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PRAXIS-Journal Club

Praxis 2014; 103 (3): 171-171 171

Gezielte Indikationsstellung für eine antibiotische Behandlung bei Halsschmerzen Frage

Interventionen

Kann mithilfe eines klinischen Scores und dem Antigen-Schnelltest die Antibiotikaverschreibung bei Patienten mit Halsweh reduziert werden?

• Gruppe 1: «Verzögerte» Antibiotikaverschreibung: Patienten erhielten ein Rezept, wurden aber angewiesen, die Antibiotika erst dann zu nehmen, wenn sich die Symptome nach drei bis fünf Tagen nicht verbessert haben. • Gruppe 2: Verschreibung von Antibiotika in Abhängigkeit von klinischem Score (FeverPAIN); bei einem Score von 4 oder mehr wurden Antibiotika sofort verschrieben, bei Scores von 2 oder 3 verzögerte Antibiotikaverschreibung; bei Scores von 0 oder 1 wurden keine Antibiotika verschrieben. • Gruppe 3: In der Gruppe wurde bei allen mit einem klinischen Score von drei oder mehr ein Antigentest durchgeführt, bei Patienten mit einem Score von 2 wurde ohne Antigentest eine verzögerte Antibiotikaverschreibung empfohlen und bei Score 0 oder 1 kein Antigentest und keine Antibiotikaverschreibung. • Alle Patienten wurden instruiert, regelmässig Analgetika (Paracetamol oder Ibuprofen oder beides) zu nehmen.

Hintergrund Viele Patienten mit Halsweh erhalten immer noch Antibiotika verschrieben, obwohl eigentlich bekannt ist, dass Antibiotika in diesen Situationen nichts nützen, aber wahrscheinlich zur Zunahme der Antibiotikaresistenz beitragen. In dieser Studie wird untersucht, ob ein klinischer Score (Fieber in den vergangenen 24 Stunden; Eiter auf Tonsülen/Rachen; Arztbesuch in den ersten drei Tagen nach Symptombeginn; gerötete Tonsillen; kein Husten oder akute Rhinitis) und/oder ein Antigen-Schnelltest (Streptokokken) dazu beitragen können, die unnötigen Antibiotikaverschreibungen zu reduzieren.

Einschlusskriterien • Patienten ab Alter von drei Jahren mit akut aufgetretenen Halsschmerzen (zwei Wochen oder weniger lang) • Geröteter Rachen oder Eiter im Rachen

Outcome

Studiendesign und Methode

Primärer Outcome • Schwere der Symptome in den zwei bis vier Tagen nach der Konsultation Sekundäre Outcomes • Dauer der Krankheit • Einsatz von Antibiotika • Nebenwirkungen

Randomisierte Studie

Resultat

Studienort

• 1760 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen; das mittlere Alter lag bei 30 Jahren, etwa zwei Drittel waren Frauen, weniger als 20% Raucher.

Ausschlusskriterien • Nicht-infektiöse Ursachen von Halsschmerzen (Ulzerationen, Candida, u.a.)

Allgemeinpraxen in Zentral- und Südengland © 2014 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern

Verglichen mit der Kontrollgruppe (verzögerte Antibiotikaverschreibung) war die Symptombesserung ausgeprägter und schneller in den Gruppe 2 und 3. Zwischen den Gruppen 2 und 3 war kein signifikanter Unterschied feststellbar. Der Anteil von Patienten, der Antibiotika einnahm, war mit 46% in Gruppe 1 (verzögerte Verschreibung) am höchsten, gefolgt von 35% in Gruppe 2 und 37% in Gruppe 3. Das entspricht einer relativen Reduktion von etwa 30%. Komplikationen, wie Otitis media. Sinusitis, traten in keinem der eingeschlossenen Patienten auf.

Kommentar • Mit Hufe des klinischen Scores werden jene Patienten identifiziert, die von einer Therapie mit Antibiotika profitieren. Ein zusätzlicher Antigentest scheint, laut den Ergebnissen dieser Studie, keinen zusätzlich positiven Effekt zu haben.

Korrespondenzadresse

Prof Dr. med. fohann Steurer Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer Universitätsspital Zürich Pestalozzistrasse 24 8091 Zürich [email protected]

Bibliographie Little P, Hobbs FD, Moore M, et al, BMJ 2013; 347:f58o6.

DOl 1O.lO24/1661-8157/aOO1535

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[Selected indications for antibiotic treatment of sore throat].

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