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Wie ich es mache

Die Rekonstruktion der rudimentären Ohrmuschel K. Mees, S. Holtmann

Bei der Rekonstrukrion der rudimentären Ohrmuschel müssen vornehmlich zwei Probleme gelöst werden. Zum einen mu die charakteristische Infrastruktur der Ohrmuschel wiederhergesteilt, zum andern muI der Tieferstand des Ohrmuschelrudiments und auch der Haargrenze befriedigend geldst werden. Weitere Probleme können aufgeworfen werden im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des augeren Gehörganges und auch des Mittelohres. Zur Rekonstruktion stehen heute eine Reihe von Materialien und Operationsverfahren zur Verfflgung (Walter, 1986; Weerda, 1984). Als Grundgerust

für die neu zu bildende

Ohrmuschel wurde uberwiegend autogener Rippenknorpel verwendet. Dieser Rippenknorpel birgt jedoch das Risiko einer Resorption in sich. Auf der Suche nach nicht resorbierbaren Materialien wurden alternativ Kunststoffimplantate aus Silikon, Teflon und Polyäthylen verwendet. Klinische und experimentelle Untersuchungen (Berghaus und Mitarb., 1983; Berghaus und Toplak, 1986) haben gezeigt, da poröses Polyãthylen als Implantat besonders geeignet erscheint. Das von Berghaus konzipierte Implantat aus p0rösem Polyathylen (Porecon-Prothese) hat sich uns in den

Abb. 1 Ohrmuschelimplantat (Porecon-Prothese).

Abb.2

(fan flap), Uber die bereits implantierle

letzten Jahren beim Aufbau rudimentãrer Ohrmuscheln

Ohrmuschelprothe-

sehr bewahrt. Es 1st inzwischen in zwei unterschiedhchen

se geschlagen.

GroIen sowohi fur die Rekonstruktion der rechten als auch

der linken Ohrmuschel

Kaudal

gestielter Temporalisfaszienlappen

den Fachhandel lieferbar

(Abb. 1).* Eine wichtige Voraussetzung für die dauerhafte Einheilung des Implantats ist jedoch die zusätzliche sichere Protektion mit einem gestielten Temporalisfaszienlappen (Fan flap, Herrmann und Zühlke, 1964; Fox und Edge rton, 1976; Brent und Byrd, 1983). Erst die Bedeckung des Implantats mit der Faszie, gleiches gilt auch für Knorpeltransplantate, gewahrleistet den erforderlichen Schutz und verhindert relativ sicher Hautnekrosen und Abstofungen. Protrusionen, die auch bei Verwendung der Fan-flap-Technik auftreten, sind nahezu ausnahmslos auf eine umschriebene Retraktion des Fan flap und somit auf eine nicht ausreichende Implantat- bzw. Transplantatprotektion zurückzuführen. Em weiterer Vorteil der Fan-flap-Technik ist darin zu sehen, daf die gut vaskularisierte Fascia temporalis auch

die Auflage eines freien Hauttransplantates ermoglicht,

Lango-Rhino-Otol. 69 (1990)501—503 Georg Thieme Verlag Stuttgart New York

Die Ohrmuschelimplantate können bezogen werden die Firma Medizinsystem Effner und Spreine, Alt-Lankwitz 102, in 1000 Berlin 46.

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Klinik und Poliklinik fur Hals-Nasen-Ohrenkranke der Universitat Mflnchen (Direktor: Prof. Dr. E. Kastenbauer)

502 Laryngo-Rhino-Otol. 69 (1990) Abb.3a Audi-

Abb4a u.d b Zu-

mentäre Ohrmuschel.

stand nach Implantation einer Porecon-Prothese und Rekonstruktion der retroaurikularen Umschlagfalte mit einem freien Hauttranspiantat.

a

Abb.3b Detail-

b

vergroBerung des Ohrmuschelrudiments.

nahczu irnrncr notwendig ist, urn bei dem Tiefstand der Haargrenze das obere Drittel des Implantats

weiches

haarfrei zu hedecken.

