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Mediale Exposition und posttraumatische Belastungsstörung: Übersicht und Implikationen für die therapeutische Behandlung

Autoren

Georgios Paslakis, Holmer Graap, Yesim Erim

Institut

Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung, Universitätsklinikum der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Schlüsselwörter ▶ posttraumatische ● ­Belastungsstörung ▶ Fernsehen ● ▶ Trigger ● ▶ Re-Aktivierung ● ▶ Stress ●

Zusammenfassung

Abstract

Die Posttraumatische Belastungsstörung (engl.: posttraumatic stress disorder, PTSD) tritt als psychische Reaktion auf traumatisierende Situationen außergewöhnlicher Bedrohung auf. Insbesondere nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Einfluss der medialen Berichterstattung über Kriege und Terrorismus auf die psychischen Prozesse von Gesunden und der Frage, ob die mediale Exposition von Vor-Traumatisierten ein Trigger für eine Trauma-Re-Aktivierung sein kann, begonnen. Dabei fanden sich positive Assoziationen zwischen medialer Exposition und dem Vorliegen von PTSD-Symptomen. Die Dauer des Medienkonsums scheint dabei eine wichtige Variable zu sein. Für psychotherapeutisch Tätige bedeutet dies, dass sie besonders bei dieser Pa­ tientengruppe einen sorgsamen und selbstschützenden Umgang mit medialer Berichterstattung in der Behandlung zum Thema machen sollten.

The posttraumatic stress disorder (PTSD) is conceptualised as a psychological reaction upon traumatic events of distinct threat. Especially after the terrorists´ attacks of September 11th 2001, the scientific evaluation of the impact of media coverage of war and terrorism on mental functions of healthy individuals and the question whether the exposure of previously traumatised individuals to media coverage of war and disasters may act as a trigger for a trauma re-activation has begun in the US. There are positive associations between media exposure and the presence of PTSD symptoms. The amount (length) of media consumption appears to be a crucial variable to consider. Psychotherapists are asked to broach the issue of a careful and self-protecting handling of media coverage during therapy.

Key words ▶ posttraumatic stress ● ­disorder ▶ television ● ▶ trigger ● ▶ re-activation ● ▶ stress ●

eingereicht 26. Februar 2015 akzeptiert 14. April 2015 Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0035-1549962 Online-Publikation: 25.6.2015 Psychother Psych Med 2015; 65: 405–411 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0937-2032 Korrespondenzadresse PD Dr. med. Georgios Paslakis Psychosomatische und ­Psychotherapeutische ­Abteilung Unversitätsklinikum Erlangen Schwabachanlage 6 Erlangen 91054 [email protected]



Einleitung



Auch im 21. Jahrhundert erlebte die Welt folgenschweres von Menschenhand geschaffenes Unheil (Krieg, Terrorismus) und verheerende Naturkatastrophen. Kurz nach der Jahrhundertwende fanden die terroristischen Angriffe auf das World Trade Center in New York im Jahre 2001 statt und es folgten die Kriege in Afghanistan und im Irak 2003. Diese Reihe von verheerenden Ereignissen setzte sich fort mit dem Tsunami im Indischen Ozean im Jahre 2004, den Bombenanschlägen von Madrid und während des Boston Marathons 2004 und in London 2005, dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005. In den letzten Jahren verfolgte die Menschheit den Bürgerkrieg in Syrien und das schwere Erdbeben und den Tsunami im östlichen Japan 2011, den Hurrikan Sandy 2012, schließlich den Konflikt in der Ostukraine 2014 und die



weiter anhaltenden Gräueltaten der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Menschen, die solchen potenziell lebensbedrohlichen oder die körperliche Unversehrtheit ­massiv bedrohenden „man-made disasters“ oder Naturkatastrophen direkt ausgesetzt werden, ­ ­reagieren häufig mit intensiven Gefühlen von Schrecken, Furcht und Hilflosigkeit und laufen Gefahr, psychisch zu dekompensieren. Neben ­Depression und Angststörungen spielt dabei die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (posttraumatic stress disorder, PTSD) eine zentrale Rolle. Typischerweise beinhalten Symptome einer PTSD ein Wiedererleben des traumatischen Geschehens im Wachzustand und im Schlaf (Intrusionen und „flashbacks“, ­Albträume). Die Betroffenen leiden unter einem erhöhten Erregungsniveau mit Hypervigilanz und Schreckhaftigkeit, entwickeln eine emotionale

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Media Exposure and Posttraumatic Stress Disorder: Review and Implications for Psychotherapy

Taubheit und das Gefühl der Entfremdung von anderen Menschen und von der Welt. Regelhaft vermeiden sie Situationen, Handlungen und Dinge, die an das Trauma erinnern.

