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B. Franz: Unsere bisherigen Erfahrungen fiber den Stellenwert der Kehlkopfzytologie

uns Herr Priv.-Doz.Dr. H.-J. Pesch zur Verffigung,der sich seit einigenJahren intensivin die Larynxhistologie eingearbeitet hat. Bei TaschenbandvorwSlbungenunklarer Geneseverhalten wir uns folgendermaBen: Bei klinischem Tumorverdacht wird, wenn m6glich in Lokalan~isthesie,eine Grobnadelbiopsie vorgenornrnen.Ist die Histologienegativ, wird entweder die Grobnadelbiopsiewiederboltoder mikrolaryngoskopisch das Taschenband inzidiert, um aus der Tiefe reichlich Gewebe ffir die histologische Analyse zu gewinnen. Wird bei der Nadelbiopsienur wenig Material aspiriert, so erfolgteine zytologische Beurteilung, wobei ffir uns nut ein positiver zytologiseherBefund verbindlich ist. Bei Vorliegen einer Taschenbandsehwellungohne Tumorverdacht und negativer Histologie des Biopsiematerials h/ingt das weitere Vorgehenvom Lokalbefundw~ihrendeiner strengen, kurzfristigen und lupenendoskopischenVerlaufskontrolleab. Zu Herrn Neumann:

42. B. Franz (Hamburg): Unsere blsherigen Erfahrungen fiber den Stellenwert der Kehlkopfzytologle Our Experiences About the Value of Laryngeal Cytology

Summary. Cytology is a harmless and an important examination method in laryngeal cytology. Cytology controlled by biopsy and histology can lead with increasing experiences to diagnostic consequences. In a number of our cases cytology led to an early laryngofissur. In all these cases histology had justified the procedure. Im Laufe eines Jahres wurden an der Hals-Nasen-Ohrenklinik in Hamburg-Eppendorf 300 Stimmlippenabstriche befundet. In 69 F/illen konnte eine histologische Diagnose gewonnen und mit der Zytologie verglichen werden. Von diesen 69 F~illen war ein zytologisch falsch negativer Befund. Die n/ihere Untersuchung dieses Falles ergab, dab der Tumor in der Tiefe des Sinus Morgagni gelegen war und mit dem Wattetr/iger bei der Abstrichentnahme nicht erreicht wurde. In 91% der F~ille gab es eine vollkommene Ubereinstimmung zwischen der zytologischen Verdachtsdiagnose und der feingeweblichen Aufarbeitung. In 8,7% gab es zwischen der zytologischen Befundung und der Histologie eine graduelle Differenz in der Diagnose. In allen diesen F~illen wurde von zytologischer Seite der Verdacht auf eine hochgradige Epitheldysplasie ge~iuBert und die histologische Aufarbeitung ergab zweimal ein fr/ihinvasives Karzinom und viermal ein fortgeschrittenes Plattenepithelkarzinom. Die diagnostische Diskrepanz dieser sechs F/ille wird als vertretbar angesehen. Der Kliniker mug hieraus lernen, dab eine zytologisch beschriebene hochgradige Epitheldysplasie, insbesondere beim Fehlen eines Ulcus, die M6glichkeit eines malignen Tumors einschlieBt. In 27 F/illen wurde aufgrund der zytologischen Befundung, also beim Vorliegen einer hochgradigen Epitheldysplasie, und darfiber hinausgehenden Epithelver/inderungen, eine Thyreotomie empfohlen. In zwei F/illen wurde wegen der Kleinheit des Prozesses eine endolaryngeale Mikroehirurgie durchgeffihrt. Bei einem dieser F/ille mul3te eine Nachresektion angeschlossen werden, weil ein fKihinvasives Karzinom nicht im Gesunden entfernt wurde. Bei zweien der zytologisch verd/ichtigen Plattenepithelkarzinome wurde der Tumor fiberraschenderweise erst bei der Thyreotomie im subglottischen Raum gefunden.

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Die hohe Treffsicherheit der zytologischen Befunderhebung ffihrte zur frfihzeitigen Thyreotomie. In allen Ffillen hatte die histologische Aufarbeitung der Operationsprfiparate dieses therapeutische Vorgehen gerechtfertigt. Des weiteren war die zytologische Befunderhebung in der Lage, dem Kliniker gute Hinweise fiber den Dignitfitsgrad einer Leukoplakie zu vermitteln.

