Leitthema Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:1468–1472 DOI 10.1007/s00103-013-1841-z Online publiziert: 24. Oktober 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

T. Bieber1 · K. Broich2 1 Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Universitäts-Klinikum Bonn 2 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bonn

Personalisierte Medizin Zielsetzungen und Herausforderungen

Die Entstehung, das klinische Bild und der Schweregrad der Symptome sowie der Verlauf einer Erkrankung werden von vielen individuellen Faktoren geprägt. Hierzu gehören z. B. die genetische Veranlagung, der Lebensstil, das Geschlecht, das Alter und Umweltfaktoren. Basierend auf den Fortschritten in der Genetik und im Verständnis der Pathophysiologie vieler Erkrankungen, soll die personalisierte Medizin der bedeutsamen Heterogenität vieler komplexer Krankheiten Rechnung tragen und mehr auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten bzw. Patientengruppen im Sinne einer optimierten therapeutischen Wirksamkeit und/oder Vermeidung unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen eingehen, d. h. letztendlich zu einer besseren Patientenversorgung führen [1, 2, 3]. Diese Entwicklung hat bereits vor einigen Jahren begonnen, sodass bereits mehr als 20 Medikamente in Europa mit einem Hinweis auf eine Biomarker-basierte Empfehlung bzw. Einschränkung zugelassen wurden. Auf der anderen Seite sind trotz der erheblichen Fortschritte in der diesbezüglichen Grundlagenforschung – bis auf wenige Ausnahmen in der klinischen Onkologie – die großen Durchbrüche für die Patientenversorgung noch nicht erfolgt. Um die Forschung und Entwicklung voranzutreiben und die Ergebnisse zu den Patienten zu bringen, sind viele Interessengruppen (sog. Stakeholders) mit zum Teil sehr unterschiedlichen Zielsetzungen an der Implementierung einer personalisierten Medizin zu beteiligen (. Abb. 1, [2]), und es sind zahlreiche

1468 | 

neue He­rausforderungen zu meistern [4, 5, 6]. Im vorliegenden Schwerpunktheft sollen die potenziellen Einsatzfelder der personalisierten Medizin dargestellt sowie ihre Probleme erläutert und diskutiert werden. Zuvor wollen wir jedoch die Thematik einleitend definieren und einige der wichtigsten Herausforderungen dieser Entwicklung kurz ansprechen.

Begrifflichkeit und Definition Das Ziel – „Das richtige Medikament zum richtigen Zeitpunkt für den richtigen Patienten in der richtigen Dosierung“ – bildet die rationale Grundlage der personalisierten Medizin. Daher weckt sie große Hoffnungen insbesondere mit Blick auf lebensbedrohliche Erkrankungen sowie auf Erkrankun-

Pharmaindustrie

gen (auch bei noch ungeborenen Kindern [7]), die gegenwärtig noch große therapeutische Herausforderungen darstellen. Die Bezeichnung „personalisierte Medizin“ scheint jedoch bei genauer Betrachtung dem aktuellen konzeptionellen Ansatz (s. unten) nicht gerecht zu werden. Bis auf wenige Beispiele – zu denen der Einsatz individualisierter therapeutischer Vakzine bei bestimmten Tumoren zählt – entspricht die heutige Strategie eher einer stratifizierten Vorgehensweise. Aus diesem Grund wird neben dem Terminus „personalisierte Medizin“ auch der eher angemessene Begriff „stratifizierte Medizin“ verwendet [8, 9, 10, 11]. Da bei dem Ansatz jedoch nicht nur genetische Informationen, sondern auch eine Vielzahl anderer Biomarker berücksichtigt werden (s. unten), scheint die Verwendung

Gesetzgeber

Gemeinsamer Bundesausschuss

Diagnostik Industrie

Zulassungsbehörden Personalisierte Medizin

IT/BioInformatik

Universitäten + Blaue Liste

Ethik

Patienten Biobanken

Abb. 1 8 Die personalisierte Medizin wird eine enge Kooperation bzw. Partnerschaft zwischen zahlreichen Strukturen verlangen, die traditionell sehr unterschiedliche Interesse vertreten. (Mod. aus [2])

