Berichte der Arbeitsgemeinschaften Pathologe 2013 · [Suppl 2] · 34:299–301 DOI 10.1007/s00292-013-1804-z Online publiziert: 8. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

A. Roessner1 · S. Scheil-Bertram2 1 Institut für Pathologie, Universitätsklinikum, Magdeburg 2 Institut für Pathologie und Zytologie, Dr. Horst Schmidt Klinik GmbH, Wiesbaden

Sitzungsbericht der AG Orthopädische Pathologie zur DGP-Tagung am 26. Mai 2013 In Heidelberg tagte die Arbeitsgemeinschaft Orthopädische Pathologie (AG) zum 5. Mal. Die Sitzung war gekennzeichnet durch eine große Auswahl von Beiträgen aus verschiedensten Forschungsgebieten im Bereich der orthopädischen Pathologie. In diesem Jahr gelang es der AG, neben neuen molekularen Aspekten der Weichteil- und Knochensarkome, auch therapeutische Aspekte hinsichtlich der optimierten autologen Chondrozytentransplantation vorzustellen und Einblicke in neue Techniken zur Proteinanalyse bei Osteosarkomen zu erhalten. H. Künstlinger („Identifizierung molekularer Zielstrukturen in myxoiden Liposarkomen zur Entwicklung neuer­ therapeutischer Strategien“): Zunächst wurde eine Studie aus Köln und Heidelberg zur Gen- und microRNA-Expression­ bei 16 myxoiden Liposarkomen vorgestellt. Liposarkome machen etwa 10–15% der Weichteilsarkome aus, aber die therapeutischen Optionen sind sehr limitiert. Targeted-Therapiestrategien, wie sie für andere Malignome etabliert sind, fehlen für diese Tumorentität. Die charakteristische FUS-CHOP-Translokation t(12;16) führt zu der Expression eines aberranten Transkriptionsfaktors, sodass die Expression zahlreicher anderer Gene hierdurch beeinflusst werden kann. Die Analyse ergab interessante miRNA-Kandidaten wie miR-29 und miR-181 bzw. in der Genanalyse TOP2A und FGFR2, die im Vergleich zum normalen Fettgewebe stark überexprimiert wurden. Immunhistochemisch konnte FGFR2-Expression im Tumorgewebe, nicht aber im normalen Fett nachgewiesen werden. Für die Inhibitionsex-

perimente mit Fibroblastenwachstumsrezeptorinhibitoren wie z. B. DOVITINIB (TKI258) oder BGJ398 wurden 2 Zelllinien vom myxoiden Liposarkom (MLS402 und MLS1765) inkludiert. Hieraus können sich möglicherweise diagnostische oder prognostische Biomarker bzw. therapeutische Targets ergeben. Weiterführende Studien zur klinischen Relevanz z. B. am Mausmodell stehen noch aus. M. Renner („MicroRNA Profiling in primären High-grade-eichgewebesarkomen“): Die Arbeitsgruppe um Frau Mechtersheimer zeigte in einer gemeinsamen Studie mit dem DKFZ Heidelberg und dem Pathologischen Institut Köln eine umfassende Studie zur miRNA-­ Expression bei 76 nicht neoadjuvant therapierten, primären High-gradeSarkomen. Aus Köln wurden 15 Sarkomzelllinien inkludiert. High-grade-Sarkome­ machen etwa 1% der adulten Malignome aus. MicroRNAs können auf verschiedene­ Weise Target-Gene beeinflussen und damit auch das Tumorwachstum regulieren. Insbesondere für das Synovialsarkom (miR-200-Familie), aber auch für das myxoide Liposarkom („tumorassociated“ miR-9, miR-9*) und das Leiomyosarkom (miR-133a, miR-133b, miR-1) konnten miRNA-Expressionsmuster gezeigt werden. Erstaunlicherweise clusterten 60 miRNAs in der chromosomalen Region 14q32.2, deren miRNA-Expressionsprofile das untersuchten Tumorkollektiv in 2 molekulare Subgruppen unterteilten (Renner et al., Genes Chromosomes & Cancer, 2012). Die miR-200-Familie­gilt als Regulator der epithelial-mesenchyma-

