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Patient Blood Management

Muss ein Krankenhaus ein Patient Blood Management vorhalten?

Muss ein Krankenhaus ein Patient Blood Management vorhalten?

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Der präoperative Patient

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Der Patient im Krankenhaus

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Wie geht das praktisch?

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„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

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Bildnachweis: KH Krauskopf

Molière

Univ.- Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, FRCA, ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Frankfurt. Neben zahlreichen Patentanmeldungen beschäftigt er sich intensiv mit der translationalen Medizin und der Durchführung klinischer Studien. Er gehört zum Herausgebergremium der AINS. E-Mail: [email protected]

Szenarien Bitte stellen Sie sich die folgenden 2 Szenarien vor: 1. junge und gesunde 25-jährige Frau und Primigravida: Der Gesetzgeber sieht für sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen im Abstand von ca. 4 Wochen, ab der 32. Schwangerschaftswoche alle 2 Wochen sowie 3 Ultraschalluntersuchungen vor. Ist der Geburtstermin überschritten, erfolgen die Kontrolluntersuchungen alle 2 Tage. Ab dem 10. Tag über Termin wird sie täglich untersucht. Die Kosten tragen die gesetzlichen Krankenkassen. 2. 81-jähriger Patient, 3-Gefäß-koronare Herzkrankheit, insulinpflichtiger Diabetes mellitus, vor elektivem Hochrisikoeingriff (Bypass- und Aortenklappenersatzoperation): Der Patient wird am Vortag der Operation stationär aufgenommen. Erst jetzt erfolgen EKG, Echokardiografieuntersuchung und Laborkontrolle. Vorsorge wirkt Das in Deutschland wohletablierte Vorsorgeangebot im Rahmen der Schwangerschaft führte zu einer historisch niedrigen Mütter- und Säuglingssterblichkeit. Längst haben der Gesetzgeber und die Krankenkassen dies erkannt. Doch würde nicht auch der Patient des

zweiten Szenarios von einer verbesserten präoperativen Versorgung profitieren? Ein Großteil unserer Patienten ist wesentlich älter, multimorbide und wird großen operativen Eingriffen zugeführt. Darüber hinaus belegen Daten, dass ungefähr ein Drittel dieser Patienten präoperativ anämisch ist. Bei wiederum einen Drittel von diesen liegt ursächlich ein Eisenmangel vor. Diese Patienten sind es, die dann im perioperativen Verlauf häufig transfusionsbedürftig werden und die kostbare Ressource Blut in Anspruch nehmen müssen ̶ obwohl eine präoperative Anämiediagnostik und -therapie dies unter Umständen hätte verhindern können.

Präoperative Anämiediagnostik und -therapie Der Artikel von Müller et al. geht genau auf diese so wichtige präoperative Phase ein und demonstriert eindrucksvoll mit den aktuellen Daten der Literatur, dass eine gut geplante und durchgeführte Anämietherapie das Outcome von Patienten signifikant verbessern kann. Menschen, die eine schwere Anämie aufweisen und elektiv operiert werden (keine Herzoperation), weisen eine erhöhte Sterblichkeit im Krankenhaus (bis zu 15 %) auf, während Patienten ohne Anämie für

Zacharowski K, Seifried E. Patient Blood Management – Muss ein Krankenhaus ein Patient Blood Management vorhalten? Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49: 244–245

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Kai Zacharowski • Erhard Seifried

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I den gleichen Eingriff eine Sterblichkeit von lediglich 0,8 % haben.

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erhard Seifried ist Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer des Instituts für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Frankfurt / Main; DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg ̶ Hessen. E-Mail: [email protected]

Wenn auch Sie ein Patient Blood Management in Ihrer Klinik einführen wollen (müssen), dann kontaktieren Sie doch einfach q [email protected] Ihre Kai Zacharowski und Erhard Seifried

Beitrag online zu finden unter http://dx.doi. org/10.1055/s-0034-1373803

Zacharowski K, Seifried E. Patient Blood Management – Muss ein Krankenhaus ein Patient Blood Management vorhalten? Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49: 244–245

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Brauchen wir ein Patient Blood Management? Alle 3 Topthema-Artikel zeigen eindeutig und eindrucksvoll, dass ein Patient Blood Management nicht nur medizinisch sinnvoll ist, sondern auch am Ende eine ethische Verpflichtung gegenüber den Tausenden von Freiwilligen darstellt, die Ihr Blut unentgeltlich zu Verfügung stellen. Darüber hinaus wird es in den nächsten Jahren weniger Blutspenden bei einer immer älter werden Bevölkerung geben. Es ist jedoch genau diese alternde Bevölkerung, die dringend Blutprodukte bei der sich immer weiter entwickelnden Medizin benötigt. Die Anfangsfrage: „Muss ein Krankenhaus ein Patient Blood Management vorhalten?“, ist mit diesen 3 Artikeln eindeutig mit einem „Ja“ beantwortet. Medizinisch, ethisch, demografisch und wirtschaftlich gibt es keine Gegenargumente. Viel Freude bei dieser Lektüre!

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Prävention der krankenhausinduzierten Anämie Auch im perioperativen Bereich kann Patienten durch neue Behandlungsalgorithmen die „krankenhausinduzierte Anämie“ erspart bzw. sie verzögert werden ̶ und damit in der Folge auch die Gabe von kostbaren Blutpräparaten aus Spenderblut. Die Arbeit von Fischer et al. zeigt hier neue Daten und Konzepte, was durch die zweite Arbeit von Müller et al. komplettiert wird.

[Patient blood management - must a hospital handle blood management?].

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