Regionale Katastrophen werden durch die Medien zu globalen Ereignissen



Die negativen Auswirkungen von Kriegen und Katastrophen in entfernten Teilen der Welt üben auch auf Menschen, die nicht unmittelbar davon betroffen werden, einen großen Einfluss aus [1]. Die mediale Berichterstattung macht es möglich, alles „hautnah“ mitzuerleben. Die Medien können regionale Katastrophen zu globalen Ereignissen verwandeln. Auf diese Weise können Kata­ strophen stellvertretend erlebt werden und zu kollektiven Traumatisierungen führen. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt konnten bspw. die Anschläge des 11. Septembers 2001 und deren Nachwirkungen über die Medien verfolgen. Sie konnten täglich und wochenlang Szenen beobachten, in denen Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers rasen, Menschen aus den brennenden Türmen in den Tod springen und die Türme schließlich in sich zusammenbrechen. Nach den wenig später initiierten Kriegshandlungen in Afghanistan und Irak lieferten die internationalen Medien der Welt unerschöpflich Bilder von kriegerischen Grausamkeiten (explodierende Bomben und schwerverletzte oder tote Soldaten). Ähnlich verhielt es sich mit den Verwüstungsbildern durch Naturkatastrophen oder die globale Verbreitung der aktuellsten Enthauptungsvideos der Organisation IS. Experimentelle Paradigmen lieferten bereits Hinweise darauf, dass die Exposition gegenüber Bildern mit Darstellungen von traumatisierenden Szenen das Auftreten intrusiver Gedächtnis­ inhalte induzieren kann [2]. Die Frage, ob derartige Ergebnisse auch außerhalb des Labors generalisierbar sind, blieb offen. Nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 hat im amerikanischen Sprachraum die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Einfluss der medialen Berichterstattung über Kriege und Terrorismus auf die psychischen Prozesse von Gesunden begonnen. Des Weiteren entstand die Frage, ob allein durch die Exposition von Vor-Traumatisierten (z. B. Soldaten) gegenüber einer medialen Berichterstattung von Kriegen und Katastrophen eine Re-Aktivierung des Traumas zustande kommen kann. In den gängigen psychiatrischen Klassifikationssystemen wird jedenfalls die mediale Exposition als Ursache einer PTSD nicht beschrieben. Das Ziel der vorliegenden Übersicht ist es, den aktuellen Wissensstand bezüglich der Effekte von medialer Exposition auf das Stresserleben von Gesunden zusammenzufassen und der Frage nachzugehen, inwiefern es durch die mediale Berichterstattung zu einer Re-Traumatisierung bei zuvor Traumatisierten kommen kann. Sichere Aussagen zur Kausalität sind aufgrund der aktuellen Datenlage nicht möglich. Schließlich wird darüber diskutiert, ob und welche Konsequenzen sich dadurch für die psychotherapeutische Praxis ergeben.

Effekte der medialen Berichterstattung über ­Katastrophen auf das Stresserleben von Gesunden



Die meisten bis dato publizierten Studien untersuchten den ­Einfluss der Berichterstattung über die Terroranschläge von New York auf das Stresserleben von Gesunden. Dabei war das Fernsehen das mit Abstand am häufigsten untersuchte Medium. Die Wissenschaftler untersuchten Kinder und Erwachsene und

­ arunter sowohl Opfer als auch Katastrophenhelfer oder die d ­Gesamtbevölkerung. Es handelte sich hauptsächlich um retro­ spektive querschnittliche Befragungen [3–5]; es sind nur einzelne longitudinale Studien publiziert worden und biologische Parameter der Stressaktivierung wurden in den Studien nur ausnahmsweise miterhoben [6, 7]. Die Dauer des Medienkonsums erwies sich dabei als wichtige Variable [8]. In einigen Studien wurde auch für konfundierende Variablen wie chronische Stressfaktoren, das Vorliegen von psychischen Komorbiditäten oder die Lebenszeitprävalenz für frühere Traumatisierungen kontrolliert. Während manche Studien die Auswirkungen der medialen Exposition in Bezug auf das Vollbild einer PTSD mittels klinischer Interviews untersuchten, beschränkten sich andere Studien auf das Auftreten von „Stresserleben“ (teilweise unklar definiert) bzw. „Symptomen einer PTSD“ (in der Regel erfasst durch Selbstauskunftsfragebögen). Insofern sind die Studien sowohl in Hinblick auf ihre Methodologie und den Einsatz der diagnostischen Instrumente als auch in Hinblick auf die untersuchten Zielvariablen heterogen.

Zwischen medialer Exposition und dem Vorhandensein von Symptomen einer PTSD bestehen positive Assoziationen



In einer Übersichtsarbeit haben Pfefferbaum et al. [6] insgesamt 36 Studien untersucht, die sich der Assoziation zwischen einer Exposition gegenüber Katastrophenberichterstattungen durch die Medien und dem Auftreten nachteiliger psychologischer Reaktionen widmeten. Dabei bezogen sich 29 Studien auf Fälle von terroristischen Akten und 7 Studien auf Naturkatastrophen. In 28 der insgesamt 36 Studien war das Fernsehen das alleinige untersuchte Medium, während es in weiteren 7 Studien zusammen mit weiteren Medien (Zeitungen, Radio, Internet) untersucht wurde. In 22 Studien waren posttraumatisches Stresserleben bzw. das Vollbild einer PTSD die Zielvariablen, gefolgt von weiteren psychologischen Zielvariablen wie unspezifische Stressreaktionen, Depression, Angst und Substanzabusus [6]. Der gleichen Übersichtsarbeit ist zu entnehmen, dass in allen 7 Studien zum Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und dem Vorliegen eines PTSD-Vollbildes statistisch signifikante ­Assoziationen gefunden werden konnten [6]. In Bezug auf den 11. September blieb eine derartige positive Assoziation auch nach statistischer Kontrolle für Faktoren wie Tod von Angehörigen oder Freunden während der Anschläge, direkte Involviertheit in den Rettungsaktionen oder auch frühere traumatische Erfahrungen, weiterhin bestehen [9].

