Leitthema Hautarzt 2014 · 65:321–326 DOI 10.1007/s00105-013-2708-9 Online publiziert: 11. April 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

C. Löser Hautklinik, Hauttumorzentrum, Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH, Ludwigshafen

Nagelchirurgie bei Kindern Man muss nichts besser machen, was ohnedies nicht gemacht werden muss.

Immer wieder erleben wir Vorstellungen von Patienten, die im Kindesalter Eingriffe mit gravierenden, oft irreparablen Schäden am Nagelorgan erfahren haben. Auch das sog. Nagelziehen scheint noch immer eine Standardmaßnahme bei eingewachsenen Zehennägeln und jeglichen unklaren Nagelveränderungen zu sein. Die Traumatisierung des Nagelbettes ist meist ebenso dramatisch wie die des Patienten durch die Umstände, die Schmerzhaftigkeit und die Folgen dieser Fehlbehandlung. Auch die Initialbehandlung eines Unguis incarnatus durch laterales Einschneiden der Nagelplatte führt häufig erst zur eigentlichen Manifestation der Problematik, die dann noch gravierendere Maßnahmen nach sich zieht (. Abb. 1). Es gilt also, Indikationen für Nageleingriffe bei Kindern sehr kritisch zu prüfen, aber im Einzelfall dennoch die Notwendigkeit zu erkennen und Operationen sachgerecht durchzuführen. Diese Arbeit gibt einige Hilfestellungen mit konkreten Beispielen.

schen Mitbeurteilung durch in der Materie besonders erfahrene Kollegen. Auch die Schmerztherapie bei Versagen konservativer, nichtoperativer Behandlungsalternativen kann ein wichtiges Argument für die Durchführung eines Eingriffes sein.

Nagelpigmentierungen Jede Nagelpigmentierung sollte reflexartig einen Abklärungswunsch auslösen. Wenngleich das heimtückische subunguale Melanom im Kindesalter eine extreme Rarität darstellt [3], sollte es unbedingt in einem frühen Stadium erkannt werden. D Meist kann die Pigmentierung einem

äußeren Einfluss zugeordnet werden und ist vorübergehender Natur. Dazu zählen das Hämatom nach Trauma, erregerbedingte Pigmentierungen oder exogenes Pigment (s. Beitrag von Löser und Mayser „Der dunkle Nagel“ in diesem Heft). Bei jeder Nagelpigmentierung melanozytären Ursprungs ist bei erwachsenen Kaukasiern eine histologische Klärung zu erwägen. Auch bei Kindern ist zu

entscheiden, ob das Risiko einer möglichen Traumatisierung durch den Eingriff und eventuelle ästhetische und funktionelle Schäden am Nagelorgan gerechtfertigt sind. Zwei Beispiele zeigen die schonende Durchführung der operativen Behandlung und Diagnostik einer Nagelpigmentierung im Kindesalter.

Beispiel 1: Nagelpigmentierung beim Kleinkind Bereits bei der Geburt war bei einem Mädchen eine tiefschwarze bis bläuliche Pigmentierung der lateralen Nagelhälfte des vierten Fingers der linken Hand aufgefallen. Die dunkle Färbung schien durch Nagelhäutchen und proximalen Nagelfalz hindurch (Pseudo-Hutchinson-Zeichen). Zur Sicherung der Diagnose und zur Entfernung aus ästhetischen Gründen erfolgte im Alter von 9 Monaten in Allgemeinanästhesie die beidseitige Inzision des Nagelfalzes. Nach dem Zurückklappen wurden die betroffenen Anteile der Nagelplatte, des Nagelbettes und der Nagelmatrix behutsam horizontal exzidiert. Histologisch ergab sich ein hypermelanotischer

Wann operieren? Dem Dermatochirurgen als operierendem Dermatologen steht nicht nur das Skalpell, sondern eine große Palette an konservativen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die bei Nagelerkrankungen einsetzbar sind [1, 2]. Unabdingbar ist eine histologische Sicherung bei jedem begründeten Malignitätsverdacht oder bei unklaren persistierenden Veränderungen. Nicht nur im Kindesalter besteht in schwierigen Situationen aber auch die Möglichkeit einer konsiliari-

