224 Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991)

C. Krier

Die Retransfusion in der Knochenchirurgie: Was passiert mit dem Fett? A. Henn-Beilharz, C. Krier

Der Haernonetics-Cell-Saver' ist in zahlreichen Arbeiten auf seinen ungefährlichen und nebenwirkungsarmen Einsatz untersucht worden. Eine Problematik in der Qualität des autologen Blutes in der elektiven Hüftchirurgie lag in dem Fett, welches im gewaschenen Erythrozytenkonzentrat beobachtet werden kann. Wir haben darüber bereits ausfuhrlich berichtet (4). In unserer Untersuchung über dieses Fett (4) fanden wir keine Abhängigkeit der Fettmenge von der Körperstatur (Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht). In Abhängigkeit von der Operation (Neuirnplantation versus Umbau einer Totalendoprothese (TEP)) ergaben sich Unterschiede (Abb. I), jedoch bei kleinem Umbaukollektiv ohne Signifikanz. In Abhängigkeit vom Retransfusionsvolurnen konnten signifikante Unterschiede gefunden werden (Abb. 2). Die gaschrornatographische Analyse des Fettes ergab eine ähnliche Zusammensetzung der Fettsäuren wie im Depotfett (Tab. 1).

kein Fett

I bio

500 ml

1-2ml

W

5 0 0 - 8 0 0 rnl > 1100 rnl Retrans.

800-1100 m l

Abb. 1

2 ml

Fettmenge in Abhängigkeit vom Retransfusionsvolumen.

Nach unseren Ergebnissen handelt es sich bei dem beobachteten Fett um enternulgiertes Fett aus dem Knochenmarksraum. Als Öl ist es nicht wasserlöslich und kann somit auch nicht über eine Triglycerid- bzw. Cholesterinmessung erfaßt werden. Die größeren Fettmengen bei größeren Retransfusionsvolumina erklären sich vermutlich daher, daß bei der Aufarbeining gröi3erer Volumina der Blutsammelbeutel vermehrt manuell ausgestrichen wurde und damit mehr Fett durch den Primärfilter gepreßt wurde. Nach verschiedenen Untersuchungen, überwiegend aus der Orthopädie, soll das Fett bei der maschinellen Autotransfusion (MAT) keine Rolle spielen, da es bei der Aufarbeitung des autologen gewaschenen Erythrozytenkonzentrates (AGEK) entfernt würde (1, 6). Da das Fett nicht wasserlöslich ist, kann es durch den Waschvorgang nicht entfernt werden. In unserer Untersuchung konnte dieses Öl auch über den normalerweise verwendeten 40-pm-Filter (Sangopu?) nicht komplett eliminiert werden. Turner hat beim Autotransfusionsblut nach Primärfiltrierung (125-pm-Filter) Fettpartikel in einer GröiJenordnung von 5-30 pm mikroskopisch nachgewiesen (9). Parnuicini empfiehlt einen 10-pm-Filter, um damit den Zelldetritus aus den hämolysierten Erythrozyten zu eliminieren (7). E i

' Haemonetics, München -

Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991) 224-225 O Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

kein Fett

1-2ml

>

2 ml

Abb.2 Fettmenge in Abhängigkeit von der Operation. Tab. 1 Fettsäurenzusammensetzung von Venenblul, Depotfett und Autotransfusionsblut.

Blulherkunft

Venenblut Normalpersonen* '"

Fettsäure (Prozentanteil) C16:O Palmitinsäure C16:l Palmitoleinsäure C1 8:O Stearinsäure C1 8:1 Ölsäure C18:2 Linolsäure C18:1/C18:2 C18:1/C18:0

* ** nach Schaaf (8), "* eigene Ergebnisse

1

Depotfett*" MATEllU1***

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Abteilung hir Anästhesie und operative Intensivmedizin, Katharinenhospital Stuttgart

Anästhesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 26 (1991) 225

von uns in vitro getesteter 20-pm-Filter (Microsept2) ließ kein Fett mehr passieren. Andererseits besteht bei sehr kleinporigen Filtern die Problematik einer möglichen Schädigung der Erythrozyten (2,3,5). Wir planten, weitere Filter zu überprüfen. Jcdoch rnußten wir feststellen, daß wir bei weniger Patienten Fett fanden als 1987. Auch die noch gefundenen Mengen waren deutlich geringer. Was hatte sich geändert? Die Erstuntersuchung wurde mit dem Cell-Saver 3 mit der ,Austeru als Sammelreservoir (Klappschalen mit innenliegendem Blutsammelbeutel) durchgeführt. Jetzt wurde zusätzlich ein Cell-Saver 3+ eingesetzt mit größeren Schlauchquerschnitten. Entscheidend ist jedoch, daß beide Geräte mit einem anderen Sammelreservoir versehen sind. Dieses Kardiotomiereservoir in Trommelform mit innenliegendem Filter Iäßt sich nicht mehr manuell ausstreichen. Damit muß angenommen werden, daß die früher gesehenen größeren Fettmengen durch diese Technik des Ausstreichens des Primärfilters mitbedingt waren. Dafür spricht auch die Fettzunahme bei größeren Blutmengen, da dabei in der Regel Öfter der Sammelbeutel ausgedrückt wurde. Unsere Empfehlung zum Einsatz der maschinellen Autotransfusion in der Orthopädie b m . traumatologischen Knochenchirurgie besteht daher darin, zum einen Mkrofilter von 40 pm zu verwenden, zum anderen soii - wenn überhaupt noch möglich - der Primärfilter nicht mechanisch ausgedrückt werden.

'Braun, Melsungen

Literatur

1. C., C. R. Metzger, T.A. Csencsitz: Intraoperative Autotransfusion (IAT) in Spinal Surgery. Spine 7 (1982) 432-435 2 Garritzmann, H.; Vorsicht bei Drucktransfusionen mit Mikrofiltrationsgeräten. Anästh. Inform. 16 (1975) 374 3 Hans, S., H.-M. Fritsche, A.-G. Gathof, H. Kriegel, G. Blümel: Mikrofiltration von Blut - technologische Aspekte und experimentelle Untersuchungen. In: Brückner, J. B. (Hrsg.): Kreislaufschock. Anästhesiologie und Intensivmedizin, Bd. 125. Springer, Bcrlin, Heidelberg, New York (1980) 518 4 Henn-Beilharz, A., R Hoffinan, V. Hempel, K. H. Bräutigam: Untersuchung zur Herkunft von entemulgiertem Fett bei Autotranshsionen in der elektiven Hüftchimrgie. Anästhesist 39 (1989) 88-95 "uterjung, K. L.: Gesichertes und Ungesichertes bei der Anwendung von fikrofiltern in der Bluttransfusion. In: Eckert, J. (Hrsg.): Beiträge zur Intensiv- und Notfallmedizin, Bd. 2. Karger, Basel, München, Paris (1984) 123 6 Paravicini, D., R. Frisch, B. Stinnesbeck, P. Lnwin: Intraoperativc Autotrarishsioii bei großeii orthopädischen Eingriffen. Z. Orthop. 121 (1983) 278-282 7 Paravicini, D., J. Rassat, D. Kamanabroo; Morphologische Verändemngen von Erythrozyten unter intraoperativer Autotransfusion. iMed. Klin. 78 (1983) 176-179 Schaaf, E.: Die gaschromatographischc Bestimmung der freien Fettsäuren des Depotfettes, des Knochenmarkes und des Serums. Ein Beitrag zur Untersuchung der Fettembolie. Medizinische Dissertation, Universität Heidelberg (1972) 9 Turner, E., H. Nebel, H. Stephan-Onasanya, 0.Hilfiker: Die intraoperative maschinelle Autotransfusion: Untersuchung des abgesaugten Blutes vor Retransfusion. Anaesthesist 33 (1984) 504 1

Flynn,

ß

Dr. med. Albrecht Henn-Beilharz Abteilung h r Anästhesie und operative Intensivmedizin Katharinenhospital Kriegsbergstr. 60 W-7000 Stuttgart 1

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Autologe Transfusionskonzepte

[Retransfusion in bone surgery: what happens to the fat?].

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