Perkutane Behandlung benigner Ureterstenosen und Fisteln Von K. Neumayer

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Zusammenfassung

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46 Ureterstenosen benigner Genese wurden bei 42 Patienten antegrad rekanalisiert und dilatiert. 111 37 Fällen wurde eine Ballondilatation in Kombination mit einer temporären Harnleiterschienung durchgeführt. Bei 7 langstreckigen Stenosen wurde primär eine Dauerschienung mittels Doppelpigtailstents vorgenommen. Bei 2 Patienten entschied man sich nach perkutaner Rekanalisation und Katheterdilatation für eine operative Revision. Abgesehen von Restenosen, hervorgerufen durch Rezidivtumoren und Lymphknotenmetastasen nach der Behandlung postoperativer Ureterläsionen. betrug die durchschnittliche Erfolgsrate der Ballondilatation 63%. Der Kontrollzeitraurn lag zwischen einem lind 41 Monaten und betrug im Durchschnitt 14 Monate. Unkomplizierte traumatische, bis auf eine Ausnahme postoperative Stenosen und Fisteln konnten in sämtlichen Fällen erfolgreich behandelt werden. Als prognostisch ungünstig erwiesen sich devaskularisierte Uretersegmente, fortgeschrittene Narbenbildungen und langstreckige Stenosen. Percutaneous treatment ofbenign ureteric stenoses a n d fistulae - . --

Forty-six benign ureteric stenoses in 42 patients were cannulated antegradely and dilated. In 37 cases, balloon dilatation was carried out followed by a ternporary insertion of a ureteric stent. Seven long stenoSes were treated by continuous stenting. with a double pigtail stent. In two patientssurgery had to be performed following percutaneous catheterisation and dilatation. Seven restenoses were due to tumour reciirrences and lymph node metastases; apart from this, the success rate of balloon dilatation was 63%. The patients were observed for one to 41 months with an average of 1 4 months. Uncomplicated traumatic stenoses and fistulae were successfully treated with only one exception. Prognostically unfavourable features were devascularised ureteric Segments. advanced scarring and very long stenoses.

Fortschr. Röntgenstr. 152,6 (1990) 708 -71 2 (9Ceorg'ThiemeVerlag Stuttgart . New York

Einleitung

~Mittels retrograden Zugangs wurden Ureterdilatationen bereits kurz nach der Einführung des Zystoskops in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchgeführt. Mit der Entwicklung rnod(?rner Operalionsmethoden wurde davon wieder abgegangen. Nach der breiten Anwendung von Ballonkathetern im GcfXßbereich in Form der perkutanen transluminalen Angioplastie war der Einsatz dieser Technik für die Behandlung benigner Ureterstenosen logische Konsequenz. Die Methode stellt durch eine im Vergleich zur Operation niedrige Morbidität und eine Verkürziing der Hospitalisation eine attraktive Alternative zur operativen Korrektur dar. Faktoren, die die Prognose einer Ballondilatation mit temporärer Schienung beeinflussen, sind Ätiologie, Aiter und I.änge der Stenosestrecke. Material und Methode

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Von Februar 1985 bis .Juni 1989 wurdcn 46 benigne Ureterstcnosen ohne und mit Fistelbildungen bei 42 Patienten (18 männlich. 24 weiblich) perkutan dilatiert lind geschient. Das Patientenalter lag zwischen 1 und 85 Jahren. Ätiologie. Behandlung und Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengefaßt. Die überwiegende Mehrzahl von 36 Stenosen. 13mal kombiniert mit Fistelbildungen. trat postoperativ auf. Eine pelvine Urctcrstenose niit retroperitoncaler Harnfistel war durch einc Pfahliingsverletzung verursacht, eine weitcre Stenose durch eiri eingeklemmtes Konkreinent. Zwei Striktureii wurden als entzündlich klassili~iert, wobei bei einem Patierilen die Ursache nicht endgültig geklärt werden konnte. 4 Stenosen waren strahleninduziert. davon bci einer Patieritin in I:orm einer Fibrose des eesamten Retrooeritoiieums mit dil'fuser Engstellung beider Ureteren. Einn idiopathische Form einer retro~eritonealenFibrosc lae bei einer weiteren Patientiii vor. Nach ~Gheterdilatationder ~ t e i o s ewurdc i n 7 FäIleii eine primäre Dniierschienung riiittels L.oppelpigtailstents durchgeführt. Dies betraf bcide Patientinncn mit retroperitonealer Fibrose. einen weitcren Patienten mit bilateralen langstreckigeri Ureterstenosen nach Harnleiter-Darmanastomosen sowie eine Stenose des gesamten pclvineii Ureters nach postoperativer Bestrahlung eines Scminonis. Eine kurzfristige Heoocration bei noch liegender Ureterschienung erfolgte b i 2 ~atienten.Ein malignes Gruridleiden bestand bei 28 postoperativen und bestrahlungsiriduzierten Stenosen und Fisteln. W

