Editorial 145

Bedarf an rehabilitativen Angeboten für pflegende Angehörige

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0035-1550023 Rehabilitation 2015; 54: 145 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0034-3536 Korrespondenzadresse Dr. Ferdinand Schliehe An der Blankenburg 18 49078 Osnabrück [email protected]

Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen ist in den zurückliegenden Jahren deutlich gestiegen und wird weiter ansteigen. Wie u. a. das Statistische Bundesamt aufgezeigt hat, wird ein großer Anteil der pflegedürftigen Menschen zu Hause von den Angehörigen gepflegt. Durch die erheblichen, oft jahrelangen Belastungen der Angehörigen wird nicht nur deren Gesundheit gefährdet oder beeinträchtigt, sondern auch ihre Fähigkeit und Bereitschaft zur Pflege eingeschränkt. Das heben Hertle et al. mit ihrem Beitrag in d ­ iesem Heft hervor und setzen sich mit präventiven und rehabilitativen Angeboten für pflegende Angehörige auseinander. Sie führten eine Bestandsaufnahme über vorhandene oder mögliche stationäre Reha-Angebote durch. Derzeit ist die Zahl der Einrichtungen, die bereits spezielle Maßnahmen anbieten können, noch sehr begrenzt. Die strukturellen Voraussetzungen für die Entwicklung von Angeboten in den Einrichtungen werden zwar positiv eingeschätzt. Es werden zugleich aber auch erhebliche organisatorische Zugangsbarrieren und eine geringe Inanspruchnahme konstatiert. Die weiteren Beiträge beziehen sich auf unterschiedliche Themen und Forschungsansätze. Die Studie von Buchholz et al. gibt einen systematischen Überblick über Messinstrumente zur Operationalisierung der ICF bei psychischen Störungen. Aus 440 Abstracts, zum Teil mit Volltexten, aus wissenschaftlichen Datenbanken und Kongressberichten wurden 8 Instrumente zur Fremd- und Selbsteinschätzung einbezogen und verglichen. Auch die multizentrische Studie von Schenk zu Schweinsberg et al. bezieht sich auf ein ICF-basiertes Instrument. Der „ICF Measure of Participation and ACTivities ques­ tionnairescreener“ (IMPACT-S) wurde ins Deutsche übersetzt und am Beispiel von Schlaganfallpatienten der Rehabilitationsphasen C und D validiert. Mit einem speziellen Thema in sozialmedizinischem Kontext befassen sich Walter et al. Sie untersuchen am Beispiel von Personen, die einen Antrag auf Rente wegen Erwerbsminderung aufgrund psychischer Erkrankungen gestellt haben, u. a. den Einfluss von Fragebogeninstruktionen auf das Antwortverhalten. Ein weiteres Thema mit sozialmedizinischem Bezug behandeln Spanier et al. Sie gehen der Frage nach, inwieweit administrativ verfügbare Daten in Verbindung mit Daten aus einer Befragung geeignet sind, einen Rehabilitationsbedarf zu erkennen. Ihnen zufolge kann der Begutachtungs­

prozess des sozialmedizinischen Dienstes mit derartigen Verfahren unterstützt werden. Höder und Deck untersuchen Informationstexte für Rehabilitanden. Sie analysieren Texte verschiedener Institutionen wie Leistungsträger, Patientenorganisationen und Rehabilitationseinrichtungen im Hinblick auf ihre Verständlichkeit für Rehabilitanden und vergleichen sie mit einer selbstverfassten Broschüre. Insgesamt werden die auf die Rehabilitation vorbereitenden Texte als zu schwierig angesehen. Deshalb wird für die Abfassung solcher Texte eine professionelle Unterstützung empfohlen. Meschnig et al. beschäftigen sich in einer explorativen „Mixed-Method-Studie“ mit dem Abbruch­ risiko bei beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen der Deutschen Rentenversicherung am Beispiel von 2-jährigen Vollzeitmaßnahmen. Ein Abbruch lässt sich den Autoren zufolge zwar nur schwer vorhersagen; sie sehen aber Verbesserungspotenziale in der Zuweisungspraxis, dem Maßnahmeverlauf sowie in der Aufgabenverteilung. In einer weiteren explorativen Studie setzt sich Schwarz am Beispiel verschiedener Formen der orthopädischen Rehabilitation mit der Zuweisungspraxis auseinander. Dazu werden neben typisierten Problemlagen vor allem auch Zuweisungs- und Behandlungspfade erstellt. Claus und Ried analysieren im Rahmen einer Entscheidungsbaum-Analyse die erwarteten Kosten, die für Reha-Einrichtungen durch Präventionsmaßnahmen gegen MRSA entstehen. Da Rehabilitationseinrichtungen derzeit keine Vergütung für entsprechende Präventionsmaßnahmen erhalten, falle der finanzielle Anreiz für ein Aufnahmescreening gering aus, so die Autoren. Sie plädieren deshalb für eine Anpassung des Ver­ gütungs­systems.

Nachruf:  Unsere langjährige Redaktionsassistentin Margitta Wallner ist im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit am 12. März 2015 gestorben. Frau Wallner, die von 1980 bis 2010 bei der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes mitgestaltete hat sich zugleich in einem besonderen Maße für unsere Zeitschrift engagiert und ihre Entwicklung begleitet. Sie hat die Herausgeber stets kompe­ tent unterstützt und mit ihrer großen Erfahrung und sprachlichen Begabung zu einer hohen Qua­ lität der redaktionellen Arbeit beigetragen. Wir ­werden sie in dankbarer Erinnerung behalten. Die Herausgeber

Schliehe F. Bedarf an rehabilitativen Angeboten …  Rehabilitation 2015; 54: 145

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Need of Rehabilitation Services for Family Caregivers

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