Die Dauer des Medienkonsums ist ein entscheidender Faktor



Bernstein et al. [10] befragten 1787 New-Yorker ohne Anzeichen einer PTSD nach der Gesamtdauer ihres Fernseh-Konsumverhaltens am ersten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 und stellten fest, dass das Verfolgen der Berichterstattung im Fernsehen über 12 Stunden oder länger mit einem 3,4 fachen Risiko einer erstmaligen Entwicklung einer PTSD-­ Symptomatik assoziiert werden konnte. Ahern et al. [11] berichteten, dass die wiederholte Exposition von Bewohnern von New York gegenüber bestimmten Szenen im Fernsehen (wie den

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Unter den Medien übt das Fernsehen einen zentralen Einfluss auf das Erleben von Stress aus



Der Berichterstattung über das Fernsehen kommt dabei eine ­besondere Bedeutung zu; so war bspw. Zeitungslesen über den 11. September nicht von ungünstigen psychischen Auswirkungen begleitet [17]. In einer Studie neueren Datums zur Katastrophe durch Hurrikan Sandy zeigte sich jedoch, dass auch der ­Austausch von Informationen über soziale Medien (­facebook, youtube, twitter) mit einem höheren posttraumatischen Stress­ erleben assoziiert war [18]. Das Fernseh-Konsumverhalten von Erwachsenen nach der Katastrophe des 11. Septembers hatte auch einen signifikanten Einfluss auf das Erleben von Stresssymptomen von Kindern in der Familie [19]. Die Prävalenz von PTSD-Symptomen bei Kindern und Jugendlichen aufgrund einer Exposition gegenüber der Berichterstattung von Terrorismusakten wurde ebenso extensiv untersucht [20–23]. Am 11. September 2001 verfolgten 23 % der Kinder in den USA die Ereignisse über die Medien für 5 Stunden oder länger [3]; die Dauer des TV-Konsums war positiv mit dem Vorliegen einer PTSD bei Kindern assoziiert [24]. Silver et al. [7] untersuchten den Einfluss der Exposition durch Medienberichte zum 11. September 2001 in einer Gruppe von 2 189 Personen und Berichte zum späteren Irak-Krieg in einer Untergruppe von 1 322 Personen, sowohl im kurzfristigen Verlauf nach den jeweiligen Ereignissen als auch im Verlauf der darauffolgenden 3 Jahre. Während lediglich 0,7 % der Befragten angab, nach den Ereignissen des 11. Septembers keine Fernsehnachrichten verfolgt zu haben, berichteten 44 % über einen TV-Konsum von mehr als 4 Stunden täglich; in Bezug auf den Irak-Krieg waren es 3 %, die keine Kriegsnachrichten verfolgten und 19,7 %, die täglich mehr als 4 Stunden damit beschäftigt ­waren. In dieser longitudinalen Studie konnte gezeigt werden, dass auch nach 2 und nach 3 Jahren nach einer medialen Exposition, sowohl der Inhalt als auch die Intensität (Häufigkeit) der Exposition mit psychischen (im Sinne einer PTSD) als auch körperlichen Beschwerden assoziiert waren. Dies war auch nach Kontrolle für Faktoren wie demografische Variablen, frühere Traumatisierung, chronische Stressoren wie Arbeitslosigkeit und ­Persönlichkeitsmerkmalen wie Neurotizismus der Fall [7]. In der Studie von Holman et al. [8] zum Bombenanschlag während des Boston Marathons im Jahre 2004 zeigte sich, dass eine Exposition in der Woche nach dem Anschlag von mehr als 6 Stunden täglich durch die Berichterstattung durch TV, Radio, Druckmedien, Internet und in sozialen Medien, sogar mit einem höheren akuten Stresserleben verbunden war als eine direkte Exposition durch die Nähe zur Katastrophe. Ähnlich hing der TV-Konsum von mehr als 4 Stunden pro Tag nach der Erdbebenund Tsunami-Katastrophe in Japan 2011 mit dem Vorliegen ­einer PTSD bei medizinischen Helfern der Katastrophe zusam-

men [25]. Die Intensität und Häufigkeit der Inanspruchnahme von Berichterstattungen verschiedener Medienarten durch ­israelische Studenten wurde auch im Falle von Terrorangriffen in Israel mit dem Auftreten posttraumatischer Symptome in ­Zusammenhang gebracht [26].

Der Fernseh-Konsum könnte als ineffektive Stress­ bewältigungsstrategie eingesetzt werden



Trotz des Vorliegens derartiger positiver Assoziationen reicht die aktuelle Datenlage nicht aus, um die Kausalität der Verbindungen zwischen medialer Berichterstattung und aversiver psychischer Reaktionen bei Gesunden zu begründen. So konnten Silver et al. [5] zeigen, dass der Zusammenhang zwischen TV-Exposi­ tion und dem Auftreten von PTSD-Symptomen relativiert werden konnte, nachdem in der statistischen Analyse individuelle Bewältigungsstrategien und insbesondere aktives Coping (im Sinne ­eines problemlöseorientierten, die eigenen Ressourcen aktivierenden Bewältigungsstils) berücksichtigt wurden. Ähnlich wie in Modellen zur Erlernten Hilflosigkeit [27] oder Stressbewältigung [28] angenommen, scheint die positive Bewertung von eigenen Einflussmöglichkeiten eine gewisse Resistenz gegenüber Gefühlen von Ausgeliefertsein -welche als Risikofaktor für die Entwicklung einer PTSD anzusehen sind- darzustellen. Im Einklang dazu wiesen Ahern et al. [9] darauf hin, dass ein vermehrter TV-Konsum an sich Teil einer (ineffektiven) Bewältigungsstrategie sein könnte. Vermutlich legen Personen in seelischen Notlagen oder solche mit einem hohen Bedürfnis nach emotionaler Erregbarkeit auch ein entsprechend intensives M ­ ediennutzungsverhalten an den Tag [6]. Die Richtung der Verbindung zwischen medialer ­Exposition und psychischem Erleben kann lediglich in prospektiven Longitudinalstudien geklärt werden.