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2013

Tab. 1  Beispiele für Techniken/Methoden der stratifizierten Medizin und deren potenzielle

Anwendungsfelder. (Mod. nach [3]) Techniken/Methoden der stratifizierten Medizin

Potenzielle Anwendung

Abschätzung von Gesundheitsrisiken Epigenomics Genomische Prädiktoren – SNPs – Gensequenzierung – Haplotyp-Mapping Biomarker Genexpressionstests Proteomische Tests Metabolische Profile Klinische Risikomodelle Klinische Entscheidungsfindung Erfassung von Nebenwirkungsmodellen Bestimmung von Wirkstoffspiegeln „Companion-Diagnostika“ Zielgerichtete Therapien

Quantifizierung von Baseline-Risiken Möglichkeit der Prävention von Erkrankungen

des Begriffes „genomische Medizin“ [12] nicht gerechtfertigt zu sein. In den USA wurde unlängst die Bezeichnung „Präzisionsmedizin“ geprägt [13, 14]. Aus unserer Sicht sollte aber zum jetzigen Zeitpunkt der Begriff „stratifizierte Medizin“ bevorzugt werden, da er die aktuelle Realität am ehesten widerspiegelt.

Der konzeptionelle Ansatz Die Berücksichtigung der großen Heterogenität des klinischen Phänotyps vieler Erkrankungen sowie die damit verbundene sehr unterschiedliche therapeutische Ansprechbarkeit und die Inkaufnahme zum Teil erheblicher Nebenwirkungen einer Behandlung auch bei Patienten, die auf diese nicht oder nur unzureichend ansprechen, sind nur einige der wesentlichen Aspekte, auf die die stratifizierte Medizin versuchen wird, eine Antwort zu finden. Neue Erkenntnisse zur Pathogenese und Pathophysiologie vieler Erkrankungen werden zwangsläufig zu einer Aufsplittung der heute noch geltenden klinischen, rein phänotypisch geprägten Entitäten führen. Neuere molekulargenetische Informationen werden zu neuartigen Klassifikationen komplexer Erkrankungen beitragen, die zumeist auf einer molekularen Taxonomie beruhen werden [15]. Neben diesen Erkenntnissen werden aber auch die Interaktionen mit Umweltfaktoren (mit dem sog. Exposom) und ihre möglichen epigene-

Definition des Pathomechanismus Monitoring der Krankheitsprogression

Optimierte Therapieauswahl

tischen Auswirkungen zunehmend zu berücksichtigen sein. Die Integration der pathophysiologisch relevanten Informationen mit denen über exogen relevante Faktoren stellt neue Herausforderungen für systembiologische Ansätze dar. Diese bilden jedoch wiederum die Grundlage für die dynamische Weiterentwicklung der stratifizierten Medizin mit dem Ziel eines gezielten, effizienteren, aber hoffentlich auch wirtschaftlicheren therapeutischen und präventiven Ansatzes. Die Wunschvorstellung einer realen personalisierten Medizin, d. h. die Entwicklung eines für ein bestimmtes Individuum maßgeschneiderten Therapeutikums wird in die Praxis nur in Ausnahmesituationen umgesetzt werden können. Solche Strategien werden zweifelsohne in der Onkologie ihre Zukunft finden [8, 16]. Dennoch fokussiert sich die heutige personalisierte Medizin – wie bereits ausgeführt – mehr auf eine „-omics“-basierte Stratifizierung von Patienten mit komplexen Phänotypen in zum Teil mehr oder weniger gut definierten Subgruppen, bei denen man unterschiedliche therapeutische Antworten erwarten wird [17].

