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Orale Add-on-Therapie zu Metformin bei Typ-2-Diabetes mellitus: Canagliflozin und Sitagliptin im direkten Vergleich Oral add-on therapy to metformin in type 2 diabetes mellitus: A direct comparison between canagliflozin and sitagliptin Autoren

O. Schnell1

Institut

1 Forschergruppe Diabetes e.V., Helmholtz Zentrum, München

Diabetologie

Einleitung ▼

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Schlüsselwörter SGLT-2-Inhibition Canagliflozin Sitagliptin HbA1c Körpergewicht Blutdruck

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Keywords SGLT-2 inhibition canagliflozin sitagliptin HbA1c body weight blood pressure

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eingereicht 25.11.2013 akzeptiert 09.12.2013 Bibliografie DOI 10.1055/s-0033-1359996 Dtsch Med Wochenschr 0 2014; 1390 : S70–S74 · © Georg Thie0 me Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721439-4 13 Korrespondenz Prof. Dr. med. Oliver Schnell Forschergruppe Diabetes e.V., Helmholtz Zentrum, München Ingolstädter Landstr. 1 85764 München Tel. 089/38380700 Fax 089/38380701 eMail Oliver.Schnell@ lrz.uni-muenchen.de

Die Therapie der progressiven Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2 bleibt trotz der verfügbaren pharmakologischen Optionen in vielen Fällen eine Herausforderung. Häufig erfordert das Erreichen und Aufrechterhalten einer ausreichenden Glykämiekontrolle ein multimodales Behandlungskonzept und die Kombination unterschiedlicher pharmakologischer Wirkansätze [5]. Während Konsens über den Einsatz von Metformin als medikamentöse First-Line-Therapie besteht [7], werden bei der Therapieintensivierung mit einer Add-on-Gabe weiterer Antidiabetika patientenindividuell verschiedene antihyperglykämische Substanzen eingesetzt [5]. Mit den SGLT-2-Inhibtoren steht seit kurzem eine weitere antidiabetische Substanzklasse zur Verfügung, die sich vom Wirkprinzip anderer bisher in der Praxis eingesetzter Antidiabetika abgrenzt durch a) ihren Ansatzpunkt an der Niere mit Induktion einer therapeutischen Glukosurie und b) die Insulinunabhängigkeit des Mechanismus, die den Einsatz in jeder Diabetes-Phase erlaubt [6]. Die Ergebnisse aus Phase-III-Studien bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zeigen für den SGLT-2-Inhibitor Canagliflozin sowohl in der Monotherapie als auch in der Kombination mit anderen Antidiabetika (OAD-Zweifachkombination, Triple-Therapie und Kombinationsbehandlung mit Insulin) klinisch relevante Absenkungen von HbA1c- und Plasmaglukosewerten bei einem gleichzeitig niedrigen Hypoglykämierisiko. Weitere unter Canagliflozin beobachtete Begleiteffekte sind die Gewichtsreduktion und eine moderate blutdrucksenkende Wirkung [3, 8, 11, 12]. Schernthaner et al. haben die Effekte der Substanz Canagliflozin mit dem DPP-4-Hemmer Sitagliptin in der Dreifachkombinationstherapie bei 755 Patienten mit Typ-2-Diabetes über 52 Wochen verglichen [11]. DPP-4-Inhibitoren hemmen den Abbau des körpereigenen Inkretins Glucagonlike Peptid 1, wodurch postprandial die Insuli-

nausschüttung gesteigert wird. Die Vertreter dieser Substanzklasse gelten als gewichtsneutral und zeichnen sich ebenso wie die SGLT-2-Inhibitoren durch ein geringes Hypoglykämierisiko aus [7]. In der 52-wöchigen Vergleichsstudie bewirkte Canagliflozin in der 300-mg-Dosierung gegenüber dem DPP-4-Hemmer Sitagliptin (100 mg) eine effektivere Glykämiekontrolle, gemessen anhand der Absenkung der HbA1c-Werte. Die blutzuckersenkende Wirkung von Canagliflozin kann mit einer moderaten Reduktion des Blutdrucks als auch mit einer Gewichtsabnahme einhergehen [11]. Eine größere und ebenfalls 52-wöchige Phase-IIIStudie liefert weitere Daten zum direkten Vergleich zwischen Canagliflozin und Sitagliptin in der Zweifachkombinationstherapie mit Metformin [9]. Der folgende Beitrag stellt die wichtigsten Ergebnisse aus dieser oralen Zweifachkombinationsstudie vor.

Add-on zu Metformin: 52-WochenDaten mit Canagliflozin vs. Sitagliptin ▼ Eine randomisierte, doppelblinde und in einer ersten Phase placebokontrollierte Phase-III-Studie hat die Add-on-Therapie von Canagliflozin 100 mg, Canagliflozin 300 mg oder Sitagliptin 100 mg zu einer bestehenden Metformin-Behandlung bei Typ-2-Diabetes-Patienten mit unzureichender Glykämiekontrolle untersucht [9]. Einschlusskriterien für die Studienteilnahme waren neben der Diagnose Typ-2-Diabetes ein Alter zwischen 18 und 80 Jahren, eine unzureichende Glykämiekontrolle (HbA1c ≥ 7,0 % und ≤ 10,5 %) sowie eine stabile Metformintherapie über mindestens 8 Wochen (≥ 2000 mg pro Tag bzw. ≥ 1500 mg bei Unverträglichkeit höherer Metformin-Dosen). Die Studienteilnehmer erhielten zusätzlich zu ihrer vorbestehenden Metforminbehandlung einmal täglich entweder Canagliflozin 100 mg, Canagliflozin

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Tab. 1 Patienten mit Typ-2-Diabetes und stabiler Metformin-Behandlung: Einfluss einer Add-on-Therapie mit Canagliflozin 300 mg, Canagliflozin 100 mg oder Sitagliptin 100 mg auf die Glykämiekontrolle, den Blutdruck und das Körpergewicht. Veränderungen über 52 Wochen [9]. Parameter

RR syst.

Mittelwert zu Studienbeginn

LS-Mittelwert-Veränderung bis Woche 52

Differenz vs. Sitagliptin

CANA 300 mg

CANA 100 mg

Sitagliptin 100 mg

CANA 300 mg

CANA 100 mg

Sitagliptin 100 mg CANA 300 mg CANA 100 mg

128,7

128,0

128,0

– 4,7

– 3,5

– 0,7

– 4,0*

– 2,9*

77,9

77,7

77,5

– 1,8

– 1,8

– 0,3

– 1,5‡

– 1,4‡

– 1,9

– 1,3

– 1,4

– 4,2 %

– 3,8 %

– 1,3 %

– 2,9 %*

– 2,4 %*

(– 3,7 kg)

(– 3,3 kg)

(– 1,2 kg)

(– 2,5 kg)

(– 2,1 kg)

(mmHg) RR diast. (mmHg) Pulsrate (Schläge pro Minute) Gewicht

85,4

88,7

87,6

(kg) HbA1c (%)

8,0

7,9

7,9

– 0,88

– 0,73

– 0,73

– 0,15†

0,00

Nü-PG

9,6

9,4

9,4

– 2,0

– 1,5

– 1,0

– 1,0*

– 0,5*

CANA = Canagliflozin; RR syst. = systolischer Blutdruck; RR diast. = diastolischer Blutdruck; Nü-PG = Nüchtern-Plasmaglukose; LS = Least Squares * p 

[Oral add-on therapy to metformin in type 2 diabetes mellitus: a direct comparison between canagliflozin and sitagliptin].

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