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Übersicht

Depressionsforschung in der DDR – historische Entwicklungslinien und Therapieansätze Research on Depression in the GDR – Historical Lines of Development and Therapeutic Approaches Autoren

J. Thormann1, H. Himmerich1, H. Steinberg2

Institute

1

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Universität Leipzig Archiv für Leipziger Psychiatriegeschichte, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Leipzig

Schlüsselwörter

Zusammenfassung

Abstract

"

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!

Anliegen: Vor dem Hintergrund der sich in der psychiatriehistorischen Forschung abzeichnenden Frage, ob die Psychiatrie der DDR von den westlichen Entwicklungen derart isoliert war, dass man von einer eigenständigen DDR-Psychiatrie sprechen sollte, will die vorliegende Studie innerhalb eines abgrenzbaren Themenfeldes chronologisch nach spezifischen Beiträgen der DDR-Psychiatrie und nach ihrer Internationalität fragen. Dafür haben wir den Aspekt der Behandlung und Erforschung der Depression gewählt. Methode: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche der DDR-Fachzeitschrift „Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie“ sowie eine Sichtung aller psychiatrischen Lehrbücher der DDR. Ergebnisse: Die DDR-Psychiatrie orientierte sich an sowjetischen, aber auch an westlichen Entwicklungen. Manche internationalen therapeutischen oder konzeptuellen Neuerungen erreichten die ostdeutschen Kliniken jedoch erst mit Verzögerungen. Dennoch lieferten DDR-Psychiater auch eigene Beiträge (Krankheitskonzepte) zum Thema Depression. Zu den Schlüsselfiguren zählten u. a. R. Lemke (Jena), D. Müller-Hegemann (Leipzig) oder auch K. Leonhard (Berlin). Schlussfolgerung: Was die Depressionsforschung anbelangt, kann nicht vorbehaltlos von einer eigenständigen DDR-Psychiatrie gesprochen werden; weitestgehend verliefen die Entwicklungen in Ost und West parallel.

Background: Historical research has raised the issue of whether GDR psychiatry was isolated from Western influences to such an extent that an autonomous East German psychiatry developed. Taking a chronological approach and being based on a clearly defined range of topics, the objective of this paper is to identify specific contributions made by GDR psychiatry to academic research as well as the degree of its international orientation by focusing on the treatment and research on depression. Methods: We have performed a systematic review of the East German psychiatric journal “Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie” and a screening of all psychiatric textbooks that appeared in the GDR. Results: Although East German psychiatry was oriented towards Soviet as well as Western developments, some internationally used therapeutic or conceptual innovations reached East German clinics only with some delay. Yet, East German psychiatrists have also contributed their own, independent nosological and therapeutic concepts to research on depression. Pivotal figures included, among others, R. Lemke (Jena), D. Müller-Hegemann (Leipzig) or K. Leonhard (Berlin). Conclusion: With regard to research on depression one cannot truly speak of an autonomous East German psychiatry. Developments in East and West were largely running in parallel.

Einleitung

menser ökonomischer und gesundheitspolitischer Bedeutung [1]. Dabei ist der Wandel bei der Therapie depressiver Störungen mit dem Einsatz erster moderner antidepressiver Medikamente seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, historisch gesehen, vergleichsweise jung und auch andere Weiterentwicklungen auf dem

● Geschichte der Psychiatrie ● DDR-Psychiatrie ● Depressionsforschung ● Depression " " "

Key words

● history of psychiatry ● psychiatry in the GDR ● depression research ● depresssion " " " "

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0033-1355495 Fortschr Neurol Psychiatr 2014; 82: 68–77 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0720-4299

Korrespondenzadresse Dr. Julia Thormann Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Leipzig, IFB AdipositasErkrankungen Semmelweisstr. 10 04103 Leipzig Julia.Thormann@ medizin.uni-leipzig.de

!

Das Spektrum der affektiven Störungen nimmt seit jeher einen großen Teil der in der Bevölkerung auftretenden psychischen Erkrankungen ein. Mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 17 % ist vor allem die (unipolare) Depression von im-

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2

Übersicht

Tab. 1

Übersicht über die Lehrbücher der DDR.

Autoren

Auflage

Titel

Wagner (Lange, Bostroem) 1946

6. Aufl. verbessert

Kurz gefasstes Lehrbuch der Psychiatrie

Leonhard 1 1948

1. Aufl.

Grundlagen der Psychiatrie

Lemke 1956

1. Aufl.

Neurologie und Psychiatrie

Rennert (Lemke) 1960

2. Aufl.

Rennert (Lemke) 1965

3. Aufl. verbessert

Rennert (Lemke) 1966

4. Aufl. unverändert

Rennert (Lemke) 1970

5. Aufl. erweitert

Rennert 1974

6. Aufl.

Rennert 1979

7. Aufl.

Rennert 1987

8. Aufl.

Giljarowskij2 1960

4. Aufl.

Lehrbuch der Psychiatrie

Müller-Hegemann 1966

1. Aufl.

Neurologie und Psychiatrie

Seidel, Schulze, Göllnitz 1977

1. Aufl.

Neurologie und Psychiatrie, einschl. Kinderneuropsychiatrie und Gerichtliche Psychiatrie

Seidel, Schulze, Göllnitz 1980

2. Aufl.

Seidel, Schulze, Göllnitz 1987

3. Aufl.

Seidel, Schulze, Göllnitz 1989

4. Aufl.

1

Das Lehrbuch erschien in Stuttgart. Vermutlich hatte es jedoch nach Leonhards Emigration in die DDR ebenda eine wesentliche Bedeutung. 2 Die tatsächliche Rezeption der im Zuge des Pawlowismus für die DDR übersetzten 4. Auflage des sowjetischen Psychiatrielehrbuches von Wladimir A. Giljarowski bleibt unklar.

1945 – 1955 – Nachkriegszeit und Pawlowismus Methodik

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!

Mit der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 stand Deutschland vor zwei Hauptproblemen: einem zerstörten Land mit instabilen Strukturen und der Herausforderung eines Neubeginns. Die im Potsdamer Abkommen geforderte systematische Entnazifizierung und die separate Reorganisation des Gesundheits- und Hochschulwesens vollzogen sich zwar in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) schneller als in den Westzonen, verliefen indes auf beiden Seiten nicht problemlos [4]. Gerade in den psychiatrischen Kliniken der SBZ sah man sich aufgrund des teils fluchtbedingten Personalmangels bei wachsenden Patientenzahlen [5] zu Inkonsequenzen bei der politischen Säuberung beziehungsweise zu pragmatischen Rehabilitationen gezwungen [6]. Folglich kam es nur vereinzelt zu Entlassungen von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern aus wichtigen öffentlichen Verwaltungsämtern und somit nur bedingt zu einer gesellschaftlichen und politischen Umstrukturierung in der SBZ. Es erscheint vor dem Hintergrund der im Wiederaufbau begriffenen Anstalten und Universitätskliniken nicht verwunderlich, dass sich die Anzahl der ostdeutschen Publikationen zum Thema Depression in der zweiten Hälfte der 40er-Jahre recht übersichtlich gestaltete. Im Jahre 1949 erfolgte die Gründung der psychiatrisch-nervenheilkundlichen Fachzeitschrift „Psychiatrie Neurologie und medizinische Psychologie“ unter der Leitung des ehemaligen Psychoanalytikers Alexander Mette (1897 – 1985), der sich alsbald dem Pawlowismus zuwendete [7, 8]. Die Zeitschrift des Leipziger Hir-