Die Instrumente der stratifizierten Medizin Die Stratifizierung von Patientengruppen – z. B. anhand ihrer therapeutischen Antwort/Ansprechbarkeit auf ein neuartiges Medikament (sog. „targeted ther­

apy“) oder ihr Ausschluss von einer Behandlung wegen fehlender Wirksamkeit und/oder eines hohen Risikos für eine bedrohliche Arzneimittelnebenwirkung – wird in Zukunft mittels Biomarkern erfolgen. Die Identifizierung und klinische Validierung von Biomarkern [18] wird jedoch ganz entscheidend vom Aufbau hochqualitativer und repräsentativer Biobanken abhängig sein. Moderne Analyseverfahren im Hochdurchsatz wie das sog. „next generation sequencing“ (NGS) oder andere Entwicklungen aus dem Bereich der sog. „-omics“ (Genomic/Epigenomic, Pharmacogenomic, Transcriptomic, Nutrigenomic, Metabolomic, Phospho/Proteomic etc.), aber auch bildgebende Verfahren (wie z. B. das funktionelle MRT) bilden die technologischen Grundlagen für eine molekulare Signatur [19] und die Identifizierung neuartiger Biomarker. Die Entwicklungen in der Informationstechnologie [20] und Systembiologie [21, 22, 23] werden die Integration klinisch phänotypischer Daten mit Informationen aus den Biobanken ermöglichen und die Grundlagen für deren Validierung und Interpretation liefern. . Tab. 1 zeigt Beispiele für Techniken/Methoden der stratifizierten Medizin und deren potenzielle Anwendungsfelder.

Die Herausforderungen der stratifizierten Medizin Die auf die personalisierte/stratifizierte Medizin gerichtete biomedizinische Forschung wird alle oben genannten Stake­ holder vor weitere Herausforderungen stellen. Voraussetzung für den Erfolg der personalisierten/stratifizierten Medizin ist eine stärkere Kooperation und Partnerschaft zwischen der akademischen Forschung, den kleineren Startup-Unternehmen, den Biobankenkonsortien, den Patientenorganisationen sowie der Pharma- und MedizinprodukteIndustrie. Die koordinierte Entwicklung einer neuartigen personalisierten Therapie mit den dazugehörigen, d. h. darauf abgestimmten Biomarker-basierten diagnostischen Testverfahren [18, 24] erfordert einen Paradigmenwechsel in der Forschung und Entwicklung zu/von Arzneimitteln und Medizinprodukten: Hier

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2013 

| 1469

Leitthema

Zusammenfassung · Abstract

Heute

,,P4 Medizin“

nicht-prädiktive

prädiktive

kurative

präventive

kollektive

personalisierte

paternalistische

partizipative

Abb. 2 8 Die personalisierte Medizin bildet die Grundlage des Paradigmenwechsel der modernen Medizin, weg von einer „reaktiven Medizin“ hin zu einer mehr proaktiven und personalisierten Medizin, der sog. „P4-Medizin“

wird es nicht mehr nur um „Block-Buster“-Modelle, sondern auch zunehmend um „Niche-Buster“-Modelle gehen [11, 25]. Auch die Identifizierung und klinische Validierung neuartiger Biomarker und die Implementierung innovativer Studienkonzepte [26] (z. B. verschiedene prospektive oder retrospektive Studiendesigns für molekulare Biomarkerstudien oder sog. adaptive Studiendesigns) werden von den Forschungszentren, der Pharma- und Diagnostik-Industrie sowie von den regulatorischen Behörden viel Flexibilität und Innovationsbereitschaft verlangen [27, 28, 29]. Die Zielgruppen der auf einen Behandlungsansatz ansprechenden Patienten (positive Nutzen-Risiko-Abschätzung) dürften besser definiert und somit signifikant kleiner sein als bei den konventionellen (nicht Biomarkerbasierten) Ansätzen. Daraus ergibt sich – da weniger und gezieltere klinische Studien zur Arzneimitteltestung erforderlich sind – ein Potenzial zur Optimierung der Kosten der Arzneimittelentwicklung. Die Zulassungsbehörden (in Europa die EMA für zentrale Zulassungsverfahren) müssen hierfür jedoch die optimalen Rahmenbedingungen und passenden Leitlinien anbieten [30]. Für den Erfolg der personalisierten Medizin wird aber auch die aktive Kooperation der Patienten beim Aufbau der Biobanken unter Berücksichtigung von Datenschutzgesichtspunkten sowie auch ihre Bereitschaft zur Teilnahme an klinischen Studien mit neuartigem Design entscheidend sein. Die beachtliche Menge an Informationen, die ihnen über das Internet zur Verfügung steht, und der Zugang zu den persönlichen genomischen Informationen binden die Patienten stär-

