Aus der Praxis — für die Praxis 166

Perforierende Verletzungen der Augen durch rotierende Stahlbürsten H. HOh, H.-J. Krannig

Einleitung

Zusammenfassung

An drei Failbeispielen mit perforierenden/lamellierenden Augenverletzungen wird auf die Gefahr, die von der Heimarbeit mit rotierenden Stahlbürsten ausgeht, hingewiesen. Bei alien Unfällen wurden ubliche UnfalischutzmaBnahmen vernachlassigt. In einem Fall war eine ungeeignete Werkzeugkombination Mitursache fur die Augenverletzung (Kombination ei-

ner hochdrehenden Bohrmaschine mit einer für diese Umdrehungszahlen nicht zugelassenen Drahtburste). Da die Heimwerkertatigkeit stndig zunimmt, sind GeratehersteHer, Sozialversicherungstrager, private Versi-

cherer und Bundeslander gefordert, durch technisch konstruktive, organisatorische und informationspoliti-

sche MaBnahmen die Unfal1hufigkeit im Heimwerkerbereich zu senken. Konkrete Vorschlage werden in dieser Arbeit vorgelegt. Perforierende Drahtbürstenverletzungen der Augen konnen als Stichverletzungen leicht ubersehen werden. Sie erfordern eine sorgfaltige augenarztliche Untersuchung und ggf. eine operative diagno-stische Wundrevision.

Perforating Eye Injuries Caused by Rotating Wire Brushes

Die mogliche Kostenersparnis und das zunehmende Angebot an Freizeit haben mit dazu beigetragen, dal3 sich em steigender Anteil unserer Bevolkerung in

der Freizeit handwerklich betatigt. Die Industrie hat auf diese Entwickiung mit einem grollen Angebot an Heimwer-

kermaschinen reagiert, deren Leistungsfahigkeit standig erhoht wird. Der Einsatz von maschinellem Werkzeug im Heimwerkerbereich hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. 1987 hatten bereits 60% aller deutschen Haushalte eine Bohrmaschine (Pressemitteilung 1987). Dies hat jedoch auch zur Folge, daB Arbeiten angegangen werden, die noch nicht sicher beherrscht werden und daB aufgrund fehiender Spezialisierung Werkzeuge eingesetzt werden, die für die geplante Anwendung nicht geeignet sind. Wir mullten in kurzen Zeitabstdnden drei

Patienten mit Augenverletzungen behandein, die bei Heimarbeit mit rotierenden Stahlbursten entstanden waren. Rotierende Stahlbursten werden in Verbindung mit Antriebsmaschinen (Bohrmaschinen, Winkelschleifer) im Heimwerkerbereich haufig eingesetzt, z. B. urn Metalle zu entrosten oder Lacke abzutragen.

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Three cases of perforating lamellating injuries to the eyes are described which illustrate the hazards of using rotating wire brushes. All three patients were home handymen who failed to take the customary safety precautions. In one case the eye injury was partially due to an inappropriate combination of tools (a low-speed wire brush used with a high-speed drill). In view of the constantly increasing popularity of DIY work tool manufacturers, social insurance funds, private insurance companies and public institutions are called upon to help reduce the frequency of accidents in the DIY sector through appropriate design, organizational measures and publicity campaigns. Practical proposals are outlined in this paper. Perforating eye injuries caused by wire brushes can easily be overlooked. Thorough ophthalmological examination is therefore essential, and a diagnostic intervention may be required.

kasuistik Patient 1: Beim Abschleifen von Heizkorperlack

loste sich eine Borste der StahibUrste und wurde dem 46 Jahre alten Schmied in das rechte Auge geschleudert. Die Gattin des Patienten entfernte die in der Hornhaut steckende Drahtborste, danach begab sich der Patient in Beharidlung unserer Klinik.

