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2002;97:365–6 (Nr. 6),  Urban & Vogel, München

DIAGNOSTIK IM BILD

Mediastinalemphysem bei Trichterbrust Christian F. Clarenbach1, Gunther H. Wiest1, Martin Dobritz2, Eckart G. Hahn1, Joachim H. Ficker1 1 Bereich

Pneumologie, Medizinische Klinik I, und 2 Institut für Diagnostische Radiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

in 20-jähriger Mann stellte sich mit thorakalen Schmerzen, einer ausgeprägten Schwellung im Halsbereich und mit Dysphagie vor. Die vorwiegend retrosternal und links thorakal lokalisierten Schmerzen waren 2 Tage zuvor unmittelbar nach einem Handstand aufgetreten. Bei der körperlichen Untersuchung fiel eine Trichterbrust auf, und die Halsweichteile stellten sich leicht eindrückbar geschwollen dar. Bei der Palpation fand sich ein feines Knistern des Gewebes vor allem über dem Jugulum im Sinne eines subkutanen Hautemphysems. Bei der Auskultation war ein pulssynchrones präkardiales Knistern zu hören (HammanZeichen). Radiologisch zeigten sich in der Computertomographie ein Hautund Weichteilemphysem im Bereich des Halses und der oberen Thoraxapertur (Abbildung 1) sowie ein ausgedehntes Mediastinalemphysem (Abbildung 2), wobei sich weder klinisch noch radiologisch Hinweise für eine Tracheal- oder Ösophagusruptur fanden. Ein Pneumothorax bestand nicht. Zusammenfassend bestanden also ein Pneumomediastinum und ein ausgeprägtes Hautemphysem, wobei ursächlich die Ruptur einer vorbestehenden subpleuralen Bulla unterstellt werden kann. Der dem Ereignis vorangegangene Handstand des Patienten kann aufgrund der damit verbundenen erheblichen intrathorakalen Drucksteigerung als Auslöser dieser Ruptur in Frage kommen. Beim Spontanpneumothorax finden sich häufig subpleurale Bläschen an der Lungenspitze. Diese sind wahrscheinlich ursächlich für die Entstehung des Pneumothorax. Vermutlich

Abbildung 1. CT, Schnittebene in Höhe der Lungenspitze (Mediastinalfenster, Schichtdicke 5 mm): Haut- und Weichteilemphysem beidseitig.

Med Klin 2002;97:365–6 DOI 10.1007/s00063-002-1167-3

Abbildung 2. CT, Schnittebene in Höhe der Sternoklavikulargelenke (Lungenfenster, Schichtdicke 5 mm): Mediastinalemphysem.

E

Weichteilemphysem

Mediastinalemphysem

Trachea

Lungenspitze

Trachea

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entstehen diese Bläschen im Rahmen des Körperwachstums durch ein Missverhältnis von Lungenwachstum und Wachstum des Thoraxskeletts durch Dehnung der apikalen Lungengewebe. Im Falle dieses Patienten mit einer ausgeprägten Trichterbrust kann vermutet werden, dass in ähnlicher Weise ein Missverhältnis von Lungenwachstum und Skelettwachstum zur lokalen Ausbildung von paramediastinalen subpleuralen Blasen geführt haben könnte. Die Ruptur einer solchen paramediastinalen subpleuralen Blase könnte im vorliegenden Fall zur Entwicklung des Mediastinalemphysems ohne Pneumothorax geführt haben. Bei unserem jungen Patienten bestand zu keinem Zeitpunkt eine Indikation zur Drainagetherapie, so dass wir ihn bei subjektiver Beschwerdefreiheit nach 2 Tagen entlassen konnten. Das spontane Pneumomediastinum ist eine seltene Erkrankung mit einer Häufigkeit von etwa 1 : 32 000 Krankenhausaufnahmen. Zu den typischen Beschwerden gehören neben Thoraxschmerzen und Nackenschmerzen auch Dyspnoe, ein näselnder Beiklang der Sprache – sog. Rhinolalie – und Schmerzen am Rücken oder in der Schulter. Der Verlauf ist meist sehr günstig; eine konservative Therapie ist in der Regel ausreichend.

Literatur 1. Abolnik I, Lossos IS, Breuer R. Spontaneous pneumomediastinum. A report of 25 cases. Chest 1991; 100: 93–5.

Korrespondenzanschrift Priv.-Doz. Dr. Joachim H. Ficker Bereich Pneumologie Medizinische Klinik I mit Poliklinik der Universität Krankenhausstraße 12 91054 Erlangen Telefon (+49/9131) 85-35245 Fax -35246 E-Mail: [email protected]

Clarenbach CF, et al. Mediastinalemphysem bei Trichterbrust Med Klin 2002;97:365–6 (Nr. 6)

Mediastinalemphysem bei Trichterbrust.

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