Kim. Mb!. Augenheilk. 198 (1991) 411

Okulärer Vasospasmus Tell 1: Funktionelle Durchblutungsstorungen im visuellen System, eine Arbeitshypothese J. Flammer, Ch. Prünte

Zusammenfassung

Damit stand die Frage offen, ob eine funktionelle Dysregulation irn Sinne von Vasospasmen auch im

visuellen System vorkommt und ob soiche vermutete

Vermehrte, funktionelle Durchblutungsstorungen leichten Grades an den Händen wurden sowohl bei Patienten mit Normaldruckglaukom wie auch bei Patienten mit anderweitig ungeklarten Gesichtsfeldstorungen beobachtet. Die teilweise Stimulierbarkeit dieser Gesichtsfeldausfälle und die Verbesserung durch eine Therapie haben zur Vermutung von Vasospasmen im visuellen System gefuhrt. Die Topographie dieser

Spasmen auch andere Symptome hervorrufen.

vermuteten Spasmen ist noch nicht gekiart; doch

unterstUtzt, daB solche Ausfalle mindestens teilweise provozierbar sind, bei den einen Patienten durch psychische StreB-Situationen, bei anderen durch Kalteapplikation (9). Weiter konnten wir zeigen, daB mindestens em Teil dieser Ausfälle reversibel ist, wenn wir die Vasospasmen behan-

scheint eine Minderperfusion der pralaminaren Schicht der Papille als sehr wahrscheinlich. Die Therapie solcher Spasmen ist schwierig, aber in recht vielen Fallen moglich. Ocular Vasospasm Part 1: Functional Disturbance of Circulation in the Visual System — a Working Hypothesis

Wir haben dann in den folgenden Jahren in unserer Poliklinik eine groBe Zahi von Patienten mit Gesichtsfeldausfällen und gleichzeitig peripheren Vasospasmen gefunden. Diese Gesichtsfeldausfalle sind wahrscheinlich durch Spasmen im visuellen System bedingt. Diese Annahme wird vor allem durch die Beobachtung

deln (3, 8, 10). Das bedeutet, dalI, wenn die peripheren Vasospasmen verschwinden, in einem hohen Prozentsatz auch das Gesichtsfeld besser wird. Bei morphologischen Veranderungen, wie einer ausgepragten Papillenexkavation, ist die Reversibilitat beschrankt. Die Behandlung ist noch recht schwierig und muB individuell gestaltet werden

Patients with normal-tension-glaucoma and with visual field defects of non-known origin, often suffer from mild vasospasm in the fingers. The observation of the fact that such visual field defects can often be provocated by coldness or emotional stress and that these defects can very often be reduced by a treatment of the vasospasm led to the hypothesis that a functional dysregulation of the circulation in the visual

(8). Sie solite unter kapillarmikroskopischer Kontrolle

laBte uns, soiche Patienten systematisch mit Hilfe der Ka-

ren, aber bulbusnahen BlutgefaBen haben gezeigt, daB die

durchgefuhrt werden. In Frage kommen Calcium-Antagonisten oder Serotonin-2-Antagonisten. In gewissen Fallen

(z.B. bei Kindern unter starkern StreB) haben wir auch mit Betablockern Erfoig gehabt.

Die Gesichtsfeldausfälle sind fast immer beidseitig, aber nicht symmetrisch. Damit kommen wir zur Frage der Topographie der vermuteten Vasospasmen. system might occur. Wir wissen heute noch nicht, wo diese vorkommen. Auf Grund der physiologischen Gegebenheiten der Durchblutung des Auges und der Art der Gesichtsfeldausfälle ist es Phelps (11) beschrieb den Zusammenhang wahrscheinlich, daB die Durchblutung der pralaminaren von Migrane und Normaldruckglaukom. Wir haben die Schicht der Papilla nervi optici gestort wird. Diese kann klinische Beobachtung gernacht, daB Patienten mit Nor- heute aber noch nicht befriedigend gemesseri werden. Aus maldruckglaukom gehauft unter peripheren Durchblu- diesem Grunde haben wir mit Hilfe der Indocyaningruntungsstörungen (2) leiden. Diese Durchblutungsstorungen Videoangiographie die Durchblutung der Cliorioidea stusind leichten Grades und stören den Patienten nicht. Es diert und in Einzelfällen Storungen gefunden. handelt sich vor allem urn Angabe von gehauft kalten In vitro-Studien an isolierten extraokuläHanden und gelegentlich auch Ful3en (4—6). Dies veran-

pillarmikroskopie zu untersuchen. Eine systematische physiologischen Vorbedingungen für Spasmen im okuläAnalyse hat dann bestatigt, daB Normaldruckglaukom- ren Kreislauf gegeben sind (12). Damit vermuten wir heuPatienten gehauft unter funktionellen Durchblutungssto- te, daB an verschiedenen Orten, wahrscheinlich aber vor rungen (Vasospasmen) an den Akren leiden (1, 4, 7).

Kim. Mbi. Augenheilk. 198 (1991) 411—418

1991 F. Enke Verlag Stuttgart

allem in den ziliaren GefäBen, Spasmen vorkommen kOnnen und daB soiche Spasmen wahrscheinlich durch eine Endotheldysfunktion bedingt sind (12). Die normale und unter physiologischen Bedingungen kontinuierlich statt-

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Universitats-Augenklinik Basel (Vorsteher: Prof. Dr. J. Flammer)

412 KIm. MO!. Augenheilk. 198 (1991)

J. Flammer, Ch. PrUnle und Mitarb.

findende Freisetzung von muskeirelaxierenden Stoffen aus

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Weitere Beobachtungen an Patienten soden Endotheizellen wird wahrscheinhch vorubergehend wie Studien irn Labor sind notwendig, urn das Phanomen unterdruckt. der Spasrnen im okularen Kreislauf besser zu verstehen.

[Ocular vasospasm. 1: Functional circulatory disorders in the visual system, a working hypothesis].

Patients with normal-tension-glaucoma and with visual field defects of non-known origin, often suffer from mild vasospasm in the fingers. The observat...
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