1470 | 

Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:1468–1472  DOI 10.1007/s00103-013-1841-z © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 T. Bieber · K. Broich

Personalisierte Medizin. Zielsetzungen und Herausforderungen Zusammenfassung Die personalisierte Medizin soll der bedeutsamen klinischen und pathophysiologischen Heterogenität vieler Erkrankungen Rechnung tragen und mehr auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten bzw. Patientengruppen im Sinne der besseren Wirksamkeit von Arzneimitteln und/oder verminderter unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen eingehen. Die Möglichkeiten der personalisierten Medizin verstärken auch die Hoffnung auf neuartige Präventionsstrategien, die auf dem frühzeitigen Erkennen von Risikopopulationen anhand genomischer und endophänotypischer Biomarker basieren. Die personalisierte Medizin verspricht also einen Paradig-

menwechsel in der Medizin, d. h. weg von der derzeitigen teuren, reaktiven und des Öfteren ineffizienten Gesundheitsversorgung, hin zu einer mehr präventiven Versorgung mit verstärkter Partizipation der Patienten. Sie bildet die Grundlage des Paradigmenwechsel in der modernen Medizin, weg von einer „reaktiven Medizin“, hin zu einer mehr proaktiven und personalisierten Medizin, der sog. „P4-Medizin“. Schlüsselwörter Personalisierte Medizin · Stratifizierung · Biomarker

Personalised medicine. Aims and challenges Abstract Personalized medicine will address the clinical and pathophysiologic complexity of many diseases with the aim of developing therapeutic strategies more adapted for selected individuals or patient subgroups in order to improve efficacy and safety of medicinal products. This biomarker-based approach will potentially allow identification of populations at risk for chronic and life-threatening diseases and to design early intervention strategies. Personalised medicine will lead to a substantial move from costly and often in-

ker in den Entwicklungsprozess ein. Die mündigen Patienten werden auch stärker in die Entscheidungsfindung eingebunden und hier gefordert, sodass das zukünftige Arzt-Patienten-Verhältnis einen Wandel erfahren wird, d. h. weg vom aktuellen eher paternalistischen Modell (der Patient verlässt sich auf die Entscheidung des Arztes), hin zu einem eher partizipativen Modell (der Patient entscheidet nach Beratung durch den Arzt) [4, 5]. Der Arzt wird zunehmend auch die Rolle eines „Gesundheitsnavigators“ einnehmen. Nicht zuletzt müssen die wichtigen Entwicklungen und Erkenntnisse der stratifizierten Medizin bei der Erstellung der zukünftigen medizinischen Ausbildungscurricula berücksichtigt werden [31].

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2013

efficient health care to a hopefully more cost effective, more targeted and more preventive approach addressing participative patients with increased health literacy. Thus, it provides the basement for an ultimate paradigm shift of modern medicine, away from a “reactive” medicine to a more “proactive” and personalized health care, so-called “P4 medicine”. Keywords Personalized medicine · Stratification · Biomarker

Trotz aller Hoffnungen, die in die personalisierte Medizin gesetzt werden, bestehen ihr gegenüber berechtigte ethischrechtliche sowie gesundheitsökonomische Bedenken, die ernst genommen werden müssen [6, 8, 32, 33]. Die Entwicklung neuartiger therapeutischer Verfahren für kleinere Patientengruppen könnte die Behandlungskosten möglicherweise reduzieren, aber auch die Erlöse der pharmazeutischen Industrie aufgrund der geringeren Größe der Patientenzielpopulation deutlich verringern, sofern dies nicht über die Arzneimittelpreise kompensiert wird; die Behandlungskosten könnten aber auch erheblich steigen, wenn die Entwicklungskosten auf eine kleinere Zahl infrage kommender Patienten umgelegt werden [33].

