Fragen aus der Forschungspraxis

Die bunte Welt des Open-Access-Publizierens Open Access Publication’s Coloured World Was wird erklärt? Der Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Wege des OnlinePublizierens. Zudem wird erklärt, auf welchem Weg ein Autor erfahren kann, welche Rechte er in Bezug auf die Selbstarchivierung seiner wissenschaftlichen Arbeit hat. Die dabei gebräuchliche Farbkategorisierung und deren Bedeutung werden erläutert.

Publizieren in Zeiten des Internets !

Viele Jahrzehnte war die Lektüre von wissenschaftlichen Studien in der Regel ausschließlich dem Abonnentenkreis von Fachzeitschriften vorbehalten. Entsprechende Zeitschriften sind lange Zeit nur in Druckform erschienen. Der Wunsch eines jeden Wissenschaftlers, seine neu gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in der Wissenschaftswelt zu verbreiten und mit der Publikation der Forschungsergebnisse eine möglichst große Leserzahl zu erreichen, konnte damit nur in den wenigsten Fällen erfüllt werden. Gänzlich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Verbreitung von Informationen und Wissen haben sich mit der Entwicklung des Internets eröffnet. Beispielsweise können Fachzeitschriften ihren Abonnenten wissenschaftliche Artikel zusätzlich zum Druckexemplar auch als Online-Versionen zur Verfügung stellen. Dies geschieht zum Teil bereits kurze Zeit nach Freigabe des Manuskripts durch den korrespondierenden Autor, noch ehe die Druckversion erschienen ist. In diesem Fall spricht man von eFirst-Publikationen.

Open-Access-Bewegung !

Die „Budapest Open Access Initiative“ (BOAI) wurde im Rahmen einer Tagung in Budapest 2001 von amerikanischen und europäischen Wissenschaftlern gegründet. Ziel der BOAI ist es, wissenschaftliche Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit ohne Beschränkungen frei zugänglich zu machen. Das heißt, dass Studien und Fachzeitschriften nicht nur per Abonnements käuflich erworben werden

können, sondern kostenlos zur Verfügung stehen sollen. Mit der Unterzeichnung der in der Folge entstandenen Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen aus dem Jahr 2003 haben neben internationalen auch eine Vielzahl an wichtigen deutschen Forschungsinstitutionen, wie beispielsweise die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-PlanckGesellschaft und die Hochschulrektorenkonferenz, ihr Anliegen formuliert, die wissenschaftliche Kommunikation durch die uneingeschränkte Verbreitung von Forschungsergebnissen sowie Wissen voranzutreiben und dafür das Internet als Medium der Open-Access-Bewegung zu fördern.

Wege des Open-AccessPublizierens !

Es gibt verschiedene Wege, auf denen wissenschaftliche Studien via Internet der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden können.

Der goldene Weg Seit einigen Jahren gibt es sogenannte Open-Access-Zeitschriften, die wissenschaftliche Studien ausschließlich online veröffentlichen, für jeden Leser frei zugänglich und kostenlos. Somit werden diese Zeitschriften dem Grundgedanken der Open-Access-Bewegung vollständig gerecht. Damit auch bei so erscheinenden Publikationen ein hoher qualitativer Standard gesichert werden kann, wird bei Open-Access-Zeitschriften ebenso wie bei klassischen wissenschaftlichen Fachzeitschriften ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen bevor eine Veröffentlichung stattfindet. Bei einer Publikation auf diesem Weg, der auch als goldener bezeichnet wird, werden in den meisten Fällen Publikationsgebühren vom Autor verlangt, sogenannte article processing charges. Je nach Verlag und Zeitschrift liegen die Kosten dafür meist bei Festpreisen zwischen 400 und 2100 € pro Artikel. Vor der Einreichung eines Manuskripts bei einer Open-Access-Zeitschrift sollte darauf geachtet werden, dass diese im „Web of Science“ unter Journal Citation Reports® gelistet

ist, da man bei denjenigen Zeitschriften von seriösen Angeboten ausgehen kann.