Abb. 1 7 Zustand nach mehrfachen Eingriffen bei Ungues incarnati beider Großzehen im Kindesalter a mit resultierenden Narben und Mikronagel, b kompletter Nagelverlust und Nagelsporn. Vorstellung wegen persistierender Schmerzen Der Hautarzt 4 · 2014 

| 321

Leitthema Junktionsnävus in Matrix und Nagelbett. Bei Kontrollen nach 3 Monaten und nach 2 Jahren zeigte sich ein partielles Wiederwachsen eines seitlich dünneren Nagels ohne Restpigmentierung (. Abb. 2a–d).

Beispiel 2: Nagelstreifen beim Kind – longitudinale Melanonychia striata

Abb. 2 8 a Nagelbefund mit halbseitiger Pigmentierung und Pseudo-Hutchinson-Zeichen am vierten Finger der linken Hand bei 9 Monate altem Kind. b Resektion von Nagelplatte, Nagelbett und Matrixanteilen in Allgemeinanästhesie 2009. Postoperative Kontrollen c 2010 und d 2011

Am rechten Kleinfinger war bei einem 14-jährigen Jungen ein schmaler, langsam breiter werdender, brauner Nagelstreifen aufgefallen. Wegen einer positiven Familienanamnese (malignes Melanom) wurde die Indikation zur histologischen Sicherung gestellt. Im Rahmen eines ambulanten Eingriffes in Leitungsanästhesie und Blutleere erfolgten zunächst die bogenförmige Inzision des proximalen Nagelfalzes sowie Einschneiden der Nagelplatte von lateral und Aufklappen. Dadurch gelangen die Darstellung der Pigmentierung in der Matrix und deren horizontale Resektion. Nach der Reposition von Nagelplatte und Nagelfalz wurde die Nagelplatte mit medizinischem Acrylkleber fixiert. Histologisch ergab sich ein stark dysplastischer Nävus der Nagelmatrix. In der Nachbeobachtung zeigte sich bislang ein unauffälliger Befund (. Abb. 3a–d).

Unguis incarnatus Im jüngeren Kindesalter können Druckschmerzen im seitlichen Nagelwall in der Regel durch Umstellung im Schuhwerk und konservative, podologische Maßnahmen ausreichend behandelt werden. D Bei starken und persistierenden

Entzündungen bei Jugendlichen sollte ein Eingriff erwogen werden.

Abb. 3 8 a Longitudinale Melanonychia striata am rechten Kleinfinger bei 14-jährigem Jungen. b In Leitungsanästhesie und Blutleere 2011 bogenförmige Inzision des proximalen Nagelfalzes sowie Einschneiden der Nagelplatte von lateral und Aufklappen. Darstellung der Pigmentierung in der Matrix. Reposition der Nagelplatte und des Nagelfalzes nach tangentialer Resektion von pigmentierten Anteilen der Matrix. c Befund unmittelbar postoperativ nach Fixation der Nagelplatte mittels Acrylkleber. d Kontrollbefund 2013

322 | 

Der Hautarzt 4 · 2014

Für die operative Behandlung des eingewachsenen Zehennagels wurde eine Vielzahl von einschneidenden Verfahren vorgeschlagen [4]. Diese zielen unter Verkennung der eigentlichen Problematik in erster Linie auf die Behandlung des lateralen Nagelfalzes durch verschieden geartete Resektionsverfahren. Bei den sog. „klassischen“ Verfahren wird dies kombiniert mit Teilresektionen der Matrixregion unter Mitnahme von Anteilen der darüber liegenden freien Haut und proxi-

