Kasuistiken Orthopäde 2013 · 42:969–970 DOI 10.1007/s00132-013-2198-6 Online publiziert: 2. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
T. Ramsauer1 · G. Seitlinger1 · D. Niederseer2 1 Abteilung für Orthopädie, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Oberndorf 2 Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Oberndorf
Seltene Knieschmerzursache nach Knietotalendo prothesenimplantation Anamnese Eine 72-jährige Patientin stellt sich mit einem schmerzhaften rechten Knie, das wegen Gonarthrose vor 2 Jahren an einer auswärtigen Klinik endoprothetisch versorgt worden war, in unserer Ambulanz vor. Mehrere auswärtige Voruntersuchungen inklusive Szintigraphie waren bisher ergebnislos geblieben.
Befunde In der klinischen Untersuchung ist das Knie medialseitig druckschmerzhaft, die McMurry- und Steinmann-I-Zeichen sind jeweils positiv. Jedoch sind keine Bewegungseinschränkung, kein Kniegelenkerguss, keine Schwellung oder Rötung, kein Fieber und keine laborchemischen Zeichen einer Entzündung zu erheben. Röntgenbilder des Kniegelenks im a.-p.- und seitlichen Strahlengang sowie eine Patella-tangential-Aufnahme zeigen eine gut implantierte Knietotalendoprothese ohne Patellaersatz (. Abb. 1).
throskopische Meniskektomie des rechten medialen Meniskus wird in derselben Sitzung durchgeführt (. Abb. 3). Bereits am Folgetag ist die Patientin beschwerdefrei, bei Kontrolluntersuchungen 3 und 6 Monate später berichtet sie weiterhin über keinerlei Beschwerden.
Diskussion Viele Möglichkeiten kommen als Erklärung eines schmerzhaften endoprothetisch versorgten Knies in Frage [1, 3, 4],
und wir haben einen Algorithmus für die Abklärung solcher Beschwerden vorgeschlagen [2]. Wir berichten über eine uns bisher unbekannte Ursache von Knieschmerzen nach Knietotalendoprothesenimplantation, die unseres Wissens bisher auch noch nicht in der Literatur beschrieben ist: ein nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird und eine typische Innenmeniskussymptomatik verursacht. Nach umfassenden Untersuchungen mit
Therapie und Verlauf Drei Infiltrationen mit Glukokortikoiden und Mepivacain lindern den Schmerz nur für jeweils 2 Wochen. Eine Computertomographie ergibt keine pathologischen Befunde, sodass man sich schließlich zu einer Arthroskopie entschließt. Dabei zeigt sich der mediale Meniskus in situ belassen (. Abb. 2), sodass dieser als Ursache für die Beschwerden der Patientin verantwortlich gemacht wird. Eine ar-
Abb. 1 8 Röntgenaufnahme der gut implantierten Knietotalendoprothese ohne Patellaersatz. Aufnahmen im a.-p.- (links) und seitlichen (rechts) Strahlengang sowie Patella tangential (Mitte) Der Orthopäde 11 · 2013
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Kasuistiken
Zusammenfassung · Abstract Orthopäde 2013 · 42:969–970 DOI 10.1007/s00132-013-2198-6 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 T. Ramsauer · G. Seitlinger · D. Niederseer
Seltene Knieschmerzursache nach Knietotalendoprothesenimplantation
Abb. 2 8 Nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird
mehrmaliger Bildgebung und einem Leidensweg, der die Patientin über mehr als 2 Jahre in mehrere Institutionen führte, konnte schließlich mit einer Arthroskopie die Ursache der Beschwerden dingfest gemacht werden.
Fazit für die Praxis Nach Ausschluss der häufigen Ursachen können manchmal vertraute Beschwer debilder wie eine Innenmeniskussymp tomatik jedoch in einem ungewöhnli chen Zusammenhang die Lösung einer langen diagnostischen Odyssee sein.