Es wurde eine systematische Literaturrecherche in der einzigen psychiatrischen Fachzeitschrift der DDR, der „Psychiatrie Neurologie und Medizinische Psychologie“, und der medizinischen DDRZeitschrift „Das Deutsche Gesundheitswesen“ durchgeführt. Die Suche erfolgte nach den Stichworten Depression, Depressionsbehandlung, Melancholie, Antidepressiva in den Jahrgängen 1949 – 1990 beider Zeitschriften, wobei alle Arbeiten, die die o. g. Stichworte im Titel führten, Berücksichtigung fanden. Außerdem wurde die Recherche durch eine Sichtung aller ostdeutschen Psychiatrielehrbücher dieser Zeit sowie durch eine selektive Literaturanalyse vorgelegter Monografien (u. a. Buchempfehlungen der " Tab. 1). ZuZeitschriften folgend) und Dissertationen ergänzt (● sätzliche Publikationen anderer Zeitschriften wurden über Referenzen der einzelnen Arbeiten hinzugezogen. Das Ziel war, eine chronologische Übersicht über die Auffassungen von Depression und auch über gängige Behandlungsmethoden vorzulegen. Die Zeitschrift „Psychiatrie, Neurologie und Medizinische Psychologie“ erschien uns deshalb besonders geeignet, da sie als offizielles Mitteilungsorgan der „Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR“ den Anspruch erheben konnte, den aktuellen Forschungsstand ausreichend zu reflektieren. Durch die Berücksichtigung der Lehrbücher seit 1945 ergänzen wir die Darstellung um das verdichtete Wissen, welches den angehenden Ärzten schließlich für die Praxis vermittelt wurde bzw. vermittelt werden sollte.

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Gebiet der Klassifikation psychischer Erkrankungen oder der Versorgungssituation psychiatrischer Patienten stellen maßgebliche Ergebnisse dieses Zeitraums dar. Obwohl die Entwicklungen dieser Zeitspanne psychiatriehistorisch aufgearbeitet wurden [2], berichten die meisten Autoren ausschließlich über die Psychiatrie in der BRD, in Österreich oder der Schweiz. Die Psychiatrie der DDR wird darin als Randglosse angeführt, oft im Zusammenhang mit besonderen Missständen oder mit der Frage nach staatlichem Missbrauch [3]. Erst zögerlich beginnt die empirisch-wissenschaftliche Aufarbeitung der Fachgeschichte in der DDR anhand von Einzelstudien – eine größere, fundierte Übersicht scheint noch in weiter Ferne. Da kann eine chronologische Studie sinnvoll sein, die angesichts der Limitation eines Aufsatzes und somit innerhalb eines abgrenzbaren Themenfeldes nach spezifischen fachärztlichen Beiträgen der DDR-Psychiatrie fragt: Ist die DDR-Psychiatrie tatsächlich nur eine Randglosse, da sie keine eigenen wesentlichen Beiträge vorzulegen vermochte? Prägten sie also v. a. internationale Einflüsse oder verfügte sie über eigene, erwähnenswerte Protagonisten und Denkweisen? Inwiefern nahm die parteilich-staatliche Ideologie oder die außen- und innenpolitische Situation spürbaren Einfluss auf den unmittelbar psychiatrisch-wissenschaftlichen Diskurs? Besteht also Anlass, von einer isolierten DDR-Psychiatrie zu sprechen oder bildete diese nur typische Merkmale aus? Eben aufgrund der Entwicklungen, die das Verstehen der Depression parallel zur zeitlichen Existenz der DDR durchmachten und die als Wissensbestand für die westlichen Psychiatrien zumindest allgemein präsent sind, erscheint uns dieses Krankheitsbild für unsere Einzelstudie als geeignet. Auch liegt unseres Wissens bislang keine Analyse der ostdeutschen Psychiatrie im Hinblick auf die Depressionsforschung vor. Es ist daher unser Anliegen, den Anteil der DDR-Psychiatrie in der historischen Debatte zu verfolgen und einen Überblick über die Entwicklung der Lehre und Forschung auf dem Gebiet der depressiven Erkrankungen zu geben.

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Übersicht

zel Verlages sollte zunächst als gesamtdeutsches Medium etabliert werden, wurde jedoch ab Beginn der 70er-Jahre ausschließlich von DDR-Ärzten geführt. Wirft man einen Blick auf die zur Depression erschienenen Aufsätze der ersten Jahrgänge, so erhält man einen Eindruck, welche Klientel sich den Psychiatern der Nachkriegszeit dargeboten haben muss: Im Vordergrund standen insbesondere die „reaktiven Depressionen“, jedoch überwiegend auch vegetative Beschwerden. Letztere könnten nach Ansicht der damaligen Autoren sowohl als Folge von reaktiven seelischen Störungen entstehen [9] als auch originär im Sinne einer Erkrankung des Vegetativums auftreten. Im Jahre 1949 löste der Jenaer Nervenarzt Rudolf Lemke (1906 – 1957) mit seiner Abhandlung über die „vegetative Depression“ [10] eine Publikationsflut (etwa [11, 12]) zu den vegetativen Störungen aus – allen voran der „vegetativen Dystonie“ –, die erst einige Jahre später ihren Zenit erreichen sollte [13]. Im Gegensatz zur „vegetativen Dystonie“, bei der Spekulationen über die Krankheitsursache von psychosozialen Belastungen über neurotische Fehlhaltungen, abnorme Erlebnisreaktionen bis hin zu organischen Erkrankungen reichten, finden wir bei der Beschreibung der „vegetativen Depression“ eine erheblich elaboriertere Darlegung zur Ätiologie. Lemke sieht den Ursprung der vegetativen Regulationsstörung in einem schreckhaften Erlebnis und der mit diesem einhergehenden depressiven Verstimmung, die als Basis der Erkrankung weiterwirke, jedoch von vegetativen Symptomen wie Tachykardien, Parästhesien oder Durchblutungsstörungen verdeckt werde [10]. Die Beschreibung der „vegetativen Neurose“ durch den Psychoanalytiker und späteren Begründer der modernen Psychosomatik Franz Alexander (1891 – 1964) erfolgte auf westlicher Seite im Jahre 1950 [14] und lehnte sich in ihrer Definition teilweise an die Beschreibung der „vegetativen Depression“ von Lemke an. Neben der Abhandlung nosologischer Fragestellungen widmete man sich in den 50er-Jahren den bis dato üblichen Behandlungsoptionen für depressive Erkrankungen. Man darf annehmen, dass die Therapieempfehlungen in den ersten Nachkriegs-Lehrbüchern [15 – 17] uns einen überschlägigen Eindruck der Heilmethoden ostdeutscher Kliniken zur damaligen Zeit vermitteln. Danach war für den Melancholiker – der Terminus wird erst nach und nach konsequent vom Begriff „Depression“ abgelöst – eine stationäre Behandlung vorgesehen. Weiter sei es angebracht, dem Patienten mit Wohlwollen und einfühlsamer Anteilnahme zu begegnen und beruhigend auf ihn einzuwirken [18]. Im Hintergrund schimmert hier als Wirkmechanismus Iwan Pawlows (1849 – 1936) Reflextheorie durch. Das Hauptaugenmerk der ärztlichen Versorgung gelte „dem Schlaf, der Angst, der Nahrungsaufnahme und der Verdauung“ [17, 18]. Schlaflosigkeit und Angstzuständen begegnete man demzufolge mit der Verabreichung von Barbituraten und Opiaten. Auch war die Behandlung von vegetativen Begleiterscheinungen durch Wirkstoffe wie das sympathikusdämpfende Ergotamin bei depressiven Episoden äußerst verbreitet [16 – 19]. Da man seit den 30er-Jahren einen leistungssteigernden Effekt unter der Behandlung mit UV-Licht beobachtet hatte [20], welchen man damals auf eine parasympathomimetische Wirkung zurückführte, kam es u. a. auch zur Behandlung mit Fotosensitizern wie Hämatoporphyrin (Photodyn®) [21] bei depressiven Episoden. Um den antriebssteigernden Effekt von Amphetaminen wissend, wurden Weckamine, wie Pervitin (später Preludin), anfangs auch bei der Behandlung „kurzphasiger depressiver Zustände“ empfohlen, jedoch später vorrangig wegen