Der Aufnahmevisus betrug ohne Korrektion bds. 6/5 und mit einer Addition von + 1,00 dpt Nieden 111130cm. Befund des rechten Auges: leicht injizierte Bindehaut; Hornhautperforationsstelle parazentral bei 1 2°° mit positivem Seidel-Test (Abb. 1); Vorderkammer reizfrei, kaudal Erythrozytenbeschlag des Endothels; Pupillenspiel regelrecht; tiefere Augenabschnitte

ohne pathologischen Befund, insbesondere Augenlinse unverletzt. Das Gegenauge war in alien Abschnitten altersentsprechend

regelrecht. Unter systemischer und lokaler antibiotischer Abdeckung war die Wunde bereits zwei Tage nach der Aufnahme wasserdicht adaptiert. Em operativer Eingriff war nicht notwendig.

Kim. Mbl. Augenheilk. 196 (1990) 166—170

1990 F. Enke Verlag Stuttgart

Auszugsweise vorgetragen auf der Sitzung der Deutschen Ergophthalmologischen Vereinigung in Berlin am 18. 9. 88.

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Augenklinik mit Poliklinik, Universität des Saarlandes, Homburg (Saar) (Direktor: Prof. Dr. med. K. W. Ruprecht)

Nach Angabe des Patienten wurde zum Unfallzeitpunkt eine Schutzbrille getragen. Die Stahlburste war mit cincr für Umdrehungszahlen bis 30000 U/mm geeigneten biegsamen Welle (Metabowerke KG, NDrtingen) mit dem hinteren Ansatz der Metabo-Bohrmaschine (Typ 0178/6 S-Automatik) verbunden (Abb. 2). Sic wurde mit einer Drehzahl von 25000 U/mm betrieben (HeimwerkerBohrmaschinen lassen in der Regel nur cine maximale Umdrehungszahl von etwa 3000 U/mm zu). Verwendet wurde eine Stahlburste der Fa. Woiff/Weibern mit der Artikelnummer 2126000, die nach Angaben des Herstellers auf der Verpackung für eine Drehzahl von maximal 4500 U/mm vorgesehen 1st. Bei der Anwendung der hohen Umdrehungszahlen (25 000

Kiln. Mb!. A ugenheilk. 196 (1990) 167

a

U/mm) verbogen sich die Stahlstifte zentrifugal, em GroBteil brach ab (Abb. 3) und einer davon verletzte das Auge des Patienten -

Abb. 2 Metabo-Bohrmaschine des Patienten (FaIl 1) mit angeschlossener biegsamer Welle. Die biegsame Welle st mit dem hinteren, hoch drehenden Bohrmaschinenanschlul verbunden

iSP.

Abb. la Pertorierende Hornhautverletzung des rechten Auges (Fall 11. rn von der Irisoberfldche retlektierten Licht leuchtet der schrag durch die Hornhaut verlautende Stichkanal hell auf. Iris und Linse sind unverletzt

Abb. 3a Links die vom Patienten verwendete DrahtbUrste nach Gebrauch. Die Drahiborsten sind durch die inadaquat hohe Umdrehungsgeschwindigkeit facherformig nach aulten verbogen. Zum Tell sind sie an der Metallhülse abgebrochen Is. Abb. 3b(. Rechts zum Vergleich eine fabrikneue DrahtbUrste gleichen Fabrikates

k

Abb. lb Gleiches Auge wie in Abb. la im optischen Schnitt. Die Perforationsstelle ist als weiIe Aufhellung zu erkennen

S

tI '1

Abb. 3b Bruchstellen der abgebrochenen Drahtborsten der rechten Drahtbürste in Abb. 3a lVergroRerung 25-fachl. Die dulteren Drahtstifte sind am Ende der HalterungshUlse abgebrochen, die noch stehenden Stummel nach aulten urngebogen

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Perforierende Verletzungen der A ugen durch rotierende Stahlbursten

168 K/in. Mb/. Augenhei/k. 196 (1990)

H. HOh, H.-J. Krannig

Patienten verletzte. Der nach eigenhandiger Entfernung der Drahtborste konsultierte Augenarzt diagnostizierte eine ,,tiefe Wunde" und verordnete Chioramphenicol AT und Boroscop01 AT. Erst nach zwei Tagen wurde bei zunehmender Rotung des Auges und nachiassender Sehschhrfe die perforierende Hornhautlris-Linsen-Verletzung diagnostiziert.