Der Begriff der Trauma-Re-Aktivierung



Unter einer Re-Aktivierung eines Traumas wird ein Zustand ­verstanden, bei dem es, nach einer Zeit der Remission oder des Vorhandenseins nur gering ausgeprägter Symptome, zu einer ­erneuten Exazerbation der Erinnerung an das Trauma einhergehend mit einer erhöhten Symptombelastung bzw. dem Vollbild einer PTSD kommt [29]. Auslöser können hier bereits Erlebnisse des normalen Entwicklungsprozesses, wie z. B. ein ­Gefühl der Hilflosigkeit im Zuge des Alterungsprozesses sein [30]. Hiervon muss eine Re-Traumatisierung unterschieden w ­ erden, bei welcher ein erneutes traumatisches Erlebnis stattfindet und frühere Traumatisierungen „mitaktiviert“. Frühe negative Umwelteinflüsse, insbesondere während sensibler Entwicklungshasen, oder vorausgegangene Traumatisierungen erhöhen – selbst bei Fehlen von klinischen Symptomen – die Vulnerabilität für das spätere erstmalige Auftreten einer PTSD. Dieser Prozess ist als „Stress-Sensitivierung“ (stress s­ensitisation) bekannt [31, 32].InihrerschlimmstenFormkanneineT ­ rauma-Re-Aktivierung, aufgrund mangelnder emotionaler S ­tabilisierungsmöglichkeiten des Traumatisierten, zu einer lang anhaltenden Zustandsverschlechterung führen [33]. Von einer Re-Aktivierung ist ein verzögertes erstmaliges Auftreten einer PTSD („delayed onset PTSD“) nach symptomfreien Monaten, Jahren oder sogar Jahrzehnten nach dem traumatischen Erlebnis abzugrenzen [34]. Eine Re-Aktivierung eines Traumas kann durch sogenannte „Schlüsselreize“ (symbolisierende Auslöser, „Trigger“) hervorge-

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Sturz von Menschen aus den brennenden Türmen des World Trade Centers) mit einem erhöhten Risiko für das Vorliegen von PTSD und Depression einherging. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch weitere Untersuchungen in amerikanischen Probandenkohorten außerhalb New Yorks [3–5, 12] oder außerhalb der USA [13, 14]. Darüber hinaus zeigten Frauen, die während der Ereignisse des 11. Septembers 2011 schwanger waren, sowohl in einer Studie aus den USA als auch in einer niederländischen Studie nachteilige Geburtsergebnisse wie bspw. ein geringes ­ ­Geburtsgewicht ihrer Nachkommen [15, 16].