erhöhter Suchtgefahr und geringer Wirksamkeit bei schweren Depressionen nur noch zurückhaltend eingesetzt [22]. Das 1921 entdeckte Insulin fand schließlich auch in der Insulinschocktherapie seine Anwendung. Vermutlich kam es jedoch in der klinischen Praxis der DDR häufiger zu örtlichen Versorgungsdefiziten bei schockinitiierenden Medikamenten wie Insulin oder Cardiazol oder selbst zu einem Mangel an elektrokonvulsiven Apparaturen [23]. Infolgedessen wich man augenscheinlich öfter auf andere Verfahren (z. B. Azomanbehandlung) aus [24, 25]. Jedoch ließen sich die intravenös zugeführten Konvulsiva schlechter applizieren und waren, verglichen mit der 1938 erfolgreich zur Minderung schizophrener Symptome eingeführten Elektroschockbehandlung, in puncto Nebenwirkungen und Komplikationsspektrum generell schlechter verträglich. Der an der Universitätsnervenklinik Jena arbeitende Psychiater Walter Schulte (1910 – 1972) berichtete 1949 über seine Erfahrungen mit der Elektroschockbehandlung an 300 Patienten, die seit 1942 ebenda behandelt wurden. Der Erfolg der Therapie zeichnete sich demnach „vor allem bei Depressionen“ ab. Jedoch müsse man die „Erfolgszahlen von den anfangs enthusiastischen Ziffern herunterschrauben“, gab er skeptisch zu bedenken [24]. Um 1950 verstärkte sich die zentralistisch-regulierende Einflussnahme auf die Universitäten sowie die Ideologisierung und Politisierung der Wissenschaften durch die staatstragende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Nach dem Vorbild der Sowjetunion sollte eine dialektisch-materialistische, naturwissenschaftlich-weltanschauliche Erneuerung aller Wissenschaftszweige herbeigeführt werden. Besonders für die Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie stützte man sich auf die Lehren des Physiologen Iwan P. Pawlow. Von Anfang der 50er-Jahre bis in die 60er hinein wird alles in Beziehung zur Pawlowschen „höheren Nerventätigkeit“ gesetzt [26, 27]. Der Direktor der Leipziger Neurologisch-Psychiatrischen Universitätsklinik Dietfried Müller-Hegemann (1910 – 1989) führte 1953 schließlich die „Pawlow’sche Schlaftherapie“ erstmalig in die DDR-Psychiatrie ein. Die eigentlich eher für innere und psychosomatische Erkrankungen gedachte Schlafkur wirkte jedoch vor allem bei Erschöpfungszuständen [28]. Obwohl die Pawlow-Schülerin Maria Kapitonowna Petrowa (1874 – 1948) zuvor in tierexperimentellen Versuchen nachweisen konnte, dass Schlaftherapie bei „neurotischen Hunden“ Wirkung zeigte [29], kann leider nicht genau gesagt werden, ob zur Leipziger Klientel Müller-Hegemanns auch viele depressive Patienten zählten. Der Versuch, die westlich tradierte Ärzteschaft der sowjetischen Medizin zu unterwerfen, schlug nicht nur fehl, er wird zudem ziemlich wahrscheinlich die stetig wachsende Zahl der republikflüchtigen Mediziner mit verursacht haben [30, 31]. Mit nahezu 10-jähriger Verspätung gegenüber der Sowjetunion wird Anfang der 60er-Jahre der Pawlowismus in der DDR endgültig stillschweigend aufgegeben.

1956 – 1965 – Erste Antidepressiva und die klinische Systematik !

Nach der Entdeckung der völlig überraschenden Wirkung der ersten Neuroleptika – zunächst 1952 des Chlorpromazins [32] – auf manische und paranoid-halluzinatorische Syndrome wurde die anfänglich ungehemmte Begeisterung in Bezug auf die Behandlung depressiver Syndrome bereits im Ansatz unterdrückt. Der Schweizer Psychiater Roland Kuhn (1912 – 2005) beschrieb

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Übersicht

Dysthymie

Vital gefärbte Depression

– typisch prospektiv gerichtetes Zeitempfinden – labile Stimmungslage – reaktive Verstärkung vs. Aufhellbarkeit – Aggression gegen die Außenwelt (und gegen die eigene Person)

– typisch retrospektiv gerichtetes Zeitempfinden – stabile getrübte Stimmungslage – Aggression gegen die eigene Person – Hemmung nerval psychischer Funktionen

Psychopathie mit depressiven Zügen

organische Veränderung

Reaktiv

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Abb. 1 Versuch einer klinischen Systematik nach Müller-Hegemann 1963 [37].