Der Aufnahmevisus des verletzten Auges betrug Handbewegung in 1 m, kein Nahvisus. Befund des linken Auges:

deutliche Lidschwellung; Bindehaut gemischt injiziert, Hyposphagma; am korneoskieralen Ubergang bei 8°° schlitzformige Hornhautperforationsstelle mit disziformem StromaOdem, Fälte-

lung der Descemetschen Membran, sowie zelligen Endothelbeschiagen; Vorderkammer bei positivem Seideltest abgeflacht; Tyndall-Phanomen positiv (+ + +), Zellen nachweisbar (+ +),

keine Perforationsstelle des Irisstromas; Linse mit Kernopa-

leszens und ausgeprägter Perforationsrosette; tiefere Augenabschnitte nicht mehr einzusehen. Die Rontgenaufnahme der Orbitae lieD keinen intraokularen FremdkOrper erkennen. Das Gegenauge war in alien Abschnitten aitersentsprechend regeirecht und hatte voile Sehscharfe.

Nach systemischer und lokaler antibiotischer Therapie wurde die limbale Perforationswunde verschlossen und im gleichen Eingriff eine extracapsulare Katarakt-Extraktion mit Implantation einer Silikon-Hinterkammerlinse (Schiegel 1988) durchgefUhrt (Abb. 4). Bei komplikationslosem postoperativem Verlauf betrug der Entlassungsvisus mit Korrektion 6/8 und Nd 1/30 cm.

Verwendet wurde eine Topfburste der Fa. Wolff/Weibern Nr. 2121000, die nach Angaben des Herstellers fur Umdrehungszahlen bis zu 12000 U/mm geeignet ist. Sie wurde betrieben mit dem Winkelschleifer der Fa. Black & Decker P54-02 SAG/550, mit einer Nenndrehzahl von 11000 U/mm (Abb. 5). Patient 3: Beim Entrosten von Bodenblechen eines Kraftwagens nahm der 21 Jahre alte Kfz-Mechaniker seine Arbeit mit hochgeschobener Schutzbrille wieder auf, nachdem er diese zur Inspektion seines Werkstuckes in die Stirn geschoben hatte. Eine abbrechende Drahtborste verletzte das rechte Auge, der Patient begab sich in unsere Klinik. Der Aufnahmevisus betrug bds. 6/5 und Nieden I in 30cm. Befund des rechten Auges: nasal injizierte, perforierte

I

Bindehaut; lamellierende Skleraverletzung; ubrige Augenabschnitte ohne pathologischen Befund. Mit einer Sklerarevision konnte eine Perforation ausgeschlossen werden. Nach Angaben des Patienten wurde eine geeignete Werkzeugkombination unbekannten Fabrikats verwendet.

Abb. 4 Zustand nach operativer Versorgung der perforierenden Skleraverletzung bei 8°° h und Entternung der infolge der Verletzung getrubten Augenlinse mit Implantation einer Hinterkammerlinse (FaIl 2). Die perforierende Verletzung am Limbus be) 8°° h st nicht zu erkennen