Korrespondenzadresse Dr. D. Niederseer Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg Paracelsusstr. 37, 5110 Oberndorf, Österreich [email protected]
Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. T. Ramsauer, G. Seitlinger, D. Niederseer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Der Orthopäde 11 · 2013
Abb. 3 8 Nach arthroskopischer Meniskektomie
Literatur 1. Becker R, Bonnin M, Hofmann S (2011) The painful knee after total knee arthroplasty. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1409–1410 2. Hofmann S, Seitlinger G, Djahani O et al (2011) The painful knee after TKA: a diagnostic algorithm for failure analysis. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1442–1452 3. Seil R, Pape D (2011) Causes of failure and etiology of painful primary total knee arthroplasty. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1418–1432 4. Springorum HR, Rath B, Baier C et al (2011) Patello femoral pain after total knee arthroplasty: clinical pathway and review of the literature. Orthopade 40:907–911, 914–906
Zusammenfassung Viele Möglichkeiten kommen als Erklärung eines schmerzhaften endoprothetisch versorgten Knies in Frage. Neben häufigen Ursachen wie Infektion, aseptische Lockerung, Fehlimplantation oder dem typischen vorderen Knieschmerz kommen auch seltene Ursachen in Betracht. Wir berichten über eine uns bisher unbekannte Ursache von Knieschmerzen nach Knietotalendoprothesenimplantation: ein nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird und eine typische Innenmeniskussymptomatik verursacht. Nach arthroskopischer Meniskektomie war die Patientin beschwerdefrei. Schlüsselwörter Knie · Prothese · Schmerz · Ursache · Meniskus
Rare cause of knee pain after total knee arthroplasty Abstract A painful knee after total knee arthroplasty may have various causes. In addition to commonly occurring causes, such as infections, aseptic loosening, implant failure or typical anterior knee pain, rare causes also have to be taken into account. We report a previously unknown cause of knee pain after total knee replacement involving a non-resected medial meniscus, which was sandwiched between the medial condyle of the femur and the inlay of the prosthesis and caused pain typical for a medial meniscus. After arthroscopic meniscectomy the patient was symptom-free. Keywords Knee · Prosthesis · Pain · Cause · Meniscus
T. Ramsauer1 · G. Seitlinger1 · D. Niederseer2 1 Abteilung für Orthopädie, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Oberndorf 2 Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Oberndorf
Seltene Knieschmerzursache nach Knietotalendo prothesenimplantation Anamnese Eine 72-jährige Patientin stellt sich mit einem schmerzhaften rechten Knie, das wegen Gonarthrose vor 2 Jahren an einer auswärtigen Klinik endoprothetisch versorgt worden war, in unserer Ambulanz vor. Mehrere auswärtige Voruntersuchungen inklusive Szintigraphie waren bisher ergebnislos geblieben.
Befunde In der klinischen Untersuchung ist das Knie medialseitig druckschmerzhaft, die McMurry- und Steinmann-I-Zeichen sind jeweils positiv. Jedoch sind keine Bewegungseinschränkung, kein Kniegelenkerguss, keine Schwellung oder Rötung, kein Fieber und keine laborchemischen Zeichen einer Entzündung zu erheben. Röntgenbilder des Kniegelenks im a.-p.- und seitlichen Strahlengang sowie eine Patella-tangential-Aufnahme zeigen eine gut implantierte Knietotalendoprothese ohne Patellaersatz (. Abb. 1).
throskopische Meniskektomie des rechten medialen Meniskus wird in derselben Sitzung durchgeführt (. Abb. 3). Bereits am Folgetag ist die Patientin beschwerdefrei, bei Kontrolluntersuchungen 3 und 6 Monate später berichtet sie weiterhin über keinerlei Beschwerden.