In 37 Fällen wurde als Behandlung eine Ballondilatation in Kombination mit einer temporären Harnleitersctiieriung durchgeführt. 32 dieser Stenoseri u n d Fistcln traten postoperativ auf. Die Ballondilatationen postopcrativer Ureterläsionen sind i r i Tab. 2 zusammengefaßt. Bei den iatrogenen Harnleitersteriosen und Fisteln nach Operationen ini Becken und Retroperitoncum wurde eine Unterteilung in einfachc traurnatische und sol-

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Karl-Franzcns-l'iiiv~rsitat-Graz. l'iiiversitätsklinik fiir Radiologie (Vorstand:Prof. Dr. E. Vogler)

I'erkutane Hehandlung benigner l l r r l ~ r s l e ~ ~und o s ~Fistrln r~

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Die Ballondilatation wiirde zweimalig, in schwicrigen Fällen dreimal in Wochcnabständcn niit steigenden Ralloiidurchmcsscrn durchgehhrt. Fiir den abdoriiinelleri und pelvinen Ureter wurden Ballondurchmesser bis 6 mm. für ~ ~ r n l c i t c r Darmanastomoscn und Nicrcnbcckcnureterabgangsste~ioscnbis 8 mm vcrwendet. Die Ballons wurden jeweils 30 bis 60 s lang gefüllt. Eine Driickrnessiing wurdc in dcr Kcgcl nicht vorgcnommen.

Ebenfalls einer Ralloridilatation unterzogen wurden drei sckuridäre Ureterabgangsstenosen. in zwei Fällen kombiriiert iriit llarnlistcln, 3 Stcnoscn nach Urctcrolithotomic. 2 Stcnoscii nach Ureteroerilerostoiriie, weiters drei iiitrarniirale Stenosen nac:h Ureterreimplantation und 2 distale Harrileitersteriosen riacti Yirreiitransplnntation.