Daher werden Bedenken laut, dass eine großflächige Implementierung der personalisierten Medizin möglicherweise nicht finanzierbar ist und sie die Gesundheitssysteme vor unlösbare Probleme stellen wird. Langfristige Analysen zeigen jedoch, dass der gezielte Einsatz neuer Therapieverfahren bei ausgewählten Patientengruppen ein gewisses Einsparungspotenzial für das Gesundheitssystem darstellt, da unnötige Therapien und Kosten, die im Zusammenhang mit Arzneimittelnebenwirkungen stehen, vermieden werden könnten [10]. Auch der Einsatz validierter Biomarker und innovativer Studiendesigns zur Entwicklung moderner personalisierter Therapeutika könnte zur Effizienzoptimierung und somit zu Einsparungen von Entwicklungskosten führen. Dabei sind selbstverständlich auch personalisierte Therapieansätze nach den etablierten Kriterien (z. B. Nutzen-Risiko-Abwägung anhand klinischer Studiendaten, vergleichende Wirksamkeit) durch Zulassungsbehörden wie das BfArM und HTA-Institutionen wie das IQWiG zu evaluieren.

Ausblick Es bestehen große Hoffnungen, dass zukünftig neuartige Präventionsstrategien zum Einsatz kommen können, die auf dem frühzeitigen Erkennen von Risikopopulationen anhand genotypischer und endophänotypischer Biomarker beruhen [16, 29, 34]. Eine gezielte und frühzeitige Interventionsstrategie würde das Erfassen und die Behandlung von Krankheiten in Stadien ermöglichen, in denen sie entweder noch nicht ausgebrochen bzw. bevor irreversible körperliche oder psychische Schäden entstanden sind (sog. „disease modifying strategy“) [35]. Es ist zu hoffen, dass die personalisierte Medizin zukünftig zu einem Paradigmenwechsel führen wird, d. h. weg von der derzeitig teuren, reaktiven, teilweise ungezielten und deshalb teilweise ineffizienten Gesundheitsversorgung hin zu einer mehr präventiven und proaktiven Versorgung mit verstärkter Partizipation der Patienten, also hin zur sog. „P4-Medizin“ ([36, 37], . Abb. 2). Es ist aus unserer Sicht daher auch sehr zu

begrüßen, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung den „Aktionsplan Individualisierte Medizin“ aufgelegt hat, in dem von 2013 bis 2016 bis zu 360 Mio. EUR für Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur personalisierten Medizin zur Verfügung stehen [38].

Korrespondenzadresse Prof. Dr. Dr. T. Bieber Klinik und Poliklinik für Dermatologie  und Allergologie,  Universitäts-Klinikum Bonn Sigmund-Freud-Str. 25, 53105 Bonn [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  T. Bieber und K. Broich geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Literatur   1. Hüsing B, Hartig J, Bührlen B et al (2008) Individualisierte Medizin und Gesundheitssystem. http://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berichte/TAB-Arbeitsbericht-ab126. pdf   2. Bieber T (2013) Stratified medicine: a new chal­ lenge for academia, industry, regulators and patients. Future Med. http://www.futuremedicine. com/doi/book/10.2217/9781780843186   3. Snyderman R (2012) Personalized health care: from theory to practice. Biotechnol J 7:973–979   4. Tsimberidou AM, Ringborg U, Schilsky RL (2013) Strategies to overcome clinical, regulatory, and financial challenges in the implementation of personalized medicine. (ASCO Educational Book: asco.org/edbook)   5. Deutscher Ethikrat (2013) Personalisierte Medizin – der Patient als Nutznießer oder Opfer? Tagungsdokumentation der Jahrestagung des Deutschen Ethikrates 2012. http://www.ethikrat.org/dateien/ pdf/tagungsdokumentation-personalisierte-medizin.pdf   6. Hardenberg S von, Wilman N (2013) Individualisierte Medizin als Exklusivmedizin? Versuch einer sozialrechtlichen Einordnung und Bewertung. Med R 31:77–827   7. Bianchi DW (2012) From prenatal genomic diagnosis to fetal personalized medicine: progress and challenges. Nat Med 18:1041–1051   8. Windeler J (2012) Individualisierte Medizin – unser (Un)Verständnis. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes (ZEFQ) 106:5–10   9. Ludwig WD (2012) Möglichkeiten und Grenzen der stratifizierenden Medizin am Beispiel von prädiktiven Biomarkern und „zielgerichteten“ medikamentösen Therapien in der Onkologie. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes (ZEFQ) 106:11–22