rufen werden. Typischerweise können dies Gegenstände, Geräusche, Gerüche usw. sein. Eine Symptomexazerbation kann nach kritischen Lebensereignissen oder Rollenwechseln in der ­Biografie (z. B. Berentung) auftreten. In frühen Studien wurde gezeigt, dass eine Kriegs-assoziierte PTSD durch Trigger wie ­Verlusterfahrungen durch Tod der eigenen Eltern, Auszug der Kinder, Pensionierung oder zunehmende körperliche Einschränkung reaktiviert werden konnte [35]. Solomon et al. [36] untersuchten anhand von 35 Soldaten mit einer PTSD das Ausmaß der Trauma-Re-Aktivierung als die Soldaten einen erneuten Einsatz bewältigen sollten. Die Autoren berichteten, dass israelische männliche Soldaten selbst bei Vorhandensein eines Kriegstraumas („combat stress reaction“) eine hohe Bereitschaft zeigten, im Militär zu dienen, obwohl auch eine Entlassung aus dem Militärdienst möglich gewesen wäre. Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen nahe, dass eine Remission einer PTSD durch Re-Expositionen erschwert und der Verlauf der Erkrankung insgesamt verkompliziert wird. Auch in einer publizierten 20-Jahres Katamnese der gleichen Autoren fand sich bei Kriegsveteranen eine Prävalenz von 16 % für eine Re-Aktivierung eines früheren Kriegstraumas [37]. Bei Kriegsveteranen, die zuvor keinerlei Anzeichen einer Traumatisierung gezeigt hatten, fand sich -entsprechend dem Konzept einer verzögert auftretenden PTSD- eine Prävalenz von 10,8 % für posttraumatische Stressreaktionen [37]. Durch das Zusammenspiel von Vulnerabilität und spezifischen oder unspezifischen Triggerreizen kann es zu jeder Zeit nach ­einer Traumatisierung und auch nach Remission einer PTSD zu einer Re-Aktivierung kommen. Verschiedene Theorien haben versucht, zu erklären, warum Traumen einerseits intrusiv wiedererlebt und andererseits oft nur bruchstückhaft willentlich erinnert werden können [38, 39]. So postuliert bspw. die Fragmentierungshypothese, dass es aufgrund von Dissoziationsphänomenen während des Traumas zu lediglich fragmentierten ­Erinnerungen kommt. Nach der Theorie von Horowitz [40] ist trotz des Strebens nach vollständiger Informationsverarbeitung das Trauma zu bedrohlich, um als Ganzes in die Struktur des ­autobiografischen Gedächtnisses und in kognitive Schemata integriert zu werden, sodass es regelhaft zu einem ständigen Wechsel, einer Oszillation, zwischen Intrusion und Verleugnung kommt. Zugleich finden Prozesse wie starke assoziative ­Gedächtnisverbindungen und ein sogenanntes „hohes perzeptuelles Priming“ für traumabezogene Reize statt. Im Falle der PTSD bedeutet dies, dass traumarelevante Reize aufgrund ihres „­Priming“ schneller wahrgenommen werden. Es wird angenommen, dass der sensorische Input während einer Traumatisierung sowohl mit als auch ohne Beteiligung höherer kortikaler Strukturen verarbeitet wird [41]. Dabei arbeiten pa­ rallel 2 Gedächtnissysteme (duales Gedächtnismodell, VAM und SAM), wobei jeweils ein System zu unterschiedlichen Zeiten priorisiert ist. Während „verbal zugängliches Wissen“ (VAM, verbal accessible memories) ins autobiografische Gedächtnis integriert und bewusst abrufbar ist, wird „situational abrufbares Wissen“ (SAM, situational accessible memories) im Unterbewusstsein generiert und gespeichert und immer nur unwillkürlich durch Triggerreize aus der Umgebung aktiviert. Traumatische Erlebnisse, die das Individuum überfordern, werden ungefiltert in SAM gespeichert und sind einer kontrollierten, reflektierten Erinnerung und verbalen Verarbeitung oft nicht zugänglich. Assoziativ werden Erinnerungen durch eine Vielzahl von Reizen in SAM aktiviert und werden oft als wiedererlebt als würden sie im Hier und Jetzt stattfinden („flashback“).

Das SAM-System bewahrt auch Informationen über die Körperreaktionen während des Traumas auf, z. B. Veränderungen des Herzschlags, der Körpertemperatur und Schmerzen. Dies hat zur Folge, dass z. B. die flashbacks viele Detailerinnerungen enthalten und besonders emotionsgeladen sind. SAM-Erinnerungen sind schwer zu kommunizieren und sie interagieren nicht mit dem autobiografischen Gedächtnis. Nicht nur phänomenologische Unterschiede und allgemeine gedächtnispsychologische Befunde belegen die unterschiedlichen Informationsmengen und Verarbeitungstiefen von willkürlich abrufbaren Trauma-Erinnerungen und dem unwillkürlichen intrusiven Wiedererleben [42, 43]. Zur empirischen Untermauerung des theoretischen Modells wurden in experimentellen Paradigmen aversive Erinnerungen, die als attenuiertes, aber funktional vergleichbares Analogon für intrusives posttraumatisches Wiedererleben angenommen wurden, untersucht. Dazu wurde das sog. Trauma-Film-Paradigma angewendet [44]. Im Rahmen dieses Paradigmas werden psychisch gesunden Probanden einige Minuten dauernde Filmsequenzen mit traumatischen Inhalten (schwere körperliche oder psychische Verletzungen oder Tod) gezeigt. Im Zuge dessen wird durch Audio-Kommentare ein Kontext für die gezeigten Szenen aufgebaut, indem bspw. Informationen zur Identität der Opfer eines gezeigten Autounfalls, zum Ziel deren Autofahrt usw. geliefert werden. Die Probanden sollen im Anschluss an das Experiment täglich über eine Dauer von 7 Tagen ihre Intrusionen bezüglich des Films dokumentieren. Das Trauma-Film-Paradigma ist dadurch geeignet, einerseits Aufmerksamkeit/Arousal, Empathie und Gefühle der Betroffenheit, andererseits spontane Erinnerungen an die Filmszenen -und kurzfristig in abgeschwächter Form auch weitere PTSD-assoziierte Symptome wie Ängstlichkeit oder Vermeidung- auszulösen. Zugleich hat dieses Paradigma im Vergleich zu Studien mit klinischen PTSD-Kohorten den Vorteil, dass ­potenzielle Einfluss nehmende Variablen vor, während und nach der Paradigma-Exposition untersucht werden können. Durch die Modifikation des experimentellen Ablaufs (bspw. den ­Einsatz von kognitiven Strategien oder zu lösenden Aufgabenstellungen) wurden die Effekte in Bezug auf Häufigkeit und Intensität von Erinnerungen untersucht [45–52]. Brewin [53] hat für das duale Gedächtnismodell neurobiologische Bezüge hergestellt. Die SAM-Prozesse sind als Amygdala-­ gesteuert erklärbar. Die Amygdala wurde als das neurobiologische Korrelat für die Angstkonditionierung identifiziert [54] und spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen und potenziellen Gefahren. Zudem werden auf diese Weise die vegetativen Reaktionen eingeleitet. Dagegen hängen die VAM-Prozesse mit der Hippocampusfunktion zusammen. Im Hippocampus werden eintreffende Informationen verarbeitet und von dort zum Kortex weitergeleitet. Damit ist der Hippocampus zentral wichtig für die Gedächtniskonsolidierung, d. h. die Überführung von ­Gedächtnisinhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Nach Brewin [53] hemmen die Amygdala-gesteuerten die ­ hippocampalen Prozesse, sodass bei einer Amygdala-Aktivierung die SAM-­ ­ Erinnerungen die VAM-Erinnerungen zurückdrängen. Die ­neurobiologische Basis des Modells der dualen Prozessierung (Hemmung der hippocampalen Erinnerungen durch A ­ mygdalagesteuerte Erinnerungen) wurde in verschiedenartigen bildgebenden ­Untersuchungen in klinischen Kohorten mehrfach nachgewiesen [55–59].