Zusammenfassung · Abstract malem Nagelfalz. Die zugrunde liegende pathophysiologische Vorstellung sieht die Problematik im entzündeten Nagelfalz. Dies ist aber nicht korrekt, und alle derartigen Verfahren können heute als obsolet angesehen werden. Die Problematik liegt vielmehr in einer für die Verhältnisse zu breiten Nagelplatte. Die Entzündung entsteht aus physiologischen Gründen, um den Nagelanteil, der einen chronischen Reiz ausübt, abzubauen. Eine sekundäre bakterielle Infektion oder mykotische Besiedelung kann vorkommen. Eine antiinfektiöse Behandlung ändert jedoch nichts an der Ursache der zu breiten Nagelplatte. Die hier favorisierten Verfahren zielen daher auf eine dauerhafte Verschmälerung des Nagels und damit auf die Beseitigung des Entzündungsreizes. Dies gelingt besonders schonend und unblutig durch die laterale Nagelteilresektion mit anschließender selektiver proximaler Matrixverödung nach Haneke [5, 6, 7]. Alternativ kann auch der Matrixanteil anstelle eines kaustischen Verfahrens mit dem Skalpell exzidiert werden. Die Erfolgsquote war in einer eigenen Untersuchung mit dem chirurgischen Verfahren etwas besser, die subjektive Schmerzempfindung postoperativ jedoch höher [8]. Zwischenzeitlich haben wir die Phenolisation durch Einmassieren in die Matrixregion und den Verzicht auf die anschließende Pufferung mit Isopropylalkohol intensiviert und erwarten eine verringerte Rezidivrate. Beim Aufklärungsgespräch wird erklärt, dass ein Wiederauftreten in Abhängigkeit von der Wachstumsgeschwindigkeit des Nagels nach etwa 6 Monaten beobachtet werden kann. Im Falle von erneuten Beschwerden kann der Eingriff problemlos wiederholt werden. Die Nachsorge nach der Phenolisierung bei eingewachsenen Zehennägeln besteht in 2-mal täglichem Ausduschen der Wundhöhlen mit Wasserstrahl (feiner Strahl eines Duschkopfes oder, falls vorhanden, Munddusche). Die vorübergehende Entzündung in der Matrixregion ist nach unserer Beobachtung weniger problematisch als die vorausgegangenen Schmerzen durch den dann beseitigten eingewachsenen Nagel.

Hautarzt 2014 · 65:321–326  DOI 10.1007/s00105-013-2708-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 C. Löser

Nagelchirurgie bei Kindern Zusammenfassung Hintergrund.  Während Eingriffe an der freien Haut bei Kindern und Jugendlichen oft besser heilen als bei Erwachsenen, können unsachgemäße Nageleingriffe zu vermeidbarer Traumatisierung und irreparablen Schäden an Fingern und Zehen führen. Fragestellung.  Wann ist ein Nageleingriff bei Kindern indiziert? Welche altersbezogenen Besonderheiten sind zu beachten? Material und Methode.  Anhand der Literatur und eigener klinischer Fälle werden häufigere Konstellationen bei Kindern diskutiert und Wege zur schonenden Behandlung demonstriert. Ergebnisse.  Zu den häufigsten Vorstellungsgründen bei Nagelproblemen im Kindesalter gehört der eingewachsene Zehennagel. Kon-

servative Maßnahmen oder schonende Eingriffe an der Nagelmatrix vermeiden unnötige Traumatisierung durch heute obsolete Techniken. Weitere, ggf. operativ zu behandelnde Nagelprobleme bei Kindern sind beispielsweise Nagelpigmentierungen, Exostosen und Onychodystrophien. Schlussfolgerungen.  Eine sorgsame Indikationsstellung und behutsame Durchführung erlaubt auch im Kindesalter eine gezielte Nagelchirurgie oder deren Vermeidung. Schlüsselwörter Traumatisierung · Zehennagel · Nagelpigmentierungen · Osteochondrome · Exostose