len Transition (EMT). Es konnte also ein völlig neues miRNA-Muster in diesen seltenen Tumoren gezeigt werden, die möglicherweise für die Entstehung dieser Tumoren relevant sind. Hieraus könnten sich Ansätze für Targeted-Therapiestrategien in High-grade-Sarkomen entwickeln. S.-T. Liffers („Salinomycin induziert den proapoptotischen NF-kB-Signalweg in Weichteilsarkomen“): Diese Studie aus Bochum und Duisburg-Essen hatte zum Ziel, beim fortgeschrittenen Weichteilsarkom durch die Kombination herkömmlicher Chemotherapeutika mit neuen Agenzien ein besseres Ansprechen des Tumors mit höherer Regression zu erreichen. Salinomycin wurde ursprünglich als Antibiotikum entwickelt. Seit 2009 (Gupta et al., Cell) ist auch eine inhibierende Wirkung dieses Antibiotikums auf Tumorstammzellen bekannt. In vitro wurde die Gabe von Salinomycin und Doxorubicin allein und in Kombination auf die Sarkomstammzellen mit Hilfe des Markers CD133 flowzytometrisch untersucht. Es wurden 3 Zelllinien (A204 aus einem Rhabdomyosarkom, HT-1080 als Fibrosarkommodell­ und SW872 aus einem Liposarkom) analysiert. Darüber hinaus wurden auch Caspase, NF-κB, p53 und PUMA untersucht. Hierbei konnte in vitro gezeigt werden, dass die Kombination von niedriger Salinomycindosis mit Doxorubicin ein besseres Ansprechen im Vergleich zu Doxorubicin allein ergab. Studien am Tiermodell hierzu stehen noch aus. T. Knösel („Verlust von P16(INK4a) indiziert eine Seneszenzbarriere und ist mit einem kürzeren Überleben in Weichgewebs- und Knochentumoren assoziiert“): Der Pathologe · Supplement 2 · 2013 

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Berichte der Arbeitsgemeinschaften P16(INK4a) ist ein wichtiger Faktor in der Karzinomentstehung und seine­ Expression ist mit der onkogeninduzierten­ Seneszenz verbunden. Als Mechanismus des Zellarrests zum Schutz des Gewebes ist die Seneszenz aus der serratierten Route beim Kolonkarzinom erforscht worden. Bei Weichgewebe- oder auch ossären Sarkomen ist hierzu bisher sehr wenig bekannt. In die Studie wurden 168 Sarkome aus der EORTC-Studie­ inkludiert. Am häufigsten fanden sich undifferenzierte pleomorphe Sarkome (UPS) mit 32,7%, gefolgt von Leiomyosarkomen (LMS), Synovialsarkomen (SyS) und Liposarkomen (LS) neben selteneren Sarkomen. Die Lokalisationen entsprachen etwa der erwarteten Verteilung mit dem größten Anteil im Bereich der Ex­ tremitäten (33%). An Multi-Tissue-Arrays mit je 3 Tumorarealen je Sarkom wurde die p16(INK4a)-Expression immunhistochemisch untersucht und ein Scoring von 0–3 durchgeführt. Als „low“ wurden negative Fälle mit Score 0, als „high“ positive­ Fälle mit einem Score von 1–3 eingeteilt. Die Ergebnisse wurden mit klinischpathologischen Parametern und dem Überleben korreliert. 89% der LS, 86% der LMS und 70% der UPS zeigten eine positive p16-Immunreaktivität. P16(INK4a) wurde hochreguliert in hochdifferenzierten Sarkomen und herunterreguliert in High-grade-Tumoren (G2 und G3). Der Verlust von p16 korrelierte mit einem kürzeren Überleben in der G2-Gruppe­ (n=48; p=0,02). In der LMS-Gruppe zeigten­ 72% eine p16-Positivität und ein besseres Überleben (p=0,028). Als diagnostischer Marker ist p16 bei der Frage Lipom vs. Liposarkom geeignet, was kürzlich auch von 2 anderen Gruppen gezeigt werden konnte (Gonzalez et al., Histopathology 2013 bzw. Thway et al., A J Surg Pathol 2012). P. Brunner („Auswertung von 214 Kiefer­osteosarkomen“): Osteosarkome des Kiefers machen nur 5% aller Osteosarkome aus und scheinen sich biologisch und klinisch von den übrigen Osteosarkomen zu unterscheiden. Studien hierzu sind selten und haben oft kleine Fallzahlen. Aus dem Baseler Knochentumorreferenzzentrum konnten 214 Kieferosteosarkome (136 mandibuläre und 78 maxilläre; mittleres Lebensalter 37 Jahre; mittleres

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Der Pathologe · Supplement 2 · 2013

Follow-up 59 Monate) der letzten 40 Jahre­ reevaluiert und mit klinisch-pathologischen Parameter korreliert werden. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 66,8%, die 10-Jahres-Überlebensrate 59,2%. Prognostisch wichtig waren der Tumorgrad (p=0,027; G1 zeigte eine 10-Jahres-Überlebensrate von 100% vs. 54% in der Highgrade-Gruppe), das Vorhandensein von Metastasen (p

[Minutes of the meeting of the Working Group on Orthopedic Pathology at the Congress of the German Society of Pathology on 26 May 2013].

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