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Insofern könnte angenommen werden, dass bei einem Gesunden, der bedrohliche Bilder im Fernsehen sieht, die hippocampalen Prozesse, die eine Unterscheidung zwischen „hier und jetzt“ und früheren Situationen ermöglichen, in der Lage sind, Amygdala-gesteuerten Stressreaktionen („fight or flight“) zu unterdrücken. Andererseits läge die Annahme nahe, dass dies gemäß den Gedächtnismodellen der PTSD bei vulnerablen, ­ (vor-)traumatisierten Patienten nicht der Fall ist. Dies bedeutet, dass bei einem Patienten mit einer PTSD auch durch Fernsehbilder möglicherweise eine starke Amygdala-Aktivierung und eine entsprechende Stressreaktion ausgelöst werden würden [60]. Diese Reaktion könnte so ausgeprägt sein, dass es auch nach ­einer langen Zeit der Remission zu einer Trauma-Re-Aktivierung bzw. einem Vollbild einer PTSD kommen kann. In diesem Sinne würde die Berichterstattung durch die Medien als ein Triggerreiz fungieren.

Fallvignette Ein 42-jähriger Patient wurde aufgrund einer depressiven Episode (gedrückte Stimmung, Anhedonie, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, Antriebsminderung, Insuffizienzgefühle, Gefühle von Leere und Schuld) stationär aufgenommen und berichtete, dass in den letzten Monaten vor der Aufnahme zunehmend eine weitere Symptomatik in den Vordergrund gerückt war, welche er bislang nicht weiter beachtet hätte. Neben einer erheblichen Anspannung bemerkte er an sich selbst ein zunehmendes Misstrauen anderen Menschen ­gegenüber und eine Zunahme seines Bedürfnisses nach Kon­ trolle und Rückversicherung. Zu den seltenen Gelegenheiten, zu denen er das Haus verließ, habe er das Bedürfnis verspürt, die vorbeigehenden Passanten genau zu mustern und einzuschätzen. Dabei befürchtete er einen Zusammenhang mit ­einem früheren Soldateneinsatz, da tagsüber innere Bilder an diesen Einsatz immer wieder hochkommen und nachts entsprechende Albträume ihn zusätzlich belasten würden. Der Patient berichtete, zu Beginn der 90er Jahre in Kroatien als Berufssoldat gearbeitet zu haben. Er sei für einige Monate immer wieder in Kämpfe verwickelt gewesen und sei in mehrere lebensgefährliche Situationen hineingeraten. Das intensivste Gefühl in dieser Zeit sei eine ständige Angst gewesen; auch habe er irgendwann kaum mehr als 20 min am Stück schlafen können. Interessanterweise konnten bereits zu Beginn der Behandlung die Triggerreize für das Wiederauftreten dieser PTSD-Symptomatik nach mehreren Jahren der Symptomfreiheit identifiziert werden. Vermutlich zusätzlich durch seine depressive Stimmungslage begünstigt, waren es das Verfolgen der aktuellen Nachrichten aus aller Welt, die Betrachtung von Kriegsvideos auf youtube und telefonische Kontakte mit Personen aus der Zeit der Balkankriege, die zu einer Exazerbation von Hyperarousal, flashbacks und Vermeidungsverhalten geführt hätten. In Anlehnung an das o. g. Modell der SAM vs. VAM-Gedächtnisspeicherung wurde dem Patienten zunächst eine Erklärung für dieses für ihn nach dieser Zeit unverständliche Wiederauftreten starker Angst- und Erregungszustände sowie intrusiven Erinnerungsfetzen verständlich gemacht. Mittels Expositionsübungen in für ihn

angstbesetzten Situationen, wie z. B. Menschenmengen und Aufzügen, konnte er rasch eine Habituation erzielen und eine rationale und schrittweise auch emotionale Differenzierung zwischen „Damals in Kroatien“ und „Heute in Deutschland“ erlangen. Nach Bearbeitung dieser primären Traumasymptome wurden Fragen nach Verantwortlichkeit und Schuld in der damaligen Situation ein wesentlicher Fokus der Behandlung. Hier konnten mittels Mikroanalyse der damaligen Situation und vor allem des damaligen (und nicht des heutigen!) Informationsstandes unter Vermittlung des sogenannten „hindsight-bias“ [61] und der ganz persönlichen situativen und personalen Bedingungen eine deutliche Entlastung und Re-Attribution auf situative und politische Aspekte erfolgen, die den Pat. deutlich entlasteten und zu einer weiteren Reduktion der PTSD-Symptomatik, vor allem des nächtlichen Aufschreckens und der Alpträume führte. Der Patient konnte letztlich gut stabilisiert in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden.