Manischdepressive Erkrankung

Involutionsdepression

im Jahre 1957 schließlich die antidepressive Wirkung des ursprünglich zur Behandlung von Schlafstörungen gedachten Wirkstoffs Imipramin. Den Psychiatern wurde damit ein qualitativ völlig neues Mittel zur Behandlung von Depressionen und, damit einhergehend, auch zur Prävention von Suizidalität an die Hand gegeben. Während der Schweizer Pharmakonzern Geigy im Jahr 1958 mit dem Vertrieb von Imipramin (Tofranil) auf dem bundesdeutschen Markt begann, gibt es heute Grund zu der Annahme, dass der Wirkstoff den Kliniken der DDR erst einige Jahre später zur Verfügung stand. Vor dem Hintergrund der Berlin-Krise und der mit ihr vergesellschafteten „Störfreimachung“ der Volkswirtschaft Ende der 50er-Jahre wurde auch der Import von Arzneimitteln aus dem kapitalistischen Ausland drastisch reduziert. Wirtschaftliche Autarkie demonstrieren wollend, kündigte die SED-Führung 1960 das Handelsabkommen mit der BRD, was schließlich auch zu Versorgungsschwierigkeiten an den Hochschulen (Chemikalien, Apparaturen etc.) führte. Auch der geistige Austausch auf wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen sollte möglichst auf den sozialistischen Raum beschränkt bleiben [33, 34]. Darüber hinaus war es der ostdeutschen Pharmaindustrie nicht möglich, das Imipramin selbstständig herzustellen, sodass die Psychiatrie kleine Versuchsmengen von Melipramin vor allem aus dem sozialistischen Ausland, wie der (pharmazeutisch weiter entwickelten) Volksrepublik Ungarn erhielt [35, 36]. Infolgedessen ist es nicht verwunderlich, dass die ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu den Antidepressiva von DDR-Autoren erst Anfang der 60er-Jahre erschienen. Wenn auch die Neuerungen auf dem Feld der Depressionstherapie zweifelsohne von immensem klinisch-wissenschaftlichen Interesse waren und folglich auch einen großen publizistischen Stellenwert einnahmen, blieben andere Probleme und Desiderate bestehen oder erschienen nun in einem neuen Licht: Noch immer hatte man keine zufriedenstellende psychiatrische Systematik für depressive Krankheitsbilder gefunden. Im klinischen Alltag müssen infolgedessen eine Vielzahl heterogener, teilweise synonymer Begrifflichkeiten kursiert haben. Um dieses Problem zu mildern, unterbreitete Dietfried Müller-Hegemann im Oktober 1963 im Rahmen eines Referats auf dem Kongress der „Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie der DDR“ seinen Vorschlag „Zur klinischen Systematik der Depressionen“ [37]. Richtschnur psychiatrischer Diagnostik in der biologisch ausgerichteten Psychiatrie der DDR war zu dieser Zeit noch immer zu großen Teilen das Triadische System der 30er-Jahre der Heidelberger Schule Kurt Schneiders (1887 – 1967), zu dem bereits Paul Julius Möbius (1853 – 1907) und Emil Kraepelin (1856 – 1926) Anstöße gege-

ben hatten [38] und das die Ätiologie psychischer Erkrankungen als wesentlichen Parameter betrachtete. So wird Kraepelins Arbeit denn auch von Müller-Hegemann gewürdigt, jedoch gleichzeitig relativiert, indem er auf die große Zahl „nicht-psychotisch depressive[r] Erkrankungen“ hinweist, die demnach auch nicht unter den Begriff des „manisch-depressiven Irreseins“ fielen. Müller-Hegemann selbst möchte die depressiven Zustandsbilder in zwei Hauptformen unterteilt wissen: die „vital gefärbte Depression“ oder auch Melancholie (etwa im Rahmen einer bipolaren manisch-depressiven Erkrankung) und die „depressive Ver" Abb. 1). Seine stimmung“ im Sinne einer Dysthymie [37, 39] (● in Bezug auf die Psychopathologie kontrastierende Darstellung beider klinischen Bilder ist dabei ein Versuch, der aufkommenden Ratlosigkeit im Hinblick auf eine klare Abgrenzung der Depression entgegenzuwirken. Müller-Hegemann führt an, dass die vital gefärbte Depression nicht nur im Rahmen einer manisch-depressiven Erkrankung vorkommen müsse. Gründe dafür, dass Müller-Hegemanns Anregung in den Veröffentlichungen der Folgejahre unbesprochen blieb, könnten möglicherweise in der disparaten Terminologie gefunden werden, derer man sich zusehends versuchte zu entledigen. So finden sowohl tradierte Begriffe wie „Melancholie“ (eine Begrifflichkeit, die Kraepelin zugunsten der „endogenen Depression“ zuvor schon aufgegeben hatte) als auch Ausdrücke des aktuellen Diskurses wie „neurotische Depression“, „reaktive Depression“ und „Involutionsdepression“ Erwähnung [39]. Vermutlich im Bewusstsein der Tatsache, dass sein Vorschlag zur Klassifikation depressiver Erkrankungen eine gewisse Unschärfe aufwies, räumte Müller-Hegemann schließlich am Ende seiner Abhandlung ein, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich sei, zu einer „ätiologisch begründeten Klassifikation zu gelangen“ [37].

1965 – 1975 – Blütejahre der Depressionsforschung !

In den Jahren zwischen 1965 und 1975 hatten Veröffentlichungen zur Depression oder zum Einsatz der Psychopharmaka bei depressiven Erkrankungen in der DDR Hochkonjunktur. Ab 1973 war es nun schließlich auch der DDR möglich, Imipramin selbst herzustellen und unter dem Namen Pryleugan® zu vertreiben [33]. Die erschienenen Publikationen machten es sich zum Ziel, Wirkungsweisen in Bezug auf die Symptomatik zu analysieren sowie Aussagen über Dosierung oder Darreichungsform zu machen. Auch versprach man sich mittels einer Diagnostik ex juvantibus neue Erkentnisse über die Pathogenese und Pathophysio-

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neurotisch

Übersicht

Melancholie im Rahmen einer MDK

gehetzte/agitierte Depression

Abb. 2 Depressive Zustandsbilder nach Karl Leonhard [44].

