Berichte der Arbeitsgemeinschaften Pathologe 2014 · [Suppl 2] · 35:291–292 DOI 10.1007/s00292-014-1979-y Online publiziert: 14. September 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

G. Haroske1 · G. Kayser2 1 Institut für Pathologie, Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt 2 Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Universität Freiburg

Bericht der AG Informatik in der Pathologie 2014 Wie in den vergangenen Jahren war die Sitzung der AG Informatik in der Pathologie auch im Jahr 2014 am Eröffnungstag der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie terminiert. Aufgrund der zahlreichen Abstractanmeldungen konnten nicht alle Beiträge als Vorträge angenommen werden, daher wurde am 2. Tagungstag ebenfalls eine Postersitzung abgehalten. Innerhalb der Sitzung wurden verschiedene Themengebiete konzen­triert. Begonnen wurde mit der Einbindung neuer Technologien in die Routinediagnostik des Pathologen. Aus Greifswald wurden hierzu Ergebnisse zur virtuellen Mikroskopie in der Schnellschnittdiagnostik präsentiert. Das Ziel der Studie war es, auch kleinen chirurgischen Abteilungen, die keinen Pathologen im Haus oder in der näheren Umgebung haben, die Möglichkeit der intraoperativen Diagnostik zu eröffnen. Diskutiert wurde in der Folge v. a., in wieweit sich durch berufspolitische Rahmenbedingungen entsprechende Szenarien realisieren lassen. Im zweiten Beitrag aus Freiburg wurde der Vergleich zwischen analoger konventioneller und virtueller Mikroskopie an immunhistochemischen Doppelfärbungen vorgestellt. Eine Fragestellung, die in der internationalen Literatur bisher noch nicht adressiert wurde. Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass die visuelle Auswertung immunhistochemischer Färbungen mithilfe der virtuellen Mikroskopie gleichwertige Ergebnisse liefert wie die Analyse am konventionellen Mikroskop. Ein großer Vorteil der virtuellen Mikroskopie liegt nach Meinung der Autoren ferner darin, dass die Betrachtung auf einer standardisier-

ten Beleuchtung und Farbwiedergabe beruht. Im dritten Beitrag, der vom Fraunhofer-Institut Lübeck vorgestellt wurde, ging es um die Integration multimodaler Bilder zu einem einheitlichen Datensatz. Hierbei wurden visuelle Darstellungen aus dem MALDI-Imaging mit entsprechend HEgefärbten virtuellen Schnitten kombiniert und, da Serienschnitte verwendet wurden, schließlich zu einem 3-D-Datensatz zusammengefügt. Hierfür sind komplexe Registrierungen verschiedener zu überlagernder Bildpunkte nötig, die schließlich auch eine rigide und elastische Bildüberlagerung erfordern. Entsprechende Ansätze sind zukünftig sehr vielversprechend für die Auswertung kombinierter morphologischer und örtlich aufgelöster molekularer Datensätze. Ein neuer Ansatz zur telediagnostischen Konsultation in der Elektronenmikroskopie wurde aus Regensburg vorgestellt. Hierbei wird die sonst übliche separate Übertragung der Bilddaten verlassen. Die Datenübertragung stützt sich auf eine Peer-to-peer-Verbindung mittels Teamviewer, einer Software, die üblicherweise zur Ferndiagnose und Fernwartung von Softwareberatern genutzt wird. Aus der Berliner Charité wurde die technische Lösung zu einem Projekt zur Untersuchung der Kryptenarchitektur des Kolons vorgestellt. In diesem Anwendungsbeispiel wurden Serienschnitte zur dreidimensionalen Rekonstruktion registriert und visualisiert, wobei nach Annotation die entsprechenden Gewebeabschnitte in der 3-D-Rekonstruktion separat visualisierbar sind. Da die Algorithmen überwiegen automatisch ablaufen können, versprechen sich die Autoren

weitergehende Einblicke in die Architektur und schließlich auch Biologie pathologischer Veränderungen. Eine Arbeitsgruppe aus Mannheim ging der Frage einer genaueren Klassifikation neuroendokriner Tumoren des Thymus nach. Die Problematik, dass aufgrund der Seltenheit dieser Tumoren ihre eigenständige Biologie in einer selbständigen Klassifikation nicht abgebildet und dementsprechend an die Klassifikation der neuroendokrinen Lungentumoren angelehnt ist, sollte mit der automatisierten Quantifizierung der Proliferationsrate geklärt werden. Diese wurde in Relation zur der durch PHH3-ermittelte Mitoserate gesetzt. Die Autoren konnten zwar eine Korrelation zwischen der KI67- und PHH3-Immunhistochemie feststellen, jedoch fehlen bisher noch die Korrelationen zu Überleben und klinischem Verlauf. Sie versprechen sich von diesem Ansatz allerdings Vorarbeiten für eine neue Klassifikation neuroendokriner Tumoren des Thymus. Aus Münster wurde ein statistischer Ansatz zur Evaluation von mikroRNAs in Zusammenhang mit Transkriptionsfaktoren vorgestellt, der als Grundlage zur Analyse komplexer systembiologischer Netzwerke dient. Hierbei werden v. a. kleine Schwankungen berücksichtigt, die bei der üblichen Analyse im Rauschen untergehen würden. Da immer mehr hochdimensionale Datensätze in Zusammenhang mit der Morphologie gewonnen werden, sind entsprechende statistische Modellierungen für Wissenschaft und deren Translation in die tägliche Routine unerlässlich. Die Heidelberger Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Workflow in der AnaDer Pathologe · Supplement 2 · 2014 

