache )~.nderungen zu vermeiden, wird die bisherige MeBgr6Benart zun/tchst beibehalten. Fiir die Benutzung der SI-Einheiten in der H~tmatologie und der Klinischen Chemie gibt es eine gemeinsame Empfehlung des ,,International Committee for Standardization in Hematology" (ICSH), der ,,International Federation of Clinical Chemistry" (IFCC) und der ,,World Association of Anatomic and Clinical Pathology Societies" (WAPS) [9], die auf friihere Empfehlungen yon Dybkaer undJorgensen [5] zuriickgeht. Fiir die Angabe der H~tmoglobin-Konzentration wird zun~ichst die Massenkonzentration empfohlen [9]. Die Benutzung der Stoffmengenkonzentration (mmol/1) wird zugelassen, wenn die Elementareinheit (Monomer oder Tetramer) angegeben ist. Fiir die am Niufigsten in der H/imatologie benutzten MeBgr6Benarten sind in der Tabelle 3 die Angaben in konventionellen und in SI-Einheiten gegeniibergestellt. Die Umstellung auf SI-Einheiten sollte nach einem Stufenplan erfolgen [15]. Nach der Umstellung auf SI-Einheiten ist streng darauf zu achten, dab in allen Arztbriefen, Gutachten usw. die MeBergebnisse und Befunde mit den exakten SIEinheiten iibermittelt werden. In der Anfangszeit sollten grundsfitzlich mit den Mel3ergebnissen auch die Normalbereiche angegeben und bei Arztbriefen Nomogramme fiir den Vergleich der Mel3ergebnisse beigefiigt werden. Man sollte die SI-Einheiten Bestandteile = Komponenten (relative Molekiilmasse)

SI-Einheit Umrechnungsfaktor -+ alt SI +-

alte Einheit

Erythrozytenzahl

1012/1

1,0000 1,0000

1,0000 1,0000

Mill./mma M/btl

Hfimatokrit

1/1

100,00

0,01

%

Erythrozytensenkungsgeschwindigkeit (BSG)

mm/h

1,0000

1,0000

mm/h

Erythrozytenvolumen (MCV; mittleres Volumen der Einzelerythrozyten)

fl

1,0000 1,0000

1,0000 1,0000

~*m~ ~,a

H~imoglobin

g/l

0,1000

10,000

g/100 ml

Erythrozyten-H~imoglobinmenge (Hbv., MCH)

pg

1,000

1,000

btb~g

Erythrozyten-H~tmoglobinkonzentration (MCHC) g/1

0,1000

10,000

g/100 ml

Leukozyten

109/1

1000,0

0,0010

1/mm3

Retikulozyten

1

1000,0

0,0010

~

Thrombozyten

109/1

1000,0

0,0010

l/ram 3

Tab. 4: Umrechnungsfaktoren zwischen SI- und herk6mmlichen wichtigen Einheiten in der Hiimatologie.

S[-Einheilen in der Hamalologie

337

nicht neben den h e r k 6 m m l i c h e n Einheiten benutzen, weil dies die U m g e w 6 h n u n g q u i l e n d lange verz6gert. Fiir die Unterrichtung der K o l l e g i n n e n n n d Kollegen, der technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie des Pflegepersonals steht eine ausftihrliche D r u c k schrift mit Umrechnungstabellen und Vergleichsleitern [15] zur Verfiigung. Die Umrechnungstabellen und Vergleichsleitern sind auch als Leporello in Postkartengr6Be erh~iltlich [ 16]. Jede Vereinheitlichung der MaBeinheiten ist auch dann, wenn sie wie bei dem SI-System zu einer Vereinfachung fiihrt, mit den Miihen der Umstellung und des Umlernens belastet. Diese Miihen sind in der Bundesrepublik, in der seit fast einem J a h r h u n d e r t metrische Magsysteme benutzt werden, viel geringer als in den angloamerikanischen L/indern. Man sollte diese Miihen im Hinblick auf die Vereinfachungen u n d auf die lang ersehnte weltweite Vereinheitlichung des Systems der Mal3einheiten nicht scheuen.