selbstquälerische Depression argwöhnische Depression

depressive Zustandsbilder unter Karl Leonhard

reine Depression

hypochondrische Depression teilnahmsarme Depression reine Melancholie

logie psychischer Erkrankungen. So unternahmen die beiden Leonhard-Schüler Jochen Neumann und Heinz A. F. Schulze (* 1922), welcher 12 Jahre später Direktor der Nervenklinik der Charité werden sollte, 1966 den Versuch, die „Auswirkungen der Psychopharmakotherapie auf die differenzierte Diagnostik der endogenen Psychosen“ [40] zu beschreiben sowie „psychopharmakologische Erfahrungen mit Methophenazin unter besonderer Berücksichtigung der Aufteilung der endogenen Psychosen nach Leonhard“ zu eruieren [41]. Das 1962 zugelassene Neuroleptikum wurde hierbei ausgewählt, da es in seiner Wirkung „auf einzelne Formen der endogenen Psychosen differenzierter“ erschien. Bei der Behandlung monopolarer Formen der phasischen Psychosen nach Karl Leonhard, wie die der reinen Depression und der reinen Melancholie, erwiesen sich jedoch Kombinationsbehandlungen mit Imipramin als weitaus effizienter als die alleinige Therapie mit Methophenazin. Letzteres war zwar in der Lage, Agitiertheit, Erregung und Klagsamkeit der gehetzten, hypochondrischen oder selbstquälerischen Depression zu lindern, zeigte jedoch keinen Einfluss auf den Affekt oder die inhaltlichen Denkstörungen Depressiver [41]. Während die Erforschung unterschiedlichster Präparate an den Kliniken der DDR ein stetiges Wachstum verzeichnete, war der Gebrauch von Psychopharmaka an der Berliner Charité unter Karl Leonhard weitgehend verpönt, da sie die natürliche Symptomatik der Psychose verschleiern und diese damit nicht mehr in ihrem natürlichen Verlauf zu beobachten seien [42]. In diesem Zusammenhang soll noch einmal auf die Klassifikation der endogenen Psychosen nach Karl Leonhard eingegangen werden. Der Schüler von Karl Kleist hatte sich 1955 in die DDR und hier zunächst nach Erfurt berufen lassen und kristallisierte sich in der mittleren Phase der DDR-Psychiatrie zu deren bedeutendster Figur heraus. Dies fußt neben seiner Klassifikation der schizophrenen Psychosen vor allem auf der Abtrennung der unipolaren Depression von den bipolaren Störungen, welche bis in unsere heutigen Klassifikationssysteme ihren Niederschlag findet [43]. Seine distinkte Trennung der verschiedenen depressiven Zustände innerhalb seines erstmals 1957 erschienenen Werkes „Auftei" Abb. 2 zusammengefasst lung der endogenen Psychosen“ ist in ● [44]. Mittels jahrelanger klinisch-empirischer Beobachtung von Psychopathologie und Verlauf der Erkrankung unterschied er schließlich die monopolar phasischen Psychosen wie reine Depression und reine Melancholie von den Psychosen mit bipolarem Charakter. Nach seiner Berufung 1957 an die Charité wurde ihm 1964 die Ausreise aus der DDR verwehrt, weswegen er dem Ruf der Universität Frankfurt am Main nicht folgen konnte und bis zu seinem Tod im Jahre 1988 der Charité erhalten und wissenschaftlich aktiv blieb. Leonhards Klassifikation fand erstaunli-

cherweise erst in den letzten Auflagen ostdeutscher Lehrbücher wirklich Erwähnung [45 – 47], was mit ihrer eher unmittelbar auf die Charité begrenzten Wirkung erklärbar ist, wenngleich sein Denken sowohl intellektuell stimulierend als auch über seine große Schülerschaft auf die DDR-Psychiatrie wirkte. Sowohl zu Lebzeiten [48] als auch international und bis über seinen Tod hinaus wird Leonhards Werk geschätzt [49, 50]. Ab dem Jahre 1970 verfasst der Psychiater Heinz Gall (*1934), Oberarzt der Nervenklinik der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald, einige wissenschaftliche Arbeiten, die eine immunologische Perspektive auf depressive Erkrankungen eröffnen [51]. Es ist womöglich kein Zufall, dass diese Aufsätze in einer Zeit entstanden, die man rückblickend – mit der Beschreibung der Antikörperstruktur durch Rodney Porter (1917 – 1985) – als Beginn der modernen Immunologie bezeichnet. Die Beobachtung, dass interkurrente Hauterkrankungen zu einem spontanen Abklingen der Depressivität bei phasisch verlaufenden psychiatrischen Erkrankungen führen konnten, bildete den Anlass für einige erfolgreiche Versuchsreihen, bei denen depressive Patienten subkutan Kaninchenserum verabreicht bekamen [51]. Der heutigen Erkenntnis, dass allergische Hauterkrankungen eine höhere Prävalenz für depressive Erkrankungen aufweisen [52], mag diese Hypothese entgegenstehen. Dennoch spiegelt sie den damaligen Stand der Wissenschaft wider, zumal zuvor auch schon westliche Autoren einen reziproken Zusammenhang zwischen allergischen Reaktionen wie beispielsweise dem Asthma bronchiale und der Depression hergestellt hatten [53]. Dies entspricht ebenfalls den Bemühungen um einen interdisziplinären Ansatz bei der Erforschung der Depression – auch in der DDR. Weiterhin ist es auffällig, wie man ab Anfang der 70er-Jahre in West wie in Ost bemüht war, sich theorielastiger Begriffe zu entledigen. Stattdessen versuchte man sich stärker ausschließlich am psychopathologischen Querschnittsbild zu orientieren und sprach – frei von theoretischen Vorannahmen – verstärkt vom „depressiven Syndrom“ [54 – 58]. Dies könnte nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Erscheinen der 8. Version der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-8) im Jahre 1965 gestanden haben. In der chronologischen Gesamtschau lässt sich feststellen, dass ab Ende der 60er bis Mitte der 70er-Jahre eine publizistische Hochzeit in der DDR-Psychiatrieforschung herrschte. Von dem Lehrbuch „Neurologie und Psychiatrie“ des Hallensers Helmut Rennert (1920 – 1994), der mit seiner Universalgenese der endogenen Psychosen in gewisser Weise einen Antipoden Leonhards darstellte [59, 60], erschienen allein 4 überarbeitete Auflagen zu dieser Zeit. Analog zu der expandierenden Zahl von suizidologischen [61]

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stieg die Anzahl der Arbeiten zu depressiven Erkrankungen. So erschienen Abhandlungen zu verschiedenen depressiven Subgruppen wie der „hypochondrischen Depression“ [62, 63], der Depression im Senium [64] oder der „chronischen Depression“ [65, 66] sowie Aufsätze aus dem sozialistischen Ausland, die einen eher philosophischen Ansatz verfolgten [67, 68]. Diese blieben nicht gänzlich ideologiefrei, bemühten sich jedoch mit dem Verweis auf „ideologiefeindliche“ Denker wie Martin Heidegger (1889 – 1976), Karl Jaspers (1883 – 1969) oder die Psychoanalytiker Carl Gustav Jung (1875 – 1961) und Sigmund Freud (1856 – 1939) auch um einen breit gefächerten Überblick.

1975 – 1989 – Rehabilitierung diskreditierter Therapiemaßnahmen !