M. P. Jaumann (Erlangen): Wir halten in r mit Kleinsasser die mikrolaryngoskopische Exzision pr/ikanzer6s suspekter Proliferationen im Larynx als diagnostisch-therapeutische Mabnahme ffir die Methode der Wahl. Aufgrund der Zytodiagnose ,,Dysplasie" generell eine Thyreotornie durchzuffihren, ist angesichts der endoskopischen M6glichkeiten einer subtilen Abtragung in Narkose nicht vertretbar.

M. E. Wlgand (Erlangen): Die Zytologie als Einzelstichprobe von leukoplakischen Herden ist unzuverl~issig schon aus dem Grund, weil in einem Herd gleichzeitig Entzfindung, Pr/ikanzerose und beginnender Krebs multilokul~ir nebeneinander vorkommen k6nnen. Start dessen sollte man grunds~itzlich eine Herdexzision ausffihren und das Exzisat geometrisch-histologisch auf die Exzision im Gesunden hin fiberprfifen.

A. Herrmann (Miinehen). Bereits 1974 berichteten wir in Wien fiber 1018 zytologische Abstrichuntersuchungen am Larynx. Ihre Befunde best~itigen unsere damaligen Untersuchungsergebnisse. Die Beurteilung der Ausstriche wird durch die Tatsache erleichtert, dab durch die Provokation des Vagusreflexes und das damit verbundene Auslfsen des Glottisschlusses reichlich Zellmaterial beim Herausziehen am Wattetr~iger h~ingen bleibt. Bessere Fixationsergebnisse erzielen wir heute dadurch, dab wir den Wattetr~iger unmittelbar vor dem Abstrich mit 70% Alkohol tr~inken. Der welt verbreitete Irrtum, dab ein infiltrativ in die Tiefe wachsendes Karzinom an tier Epitheloberfl~iche nicht nachweisbar ist, vernachl/issigt die Tatsache, dag jeder epitheliale Tumor vom Epithel seinen Ausgang nimmt. Zellkinetische Studien beweisen, dab Dysplasien wegen des Zellabstroms von der Basalmembran zur Epitheloberfl/iche i m m e r vor Eintritt der neoplastischen Infiltration an der Epitheloberfl~iche nachweisbar werden. Dieser Umstand ist entscheidend ffir die Wertung der Larynxzytologie. Probleme bereiten Hyperkeratosen bzw. stark verhornende Karzinome im zytologischen Ausstrich, da in diesen F~illen gelegentlich nur Hornschollen gefunden werden.

B. Franz (Hamburg)~ Sehlu6wort: Zur 1. Frage: Histologische Nachuntersuchungen haben wir nicht durchgeffihrt. Es ergab sich hierffir keine Indikation. AUe histologischen Ergebnisse entsprangen ja keiner Biopsie, sondern wurden aus dem Operationsmaterial gewonnen. Wahrscheinlich habe ich aber Ihre Frage falsch verstanden. Zur 2. Frage: Starke Hyperkeratosen sind ein gewisses Hindernis bei der zytologischen Beurteilung. Wit haben die Erfahrung gemacht, dab die st6rende Hornbildung wie auch die st6rende Entzfindung durch Tetracyclingaben zurfickgehen. Die Beurteilung eines zweiten Abstriches ist dann viel einfacher. Zur 3. Frage: Ob eine Thyreotomie oder endolaryngeale Mikrochirurgie durchgeffihrt werden soil, ist in vielen F/illen eine Geschmacksache. Wenn vorher die Dignit/it einer Leukoplakie bekannt ist, wie eine hochgradige Epitheldysplasie und darfiber hinausgehende Ver~inderungen, so glaube ich, dab man sich zur Thyreotomie entscheiden sollte. Die Thyreotomie ist an unserer Klinik ein kleiner Eingriff in Lokalangsthesie und selbstverstiindlich ohne Tracheotomie. Zur 4. Frage: Der Ansicht, dab es sich bei einem Bild um eine Dysplasie und nicht um ein Karzinom gehandelt hat, muB entschieden widersprochen werden. Die zytologischen Kriterien sind mir hinreichend bekannt. Aul3erdem sind wir in der glfickliche Lage in Herrn Prof. Stegner einen hervorragenden Zytologen zu haben, der uns bei der Beurteilung der Ausstrichprfiparate zur Seite stand.

[Our experiences about the value of laryngeal cytology (author's transl)].

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