Pediatric nail surgery Abstract Background.  Although interventions on the skin of children and adolescents often heal better than in adults, inappropriate interventions on nails can lead to avoidable trauma and irreparable damage to fingers and toes. Problems.  When are interventions on nails indicated in children? What age-related   characteristics are important? Material and methods.  With reference to the literature and experience from own clinical cases, the most commonly occurring constellations in children are discussed and approaches to protective treatment are   demonstrated. Results.  Ingrown toenails are one of the most common reasons for presentation due

Beispiel 3: Unguis incarnatus Ein 13-jähriges Mädchen hatte durch lokale und systemische antientzündliche Behandlung keine Besserung ihres eingewachsenen Großzehennagels erfahren und scheute den Aufwand der Anpassung einer Nagelspange. Bei vergleichsweise gering ausgeprägter klinischer Entzündung bestand starke Schmerzhaftigkeit bei Berührung. Eine Teilnahme am Schulsport war nicht möglich. In Leitungsanästhesie und Blutleere erfolgte die Teilresektion der Nagelplatte mittels Nagelspaltschere unter Schonung von Nagelbett und Nagelfalz. Dabei wurde der sichtbare Na-

to nail problems in childhood. Conservative measures or protective interventions on the nail matrix avoid unnecessary trauma caused by currently obsolete techniques. Additional nail problems in children which could be treated operatively included nail pigmentation, exostosis and onychodystrophy. Conclusion.  A thorough evaluation of the indications and cautious implementation allows a targeted nail surgery or its avoidance even in childhood. Keywords Trauma · Toenail · Nail pigmentation · Exostosis · Onchyodystrophy

gel nur um einen 1–2 mm breiten Streifen gekürzt, während weitere zwei Drittel der insgesamt entnommenen Breite unter dem lateralen Nagelwall verborgen lagen. Die eigentliche Behandlung erfolgte dann durch die selektive proximale Matrixverödung mittels Phenolkaustik für 1-mal 1 min. Über schmerzloses Auftreten bereits am Folgetag wurde berichtet. Ein Rezidiv ist nicht aufgetreten (. Abb. 4a–d).

Schmerzhafter Knoten im Nagelbett Die subunguale Exostose ist eine mögliche Diagnose eines schmerzhaften, langDer Hautarzt 4 · 2014 

| 323

Leitthema

Abb. 4 8 a Eingewachsener Großzehennagel mit rechtsseitiger Schwellung des lateralen Nagelfalzes bei 13-jährigem Mädchen. Trotz vergleichsweise geringer klinischer Entzündung bestand extreme Schmerzhaftigkeit bei Berührung und beim Auftreten. b Befund 2007 nach Teilresektion der Nagelplatte mittels Nagelspaltschere unter Schonung von Nagelbett und Nagelfalz in Leitungsanästhesie und Blutleere. c Jetzt offenbart sich das vollständige Ausmaß der Problematik: Zwei Drittel des Resektats lagen im lateralen Nagelfalz und verursachten die schmerzhafte Entzündung. Es erfolgte die selektive proximale Matrixverödung mittels Phenolkaustik für 3-mal 1 min. Unmittelbares Sistieren der Schmerzen am Folgetag. d Kontrollbefund 3 Monate nach dem Eingriff

Onychogrypose

Abb. 5 9 Röntgenologische Darstellung eines Knochenauswuchses am Daumenendglied a vor und b nach der Resektion

sam wachsenden Knotens im Nagelbett. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zur Anhebung und Deformation der Nagelplatte. Gelegentlich ist ein Trauma als mögliche Ursache eruierbar. Die Bildgebung durch Röntgenaufnahmen (. Abb. 5a,b) bestätigt die Verdachtsdiagnose, erleichtert die Planung des Eingriffs und dient der Erfolgskontrolle einer vollständigen Abtragung. Diese erfolgt in Leitungsanästhesie und Blutsperre durch Abtragung des Knochenauswuchses mittels Knochenzange oder Hohlmeißel. Abhängig vom Ausmaß der Destruktion kann die Nagelplatte gelegentlich geschont und nach dem Eingriff reponiert werden.