10. Trusheim MR, Burgess B, Hu SX et al (2011) Quantifying factors for the success of stratified medi­ cine. Nat Rev Drug Discov 10:817–833 11. Trusheim MR, Berndt ER, Douglas FL (2007) Stratified medicine: strategic and economic implications of combining drugs and clinical biomarkers. Nat Rev Drug Discov 6:287–293 12. Sharp RR (2011) Downsizing genomic medicine: approaching the ethical complexity of whole-genome sequencing by starting small. Genet Med 13:191–194 13. Shen B, Hwang J (2010) The clinical utility of precision medicine: properly assessing the value of emerging diagnostic tests. Clin Pharmacol Ther 88:754–756 14. Council NR (2011) Toward precision medicine: building a knowledge network for biomedical research and a new taxonomy of disease. The National Academies Press, Washington, DC 15. Bieber T (2012) Atopic dermatitis 2.0: from the clinical phenotype to the molecular taxonomy and stratified medicine. Allergy 67:1475–1482 16. Gonzalez de Castro D, Clarke PA, Al-Lazikani B et al (2013) Personalized cancer medicine: molecular diagnostics, predictive biomarkers, and drug resistance. Clin Pharmacol Ther 93:252–259 17. Meyer UA, Zanger UM, Schwab M (2013) Omics and drug response. Annu Rev Pharmacol Toxicol 53:475–502 18. Phillips KA, Van Bebber S, Issa AM (2006) Diagnostics and biomarker development: priming the pipe­line. Nat Rev Drug Discov 5:463–469 19. Sung J, Wang Y, Chandrasekaran S et al (2012) Molecular signatures from omics data: from chaos to consensus. Biotechnol J 7:946–957 20. Zhao Y, Zeng D (2013) Recent development on statistical methods for personalized medicine dis­ covery. Front Med 7:102–110 21. Chen R, Snyder M (2012) Systems biology: personalized medicine for the future? Curr Opin Pharmacol 12:623–628 22. Schneider MV, Orchard S (2011) Omics technologies, data and bioinformatics principles. Methods Mol Biol 719:3–30 23. Chen R, Snyder M (2013) Promise of personalized omics to precision medicine. Wiley Interdiscip Rev Syst Biol Med 5:73–82 24. Jorgensen JT (2013) Companion diagnostics in oncology – current status and future aspects. Oncology 85:59–68 25. Jorgensen JT (2008) Are we approaching the postblockbuster era? Pharmacodiagnostics and rational drug development. Expert Rev Mol Diagn 8:689–695 26. Buch MH, Pavitt S, Parmar M et al (2013) Creative trial design in RA: optimizing patient outcomes. Nat Rev Rheumatol 9:183–194 27. Buyse M, Michiels S (2013) Omics-based clinical trial designs. Curr Opin Oncol 25:289–295 28. Ziegler A, König IR, Schulz-Knappe P (2012) Herausforderungen an die Planung und Durchführung von Diagnosestudien mit molekularen Biomarkern. Dtsch Med Wochenschr 138:e2–e13 29. Behrens F, Köhm M (2013) Personalisierte Medizin bei Zytokingerichteten Therapien. Z Rheumatol 72:41–48 30. European Medicines Agency (2012) Workshop on pharmacogenomics: from science to clinical ­care – report of the workshop held on 8–9 October 2012 at the European Medicines Agency. http:// www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Report/2012/11/WC500134968.pdf