Diskussion

Bei Patient 1 war keine mikrochirurgische Versorgung der Stichverletzung der Hornhaut erforderlich. Beirn zweiten Patienten war jedoch die Augenlinse mitverletzt. Durch die primare Implantation einer Hinterkammerlinse aus Silikon ist der Patient optimal korrigiert und die Minderung der Erwerbsfahigkeit bei einseitiger Pseudophakie mit 15% (Gramberg-Danielsen und Mewe 1982) geringer als mit 20% bei einseitiger Aphakie. Tech-

nik, Vorteile und Ergebnisse von Prirnarimplantationen von Silikon-Hinterkammerlinsen nach perforierenden Verletzungen sind nicht Gegenstand dieser Arbeit und wer-

den andernorts dargesteilt. Bei Fall 3 war eine ambulant durchgefuhrte Revision der Skiera erforderlich, urn die Schwere der Verletzung einstufen zu kOnnen. Die mikrochirurgische Versorgung perforierender Verletzungen hat em hohes MaB an Präzision und VerlJ3lichkeit erreicht (Neubauer et al. 1976), so daB eine Verbesserung der Ergebnisse durch Neuerungen der

Abb. 5 Black & Decker-Winkelschleifer mit Topfbdrste (von Patient 2 verwendete Gerdtekombination)

Mikrochirurgie unwahrscheinlich erscheint. Daher sind alle Anstrengungen zur Pravention von Heimwerker-Unfällen notwendig. In allen drei Fallen haben die Drahtborsten Stichverletzungen der Augen verursacht. Da die Eintrittspforte sehr klein ist (Abb. 1), können sie leicht ubersehen

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Patient 2: Beim Entrosten eines Stahitragers entschiofi sich der 49 Jahre alte Maschinenbaumeister, nach Inspektion seines WerkstUckes, einen verbliebenen Rostfleck zu beseitigen. Die von ihm zuvor getragene, dicht schlieflende Schutzbrille hatte er zur Inspektion des Werkstuckes hochgeschoben. Dort befand sie sich noch als sich beim erneuten Ansetzen des Schleifwerkzeugs (Abb. 5) eine Drahtborste loste, die das linke Auge des

Perforierende Verletzungen der Augen durch rotierende StcthlbOrsten

ster Patient hatte eine Drahtbürste mit inadaquat hoher Umdrehungsgeschwindigkeit (25000 U/mm) betrieben.

cherheitsmallnahmen, wenn auch im zweiten Fall nur für kurze Zeit, auBer acht gelassen; urn so weniger Beachtung von Schutzbestimmungen ist naturlich bei Heimwerkern zu erwarten, die beruflich uberhaupt nicht handwerklich arbeiten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, das Bewufltsein für Unfallgefahren und typische Unfallsituationen sowie die Einsicht in typische Unfallverhutungsmallnahmen zu schärfen. Dazu kOnnen groBere und vor allem