Lileralur 1. Bundesrepublik Deutschland: Gesetz fiber Einheiten im MeBwesen vom 2. Juli 1969 (BGB1. I S. 709). 2. Deutscher NormenausschuB DIN 1301: Einheiten, Einheitennamen, Einheitenzeichen. November 1971. 3. Dybkaer R. : Nomenclature for quantities and units. Standard Methods of Clinical Chemistry 6, 223 (1970). 4. Dybkaer R. : International nomenclature in clinical chemistry 1972. Diese Z. 11, 94 (1973). 5. Dybkaer R. & Jorgensen K. : Quantities and units in clinical chemistry, Munksgaard, Copenhagen (1966). 6. Gr613en und Einheiten in Physik und Technik: ON-Handbuch Nr. 1, hrsg. vom Osterreichischen Normeninstitut, Ausgabe Oktober 1972. 7. International Union of Pure and Applied Chemistry: Manual of symbols and terminology for physicochemical quantities and units. Pure and Applied Chemistry 21, 1 (1970). 8. International Union of Pure and Applied Chemistry and International Federation of Clinical Chemistry: Quantities and Units in clinical chemistry, Recommendation 1973 ; prepared for publication by R. Dybkaer. Pure and Applied Chemistry 37, No. 4 (1974). Sonderdruck von Butterworths and Co. (Publishers Ltd.), London: 88 Kingsway, WC2B 6AB.

9. International Committee for Standardization in Hematology (ICSH). International Federation of Clinical Chemistry (IFCC). World Association of (Anatomic and Clinical) Pathology Societies (WAPS): Recommendation for use of SI in clinical laboratory measurements. Z. klin. Chem. klin. Biochem. 11, 93 (1973). 10. MeBgr6Ben und Einheiten in der Klinischen Chemie. Die internationalen Empfehlungen. - Erarbeitet yon einer gemeinsamen Kommission der Schweizerischen, Osterreichischen und Deutschen Gesellschaft fiir Klinische Chemie. Z. klin. Chem. klin. Biochem. 12, 180 (1974) 11. Normen fiir Gr613en und Einheiten in Naturwissenschaften und Technik. ASFTaschenbuch, 3. Aufl. 1972. Hrsg. vom Deutschen NormenausschuB. BeuthVertrieb, Berlin-K61n-Frankfurt (DINTaschenbuch 22). 12. Osterreichische Bundesgesetze 152/1950 vom 5. Juli 1950 und 174/1973 vom 20. M~irz 1973. 13. SI - The international system of units (Translation approved by the International Bureau of Weights and Measures of its publication "Le Syst~me International d'Unit~s"). National Physics Laboratory, London 1970. Her Majesty's Stationery Office. 14. SI Units and recommendations for the use of their multiples and of certain other units. International Standard ISO 1000-1973 (E).

D. Stature

338 15. Stamm D.: MeBgr6Ben und SI-Einheiten in der K1inischen Chemie, Deutsche Gesellschaft fiir Klinische Chemie, Mitteilungen, Heft 1, S. 3 (1975). Als Sonderdruck zu beziehen vom Karl Demeter ,Verlag, 8032 Gr~felfing, WiirmstraBe 13.

16. Stamm D. : SI-Einheiten, Umrechnungsfaktoren in konventionellen Einheiten und Vergleichsleitern ftir wichtige Blutund Harnbestandteile, Leporello, Separatdruck aus [15], Bezugsquelle s. dort. 17. Strecker A. : Eichgesetz, Einheitengesetz. Kommentar Deutscher Eichverlag GmbH, Braunschweig.

Anschr. d. Verf. : Prof. Dr. Dr. D. Stamm, Leiter der Abteilung fiir Klinische Chemie des Max-Planck-Instituts ftir Psychiatrie, KraepelinstraBe 10, D-8000 Mtinchen 40.

Neue

SI-Einheiten

und Me8gr68en, fur Labor, Klinik und Praxis In der BRD derfen ab 1.1. 1978 im gesch&ftlichen und amtlichen Verkehr sowie bei allen Pr{ifungen in der Ausbildung der ~,rzte, der medizinischen Hilfsberufe und der Krankenschwestern nur noch die SI-Einheiten (Syst6me International d'Unit6s) benutzt werden. Die Ausbildung von Studenten erfolgt bereits jetzt nach den neuen MeSgr6Ben, die Kliniken sind ebenfalls bereits in der Umstellung. (48 S e i t e n ) der interessanten Grundlagenarbeit von Prof. Dr. Dr. D. Stamm aus dem Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft f(~r Klinische Chemie mit Informationen, Umrechnungstabellen und Vergleichsleitern erhalten Sie ab 1000 Exemplaren DM 2,20 pro StOck ab 100 Exemplaren DM 3 , - - pro StUck bis 100 Exemplare DM 5 , - - pro StUck EinzeI-Sonderdruck DM 6,--

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[SI units in hematology].

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