Das freie Hauttransplantat kann am besten aus der Leistenregion enrnommen werden. Die Verwendung der Porecon-Prothese ermoglicht in Verbindung mit der Fan-flap-Technik eine Rekonstruktion der rudimentären Ohrrnuschel in 2 Sitzungen. In der 1. Sitzung wird das Ohrlàppchen von dem kranialen Ohrmuschelrudiment abgelöst. Der dysplastische Knorpel wird entfernt, der HautuberschuI dient als Oberfläche der neuen Ohrrnuschel. Zusätzlich wird von einer Schnittfuhrung an der Haargrenze die Tasche für die Aufnahme des Implantats erweitert und

das Implantat nach vorausgegangener Markierung der zukünftigen Ohrmuschelposition derart plaziert, daf das kraniale Drittel die Haargrenze ragt. Mit einer vertikalen Schnittführung wird der Musculus temporalis dargesteilt und die Faszie kaudal gestielt, vorn Muskel abgelost und die Porecon-Prothese verlagert (Abb. 2). Hierbei ist wichtig, daf? der Umschlagpunkt der Faszie etwa in Höhe der alien Haargrenze liegt. Auf diese Weise wird bereits die retroaurikuläre Umschlagfalte im oberen Drittel gebildet. Das obere, von Fascia temporalis umscheidete Implantat wird absch!ieIend mit einem freien Hauttransplantat abgedeckt. Zwischen den Temporalisfaszienlappen und das Implantat legen wir eine kleine Saugdrainage. Auf diese Weise wird die Faszie an die Prothese angesaugt. Der Entwicklung

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K. Mees, S. Holtmann

eines Hãrnatoms und einer unschönen Reliefbildung kann auf diese Weise vorgebeugt werden. Nach etwa 3 Monaten werden in einer 2. Sitzung die restlichen Anteile der retroaurikulären Umschlagfalte mit einern freien Transpiantat geformt. Hierzu wird die eingeheilte Prothese abgehoben und em freies Hauttransplantat aus der Leistenregion verwendet. In der gleichen Sitzung können weitere Feinkorrekturen, zurn Beispiel am Gehörgangseingang und am Ubergang der Prothese zum Ohriappchen, erfoigen. Die Ausgangssituation und das postoperative Resultat nach Implantation einer Porecon-Prothese zeigen die Abbildungen 3 und 4. Soil auf die Verwendung eines freien Hauttranspiantates verzichtet werden, kann alternativ eine Hautvordehnung mit einern Gewebeexpander durchgefuhrt werden. Hierbei ist jedoch wichtig, daI nach der Expanderentnahme die Narbenkapsel exzidiert wird, urn em befriedigendes Ohrmuschelrelief zu erzieien.

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Laiyngo-Rbino-Otol. 69 (1990) 503

Literatur Berghaus, A., M. Axhausen, M. Handrock: Poröse Kunststoffe für die Ohrmuschelplastik. Laryng. Rhinol. Otol. 62 (1983) 320—327 Berghaus, A., F. Toplak. Surgical concepts for reconstruction of the

auricle. Arch. Otolaryngol. Head Neck Surg. 112 (1986) 388 —397

Brent, B., H. S. Byrd: Secondary ear reconstruction with cartilage grafts covered by axial random and free flaps of temporoparietal fascia. Plast. Reconstr. Surg. 72(1983) 141—152 Fox, J. W., M. T. Edgerton: The fan flap: An adjunct to ear reconstruction. Plast. reconstr. Surg. 58 (1976) 663—667 Herrmann, A., D. Zühlke: Periost als Ersatz des Perichondriums beim Wiederaufbau der Ohrmuschel. Langenbecks Arch. Klin. Chit. 306 (1964) 59—65 Walter, C.: Correction and reconstruction of the malformed auricle. Facial Plastic Surgery 3, 3 (1986) 175—189 Weerda, H.: Die Chirurgie der kindlichen Ohrmuschelmiflbildung. Latying. Rhinol. Otol 63 (1984) 120— 122

Prof. Dr. Klaus Mees Univ.-HNO-Klinik Klinikum Grofihadern D-8000 München 70

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Rekonstruktion der rudimentären Ohrmuschel

[Reconstruction of the rudimentary external ear].

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