Ihm war der Warnhinweis auf der Verpackung der Draht- uberzeugendere Hinweise auf den Verpackungen der bUrste, der die maximale Betriebsdrehzahl (4500 U/mm) StahlbUrsten beitragen. Auch besteht die Moglichkeit, unangibt, bekannt. Da er jedoch die Drahtburste uber eine ter Zuhilfenahme aller Medien auf ,,den" Heimwerker embiegsame Welle an dern hoch drehenden hinteren Schnell- zuwirken. Als Beispiel sei die Sendung ,,Mit Grips gegen spannverschlul3 seiner Metabo-Bohrmaschine befestigen Gips" des Senders RTL plus, die zwischen März und Oktokonnte, benutzte er die Bürste mit uberhohter Drehzahl her 1985 l4taglich im Vorabendprogramm ausgestrahlt (Abb. 3). Dieser Patient befand sich wegen der massenhaft wurde, genannt. Gezeigt wurden alltagliche Situationen, abbrechenden Drahtborsten in einem wahren Hagelschau- die zu Unfallen fuhren konnen. Die begleitende wissener kleiner Metalistifte, so daB es trotz der von ihm getrage- schaftliche Auswertung ergab bei l0'o der ,,Ofterseher" einen Schutzbrille zu der Augenverletzung kommen konnte. nen Anstieg des RisikobewuBtseins und eine Anderung des Durch technische Vorkehrungen hatte die Verwendung des Verhaltens (Pfundt u. Schmid-Schmieder 1986). Zeitungsungeeigneten Vorsatzwerkzeuges ausgeschlossen werden und Zeitschriftinserate, sowie Informationsschriften sind kOnnen. So scheint bei der Industrie bereits eine Normung weitere Moglichkeiten. in dem Sinne eingetreten zu sein, daB Maschinen hoherer Folgerungen. Bei zunehmender Beliebtheit Drehzahl (z. B. Winkelschleifer) eine andere Werkzeugfassung haben als Maschinen mit geringerer Drehzahl (z. B. der Heimwerkertatigkeit ist mit einer weiter steigenden einfache Bohrmaschinen). Drahtbursten gibt es fur hohe Zahi von Heimwerkerverletzungen zu rechnen. Während und niedrige Drehzahlen. Hätte die biegsame Welle mehrere Institutionen, z. B. Berufsgenossenschaften, Ge(Patient 1), die selbst für den Einsatz bei hohen Drehzahlen werbeaufsichtsamter, Betriebsarzte, Sicherheitsbeauftraggeeignet war, eine spezielle Aufnahmevorrichtung fur Bür- te und technische Aufsichtsbeamte für die Sicherheit am sten hoherer Drehzahlen gehabt, ware bei Fall I der Em- beruflichen Arbeitsplatz sorgen, 1st der Heimwerker allein satz von falschem Vorsatzwerkzeug nicht moglich gewe- für die Fruherkennung und Beseitigung von Unfallgefahsen. Da das Bohrfutter der biegsarnen Welle nur zylindri- ren am privaten Arbeitsplatz verantwortlich und leider dasche Stifte his zu 6 mm Durchmesser aufnehmen kann, mit Uberfordert. Von 12 Millionen Heimwerkern sind 1987 hätte die DrahtbUrste an der biegsamen Welle nicht einge- 200000 verungluckt (Pressemitteilung 1987). 1985 verunspannt werden kOnnen, wenn der Schaft der Drahtburste gluckten 3 Mio Bundesburger bei Heim- und Freizeitarbeit einen Durchmesser von rnehr als 6 mm gehabt hatte. Beide (mit Inanspruchnahme arztlicher Behandlung oder langeAnderungsmoglichkeiten (Schaftdurchmesser, Aufnahme- rer Beemntrachtigung durch den Unfall), em FUnftel davon vorrichtung der Bohrrnaschine) bereiten technisch sicher- beim Hantieren mit Geraten oder Maschinen (Henter 1987, lich keine Schwierigkeiten, konnten aber zur Unfallprä- Henter u. Mitarb. 1978, GOrtler 1974, Pfundt 1985, vention beitragen. Hier ist die Industrie gefordert, Sicher- Pfundt u. Schmid-Schmieder 1986). Die hohen Unfallzahheitsnormen zu entwickeln, die die Kombination von len mit steigender Tendenz (ROpke u. Pietruschka 1981) Drahtbursten fur niedrige Urndrehungszahlen mit hoch- belegen die Notwendigkeit, ,,von aullen" die Sicherheit am Heimwerkerarbeitsplatz zu erhohen. drehenden Maschinen ausschlieBen. Unser zweiter und dritter Patient hatten allerdings eine Drahtburste verwendet, die durchaus für die hohen Umdrehungszahlen geeignet war. DaB sich dennoch bei dieser Burste eine Drahtborste losen konnte und eine schwerwiegende Augenverletzung verursachte, mull Anlall zu weiterer Qualitatsverbesserung der Drahtbursten sein. Die Unfailsituation (Abnahme der Schutzbrille urn die Arbeit besser kontrollieren zu konnen und Nachbesserung ohne Schutzbrille) ist typisch und von gewerblichen Unfallen her hinreichend bekannt. Durch Befolgen von, am gewerblichen Arbeitsplatz ublichen Schutzbestimmungen — Tragen von ringsherum abdichtenden Schutzbrillen, Einsatz von geeignetem Werkzeug —, hätte

dieser Unfall vermieden werden kOnnen. Leider wird Heimwerkertatigkeit jedoch nicht als ,,gefahrliche" Tatigkeit empfunden. Heimwerkermaschinen werden eher als ,,Spielzeug" angesehen und die von ihnen ausgehende Ge-

fahr wird unterschätzt. Unsere Patienten sind beruflich den Umgang mit gefahrlichem Werkzeug gewohnt. Die erforderlichen SchutzmaBnahmen sind ihnen bekannt. Dennoch haben sie bei ihrer Freizeitarbeit die einfachsten Si-

