Freitag, 29. April 1 9 7 7 - Bayernhalle 8.30-10.00 Uhr

E. Thrombo-Embolie-Prophylaxe und -Therapie Langenbecks Arch. Chir. 345 (Kongre6bericht 1977)

Langenbecks Archiv for Chirurgie © by Springer-Verlag1977

57. Einiiihrung L. Koslowski Chir. Klinik und Poliklinikder Universit~it,D-7400 Tiibingen

Introduction Summary. One-third of all surgical patients develop a deep phlebothrombosis. This frequency of thrombosis after injuries of the lower extremities is estimated at 65 %. Most of the thromboses do not become clinically manifest. Ninety-two percent of all fatal pulmonary embolisms originate from a clinically inapparent thrombosis. The ideal prophylaxis should compensate for the undesired effects of an operation or injury on the coagulation system, without subjecting the patient to the danger of elevated tendency to bleed. The discussion of this subject should help to clarify the present successes and risks of thromboembolism prophylaxis and therapy. Key words: Thrombosis - Thromboembolism, prophylaxis and therapy. Zusammenfassung. 1/3 aller chirurgischen Patienten erkrankt an einer tiefen Venenthrombose. Nach Traumen der unteren Extremit~iten wird die H~iufigkeit yon Thrombosen auf 65 % geschiitzt. Die meisten Thrombosen werden klinisch gar nieht manifest. 92% der t6dlichen Lungenembolien entstammen einer klinisch stummen Thrombose. Die ideale Prophylaxe soil die unerwiinschten Auswirkungen einer Operation oder Verletzung auf die Gerinnung ausgleichen, ohne den Patienten durch erh6hte Blutungsneigung zu gef~ihrden. Die Behandlung des Themas soil Klarheit fiber die derzeitigen Effolge und Risiken der Thromboembolie-Prophylaxe und -therapie bringen. Sddiisselw6rter: Thrombose - Thromboembolie - Prophylaxe und Therapie.

Ein Drittel aller chirurgischen Patienten erkrankt an einer tiefen Venenthrombose. Dies ist so, weil jeder operative Eingriff einen Verstol3 gegen die Prinzipien der Thromboseverhiitung darstellt. Fiir die Entstehung der Thrombose ist auch heute noch die Virchowsche Trias: Gewebetrauma mit Freisetzung gerinnungsaktivierender Faktoren, Gef~il3wandsch~idigung und Str6mungsverlangsamung giiltig.

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L. Koslowski

Klinisch tritt gl/icklicherweise nur ein geringer Teil dieser tiefen Thrombosen in Erscheinung, da sich in der Mehrzahl der F~ille die Gerinnsel spontan aufl6sen. 92 % der t6dlichen Lungenembolien entstammen einer klinisch stummen Thrombose. Wenn in fr~iheren Jahren Thrombose und Embolie als schicksalhafte Ereignisse betrachtet wurden, die der Chirurg nicht verhiiten konnte, so ist diese Auffassung nicht mehr aufrecht zu erhalten. Es gibt heute geniigend bew~ihrte Verfahren, mit denen sich eine effektive Thrombo-Embolie-Prophylaxe durchf/ihren l~il3t. Wir n~ihem uns einer Epoche, in der die Unterlassung einer Thrombo-Embolie-Prophylaxe als ~irztliches Verschulden gewertet werden k6nnte. Wenn auch die meisten Thrombosen sich spontan zur/ickbilden, so sind t6dliche Lungenembolien, auch mit einer H~iufigkeit unter 1%, nach wie vor eine tragische Hypothek der Chirurgie, besonders wenn sie nach leichten, nicht vital indizierten Operationen auftreten. Die H~iufigkeit von Thrombosen nach Traumen der unteren Gliedmal3en wird auf 65 % gesch~itzt. Andererseits kann aber auch eine Thrombose-Prophylaxe den Patienten gef~ihrden oder einen Operationserfolg durch Blutungskomplikationen zunichte machen. Die ideale Prophylaxe sollte daher die unerw/Jnschten Auswirkungen einer Operation oder einer Verletzung auf die Gerinnung ausgleichen, ohne den Patienten durch erh6hte Blutungsneigung zu gef~ihrden. Wieviele Chirurgen in unserem Lande zur Zeit eine generelle oder gezielte Thrombo-Embolie-Prophylaxe durchf/ihren, ist nicht bekannt. Vor 10-12 Jahren waren es nur 3-6 %. Die Hauptgr/inde fiJr diese Zur/ickhaltung waren bisher Schwierigkeiten der Organisation, der l]berwachung und nicht zuletzt die Nebenwirkungen der Anticoagulantien. Die medikament/Sse Behandlung der Thrombose hat eine hohe Erfolgsquote, wenn sie rechtzeitig einsetzt und konsequent durchgef/ihrt wird. Dennoch gibt es leider F/ille genug, bei denen sie wegen ihrer Nebenwirkungen abgebrochen werden mul3 oder unwirksam bleibt. Dann tritt die chirurgische Therapie in ihr R e c h t oder die Resignation an ihre Stelle. Es ist zu hoffen, dab die heutige Sitzung Klarheit fiber die derzeitigen Erfolge und Risiken der Thrombo-Embolie-Prophylaxe und -Therapie mit den verschiedenen hierf/ir zur Verfiigung stehenden Mitteln bringt. Das Rundtischgespr~ich soil schliel3lich konkrete Vorschl~ige vermitteln, einschlieBlich der Dosierung, die Sie in Ihren chirurgischen Alltag mitnehmen k/Snnen.

[Prevention of thromboembolism and therapy. Introduction].

Freitag, 29. April 1 9 7 7 - Bayernhalle 8.30-10.00 Uhr E. Thrombo-Embolie-Prophylaxe und -Therapie Langenbecks Arch. Chir. 345 (Kongre6bericht 1977)...
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