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Neue Entwicklungen für die Facharztprüfung Für alle klinischen Sonderfächer sind Facharztprüfungen in Österreich seit dem Jahre 2002 gesetzlich etabliert. Die österreichische Ärztekammer erfüllt diesen Gesetzesauftrag in enger Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Ein fachspezifischer Prüfungsausschuss ist für den Aufbau, die Weiterentwicklung und Wartung der Fragen sowie für die Beurteilung der Prüfung verantwortlich [1]. Basierend auf den nunmehr langjährigen Erfahrungen der bis dato sehr erfolgreich abgehaltenen Prüfungen und dem Feedback der Kandidatinnen und Kandidaten wurde nun ein völlig neues Konzept einer rein elektronisch basierten Prüfung erarbeitet. Die erstmalige Durchführung erfolgt im Herbst 2014. In Zusammenarbeit mit der Akademie der Ärzte (der österreichischen Ärztekammer) wurden initial geeignete Anbieter von elektronisch basierten Prüfungen evaluiert. Die Wahl fiel auf die IQuL GmbH, welche über langjährige Erfahrung, ein Qualitätsmanagement mit Nachweis der Rechtskonformität, die Verwendung fortschrittlicher, sicherer Technologie und positive Referenzen an zahlreichen Universitäten und Hochschulen verfügt [2]. Gemeinsam mit der IQuL GmbH wurde ein für die Dermatologie geeignetes Präsentationsformat entwickelt. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden im Rahmen der vierstündigen Prüfung 50 dermatologische Probleme auf der Grundlage von narrativen Beschreibungen, klinischen und histopathologischen Abbildungen, Laborbefunden und weiteren Hilfsbefunden (z. B. Videos von Ultraschalluntersuchungen) lösen (Key-Feature-Fälle). Zu den klinischen ­Vignetten werden jeweils zwischen drei und fünf Fragen aus dem thematischen Umfeld gestellt. Unverändert bleibt ­vorerst der Modus der Antworten (single best choice). Alle klinischen Fälle wurden unter dem Aspekt der Praxisrelevanz und Bedeutung für das Fach ausgesucht. Die Entwicklung der Fragen wird dabei durch das elektronische System Q[kju:] maßgeblich unterstützt. Ein Hauptverantwortlicher (Koordinator) nominiert geeignete Kolleginnen und Kollegen des Fachbereiches als Fragenautoren. Diese werden über die Prüfungsplattform eingeladen um Prüfungsfragen zu erstellen. Die Beurteilung, Redaktion und Validierung der Fragen erfolgt ausschließlich über die Prüfungsplattform, die durch Verschlüsselungstechnologien und individuelle Passworte geschützt sind (Need-to-knowPrinzip). Durch diese Vorgehensweise ist der tatsächliche

Prüfungsdatensatz auch nur einer möglichst kleinen Personengruppe bekannt. Die oft schwierige Koordination von persönlichen Treffen zur Entwicklung des Fragenbestandes kann somit auf ein Minimum reduziert werden. Bei der eigentlichen Prüfung werden die Kandidatinnen und Kandidaten mit speziellen Prüfungslaptops ausgestattet. Die Räumlichkeiten werden vor der Prüfung entsprechend vorbereitet, d. h. es wird durch die betreuende Firma ein mobiles, verschlüsseltes Funknetzwerk installiert und mit einem Prüfungsserver verbunden. Die Sequenz der Fragen und der Antworten erfolgt für jeden Teilnehmer randomisiert unterschiedlich. Die Bedienung des Systems ist einfach und sollte bei basalen Grundkenntnissen intuitiv sein. Der große Vorteil zu den vorangegangenen Prüfungen ist die Darstellung von hochqualitativen klinischen Abbildungen in Kombination mit den relevanten Zusatzbefunden, welche ein der Realität nahes Lösen klinischer Probleme verlangen. Die Prüfungsergebnisse werden sofort im Anschluss an die Prüfung in die Prüfungsplattform der Ärztekammer übertragen. Im Rahmen einer qualitätssichernden Konferenz wird abschließend jede einzelne Frage mit Hinblick auf die gegebenen Antworten reevaluiert. Die individuellen Prüfungsergebnisse werden jedoch der wissenschaftlichen Fachgesellschaft nicht mitgeteilt. Die Kommunikation des Prüfungsergebnisses (bestanden vs. nicht bestanden) erfolgt direkt zwischen Ärztekammer und Kandidatin bzw. Kandidat. Zusammenfassend erhofft sich die österreichische Fachgesellschaft für Dermatologie und Venerologie (OEGDV) durch die dargestellte Innovation eine deutliche Verbesserung der praxisbezogenen Relevanz der Facharztprüfung. Das elektronische Medium bietet zudem noch zahlreiche Möglichkeiten für Anpassungen in den kommenden Jahren, wie z. B. die Durchführung von elektronischen OSCE- oder OSPE-Prüfungen (Objective Structured Clinical/Practical Evaluation). Michael Binder Korrespondenzanschrift a.o. Univ. Prof. Dr. Michael Binder Leiter der österreichischen Akademie für ­Dermatologische Fortbildung der OEGDV Vorsitzender des Prüfungsausschusses E-Mail: [email protected]

Literatur 1 2

Arztprüfungen der österreichischen Ärztekammer Grundlagen 2011: Teil 1. http://tinyurl.com/pj6oxmz. IQuL GmbH Webseite. http://www.iqul.de.

© 2014 Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Published by John Wiley & Sons Ltd. | JDDG | 1610-0379/2014/1212

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[New developments for the board examination].

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