324 | 

Der Hautarzt 4 · 2014

Beispiel 4: Subunguale Exostose im Jugendalter Im Alter von 16 Jahren kam es bei einem Mädchen zum Auftreten von Schmerzen im Nagelbett. Schließlich zeigte sich ein langsam wachsendes, druckschmerzhaftes Knötchen unter der Nagelplatte der rechten Großzehe. In Leitungsanästhesie und Blutleere erfolgte die Inzision der Nagelplatte von distal, anschließend Inzision des Nagelbettes und Aufklappen. Die Entfernung der knöchernen Raumforderung gelang unter Einsatz eines Hohlmeißels. Die verbliebenen Nagelbettanteile wurden mit einem geflochtenen resorbierbaren Faden der Stärke 7-0 am Hyponychium adaptiert, die Fixation der Nagelplatte erfolgte mittels medizinischen Acrylklebers (. Abb. 6a–d).

Bei der Onychogrypose kommt es zu einer grotesken Verhornungsstörung. Sie kann beispielsweise entstehen, wenn der Nagel nicht gekürzt wird und gegen einen Widerstand wächst. Wenn podologische Maßnahmen nicht infrage kommen, kann ein Avulsion hier als Ultima Ratio möglicherweise ein normalisiertes Nachwachsen ermöglichen. Voraussetzung dafür ist, dass das Nagelbett und die Matrix bei der Entfernung der Nagelplatte nicht beschädigt werden. Hier empfiehlt sich die sog. proximale Nagelavulsion, bei der mittels eines Elevatoriums der proximale Nagelfalz gelockert und vorsichtig angehoben wird. Das Instrument wird dann unter den proximalsten Anteil der Nagelplatte gebracht. Durch behutsame Hebelwirkung wird die Nagelplatte von proximal disloziert und dann von unten nach distal abgeschoben, möglichst ohne das Nagelbett oder die Matrix zu berühren. Nach einer Avulsion muss ein Verkleben des proximalen Nagelfalzes mit dem Nagelbett durch Einlage eines gut eingefetteten Silikon- oder Latexstreifens verhindert werden. Dieser Streifen wird beim ersten Verbandswechsel mit entfernt und durch Einbringen von etwas Salbe bei jetzt lockerem Verband ersetzt.

Abb. 6 8 a Langsam wachsendes, druckschmerzhaftes Knötchen (subunguale Exostose) im Nagelbett der rechten Großzehe bei 17-jährigem Mädchen. b In Leitungsanästhesie und Blutleere Inzision der Nagelplatte von distal, anschließend Inzision des Nagelbettes und Aufklappen. Entfernung der knöchernen Raumforderung mittels Hohlmeißel. c Reposition der Nagelbettanteile und Naht mit geflochtenem resorbierbarem Faden der Stärke 7-0. d Fixation der Nagelplatte mittels medizinischen Acrylklebers

ben, mittels Nagelavulsion von proximal behutsam entfernt. In den anschließenden histologischen und mykologischen Untersuchungen ergaben sich keine Hinweise auf eine Onychomykose (. Abb. 7a,b). Wenngleich durch diese Behandlung eine vorübergehende Linderung zu erwarten ist, bleibt die Entwicklung abzuwarten. Möglicherweise wird erst eine Korrektur des Schiefstandes des Nagels eine dauerhafte Besserung erzielen.

Onychodystrophie

Abb. 7 8 Schmerzhafte Onychogrypose bei 9-jährigem Mädchen a vor und b unmittelbar nach Nagelbett-schonender Avulsion der Nagelplatte von proximal

Abb. 8 9 Kongenitale Onychodystrophie mit Verdickung der Großzehennägel (hier rechter Fuß). Im proximalen Nagelbett ist bereits das Nachwachsen eines unbefallenen Nagelanteiles erkennbar

Beispiel 5: Krallennagel im Jugendalter Weil das 9-jährige Mädchen wegen Schmerzen auch bei leichter Berührung

keine Pflege- oder Hygienemaßnahmen an der linken Großzehe duldete, kam auch eine Nagelabtragung durch Aufbringen von Harnsäure nicht in Betracht. Deshalb wurde die Nagelplatte, wie oben beschrie-