Ein grundsätzlich ähnliches Vorgehen wurdc bei Harnleiterfisteln angewcndct. Mit narbigen Strikturen niuß aiil' jcdcn Fall gerechnet werden. wenn aucli die iliitiale Engstellung des Ui-eter-s diircti Öderribildurig und kornpressionsbedingt durch ein retroperitonealcs Urinom verursacht ist. Zur 'rrockeiilegiiiig wurde als erster Schritt eine perkutane Neptirostornie angelegt. l i e ß die Konfiguration der Fistel auf eine nur inkomplcttc UrcterDie Punktion für die perkutane Nephrostomie erverletzunn schließcn. wurde initial eine externe Ureterschienuiie" li>lgtein alleii Fällen subkostal unterhalb dcr 12. Rippe knapp dormittels Angiographiekatheter vom Typ Pigtail nach Anfertigung sal der hinteren Axillarliriie. Soierii eirie intraveriöse Kontrastdareiits~reciienderSeitenlöcher in Höhe des Nierenbcckcns durchecstcllung der oberen Harnwege möglich war, wurde eine kombiführt. In vielen FäUcn war ein zweizeitiges Vorgehen eriorderlicti. nierte ultraschall-durchleuchtungsgezielte Punktion durchgeNach Resorption eines retroperitonealen Urinoms, welches eine führt. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion erfolg1.e die PunkDeliiszeriz d e r Ureterenden verursacht, ist die Rckanalisation in tion ausschließlich ultraschallaezielt mit einer Mehrstufennadel (23 bzw. 19 Gauge). Für die prästcnotische Harnleiterpassage einer zweiten Sitzung meist leichter durchführbar. Eine zusäbzliwurde ein J-Ftitirunrsdraht rnit flexiblem Kern in Koinbination mit che externe Harnableitung für eine Woche wurde bei Fistelbildungen in jedem Fall vorgenommen. Bei der Schicnung von Ureterlider 40 crn langen-5F-~atheterscheide einer transhepatischen ~ l i o l a i i ~ i o ~ r a ~ h i e n (Fa. a d e lCook) verwendet. Mit zurü~kgczogc- steln ist besonderes Augenmerk daraufzu legen, d a ß iii die Fistelncm Innenteil kann dieser Draht in Kombinatioii mit diesem relaregion keine Seitenlöclier zu liegen kommen. Im Fall einer inneren tiv wcichcn Katheter auch siphonartige Harnleiterschleifen überSchienung w i r d e n zu diesem Zweck Stents mit Scitcnlöchcrn auswinden. Bei Knickbildungcn ist mitunter cin gerader Führungsschließlich im Bereich der eingerollten Spitze verweritlet. draht mit weicher Spitze vom Typ Bentsori vorteilhaft. Eirie Regradigung dcr Harnleiterschleifen gelingt später mit Hilfe eines extraDie Uallondilatation crfolgtc nach Fistelversteifen Drahtes vom Typ Amplatz. Zur Sondierung von Stcnoscn schluß. bei unkornplizicrtcn Traumen nach einer Woctie. in] Falle devaskularisierter Ureterriekrosen nach einem Zeitraum bis zu und für die Ilberbrückiing von Fisteln wiirde ein gerader Fühvier Wochen. rungsdraht vom 'l'yp Uentson oder ein drehstabiler Arnplatz-Draht mit atrauniatischer Spitze eingesetzt. Die Verwendung des stcifcn Der Zeitrauni fiir eirie abschließende Urctcrlind dadurch traurriatisctien Lunderquist-Torsiorisdrahtec blieb schienung wurde, abhängig von der Art dcr Stcnose bzw. Fistel. schwierigen Fällen vorbehalten. Die forcierte Irijektiori von verzwischen 4 Wochcn und 3 Monaten beniesseii. Nach anfanglicher dünntem Kontrastmittel in die Stenose zeigte in Fällen einer inkompletten Obstruktion den weiteren Verlauf und erleichterte Schienung rnit einem 8F-Pigtailkatheter wurde nach der zweiten die Passage durch eine gewisse Hydrodilatatiori. Ballondilatation ein kaliberstärkercr 9 oder 10 French-Katheter eingesetzt. Für mchrmonatige Schienuiigeii nach ischärnischeri Nach Vorschieben des Führungsdrahtes bis in Ureterstenoseii iiiid Fisteln wurden meist Doppelpigtailsterits verdie Harnblase wurde dieser für der1 Dilatationsvorgang gegen wendet. cinen stcifercn Draht (Typ Arnplatz ..extra stiff'. 'l'yp Schneider „back-up wire") ausgewechselt. Zur Vordilatation wurden VanZur Nachkontrolle wurden UltraschalluntersuAndel-Katheter entsprechend den1 Kaliber des Ballonkatlieters chungen in drei Monatsabständen durchgeführt sowie eine i.v. und des einzuführcndcn Stents verwendet. Bei derben. IängerUrographie nach 6. 1 2 und 24 Monateii. Weitere urologische Konstreckigen Strikturen Iiaben sich koaxiale Kathetersets bewährt. trollen erfolgten roiitirierriäßig in Jahresabständen. Der Schaft des Dilatationskatheters wird dabei durch eine außen darübergeschobcnc Kathcterscheide versteift. Dies erlaubt die Ausübung eines noch stärkeren Drucks auf die Stenose und verhindert Schleifenbildungen irn Nierenbecken. . 2

Tab. 1

Atiologie. Behandlungund Ergebnisse primär benigner Ureterstenosen und Fisteln. Zahl

Fistel

Behandlung primare Dauer schienung

primare Reoperation

Ballondilatation

Ergebnisse tumorbedingte Restenosen

' Kontrollzeitraum erfolgreiche Ballondilatation (Monate)

postoperat~v perforierendes Trauma Urolithiasis entzundlich strahleninduziert idiopathische retrooperitoneale Fibrose

36

13

2

2

32

7

17

1 1 2 4

1

Summe

46

Atiologie Ureterstenosen

3

2

2 7

-

P

P

14

1 1 0 0

1 1 2 1

2

-

37

-

P

-

1 17(1-41) 22 3 -

P

p

7

19 (63%)

14 (1 -41)

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chc mit segmentaler Devaskularisation im Rahmen radikaler retroperitonealt:r 1.ymphadcncktomicn vorgcnommcn. Einfachc traumatische Läsioneii eiitspreclieii akzidentellen I.igaturen und 1)urchtrennungen des Harnleiters mit zirkulären Sterioseri bzw. iiiiisct~riebeiieiiIlarnlisteln. Ischarnischc Stenosen sind in der I

[Percutaneous treatment of benign ureteral stenoses and fistulae].

Forty-six benign ureteric stenoses in 42 patients were cannulated anterogradely and dilated. In 37 cases, balloon dilatation was carried out followed ...
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