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Der Pneumosinus dilatans frontalis S. Candan, H. Muhtar, A. ciftci

rung eincs Vasalvamanovers kam es zu eincm Druckanstieg mit so-

Zusammenfassung Beirn Pneurnosinus dilatans frontalis handelt es sich urn eine seltene Erkrankung der Stirnhöhlen. Trotz der ungeklãrten Pathogenese wird em chronischer Uberdruck im Sinus für verantwortlich gehalten. Es wird die Möglichkeit diskutiert, da em Ventilmechanismus zu dieser Pathologic führen könne. Urn dieses Ventil dernonstrieren zu können, haben wir eine rnanometrische Druckmessung in der Stirnhöhle durchgeführt.

Pneumosinus dilatans frontalis

Pneumosinus dilatans frontalis is a rare condition of the frontal sinus. Although the aetiologic mechanism is not yet known, it is presumed that an increased intrasinusal pressure due to a check valve mechanism is responsible for this condition. By measuring intrasinusal pressure we demonstrated this mechanism.

fortigem Ahfall auf Au8endruck beim Abschlu des Manövers (Abb. 3). Auf der betroffenen rechten Seitc dagegen lie$ sich bei der Punktion em Uberdruck messen. Auch hier kam es beim Valsalvamanóver zu einem Druckanstieg. Im Gegensatz zur normalen linken Seite blieb jedoch nach einmaligem Valsalvamanöver der Uberdruck. Nach zweimaligem Valsalva stieg der Residualdruck noch mehr und blieb mehrere Minuten bestehen (Abb. 4).

Diskussion

Dehnt sich em mit Luft gefullter und von normaler Schleimhaut ausgekleideter Sinus so weit aus, da die normalen Konturen des ihn umgebenden Knochens zer-

stört werden, oder da benachbarte Strukturen verdrangt werden, sprechen wir von einem Pneurnosinus dilatans (1). Auch die Begriffe ,,Pneumatozele" oder ,,Pneumozele" finden sich in der Literatur (3, 4, 8). Allgemein bekannt ist das Bud des Pneurnosinus dilatans frontalis. Dagegen können wir in der Literatur auch Fälle von Pneurnosinus der Kiefer-, Siebbein- und Keilbeinhflhlen finden (2—6, 8).

Meist wird em Pneumosinus dilatans erst Das Krankheitsbild des Pneumosinus dilatans ist gekennzeichnet durch eine abnorme, knochenzerstörende Expansion einer belüfteten Stirnhöhle ohne ersichtliche Ursache (1). Die Symptomatik beschränkt sich meist auf eine langsame Verànderung der betroffenen Gesichtskonturen und leichte Schmerzen (1). Weitaus am häufigsten betroffen ist die Stirnhöhle, gefolgt von Kieferhöhlen, Siebbein- und Keilbeinhöhlen (2— 5). Die Pathogenese des Krankheitsbildes ist ungekldrt. Seit langem diskutiert wird die Möglichkeit, daR em Ventilmechanismus im Ostiumbereich zu einem chronischen Uberdruck im Sinus und damit zur extremen Sinuserweiterung führen könnte (7). Urn em derartiges Ventil nachweisen zu können, haben wir durch transkutane Punktion der betroffenen Stirnhöhle eine Druckrnessung durchgefflhrt. Kasuistik Mit der Beschwerde einer Schwellung im Frontalgebiet und Schmerzen kam em i 7j}iriger Junge zur Untersuchung. Der HNO-Befund war aul?er ciner Schwellung am rechten Stirngebiet unauffällig (Abb. 1). Eine laterale Schädelaufnahme zeigte eine massive Erweiterung und Verdunnung der vorderen knöchernen Stirnhohlenwand (Abb. 2). In der Hoffnung die Pathogenese des Pneumosinus dilatans klãren zu können, hahen wir heide Stirnhö}ilen in Lokalanästhesie transkutan punktiert. Auf der normalen linken Seite wat der Sinusinnendruck gleich dem Luftdruck. Bei Ausfiih-