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2013 

| 1471

Leitthema 31. Walt DR, Kuhlik A, Epstein SK et al (2011) Lessons learned from the introduction of personalized genotyping into a medical school curriculum. Genet Med 13:63–66 32. Brüggenjürgen B, Kornbluth L, Ferrara JV et al (2012) Herausforderungen an die klinische Evaluation und Gesundheitsökonomie auf dem Weg zur personalisierten Medizin. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 55:710–714 33. Davis JC, Furstenthal L, Desai AA et al (2009) The microeconomics of personalized medicine: today’s challenge and tomorrow’s promise. Nat Rev Drug Discov 8:279–286 34. Chow LW, Yip AY, Ng EL (2012) Prevention of oncological diseases: primary and secondary ­preventi­on. Int J Biol Markers 27:e337–e343 35. Gerlach M, Maetzler W, Broich K et al (2012) Biomarker candidates of neurodegeneration in Parkinson’s disease for the evaluation of disease-modifying therapeutics. J Neural Transm 119:39–52 36. Bousquet J, Anto JM, Sterk PJ et al (2011) Systems medicine and integrated care to combat chronic noncommunicable diseases. Genome Med 3(7):43 37. Tian Q, Price ND, Hood L (2012) Systems cancer medicine: towards realization of predictive, preventive, personalized and participatory (P4) medicine. J Intern Med 271:111–121 38. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2013) Aktionsplan Individualisierte Medizin – Ein neuer Weg in Forschung und Gesundheitsversorgung. http://www.bmbf.de/pub/BMBF_Aktionsplan_IndiMed.pdf

1472 | 

Fachnachrichten Der neuen Grippewelle vorbeugen In der Grippewelle 2012/2013 gab es geschätzte 7,7 Millionen influenzabedingte Arztbesuche, nur 2004/2005 war diese Zahl höher. Die Zahl der Krankschreibungen erreichte mit geschätzten 3,4 Millionen Personen (zwischen 15 bis 59 Jahre) den höchsten Wert in den letzten 10 Jahren und ist ein Hinweis auf die ungewöhnlich starke Betroffenheit dieser Altersgruppe in der vergangenen Saison. Die Grippewelle dauerte auch länger als in vielen anderen Jahren, insgesamt 19 Wochen. „Das erinnert daran, wie unterschiedlich Grippewellen verlaufen können und dass der Verlauf nicht vorhersagbar ist. Die Schutzmöglichkeiten durch Impfung und Hygiene sollten immer genutzt werden“, sagt Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) anlässlich der Veröffentlichung des RKI-Berichts zur Influenzasaison 2012/2013. Der beste Zeitraum für die Impfung gegen Grippe ist Oktober und November. Eine Impfung kann aber auch später nachgeholt werden, selbst zu Beginn und im Verlauf der Grippewelle. Allerdings steigt dann das Risiko, dass man sich infizieren könnte, bevor der Impfschutz aufgebaut ist. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeschutzimpfung Personen mit höherem Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko. Das sind Ältere ab 60 Jahre, Personen mit Grundkrankheiten wie Diabetes oder Asthma, Schwangere, medizinisches Personal und alle Betreuer von Risikopatienten. Die Impfquoten sind in allen genannten Gruppen zu niedrig. Neben den inaktivierten saisonalen Impfstoffen steht in dieser Saison für Kinder ab 2 Jahren und Jugendliche bis 18 Jahre ein abgeschwächter Lebendimpfstoff zur Verfügung, der als Nasenspray verabreicht wird. Für ältere Personen über 65 Jahre ist ein inaktivierter adjuvantierter Impfstoff verfügbar. Für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie wird es wieder einen Impfstoff geben, der in Zellkulturen und nicht in Bruteiern hergestellt wird. Schließlich steht in dieser Saison auch ein Impfstoff mit einer zusätzlichen B-Komponente zur Verfügung.

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2013

Neben der Impfung sollten alle Menschen, insbesondere (geimpfte und nicht geimpfte) Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko, weitere Maßnahmen ergreifen, um das Risiko einer Infektion mit Influenzaviren zu verringern, zum Beispiel das Abstandhalten zu Personen mit einer akuten Atemwegserkrankung. Auch das regelmäßige gründliche Händewaschen gehört dazu. Weitere Informationen: www.rki.de/influenza www.impfen-info.de www.pei.de/influenza-impfstoffe www.infektionsschutz.de Quelle: Robert Koch-Institut, Berlin, www.rki.de

[Personalised medicine. Aims and challenges].

Personalised medicine will address the clinical and pathophysiologic complexity of many diseases with the aim of developing therapeutic strategies mor...
387KB Sizes 0 Downloads 0 Views