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Berichte der Arbeitsgemeinschaften lyse von Next-generation-Sequenzierungsdaten, für die es bisher noch keine geeignete frei verfügbare und einfach zu bedienende Softwarelösung gibt. Ein graphisches Interface auf Basis des Opensource-Statistikpakets R wurde programmiert und wird im Laufe des Sommers/ Herbsts auf der entsprechenden Plattform verfügbar sein. Der bioinformatische Teil wurde durch die Züricher Arbeitsgruppe abgeschlossen, die einen Ansatz zur automatisierten Auswertung einer CISH für PTEN vorstellte. Der Algorithmus kann den vorgestellten Daten zufolge eine PTEN-Deletion entdecken, wobei insgesamt auf eine Einzelzellsegmentierung verzichtet wird. Auch in diesem Jahr konnten wir einen Keynote-Vortrag in unserer Sitzung einbinden. Dieser wurde von Frau Dr. Dewenter von der Hochschule Niederrhein zum Thema SNOMED-CT gehalten. Der gut strukturierte Vortrag konnte uns einen Einblick in die Komplexität dieser internationalen medizinischen Referenzterminologie geben und den Ansatz von SNOMED-CT veranschaulichen, diese in eine umfassende und einheitliche Begrifflichkeit für alle medizinischen Disziplinen zu bringen. Für die deutschsprachige Pathologie ergibt sich daraus eine Reihe von Herausforderungen. Der nächste Themenkomplex umfasste 3 Vorträge, die sich mit Sammlungen in Pathologischen Instituten sowie mit klinischen Autopsien befassten. Hierbei wurde eindrücklich auf die zahlreichen Sammlungen hingewiesen, die jedoch nicht immer gut katalogisiert sind. Auch die Wichtigkeit der klinischen Sektion wurde betont. In diesem Zusammenhang konnte die Arbeitsgruppe aus Berlin und Halle v. a. feststellen, dass junge Assistenz­ärztinnen klinische Sektionen veranlassen, während Fach- und Oberärzte und -ärztinnen mit viel Berufserfahrung oft eine Autopsie für nicht notwendig halten. Um der stetig rückläufigen Zahl klinischer Sektionen im Interesse der Pathologie wie auch der Patienten und klinischen Kollegen entgegen zu wirken, sollte daher der verstärkte Dia­log mit der Klinik gesucht und v. a. die Aufklärung bzgl. der rechtlichen Voraussetzungen und des Ablaufs einer Autopsie diskutiert werden.

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Der Pathologe · Supplement 2 · 2014

Der letzte Themenschwerpunkt befasst sich mit Biobankingsystemen. Aufgrund der anfangs parallel laufenden Veranstaltung der AG Biomaterialbanken wurden wir vom Vorstand der DGP gebeten, diesen Themenkomplex an das Ende unserer AG-Sitzung zu stellen. Aus Heidelberg wurden v. a. betriebswirtschaftliche Aspekte beleuchtet, um in der Kooperation und Projektierung die anfallenden Kosten möglichst transparent und genau abbilden zu können. Um die Gewebesammlung effektiv zu gestalten, wurde der Workflow in Zusammenhang mit den entwickelten STARLIMS-Modulen vorgestellt, wie er in Heidelberg verwirklicht wurde. Wie wichtig ein effektives Labelling im heutigen Zeitalter meist mit Barcodes ist, konnte uns einmal mehr vor Augen geführt werden. Eine entsprechende Einbindung digitaler Trackingmöglichkeiten ist in einzelnen Instituten für Pathologie auch bereits in der Routinediagnostik realisiert. Die Sitzungsatmosphäre wurde durch eine lebhaft und v. a. für alle Seiten kon­ struktive Diskussion geprägt, die auch in der Postersitzung fortgeführt wurde. Die Diversität der Themenkomplexe zusammen mit der Komplexität und Qualität der präsentierten Ergebnisse spiegelt den Stellenwert der AG Informatik v. a. auch in Bezug auf die mit diesen Themen – vorreitend sei hier die virtuelle Mikro­skopie genannt – für den Kongress eingeworbenen industriellen Sponsorengeldern wider. Vor diesem Hintergrund sieht sich die Arbeitsgemeinschaft neuen Herausforderungen gegenübergestellt. In der Mitgliederversammlung wurde auch beschlossen, das Profil der AG schärfer zu fokussieren, um unseren Mitgliedern einen Leitfaden für eine weiter aktive Mitarbeit geben zu können. Das kommende Jahr wird ferner von einer engen Zusammenarbeit mit der Kommission Digitale Pathologie des Berufsverbands der Deutschen Pathologen gekennzeichnet sein, deren Ziel die Klärung der berufsrechtlichen, organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen für den integrierten Einsatz digitaler Techniken in der Pathologie ist.

Korrespondenzadressen Prof. Dr. G. Haroske Institut für Pathologie, Krankenhaus DresdenFriedrichstadt Friedrichstr. 41, 72076 Dresden [email protected] Dr. G. Kayser Institut für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Universität Freiburg Albertstr. 19, 79104 Freiburg [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  G. Haroske und G. Kayser geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren. The supplement this article is part of is not sponsored by the industry.

[Report of the working group on information science in pathology 2014].

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