Trauma-Re-Aktivierung bei Vorerkrankten durch die Medien



Es existieren nur wenige Studien, die das Phänomen der Re-­ Aktivierung einer PTSD aufgrund einer medialen Berichterstattung untersucht haben. Studien aus den 90er Jahren zeigten, dass eine Re-Aktivierung einer PTSD bei Kriegsveteranen auch durch eine Kriegs-Berichterstattung in Film und Fernsehen möglich ist [62, 63]. Long et al. [64] untersuchten, ob die Berichterstattung über den Golfkrieg einen Einfluss auf die Re-Aktivierung einer PTSD bei Vietnam-Veteranen ohne ausgeprägte klinische Symptomatik zum Zeitpunkt der Erhebung haben würde. Dabei stellten die Forscher fest, dass 85 % der Veteranen die Ereignisse des Golfkrieges regelmäßig im Fernsehen verfolgten. Von diesen Veteranen berichteten 68 % über mäßige bis starke Intrusionen, 10 % über sehr starke Intrusionen. Die Verfolgung der Ereignisse nach dem 11. September 2001 führte bei zuvor traumatisierten Flüchtlingen zu Albträumen, Intrusionen, Depressivität und dem Gefühl, in Amerika nicht ­sicher zu sein [65]. Insbesondere zeigten Flüchtlinge mit einem vordiagnostizierten PTSD-Vollbild die heftigsten Effekte auf die Medienexposition. Weiter berichteten die Autoren dieser Studie, dass es innerhalb der Flüchtlingsgruppe unterschiedliche Reaktionen je nach Ethnizität und religiöser Zugehörigkeit gab ­(Depressivität bei Bosniern, vermehrte Intrusionen und Albträume bei somalischen Flüchtlingen usw.) [65].

Konsequenzen der Befunde für die psychotherapeutische Behandlung



Spezifische Interventionen zur Behandlung der Folgen von medialer Triggerung oder Auslösung einer PTSD liegen nicht vor.

Wie in jeder Psychotherapie, so ist in besonderer Weise im ­Kontakt mit Traumatisierten der Aufbau einer tragfähigen und sicheren Beziehung die Grundvoraussetzung dafür, dass der ­Patient sich traut, über seine traumatischen Erlebnisse zu berichten und letztlich in der Lage ist, seine Erfahrungen zu verarbeiten. Die Psychotherapie von Patienten mit einer PTSD kann ein langwieriger Prozess sein. Die Traumaexposition, die zur Überwindung von konkreten Traumatisierungserfahrungen bei-

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Die mediale Berichterstattung kann eine ­Trauma-Re-Aktivierung bei Vor-Traumatisierten auslösen

410 Übersicht Therapie-Interventionen bei Kriegsveteranen und Vor-Traumatisierten



Traumatisierte Kriegsveteranen sprechen im Vergleich zu anderen Gruppen traumatisierter Personen schlechter auf Psychotherapie an Migranten stammen häufig aus Kriegsregionen und haben Katastrophen und Gewalt erfahren

Auch wenn die Effektivität psychotherapeutischer Verfahren nachgewiesen ist, zeigen sich in der Behandlung von Kriegsveteranen geringere Effektgrößen als bei anderen Bevölkerungsgruppen [78]. Creamer et al. [75] diskutieren hierzu mögliche Gründe: So sind in dieser Gruppe vorwiegend Männer betroffen, die allgemein ein geringeres Hilfesuchverhalten zeigen. Viele Betroffene suchen gar nicht oder erst nach vielen Jahren und mit einer dann bereits chronifizierten Symptomatik eine Behandlung auf. Zudem zeigt diese betroffene Patientengruppe häufiger komplexe Formen der Traumatisierung mit hochgradiger Wut und einer stärkeren Ausprägung von emotionaler Taubheit, dem sog. „numbing“. Ebenso sind komorbid deutlich häufiger Alkohol- und Drogenabusus, Angststörungen und Depressionen festzustellen, was den Behandlungserfolg zudem schmälert [79]. Eine weitere mögliche Erklärung für das schlechtere Ergebnis in der Behandlung dieser Betroffenen könnte in den Inhalten der militärischen Ausbildung liegen, welche mit Hilfesuchverhalten nicht vereinbar ist und Problembewältigung durch Stärke propagiert. Dies würde die ausgeprägte Angst vor Stigmatisierung erklären und die durchaus berechtigten Sorgen bezüglich der Konsequenzen einer PTSD-Diagnose für die berufliche Karriere [80]. Aus diesen Gründen ist es wichtig, diese Patienten zu identifizieren. Behandler sollten stets berücksichtigen, dass auch deutsche Soldaten, aber auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, freiwillige Entwicklungshelfer usw. Auslandseinsätze haben und mit Traumatisierungen nach Deutschland zurückkehren. Migranten und Flüchtlinge waren oft in Kampfhandlungen und Naturkatastrophen involviert [81, 82] und Re-Traumatisierungen auch medialer Art, sollten bei der Genese einer posttraumatischen Symp­ tomatik in dieser Gruppe berücksichtigt werden. Seit 2001 waren mehr als 2,5 Millionen amerikanische Soldaten in Kampfhandlungen verwickelt, über eine Million Soldaten waren an mehreren Einsätzen beteiligt. Viele von ihnen wurden selbst Opfer sexueller Gewalterfahrung [80]. Nach der Einteilung von Maercker [83] sind es die wiederholten „man-made“ und intendierten Traumata, welche das höchste Risiko für die Entwicklung einer PTSD bergen. Viele Soldaten laufen Gefahr, beim nächsten Einsatz erneut traumatisiert zu werden, was oftmals vermutlich zu sehr komplexen Bewertungsprozessen bezüglich der eigenen Sicherheit, der Sinnhaftigkeit und der Wertschätzung ihrer Person in unserer Gesellschaft führen dürfte.