Diskussion Viele Möglichkeiten kommen als Erklärung eines schmerzhaften endoprothetisch versorgten Knies in Frage [1, 3, 4],
und wir haben einen Algorithmus für die Abklärung solcher Beschwerden vorgeschlagen [2]. Wir berichten über eine uns bisher unbekannte Ursache von Knieschmerzen nach Knietotalendoprothesenimplantation, die unseres Wissens bisher auch noch nicht in der Literatur beschrieben ist: ein nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird und eine typische Innenmeniskussymptomatik verursacht. Nach umfassenden Untersuchungen mit
Therapie und Verlauf Drei Infiltrationen mit Glukokortikoiden und Mepivacain lindern den Schmerz nur für jeweils 2 Wochen. Eine Computertomographie ergibt keine pathologischen Befunde, sodass man sich schließlich zu einer Arthroskopie entschließt. Dabei zeigt sich der mediale Meniskus in situ belassen (. Abb. 2), sodass dieser als Ursache für die Beschwerden der Patientin verantwortlich gemacht wird. Eine ar-
Abb. 1 8 Röntgenaufnahme der gut implantierten Knietotalendoprothese ohne Patellaersatz. Aufnahmen im a.-p.- (links) und seitlichen (rechts) Strahlengang sowie Patella tangential (Mitte) Der Orthopäde 11 · 2013
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Zusammenfassung · Abstract Orthopäde 2013 · 42:969–970 DOI 10.1007/s00132-013-2198-6 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 T. Ramsauer · G. Seitlinger · D. Niederseer
Seltene Knieschmerzursache nach Knietotalendoprothesenimplantation
Abb. 2 8 Nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird
mehrmaliger Bildgebung und einem Leidensweg, der die Patientin über mehr als 2 Jahre in mehrere Institutionen führte, konnte schließlich mit einer Arthroskopie die Ursache der Beschwerden dingfest gemacht werden.
Fazit für die Praxis Nach Ausschluss der häufigen Ursachen können manchmal vertraute Beschwer debilder wie eine Innenmeniskussymp tomatik jedoch in einem ungewöhnli chen Zusammenhang die Lösung einer langen diagnostischen Odyssee sein.
Korrespondenzadresse Dr. D. Niederseer Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus Oberndorf, Lehrkrankenhaus der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg Paracelsusstr. 37, 5110 Oberndorf, Österreich [email protected]
Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. T. Ramsauer, G. Seitlinger, D. Niederseer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Abb. 3 8 Nach arthroskopischer Meniskektomie
Literatur 1. Becker R, Bonnin M, Hofmann S (2011) The painful knee after total knee arthroplasty. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1409–1410 2. Hofmann S, Seitlinger G, Djahani O et al (2011) The painful knee after TKA: a diagnostic algorithm for failure analysis. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1442–1452 3. Seil R, Pape D (2011) Causes of failure and etiology of painful primary total knee arthroplasty. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 19:1418–1432 4. Springorum HR, Rath B, Baier C et al (2011) Patello femoral pain after total knee arthroplasty: clinical pathway and review of the literature. Orthopade 40:907–911, 914–906
Zusammenfassung Viele Möglichkeiten kommen als Erklärung eines schmerzhaften endoprothetisch versorgten Knies in Frage. Neben häufigen Ursachen wie Infektion, aseptische Lockerung, Fehlimplantation oder dem typischen vorderen Knieschmerz kommen auch seltene Ursachen in Betracht. Wir berichten über eine uns bisher unbekannte Ursache von Knieschmerzen nach Knietotalendoprothesenimplantation: ein nicht resezierter medialer Meniskus, der zwischen dem medialen Femurkondyl und dem Inlay der Prothese eingeklemmt wird und eine typische Innenmeniskussymptomatik verursacht. Nach arthroskopischer Meniskektomie war die Patientin beschwerdefrei. Schlüsselwörter Knie · Prothese · Schmerz · Ursache · Meniskus
Rare cause of knee pain after total knee arthroplasty Abstract A painful knee after total knee arthroplasty may have various causes. In addition to commonly occurring causes, such as infections, aseptic loosening, implant failure or typical anterior knee pain, rare causes also have to be taken into account. We report a previously unknown cause of knee pain after total knee replacement involving a non-resected medial meniscus, which was sandwiched between the medial condyle of the femur and the inlay of the prosthesis and caused pain typical for a medial meniscus. After arthroscopic meniscectomy the patient was symptom-free. Keywords Knee · Prosthesis · Pain · Cause · Meniscus