Im Zuge der „Neuen Ostpolitik“ Willy Brandts (1913 – 1992) erhoffte man sich Anfang der 70er-Jahre auch an den Hochschulen der DDR eine gewisse „Öffnung“ nach außen [69, 70]. Obwohl diese Hoffnung durch eine offensive Abgrenzung der SED von den westdeutschen Annäherungsversuchen enttäuscht wurde [71], zeigte die politische Entspannung dieser Zeit doch partielle Lockerungen beständiger ideologischer Positionen, die in der Psychiatrie vor allem den Bereich der Psychotherapie betrafen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Psychotherapie als Behandlungsoption für (endogene) Depressionen in den Lehrbüchern der DDR bislang, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Vermutlich kam sie jedoch zur Behandlung leichter Depressionen, welche als Neurosen diagnostiziert wurden, zur Anwendung [72]. Jetzt jedoch vermehrte sich die Anzahl der Publikationen zur Psychotherapie, die wieder stärker einen analytischen Ansatz verfolgten, der offiziell lange als bürgerlich und irrational-unwissenschaftlich zu gelten hatte [73]. Die CharitéArbeitsgruppe von Helmut Kulawik beschrieb eine „neurotische Depression“ [74, 75], deren Ätiopathogenese man sich unter Bezugnahme einst diskreditierter psychoanalytischer Theorien (orale Regression, Objektverlust etc.) zu erklären versuchte, bei der jedoch eine neurobiologisch begründete Bereitschaft zu depressiver Erlebnisverarbeitung im Sinne einer Somatisierung eine Rolle spiele. Mit dem Wissen, dass vor allem die Gruppe der reaktiv Depressiven von psychotherapeutischen Verfahren profitierte, kamen Methoden wie die Intendierte Dynamische Gruppentherapie nach Kurt Höck (1920 – 2008) und/oder die Kommunikative Psychotherapie nach Christa Kohler (1928 – 2004) [76] zum Einsatz [77, 78]. Zur „vollen beruflichen und sozialen Reintegration des Kranken“, und wohl ebenfalls aus politisch-ideologischen Gründen, wurden, anders als in der BRD, in großem Maße arbeitstherapeutische Verfahren angewendet [47, 79] sowie extramurale Versorgungs- und Rehabilitationsmodelle geschaffen, die so nur außerhalb marktwirtschaftlicher Bedingungen von Dauer sein konnten. Immerhin besaßen psychisch Kranke ein gesetzliches Recht auf Arbeit [80]. Außerhalb akuter Phasen behandelte man auch endogen Depressive mit autosuggestiven Verfahren wie dem autogenen Training, um die Patienten zu befähigen, in erster Linie vegetative Reaktionen oder dysphorische Affekte selbst zu regulieren [81]. Inwiefern psychotherapeutische Behandlungen bei Depressionen jedoch flächenhaft zum Einsatz kamen, ist ungewiss. Die Tatsache, dass Gottfried Lobeck (*1942) – ab 1981 Oberarzt der eigenständigen Abteilung für Psychotherapie im Krankenhaus Dresden-Neustadt – erst im Jahre 1986 angibt, einen zögerlichen Zuwachs an Überweisungen „phasenprophylaktisch medikamentös eingestellte[r] Patienten zur Psy-

chotherapie“ zu verzeichnen, deren Zahl jedoch „zu klein“ erschien, „um repräsentativ zu sein“ [82], lässt vermuten, dass wir es hier eher mit der Ausnahme als mit der Regel zu tun haben. Über die Erweckung alter, aber mehr noch die Aufnahme und Anwendung neuer westlicher psychotherapeutischer Verfahren hinaus, was die Relativierung der auf der Pawlowschen Lehre basierenden Verhaltenstherapie einschloss, wagte man nun außerdem offen Kritik an der „in der Psychiatrie […] nach wie vor dominierende[n] einseitige[n] Orientierung an der nosologischen oder syndromatologischen Diagnose als Grundlage einseitig betriebener Somatotherapie“ [83]. So lag der ätiopathogenetische und therapeutische Fokus bislang sowohl in der studentischen Ausbildung als auch in der klinischen Praxis allein auf biologischer Seite. Als Folge davon wurden Stimmen laut, die eine Rückbesinnung auf die „Medizin des Subjektes“ und dessen psychosoziale Eigenschaften anmahnten [83]. In der 1987 erschienenen (letzten) Auflage des Lehrbuchs von Helmut Rennert nimmt dieser nachträglich Abstand von der biologistischen Psychiatrie der frühen DDR. Die „Vielfalt und Kompliziertheit des psychotischen Krankwerdens“ könne ohne Zuhilfenahme von beispielsweise biografischen Erkenntnissen „nicht genügend erfass[t]“ werden [46]. In summa zeigen sich die Lehrbücher der 80er-Jahre bei der Beschreibung der Depressionstherapie sehr viel aufgeschlossener als noch Jahre zuvor. Psychotherapeutische Methoden werden umfangreicher erklärt und eine Kombination von somatischen und vor allem auch milieu- und arbeitstherapeutischen Verfahren empfohlen. Komplementär zu der biologisch orientierten Depressionsforschung [54, 84 – 86] fanden nun beispielsweise auch Untersuchungen zur prädiktiven Bedeutung soziodynamischer Effekte ihren Platz in der „Psychiatrie Neurologie und Medizinischen Psychologie“. Das Problem bei dieser Wiederentdeckung situativer und reaktiver Kriterien lag jedoch nach Ansicht mehrerer Psychiater, darunter des Direktors der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik der Medizinischen Akademie Dresden Ehrig Lange, in einer zusehends stärkeren Verneblung der „Grenzlinie zwischen Depression als kennzeichnende[m] Syndrom einer psychotischen Erkrankung […] und allgemein menschlicher Befindens- und Verhaltensreaktion[en]“ [87]. Gegen Ende der 80er-Jahre wird die Dichotomisierung von endogener und neurotischer Depression zugunsten multiaxialer Klassifikationsverfahren immer stärker aufgelöst [88]. Hintergrund dieser Entwicklung ist die zu Beginn der 60er-Jahre einsetzende, in der DDR vor allem aus der Psychiatrie selbst kommende sozialpsychiatrische Reformbewegung, wenngleich sie in der Versorgung nur inselartig wesentliche und bleibende Erfolge erzielen konnte. Ehrig Lange (1921 – 2009) in Mühlhausen und Dresden oder Klaus Weise (*1929) an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Leipzig sind zwei wesentliche Initiatoren, wenngleich sie sich hinsichtlich ihrer weltanschaulichen Grundlagen sehr unterschieden. Weise zeigte sich neben einem klaren Bekenntnis zum Marxismus offen für die westdeutsche daseinsanalytische Anthropologie und förderte von daher an seiner Klinik besonders die Personenzentrierte Psychotherapie [89]. Generell sollten hier auch die wissenschaftlichen Bemühungen der medizinischen Akademien Erwähnung finden. Die Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus“ in Dresden unter der Direktion von Ehrig Lange von 1963 – 1987 lieferte beispielsweise einige Beiträge zu Suizidalität bei Depression [90] und zur Suizidalitätsforschung im Allgemeinen [91]. Auch wurde dort der Einsatz des Phasenprophylaktikums Lithium, welches seit etwa 1970 zur Behandlung und Vorbeugung von manisch-depressiven Erkrankungen

