Originalien Z Rheumatol 2013 DOI 10.1007/s00393-013-1291-x © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

L. Reiss · J. Stolle · H.-D. Carl · B. Swoboda Abteilung für Orthopädische Rheumatologie, FAU Erlangen-Nürnberg im Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen

Gelenkfunktion nach bikondylärer Knieendoprothese Unterschiedlicher Verlauf bei Patienten mit Gonarthrose und rheumatoider Arthritis

Hintergrund und Fragestellung Im Allgemeinen ist die Indikation für eine Totalendoprothese (TEP) des Knies bei fortgeschrittener Gelenkschädigung im Rahmen einer Gonarthrose oder rheumatoiden Arthritis gegeben, wenn konservative Therapieoptionen ausgeschöpft sind und die Lebensqualität der Patienten eingeschränkt ist. Die Knie-TEP erzielt für Patienten mit Osteoarthrose (OA) ebenso wie bei rheumatoider Arthritis (RA) gute langfristige Ergebnisse. Bei einem heterogenen Kollektiv mit zementierten, unzementierten und hybridfixierten Prothesenmodellen wurde bei RA-Patienten eine Überlebensrate von knapp 82% nach 12 Jahren beschrieben [29]. Eine Studie mit OA- und RA-Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation das 60. Lebensjahr noch nicht überschritten hatten, beschreibt ein hohes Maß an Patientenzufriedenheit sowie ein Implantatüberleben von knapp 90% nach 13 Jahren, unabhängig von der Grunderkrankung [6]. Zahlreiche Studien haben sich mit dem Zeitraum bis zur Wiederherstellung der körperlichen Funktion nach Knie-TEP auseinandergesetzt, v. a. in Bezug auf Rehabilitationsprogramme. Wenn man den Zeitraum nach der Operation betrachtet, treten die größten Kraft- und Funktionsdefizite in der unmittelbar postoperativen Zeitspanne auf und sind für mindestens 6 Monate postoperativ nachweisbar [5]. Bis-

lang ist jedoch nicht systematisch untersucht, inwieweit die Rekonvaleszenz nach Knie-TEP-Implantation im postoperativen Verlauf stagniert. Die meisten Untersuchungen, die sich mit der Effizienz von Rehabilitationsmaßnahmen auseinandersetzten, gehen jedoch von einem Intervall von einem Jahr aus [3, 4, 24]. Das Ziel unserer Studie war es, das Operationsergebnis bzgl. der Rekonvaleszenz nach KnieTEP bei OA- und RA-Patienten systematisch zu vergleichen.

Studiendesign und Untersuchungsmethoden Patienten In dieser prospektiven klinischen Studie (Oktober 2009 bis Oktober 2012) wurden konsekutiv diejenigen RA- und OA-Patienten [1, 12, 18] eingeschlossen, bei denen die Indikation zur hybriden bikondylären Knie-TEP-Implantation gegeben war aufgrund fortgeschrittener, nativradiologisch objektivierbarer Gelenkschädigung (Kellgren IV [12, 13], Larsen 4 [14]), dem Versagen von konservativen Therapiemaßnahmen und entsprechendem Leidensdruck der Patienten. Weitere Einschlusskriterien waren das schriftliche Einverständnis der Patienten sowie deren Fähigkeit, die Fragebögen auszufüllen. Ausschlusskriterium waren anderweitige entzündlich-rheumatische Grunderkran-

kungen (seronegative Spondyloarthritiden, postinfektiöse Arthrosen etc.) und die Indikation zum teilgekoppelten Gelenkersatz aufgrund höhergradiger Instabilitäten oder Achsdeformitäten.

Implantat und Operationstechnik Für das gesamte Patientenkollektiv wurde das Implantat P.F.C. (Press Fit Condylar) Sigma der Firma DePuy Orthopaedics verwendet (DePuy Orthopaedics Inc., Warsaw, IN, USA). Es handelt sich um ein 1997 modifiziertes Modell der ursprünglichen Prothese von 1984 (Johnson & Johnson Professional, Raynham, MA). Die Implantation erfolgte in Rückenlage und Oberschenkelblutleere (300 mmHg) nach ventraler Längsinzision in der Medianlinie unter Längsspalten der Quadrizepssehne und medialer parapatellarer Arthrotomie. In allen Fällen erfolgte eine komplette Synovektomie des Gelenks. Die Fixation der Komponenten erfolgte femoral zementfrei und tibial zementiert. Es wurde kein Retropatellarersatz vorgenommen. Als postoperatives Prozedere wurde eine Teilbelastung von 10–15 kg bis 3 Wochen postoperativ veranlasst, für 6 Wochen erfolgte die Mobilisierung an Gehstützen. Bei RA-Patienten wurde die Basistherapie mit Methotrexat oder Leflunomid nicht ausgesetzt, Biologika wurden mindestens 3 Halbwertszeiten präoperativ Zeitschrift für Rheumatologie 2013 

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Oxford Knee Score

Tab. 1  Punktwerte des OKS-Fragebogens OKS (Punkte) RA OA

T0 (präoperativ) 19±7 20±7

T1 (6 Monate) 33±9 33±10

T2 (12 Monate) 31±12 35±9

Aufgeführt sind die Mittelwerte ± Standardabweichung der Testergebnisse der jeweiligen Patienten-Kohorten (rheumatoide Arthritis und Osteoarthrose) zu den genannten Zeitpunkten. *p

[Recovery of knee function after total knee arthroplasty: different outcomes in patients with osteoarthritis and rheumatoid arthritis].

Following total knee arthroplasty (TKA), no investigations have been published to assess possible differences between rheumatoid arthritic (RA) and os...
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