dann diagnostiziert, wenn er durch massives Wachstum zu

einer duferlich sichtbaren Deformitãt gefdhrt hat oder wenn er durch Verdrdngung benachbarter Strukturen Beschwerden verursacht. Die meisten Patienten kiagen leichte Schmerzen, die oft durch Druckveränderung (Fliegen, Tauchen) oder beim Schneuzen potenziert werden (2, 9). Oft kommt es zu einer Verdrängung des Orbitalinhaltes mit Exophthalmus (8). Differentialdiagnostisch rnüsseri Mukozelen und benigne sowie maligne Tumoren in Betracht gezogen werden (9).

Radiologische Ubersichtsbilder, Schichtaufnahmen und Computer-Tornogramme zeigen die abnorme Ausdehnung und vermehrte Transparenz des befallenen Sinus urid eine Verdünnung oder evtl. gar em Fehien der knöchernen Wand (7). Eine reaktive Skierosierung, wie sic bei der Mukozele beobachtet wird, fehit immer (1, 8). Bei der Endoskopie oder Exploration des befallenen Sinus findet

sich nach der Ansicht der meisten Autoren normale Schleirnhaut. Meist wird eine Verengung des Sinusostiums oder eine Verlegung desselben mit polypöser Schleimhaut verrnerkt (2, 6, 9).

Uber die Pathogenese des Pneumosinus dilatans herrscht keine Emnigkeit. Es werden eine solitdre Dysontogenie des befallenen Sinuses oder eine hormonelle Stö-

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rung diskutiert (1, 9). Da durch Anlegen einer sicheren Sinusbelüftung sich die Beschwerden zuverlassig beheben las-

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HNO Abteilung der Medizinischen Fakultät der Technischen Universitat vom Schwarznieer (K['U)

DerPneumosinus dilatans frontalis

.4

Die abnorme Wolbung der vorderen Stirnhohtenwand

Abb.1 (rechts).

Abb. 2 Laterale Schãdelaufnahrne zeigt die Erweiterung und Verdunnung der vorderen knocherrien Stirnhdhlenwand.

0

0

E E

E E

300

300

200

100

100

t

t Punkfon

t

1mm/sec

Punktjon

VaLsa Lva

Abb.3 Druckmessung der normalen linken StirnhOhle. Druckanstieg bei Valsalva und piOtzlicher Abtall nach dem ManOver.

Valsalva

1mm/sec VaLsalva

Abb.4 Druckkurven der pathologischen rechten StirnhOhle. Der Uberdruck rn Sinus, Druckaristieg nach Valsalva und deutlich positive Residualdruck nach Abschlul3 des ManOvers.

scheint uns die Theorie naheliegend, dai es zur Ausbildung eines Einwegventils kommt. Die durch transkutane Punktion gewonnenen manometrischen Befunde sprechen für diese Theorie. Aufgrund des leichten Uberdrucks im Sinus und des persistierenden Residualdrucks nach Ausführung eines Valsalvamanövers können wir von einem Emsen,

wegventil sprechen.

wegventils zwischen Nasenhaupthöhle und Stirnhöhle Ieistet einen Beitrag zur Erhellung der Pathogenese des Pneumosinus dilatans frontalis. _______________

1 Albegger, K. W.: Pncurnosinus dilatans froritalis. In: Berendes, J., R.

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ryngol. Otol. 88 (1974) 785

Der manometrische Nachweis eines Em-

Literatur

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Dr. med. Suleyman Candan KTU. Tip Fakültesi KBB. Anabilirn Dali 61080 Trabzon-Turkei

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[Pneumocele of the frontal sinus].

Pneumosinus dilatans frontalis is a rare condition of the frontal sinus. Although the aetiologic mechanism is not yet known, it is presumed that an in...
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