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Übersicht

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zur Verfügung stand, an retro- und prospektiven multizentrischen Studien in der DDR diskutiert [92 – 94]. Den Einsatz von Antidepressiva betreffend, konnte nach einer Untersuchung von Heinz Walther festgehalten werden, dass sich der Arzneimittelverbrauch anhand der definierten Tagesdosis seit 1970 etwa verzehnfacht hatte. Dabei sei nicht auszuschließen, dass „Versorgungsprobleme in einigen Fällen die Verbrauchszahlen limitier[t]en“. Die Untersuchung aus Magdeburg konnte für die Verbrauchsentwicklung der Psychopharmaka von 1965 – 1978 jedoch eine deutlich niedrigere Verordnungshäufigkeit in der DDR im Vergleich zu etwa den skandinavischen Ländern feststellen [95]. Die Beschreibung der „Seasonal Affective Disorder“ (SAD) durch den amerikanischen Psychiater Norman E. Rosenthal (*1950) im Jahre 1984 leitet schließlich auch in der DDR einen Diskurs zur Bright-Light-Therapie ein. Anlässlich einer Untersuchung der Fototherapie durch die Jenaer Arbeitsgruppe um Konrad Peter [96] wurden dabei erneut Forderungen laut, die an ein Einhalten notwendiger Qualitätsstandards beim wissenschaftlichen Arbeiten appellierten [97]. Generell ist festzustellen, dass die einzelnen Studien aus der DDR und deren publikatorische Aufbereitung sich seit den 80er-Jahren vermehrt dem heutigen, international selbstverständlichen methodischen Vorgehen angepasst hatten und von rein deskriptiven Darstellungen von Einzelfällen Abstand genommen wurde. Folglich war man verstärkt um Studien mit größeren Fallzahlen und standardisierten Verfahren bemüht. Auch wurde die klinische Diagnostik verstärkt durch die Erhebung psychometrischer Daten in Form von Fragebögen zur Eigenund Fremdbeurteilung der depressiven Quantität ergänzt (z. B. Beck, HAMD) [98, 99].

Diskussion !

Der Versuch, eine Chronologie zur Forschungstätigkeit in der DDR zur Depression sowie einen Abriss verschiedener, in der DDR entstandener und diskutierter Depressionskonzepte sowie der Entwicklung der Behandlung depressiver Erkrankungen zu geben, stellt sich insofern als Herausforderung dar, als dass die einzelnen Publikationen wie auch der Inhalt der Lehrbücher keine konsistente Auffassung widerspiegeln, sie also kaum eine Gesamtdarstellung und -bewertung zulassen. Gerade weil die Beiträge in medizinischen Fachzeitschriften der DDR häufig nicht ausschließlich von den aktuellen Forschungsergebnissen abhängig waren, sondern auch politischen und redaktionellen Einflüssen unterlagen, reflektieren sie nicht zwangsläufig den wissenschaftlichen Diskurs ihrer Zeit oder die Praxis in den Kliniken. Auch machte der Anteil der Artikel der Zeitschrift „Psychiatrie Neurologie und Medizinische Psychologie“ zu den affektiven Störungen nachweislich insgesamt nur 1,8 % (Psychopharmakotherapie 4,9 %) aus, worin letztlich auch eine quantitative Limitation zu sehen ist [100]. Jedoch stellen die Arbeiten, die die Redaktion der „Psychiatrie Neurologie und Medizinische Psychologie“ einst für wesentlich erachtete, Indizien dafür dar, mit welchen Problemen man bei der Klassifikation und Behandlung depressiver Erkrankungen konfrontiert wurde oder wer die zentralen Akteure der Depressionsforschung der DDR waren. Der Inhalt der ostdeutschen Lehrbücher repräsentiert hingegen eine Art deklarierten Anspruch an den medizinischen Alltag. Dies hat den Vorteil, dass wir rückblickend belastbarere Erkenntnisse zu den damaligen Vorstellungen von Ätiologie und Symptomatik sowie Therapierichtlinien zu den Depressionen erhalten,

hat jedoch auch den Nachteil, dass neuere Forschungsergebnisse erst nach und nach Einzug in einschlägige Lehrwerke hielten. Die Autoren haben in der vorliegenden Arbeit versucht, die 44 Jahre ostdeutscher Forschung zum Krankheitsbild Depression und damit zugleich ein Stück DDR-Psychiatriegeschichte (SBZ/DDR) in 4 Zeitintervalle zu gliedern, denen ein thematischer Schwerpunkt zugeordnet werden kann. Die ersten Jahre vor und nach Gründung der DDR standen für die Psychiatrie deutlich im Zeichen eines Wiederaufbaus und die Kliniken mussten sich den Herausforderungen zwischen traumatisierten Patienten und Massenschlafsälen stellen. Hinzu trat eine massive parteilich-ideologische Regulierung. Mit Ausnahme von Karl Leonhard an der Charité kann die Bildung einer hier themenrelevanten Psychiatrieschule in der DDR nicht ausgemacht werden. Dass zu Beginn in nahezu jedem Lehrbuchkapitel zur Depression das Konzept der affektiven Psychosen von Emil Kraepelin genannt wurde, kann ein Hinweis darauf sein, dass selbiges als konsensualer Standard bei der Klassifizierung depressiver Erkrankungen etabliert war. Mit dem Rückgriff auf Kraepelins Werk, das mit der nationalsozialistischen Psychiatrie zunächst in keinem Zusammenhang gesehen wurde, war eine Art Kompetenz und Garantie verbunden, sich in die große Tradition der deutschen naturwissenschaftlichen Medizin zu stellen. Mit einer neuen Erörterung des Stellenwertes vegetativer Phänomene (Lemke und später auch Kulawik) und der Orientierung an den Sowjetwissenschaften (Müller-Hegemann) erschien die Psychiatrie der DDR in der ersten Hälfte ihres Bestehens zudem selbst ausgesprochen somatisch orientiert. Dementsprechend lag auch der therapeutische Fokus auf der körperlichen Seite und es kam überwiegend zur Verwendung von Opium und Schlafmitteln. Schwerere depressive Episoden wurden mit schockinitiierenden Methoden behandelt (EKT, Insulinschocktherapie). Erst ab Anfang der 70er-Jahre, nachdem Erich Honecker Walter Ulbricht entmachten und die internationale Anerkennung der DDR erreichen konnte sowie infolge von Brandts „Neuer Ostpolitik“ kam es im Zuge einer innen- und außenpolitischen Entspannung zunehmend zu gewissen pluralistischen Betrachtungsweisen in der DDR. Dies hatte auch auf die Wissenschaften Auswirkungen und zeigte sich u. a. in der Medizin an der sukzessiven Rehabilitierung analytischer und der Anerkennung neuer westlicher psychotherapeutischer Verfahren. Dies geschah jedoch anfangs in Nischen, vor allem im ambulanten Bereich oder unter dem Deckmantel ideologisch akzeptabler Theorien. Man denke hier beispielsweise an die streng am Kollektiv orientierten, gruppentherapeutischen Verfahren oder die Arbeitstherapie, welche sich nach dem im Sozialismus propagierten gesellschaftlichen Wert der Arbeit richtete. Dies löste sich langsam auf. Erst in den letzten Jahren des Bestehens der DDR wurde die frühe, streng biologistisch ausgerichtete DDR-Psychiatrie v. a. durch den sozialpsychiatrischen Blickwinkel offen infrage gestellt. Dies mag unmittelbar im Zusammenhang mit der zunehmenden politischen Isolation und Destabilisierung der DDR gestanden haben. In psychopharmakologischer Hinsicht wurde die Behandlung mit (klassischen) Antidepressiva als reguläre Praxis im klinischen Alltag der psychiatrischen Kliniken der DDR fest verankert. Grundsätzlich scheint sich festhalten zu lassen, dass die ostdeutsche Psychiatrie sowohl einem westlichen Einfluss als auch der Beeinflussung durch die übrigen Ostblockstaaten unterlag. Auch der Mauerbau von 1961 änderte daran im Wesentlichen nichts und die Psychiatrie in der DDR war zu keinem Zeitpunkt in einem vom Westen geistig isolierten Zustand, dass uneingeschränkt von einer eigenen, abgeschotteten DDR-Psychiatrie gesprochen wer-

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Übersicht

Tab. 2

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Depressionskonzepte oder Behandlungsalternativen ausgewählter DDR-Autoren.