Eine vorübergehende Wachstumsstörung und Missgestaltung mehrerer Nägel wird insbesondere an den Zehen bereits im frühen Kindesalter sowie als kongenitale Onychodystrophie beobachtet. Je jünger der Patient, desto eher sollte die Beobachtung einem Eingriff vorgezogen werden. Das Kürzen der Nägel kann erleichtert werden, wenn die Nagelpflege mittels geeigneter Schere nach einem aufweichenden (Fuß-)Bad erfolgt. Eine spontane Normalisierung des Nagelwachstums ist möglich (. Abb. 8).

Allgemeine Hinweise zur Nagelchirurgie bei Kindern Was unterscheidet die Behandlung bei Kindern vom Vorgehen bei Erwachsenen? Die Besorgnis der Eltern ist nicht zwangsläufig kongruent mit dem Problemhorizont der Kinder. Der Arzt sollte daher 3 grundsätzliche Fragen klären: F Besteht ein Malignitätsverdacht? Der Hautarzt 4 · 2014 

| 325

Fachnachrichten F Liegen Schmerzen oder eine funktionelle Beeinträchtigung vor? F Fühlt sich das Kind durch die Veränderungen gestört? Wenn diese Fragen verneint werden können, sollte eine Beobachtung bevorzugt werden. Dieses gezielte Abwarten wird möglichst durch eine Fotodokumentation unterstützt. Kinderspezifische Besonderheiten hinsichtlich Aufklärung, Anästhesie, Lagerung, Umgang mit Begleitpersonen und Patientenführung wurden an anderer Stelle bereits ausführlich erörtert und sind ebenso wichtig für den Operationserfolg wie die technisch korrekte und schonende Durchführung eines Eingriffs [9, 10, 11].

Nachbehandlung Um den ersten Verbandswechsel nach einem Eingriff zu erleichtern, sollten nicht klebende Verbände angewendet werden. Hier eignet sich ein großzügiger Salbenverband, der am Folgetag notfalls abgebadet werden kann. Jahreszeitlich angepasstes, geeignetes Schuhwerk für den Heimweg sollte im Vorfeld besprochen werden. Generell ist ein Wasserkontakt (Duschen) nach einem Tag Pause erwünscht. Schwimmen und Baden sowie Schulsport sollten je nach Eingriff 2 Wochen pausiert werden. D Von einer Immobilisation mit

allen Folgen einer möglichen Schonhaltung wird abgeraten. Eine Schmerztherapie wird, wenn überhaupt, meist nur am Operationstag selbst erforderlich. Wenn man Ropivacain oder Bupivacain zur Anästhesie verwendet, ist der Verbandswechsel am nächsten Tag meist noch schmerzlos. Im Falle länger anhaltender Schmerzen sollte eine Wiedervorstellung erfolgen.

Fazit für die Praxis F Eine möglicherweise lange Leidenszeit durch konservative und letztlich erfolglose Maßnahmen muss bei schmerzhaften Nagelveränderungen dem Aufwand und den Risiken

326 | 

Der Hautarzt 4 · 2014

für einen Eingriff und dessen Nachbehandlung gegenübergestellt werden. F Der Nagelchirurg hat die Chance und die Pflicht, Kinder mit angemessenen Maßnahmen vor verstümmelnden und traumatisierenden Eingriffen zu bewahren.

