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Lichey u. a.: Plasma-Digoxinkonzentration von Patienten bei Krankenhausaufnahme

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Dtsch. med. Wschr. 102 (1977), 1056-1060 Georg Thieme Verlag, Stuttgart

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J. Lichey, R. Schröder und N. Rietbrock Kardiopulmonologische Abteilung der Medizinischen Klinik und Institut fiir Klinische Pharmakologie im Klinikum Steglitz der Freien Universitat Berlin

Von 145 unausgewählten Patienten, die ambulant eine Digitalistherapie erhielten, wurden bei Krankenhausaufnahme der Plasma-Digoxin- und der Serum-Kreatinin-Spiegel bestimmt. 62,70/o der Patienten waren ausreichend digitalisiert, 15,9°/o unte rdigitalisiert. Im subtherapeutischen Bereich korrelieren die Angaben der Patienten über die täglich eingenommene Digitalismenge nicht mit den tatsächlichen Plasma-Digoxinspiegeln. Falsche Angaben unzuverlässiger Patienten sind der wahrscheinlichste Grund. 20°/o aller Patienten wiesen klinische Zeichen einer Digitalisintoxikation auf. Davon hatten 69°/o einen Plasma-Digoxinspiegel über 2,0 ng/ml, 31°/o darunter. Der mittlere Digoxinspiegel für alle Patienten mit klinischen Zeichen einer Digoxin-Intoxikation betrug 2,5 ± 0,9 ng/ml. Bei gleichzeitiger Gabe von Spironolacton (Aldactone®) bzw. Canrenoat-Kalium (Aldactone® pro injectione) muß wegen der Interferenz mit dem Radioimmunoassay mit falsch zu hohen Digoxinwerten gerechnet werden. Digitalisintoxikationen haben bei der häufigen Anwendung von Herzglykosiden zunehmend praktisch-klinische Bedeutung gewonnen. Mitteilungen über die Häufigkeit von Digitalisintoxikationen schwanken zwischen 5% in Skandinavien (14) und 30% in den Vereinigten Staaten (2). Unsere Untersuchung sollte Aufschlufg über den Stand der ambulanten Digitalistherapie im Wohngebiet von West-Berlin geben. Darüber hinaus sollte geprüft werden, inwieweit die Patientenangaben fiber die von ihnen eingenommenen Digitalismengen mit den tatsächlich gemessenen Plasmaspiegeln korrelieren.

Patienten und Methode Untersucht wurden 145 unausgewählte Patienten, die aus unterschiedlichen Gründen zur stationären Aufnahme kamen, nach eigenen Angaben ambulant Digitalis verschrieben bekamen und regelmäßig eingenommen hatten. Bei diesen Patienten bestimmten wir im Doppelansatz die Plasma-Digoxinkonzentrationen mit dem Clinical Assays Gammacoat 125J-Digoxin Radioimmuno-Assay Kit (DRG Instruments GmbH). Der Variationskoeffizient für den Meßbereich von 0,5 bis 4,0 ng/ml betrug 6 bis 7%. Die Blutentnahmen erfolgten 12 bis 24 Stunden nach der letzten Tabletteneinnahme. Dieser Zeitpunkt wurde durch eine sorgfältige Anamnese ermittelt. Aus der gleichen Blutprobe wurde die Serum-Kreatinin-Konzentration gemessen. Zusätzlich wurde an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen das Elektrokardiogramm mit den üblichen zwölf Ableitungen registriert. Als Zeichen einer klinisch-manifesten Digitalisintoxikation werteten wir die von Smith und Mitarbeitern (27) angegebenen EKGKriterien:

Plasma-digoxin concentration in patients at time of hospital admission Plasma-digoxin and serum creatinine concentrations were determined on admission in 145 unselected patients previously digitalized as outpatients. Adequate digitalization was found in 62.7°/o, inadequate doses in 15.9°/o of patients. In the latter group the daily dosage reported by the patients failed to correlate with the plasmadigoxin concentration by radioimmunoassay. One-fifth of all patients had clinical evidence of digitalis intoxication. Of these, 69°/o had plasmadigoxin concentrations of more than 2.0 ng/ml and 31°/o less than 2.0 ng/ml. Mean digoxin concentration for all patients with signs of digitalis intoxication was 2.5 ± 0.9 ng/ml. In patients simultaneously receiving spironolactone or canrenoate-K+ there was danger of falsely high values for digoxin because of interference of those drugs with the radioimmunoassay.

Vorhoftachykardie mit Blockierung, AV-Tachykardie häufige oder multifokale ventrikuläre Extrasystolen, ventrikuläre Tachykardie oder Bigeminie Vorhofflimmern mit einer Ventrikelfrequenz unter 50/min und vorzeitig einfallende ventrikuläre Extrasystolen Sinusrhythmus mit AV-Block II. oder III. Grades, sofern diese in Verbindung mit Beschwerden wie Inappetenz, übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe oder Sehstörungen bei Fehlen anderer Ursachen für diese Symptome auftraten, allein auftraten und nach einer Digitalispause rückläufig waren. Bei der statistischen Bearbeitung der Meßergebnisse wurden das arithmetische Mittel (R) und die Standardabweichung (s) berechnet. Die Signifikanzberechnung wurde nach dem t-Test nach Student durchgeführt.

Ergebnisse 57 männliche und 88 weibliche Patienten wurden entsprechend ihrem Plasma-Digoxinspiegel in vier Gruppen

unterteilt (Tabelle 1): Digoxinkonzentrationen unter 0,5 ng/ml, Gruppe I welche durch die von uns benutzte Methode nicht mehr exakt bestimmbar waren, Gruppe II = Konzentrationen im subtherapeutischen Bereich von 0,5 bis 0,59 ng/ml, Gruppe III = Konzentrationen im therapeutischen Bereich von 0,6 bis 2,0 ng/ml, Gruppe IV = Konzentrationen im sogenannten toxischen Bereich iiber 2,0 ng/ml.

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Aktuelle Plasma-Digoxinkonzentration von Patienten bei Krankenhausaufnahme

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Lichey u. a.: Plasma-Digoxinkonzentration von Patienten bei Krankenhausaufnahme

Nr. 29, 22. Juli 1977, 102. Jg.

Tab. 1. Mittelwerte der angegebenen täglich eingenommenen Digitalismenge, der Plasma-Digoxin- und Serum-Kreatinin-Konzentrationen von insgesamt 145 Patienten, aufgegliedert in den subtherapeutischen Bereich unter 0,5 ng/ml und von 0,5 bis 0,59 ng/ml in den therapeutischen Bereich von 0,6 bis 2,0 ng/ml und den toxischen Bereich iiber 2,0 ng/ml

Präparate

tägliche Dosis

n

[mg]

Digoxin

8

0,28

Digoxin [ng/ml]

[Plasma-digoxin concentration in patients at time of hospital admission (author's transl)].

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