Editorial

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Moderne Krebstherapie: aktueller Stand und zukünftige Entwicklung Modern anti-cancer therapy: current state and future developments

Die Faszination und die Breite unseres Fachgebiets spiegelt auch der diesjährige Jahreskongress der deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften wider, der vom 10. bis 14.10 in Hamburg stattfindet.Wissenschaftliche Schwerpunkte des Kongresses sind die malignen Lymphome und die Immuntherapie. Bei den malignen Lymphomen sind durch die Erkenntnisse zur molekularen Pathogenese und die daraus resultierende differenzierte Subtypisierung Fortschritte erzielt worden, die zu einer Fülle neuer molekularer Therapeutika von Antikörpern bis zu small molecules mit beeindruckenden Therapieergebnissen geführt haben. Diese Aspekte werden im vorliegenden Heft im Beitrag „Hochmaligne B-Zell-Lymphome“ von Schmitz et al. dargestellt. Auch im Bereich der soliden Tumoren haben sich viele Fortschritte ergeben. Dies zeigt z. B. der Artikel von Michl et al., der Therapie und Überlebensrate beim metastasierten kolorektalen Karzinom in zwei verschiedenen Zeitabschnitten vergleicht und die aktuellen Verbesserungen beschreibt. Eindruckvoll ist auch der Beitrag zur Entwicklung der aktuellen Therapiekonzepte beim kast-

rationsresistenten Prostatakarzinom: Neue Ansätze umfassen Zytostatika, auf den Testosteronrezeptor zielende Substanzen, zielgerichtete Radiopharmazeutika und die Immuntherapie. Die Immuntherapie stellt überhaupt das zweite Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses dar. Seit vielen Jahren wissenschaftlich untersucht, zeigen sich nun auch klinisch überzeugende Ergebnisse, zunächst beim malignen Melanom, aber in kurzer Folge auch bei anderen Tumorentitäten wie dem Nierenzellkarzinom, dem Blasenkarzinom, dem Mammakarzinom und bei hämatologischen Neoplasien. Das Spektrum der Ansätze reicht von der zellulären Immuntherapie bis hin zum Antikörper-basierten Eingriff in die sogenannte Immun-Checkpoint-Kontrolle, deren Inhibition zu einer verstärkten Aktivierung von zytotoxischen T-Zellen gegen Tumorzellen führt. Aktuelle Fragen umfassen die Definition von Biomarkern als Prädiktoren für Patienten, die gut auf eine Immuntherapie ansprechen, und die Kontrolle der z. T. ungewöhnlichen autoimmunen Nebenwirkungen.

Prof. Dr. C. Bokemeyer

Prof. Dr. W. Hiddemann

Auch die Immuntherapie wird sich wie alle neuen Verfahren in multidisziplinäre Konzepte einordnen müssen. Dass dies selbst bei etablierten Verfahren wie der Chemo- und Strahlentherapie nicht immer einfach ist und kontrovers diskutiert wird, zeigt der Pro-und-Contra-Beitrag zur Induktions-Chemotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren im vorliegenden Heft. In der Summe wecken die neuen Entwicklungen viele Hoffnungen, aber mit jedem Fortschritt rücken auch wieder neue Fragen zur Optimierung von Wirksamkeit und Reduktion von Nebenwirkungen in den Vordergrund. Daher freuen wir uns, dass sich dies nicht nur in den Beiträgen des vorliegenden Schwerpunktheftes widerspiegelt, sondern dass diese Themen auch auf dem Jahreskongress unserer Fachgesellschaften in Hamburg diskutiert werden.

Prof. Dr. Carsten Bokemeyer

Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann

C. Bokemeyer1 W. Hiddemann2 Hämatologie, Onkologie Editorial

Institut 1 II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 2 III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern Bibliografie DOI 10.1055/s-0034-1387350 Dtsch Med Wochenschr 0 2014; 1390 0:2067 · © Georg Thieme Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721439-4 13 Korrespondenz Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer II. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum HamburgEppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg eMail [email protected]

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Die medikamentöse Therapie solider Tumoren und hämatologischer Neoplasien hat in den letzten Jahren nicht nur ständig an Bedeutung gewonnen, sie ist auch gleichzeitig umfangreicher und differenzierter in ihren Inhalten geworden. Dabei geht es nicht mehr nur um alleinige Chemotherapie. Die molekulare Charakterisierung maligner Tumoren hat zu einer Vielzahl sogenannter zielgerichteter Therapien geführt, die Rezeptorexpression, Aktivierung von Proteinen durch Genmutation oder pathologisch überexprimierte Proteine in Signalwegen als Zielstrukturen der Krebstherapie nutzen. Die Vielfalt der verfügbaren Therapiemöglichkeiten ist aber auch ein Grund für die Breite des Fachgebiets Hämatologie und Medikamentöse Onkologie: Heute bedarf es eines umfassenden Wissens zur Pathogenese und molekularen Charakterisierung von Krankheitsentitäten, zum stadiengerechten Einsatz medikamentöser Therapien, zur Einordnung in interdisziplinäre Konzepte sowie zu Nebenwirkungen, Begleittherapie bis hin zu den Möglichkeiten der Palliation. Kaum ein anderes Fachgebiet ist derart geprägt von wissenschaftlicher biologischer Grundlagenforschung, von der Übertragung und Bestätigung neuer Ergebnisse in komplexen und statistisch z. T. ausgefeilten Studien bis hin zur empathischen Betreuung von Patienten in einer existenziellen Ausnahmesituation aufgrund ihrer bösartigen Erkrankung.

[Modern anti-cancer therapy: current state and future developments].

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