Korrespondenzadresse Dr. C. Löser Hautklinik, Hauttumorzentrum, Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH Bremserstr. 79, 67063 Ludwigshafen [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  C. Löser gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.     Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

Literatur   1. Berker DAR de, Richert Bertrand, Baran R (2012) The nail in childhood and old age. In: Baran R, Berker DAR de, Holzberg M, Thomas L (Hrsg) Diseases of the nails and their management. Wiley-Blackwell, Chichester, S 183–197   2. Tosti A, Piraccini BM (2005) Pediatric diseases. In: Scher RK, Daniel CR III (Hrsg) Nails, 3. Aufl. Elsevier, Philadelphia, S 229–244   3. Goettmann-Bonvallot S, André J, Belaich S (1999) Longitudinal melanonychia in children: a clinical and histopathologic study in 40 cases. J Am Acad Dermatol 41:17–22   4. Noel B (2008) Surgical treatment of ingrown toenail without matricectomy. Dermatol Surg 34:  79–83   5. Yang G, Yanchar NL, Lo AY, Jones SA (2008) Treatment of ingrown toenails in the pediatric   population. J Pediatr Surg 43:931–935   6. Chiacchio N di, Belda W Jr, Chiacchio NG di et al (2010) Nail matrix phenolization for treatment of ingrowing nail: technique report and recurrence rate of 267 surgeries. Dermatol Surg 36:534–537   7. Islam S, Lin EM, Drongowski R et al (2005) The effect of phenol on ingrown toenail excision in children. J Pediatr Surg 40:290–292   8. Hassel JC, Hassel AJ, Löser C (2010) Phenol chemical matricectomy is less painful, with shorter recovery times but higher recurrence rates, than surgical matricectomy: a patient’s view. Dermatol Surg 36:1294–1299   9. Löser C, Möhrle M (2012) Besonderheiten der Dermatochirurgie im Kindesalter. Hautarzt 63:121– 129 10. Salgo R, Löser C (2013) Dermatochirurgie: Tipps bei der Operation von Kindern. Akt Dermatol 39:71–73 11. Löser C (2013) Wichtige Hautoperationen im Kindesalter. Kinder Jugendmed 13:271–277

Deutscher Psoriasis Preis 2014 Im Rahmen der zweiten DDG-Kompakt-Tagung für die deutschsprachige Dermatologie wurde Dr. Sascha Gerdes, Kiel, mit dem Deutschen Psoriasis Preis 2014 ausgezeichnet. Der Preis, der in diesem Jahr erstmals vergeben wurde, wird von Novartis unterstützt und ist mit 30.000 Euro dotiert. Das Forschungsstipendium erhält Gerdes für die Fortführung seiner wissenschaftlichen Grundlagenforschung zur immunologischen Aktivität des Unterhautfettgewebes bei Patienten mit Psoriasis. Hintergrund der Forschungsarbeit ist der erwiesene Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Psoriasis, einer heute als entzündliche Systemerkrankung eingestuften Entität. Überprüft werden soll Gerdes Hypothese, dass die entzündete Haut psoriatischer Plaques möglicherweise einen Einfluss auf das darunter liegende adipöse Fettgewebe hat und daher funktionelle Veränderungen hervorruft, welche die Entwicklung metabolischer und kardiovaskulärer Komplikationen beeinflussen könnten. Hierfür werden immunhistologische und molekularbiologische Tests von gesunder und kranker Haut von Psoriasispatienten durchgeführt. Die Vorsitzenden der international hochkarätig besetzten Jury, Prof. Dr. Roland Kaufmann, Frankfurt, und Prof. Dr. Rudolf Stadler, Minden, würdigten den innovativen Forschungsansatz: „Dr. Gerdes bearbeitet mit seinem Forschungsvorhaben ein sehr komplexes und spannendes Thema. Neue Erkenntnisse zu Komorbiditäten der Psoriasis könnten nicht nur für die langfristige Therapie unserer Patienten einen entscheidenden Fortschritt darstellen, sondern vermutlich auch neue Behandlungsansätze eröffnen“, so Kaufmann. „Die Arbeit verfolgt einen äußerst interessanten wissenschaftlichen Ansatz und hat eine hohe medizinische Relevanz. Deswegen hat die Jury mit Mehrheit entschieden, Dr. Gerdes den Deutschen Psoriasis Preis 2014 zu verleihen“, betonte Stadler.

[Pediatric nail surgery].

Although interventions on the skin of children and adolescents often heal better than in adults, inappropriate interventions on nails can lead to avoi...
663KB Sizes 1 Downloads 4 Views