Anstrebenswert ware, die Sicherheit am Heimwerkerarbeitsplatz auf das Niveau des gewerblichen Arbeitsplatzes anzuheben. An erster Stelle der erforderlichen Mallnahmen steht die Aufklarung der Heimwerker uber die ,,Gefahrlichkeit" ihrer Werkzeuge, typische Unfailsituationen und mogliche Schutzmallnahmen (Pfundt u. Schmid-Schmieder 1986). Dabei müssen die erforderlichen SchutzmaBnahmen deutlich erkennbar, verstãndlich, eindringlich und uberzeugend dargelegt werden. Hauptkostentrager von Heimwerkerunfallen sind Krankenkassen, Unfall- und Rentenversicherer und die Bundeslander (für eventuell notwendige Sozialhilfen, wenn infolge des Unfalls die berufliche Tatigkeit aufgegeben werden mull). Sie soliten angeregt werden, eine Institution zur Forderung der Sicherheit am ,,Heimwerkerarbeitsplatz" aufzubauen, deren Aufgabe es ist, durch Beobachtung des Geratemarktes, Erstellen sicherheitstechnischer Anforderungen, sowie Information von Heimwerkern (analog den Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsichtsämtern am gewerblichen Arbeitsplatz), den privaten Arbeitsplatz sicher zu gestalten und Unfälle zu verhuten. Nicht nur Kosten für medizinische oder soziale Versorgung würden eingespart, sondern

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werden. Besonders schwer zu entdecken sind Stichverletzungen der Skiera, da sie oft von Bindehaut uberdeckt sind (Patient 2). Eine sorgfaltige operative Revision der Skiera ist unerlJ3Iich (Fall 3). Der Schweregrad der Augenverletzung ist u.a. abhangig von der Lage der Eintrittspforte, Eindringtiefe und Infektiositat des Stahistiftes. Unser er-

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KIm. Mb!. A ugenheilk. 196 (1990)

H. HOh, H. -J. Kraniiig. Perforierende Verleizungen der A ugen

auch menschliches Leid eventuell verbunden mit sozialem Abstieg konnte verhindert werden.

Nicht zuletzt ist die Industrie aufgerufen durch konstruktive Anderungen die Kombination nicht kompatibler Gerate soweit vie moglich auszuschlieflen. Den Heimwerkergeraten sind ausfuhrliche und verstandliche UnfallverhUtungsrichtlinien und Bedienungsanleitungen beizulegen.

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gen an der Universitats-Augenklinik Rostock fur den Zeitrauin

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Sc/siegel, H. I.: Sieben .Iahre Implantation von Silikonlinsen. In: Lang, G. K., K. W. Ruprecht, K. W. Jacobi, K. Schott (Hrsg.): 2. Kongrel) der Deutschen Gesellschaft für Intraokularlinsen-[mplantation. Enke, Stuttgart 1989, S. 164—168

Manuskript erstmals eingereicht 15. 11. 1988, zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 14. 12. 1988

Dr. med. Helmut HOh, Dr. med. Hans-Jurgen Krannig Augenklinik mit Poliklinik Universitat des Saarlandes D-6650 Homburg/Saar

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1947—1977. F. Ophthal. 73(1981) 239—246

[Perforating injuries of the eyes caused by rotating steel brushes].

Three cases of perforating lamellating injuries to the eyes are described which illustrate the hazards of using rotating wire brushes. All three patie...
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