Der grüne Weg Die Verbreitung und Vervielfältigung von Beiträgen durch einen Autor selbst ist eine weitere Methode des Open-AccessPublizierens und wird als grüner Weg bezeichnet. Genutzt werden dazu meist Online-Archive. Diese sind Internetnutzern ebenfalls frei und kostenlos zugänglich. Da mit Einreichung eines Manuskripts und der Zustimmung zur Veröffentlichung einer Studie in einer Fachzeitschrift das Copyright in den meisten Fällen beim Verlag liegt, muss vor Speicherung und Freigabe einer Studie in einem Online-Archiv geprüft werden, welche Vorgaben der jeweilige Verlag macht. Verlage unterscheiden sich dahingehend, ob Versionen einer Publikation via OpenAccess vom Autor zur Verfügung gestellt werden dürfen oder nicht. Dabei wird differenziert zwischen Pre-Print-Versionen von Dokumenten, wobei es sich um Manuskriptentwürfe handelt, die vor einer Begutachtung erstellt worden sind, und Post-Print-Dokumenten, also nach der Begutachtung erstellte Endfassungen einer Veröffentlichung.

SHERPA/RoMEO-Liste & Farbkategorien Die von SHERPA-Organisation herausgegebene und geführte RoMEO-Liste (http://www.sherpa.ac.uk/romeo/) gibt Auskunft darüber, was welche Verlage einem Autor hinsichtlich der Selbstarchivierung seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen erlauben. Die Liste gibt einen sehr guten und stets aktuellen Überblick über die Copyright-Bestimmungen der Verlage hinsichtlich der Nutzung von Online-Archiven, ist allerdings nicht rechtsverbindlich. Im Zweifelsfall sollten Informationen direkt beim Verlag erfragt werden. Um die Kommunikation darüber, was Verlage den Autoren an Rechten einräumen, zu erleichtern, wird eine Farbkategorisierung verwendet. Sogenannte grüne Verlage gestatten die Archivierung von PrePrint- und von Post-Print-Dokumenten. Blaue Verlage erlauben die Selbstarchivierung von Post-Print-Dokumenten, gelbe Verlage hingegen nur die von Pre-Print-

Gawlytta R. Die bunte Welt … Psychother Psych Med 2014; 64: 290–291 · DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1370086

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Fragen aus der Forschungspraxis

Fazit für die Praxis

500

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Anzahl der Verlage

450

481

430

350

weiße Verlage

300

gelbe Verlage

250

blaue Verlage

200

grüne Verlage

150 100

109

50 0 zunehmende Autorenrechte bezüglich Selbstarchivierung

Abb. 1

Art der in der SHERPA/RoMEO-Liste geführten Verlage (Stand: 15.05.2014).

Dokumenten. Von weißen Verlagen wird die Selbstarchivierung gar nicht gestattet. " Abb. 1 ist dargestellt, wie viele der In ● aktuell 1520 in der SHERPA/RoMEO-Liste aufgeführten Verlage jeweils den entsprechenden Farbkategorien zugeordnet sind (Stand: 15.05.2014).

Literatur 1 Björk B-C, Welling P, Laakso M et al. Open Access to the Scientific Journal Literature: Situation 2009. PLoS ONE 2010; 5: e11273; Doi: 10.1371/journal.pone.0011273 2 Frank M. Open but not free – Publishing in the 21st century. N Engl J Med 2012; 368: 787 – 789 3 Laakso M, Welling P, Bukvova H et al. The Development of Open Access Journal Publishing from 1993 to 2009. PLoS ONE 2011; 6: e20961; Doi: 10.1371/journal.pone. 0020961

In den letzten Jahren hat sich die Online-Bereitstellung von wissenschaftlichen Arbeiten nicht zuletzt durch die aufstrebende Open-Access-Bewegung enorm weiterentwickelt. Wenn die eigene Studie nicht bei einer Open-Access-Zeitschrift publiziert wurde, besteht die Möglichkeit, sie in einem Online-Archiv frei zur Verfügung zu stellen. Damit dabei keine Copyright-Verletzungen begangen werden, sollte genau geprüft werden, welche Rechte dem Autor vom Verlag, bei dem die Studie primär publiziert wurde, zugestanden werden.

Romina Gawlytta, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena, Stoystraße 3, 07740 Jena, E-Mail: romina. [email protected]

Gawlytta R. Die bunte Welt … Psychother Psych Med 2014; 64: 290–291 · DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1370086

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