Konzeptualisierung

Vertreter

Ursache der Depression

therapeutische Konsequenz

wesentliche Publikation

vegetative Depression Rudolf Lemke

Angstvorstellung führt zu vegetativer, vasomotorischer Funktionsstörung, Depression befeuert diesen Prozess und bildet Boden für körperliche Beschwerdesymptomatik

Behandlung der Depression nach standardisierter Therapieempfehlung

Über die vegetative Depression (1949) [10]

vital gefärbte Depression vs. Dysthymie

Dietfried MüllerHegemann

Krankheitsbild ohne bisher nachweisbare Ursache

Behandlung der Depression nach standardisierter Therapieempfehlung (EKT, Psychopharmaka)

Zur klinischen Systematik der Depressionen (1964) [37]

Aufteilung der endogenen Psychosen

Karl Leonhard

reine Melancholie/Depression: geringe genetische Belastung (Ausnahme: gehetzte Depression); soziale und konstitutionelle/körperliche Ursachen

Behandlung der Depression nach standardisierter Therapieempfehlung (Opium, Thymoleptika, EKT bei schweren Fällen) Cave: Diagnose wird durch pharmakologische Therapie erschwert

Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie (1957) [44]

Depression und Immunsystem

Heinz Gall

keine Angaben zur Krankheitsursache. Behandlung mit Kaninchenserum Modulierender Einfluss lokaler Anaphylaxien auf ZNS (v. a. endogene Depressionen) weist auf wesentliche Rolle des Immunsystems hin

der Depression

terial einen ersten chronologisch angelegten Einblick in die Forschungsschwerpunkte und unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die Depressionsforschung der Psychiatrie der DDR. Es wird Aufgabe zukünftiger Forschung sein, das Bild von der Psychiatrie in der DDR als Wissenschaftsdisziplin zu vertiefen.

Take Home Message

▶ Die ▶ ▶ ▶

Depressionsforschung der DDR wurde sowohl durch westliche Ideen als auch durch ideologische Vorgaben des sozialistischen Staates beeinflusst. Klassifikatorische Depressionskonzepte wurden von Rudolf Lemke, Karl Leonhard und Dietfried Müller-Hegemann vorgelegt. Neben den ideologischen waren auch ökonomische Limitationen in der Depressionsforschung der DDR zu verzeichnen, die sich z. B. in der mangelnden Verfügbarkeit von Antidepressiva zeigten. Hinsichtlich der Depressionsforschung weist die DDR-Psychiatrie einerseits eigenständige klassifikatorische wie therapeutische Innovationen auf, andererseits bestand ein geistiger Austausch mit Konzepten von Psychiatern aus östlichen wie westlichen Staaten.

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur 01 Jacobi F, Wittchen HU, Holting C et al. Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: results from the German Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychol Med 2004; 34: 597 – 611 02 Jurk C. Der niedergeschlagene Mensch. Depression. Eine sozialwissenschaftliche Studie zu Geschichte und gesellschaftlicher Bedeutung einer Diagnose. [Dissertation]. Gießen: Justus-Liebig-Universität Gießen; 2005

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den kann. Vor diesem Hintergrund hinkte der wissenschaftliche Diskurs der internationalen Entwicklung auch nicht merklich hinterher. Lediglich hat er bestimmte charakteristische Tendenzen aufzuweisen, die Reaktionen auf parteilich-ideologische Lenkungsversuche oder deren Lockerung darstellen, die aber kaum von dauerhafter und durchgreifender Wirkung waren. Gerade in den frühen Jahren der DDR sind auffällig häufig die von der stalinistischen Sowjetpsychiatrie propagierten physiologischen Erklärungsansätze bei der Besprechung depressiver Erkrankungen anzutreffen. Da sich die Volksrepublik Ungarn bei der Herstellung von Pharmazeutika als deutlich weiter entwickelt erwies, stammten einige in der DDR erschienene Publikationen aus Budapest und ferner auch aus Prag. Konträr dazu finden sich in den letzten 20 Jahren vor der deutschen Vereinigung bei den zur Depression erschienenen Arbeiten immer wieder Bezüge zu westlichen Psychiatern wie Hans Jörg Weitbrecht, Paul Kielholz oder auch Werner Janzarik. Aufgrund des ökonomischen Ressourcenmangels des Wissenschaftsbetriebs mussten sich die ostdeutschen Editoren ebenfalls oft auf westliche Arbeiten zur psychopharmakologischen Wirkungsweise antidepressiver Medikamente beziehen. Jedoch lassen sich auch eigene Beiträge von DDR-Psychiatern zur " Tab. 2). AlDiskussion um depressive Erkrankungen erkennen (● len voran muss hier die Leonhardsche Klassifikation der endogenen Psychosen genannt werden, aber auch pointiertere Arbeiten, wie das Konzept der vegetativen Depression von Rudolf Lemke, hielten Einzug in die internationale Rezeption. Weitere Beiträge, wie die Bemühung um eine klinische Systematik der Depressionen von Dietfried Müller-Hegemann, fanden jedoch kaum Resonanz. Andere Untersuchungen, wie z. B. diejenige von Heinz Gall über den Zusammenhang von Immunologie und Depression, zeigen, dass auf der Höhe der Zeit gedacht und geforscht wurde oder sogar in die Zukunft weisende Fragen bearbeitet wurden. Das hier vorliegende Fazit bezieht sich freilich nur auf die publizierten Forschungsergebnisse der DDR-Psychiatrie zur Depression und kann folglich nicht die Gesamtbreite der Forschungstätigkeit zu diesem Krankheitsbild oder die klinische Praxis an ostdeutschen Kliniken zu DDR-Zeiten abdecken. Dennoch erlaubt das Ma-

Der Einfluss interkurrenter Hautallergien auf den Verlauf depressiver Psychosen (1970) [51]; Therapieversuche durch Erzeugung lokaler Anaphylaxien bei depressiven Psychosen (1971) [101]

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Übersicht

[Research on Depression in the GDR - Historical Lines of Development and Therapeutic Approaches].

Historical research has raised the issue of whether GDR psychiatry was isolated from Western influences to such an extent that an autonomous East Germ...
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