Eine flächendeckende Aufklärung von Betroffenen und professionellen Helfern soll den Zugang zu psychotherapeutischen Maßnahmen erleichtern

Nachdem sich die Suizidrate bei US amerikanischen Einsatzkräften in engem zeitlichen Zusammenhang mit den Kampfhandlungen in Afghanistan und Irak ab 2003 im Vergleich zum ­Zeitraum 1990–2000 deutlich erhöhte [84], wurden psychologische Beratungsteams implementiert, um den Zugang und die Bereitschaft zu erhöhen, sich psychotherapeutische Hilfe zu holen. Diese Maßnahme zog eine gewisse Reduktion der Suizidrate nach sich. Neben diesen Vor-Ort-Interventionen scheint ein wesentlicher Faktor zur Bewältigung von Traumatisierungen eine

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tragen soll, stellt innerhalb der Therapie eine besondere Herausforderung dar. Als effektivste Intervention, auch bei Soldaten, hat sich eine “traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie” erwiesen (TFCBT), wie sie auch in der revidierten Form der Leitlinien des US-Departments für Veteranenangelegenheiten [66] empfohlen wird. Diese Form der Behandlung hilft den Betroffenen, die traumatischen Erinnerungen durch begleitete und angeleitete Konfrontation zu bewältigen und Vermeidungsverhalten bezüglich gefürchteter und vermiedener äußerer Situationen, die an diese Erlebnisse erinnern schrittweise zu reduzieren und wieder ein normales Alltagsleben aufzubauen. Zudem werden dysfunktionale Bewertungen und Überzeugungen über diese Vorfälle und Erlebnisse bearbeitet, welche eine Heilung und Gewöhnung verhindern [67]. Es sind verschiedene Formen der Exposition und Konfrontation mit traumatischen Erlebnissen beschrieben worden. Die 2 nachweislich effektivsten Formen davon sind zum ­einen die “Cognitive Processing Therapy” von Resick und Schnicke [68], zum anderen die “Prolongierte Exposition” nach Foa und Rothbaum [69]. Ersteres ist trotz einer sehr validen Überprüfung der Effekte in Deutschland kaum bekannt. Eine Traumaexposi­ tion bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung mit dem Patienten. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, den Patienten durch den Prozess zu begleiten. Zuvor soll der Patient gelernt haben, starke emotionale Reaktionen unter Kontrolle halten zu können [70, 71]. Das Verfahren des “Eye Movement Desensitization and Reprocessing” (EMDR) gilt inzwischen ebenfalls als bewährtes psychotherapeutisches Verfahren zur Behandlung einer PTSD. Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie hat in einem ausführlichen Gutachten die wissenschaftliche Wirksamkeit des Verfahrens bei Erwachsenen bestätigt [72]. Die genauen Wirkmechanismen des Verfahrens sind noch nicht geklärt. Es wird angenommen, dass durch die Behandlung die dysfunktional gespeicherte Information dem natürlichen Prozess der Informationsverarbeitung zugänglich gemacht wird; somit würde die Information in einen adaptiven Zustand überführt [73]. Die “Narrative Exposure Therapy” zeigt ebenfalls vielversprechende Ergebnisse [74]. Das Ziel narrativer Verfahren ist die Rekonstruktion eines kohärenten autobiografischen Gedächtnisses und Eingliederung traumatischer Erlebnisse in den Kontext der individuellen Lebensgeschichte. Das bislang nicht integrierte traumatische Erlebnis wird hierdurch – neben positiven Life-events – schrittweise Bestandteil der eigenen Biografie. Das Erlebte wird langsam eine Erinnerung unter anderen, kann zeitlich besser und emotional distanzierter eingeordnet werden. Die Ausbildung eines kohärenten autobiografischen Gedächtnisses und Reintegration des Erlebten ist einer der zentralen Vorgänge der Traumaverarbeitung. Laut Creamer et al. [75] sind diese Verfahren leider bislang noch nicht flächendeckend in der Versorgungsstruktur ambulanter oder auch stationärer Behandlungsangebote integriert und ein wesentlicher nächster Schritt bestünde darin, diese ­weiter zu etablieren. Neben psychotherapeutischen Verfahren haben sich auch psychopharmakologische Behandlungen als zielführend erwiesen, allen voran die sogenannten SSRI (Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren), welche zu einer Linderung der PTSD-Symptomatik führen können und auch zur Rückfallprophylaxe geeignet sind [76]. Leitlinien empfehlen in der Regel die Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung [77].

flächendeckende Information und Aufklärung sowohl der Betroffenen als auch von professionellen Helfern nötig zu sein, um eine Entstigmatisierung der Therapieinanspruchnahme zu gewährleisten. Dies sollte vermutlich bereits vor den ersten ­ Konfrontationen mit traumatischen Erlebnissen im Zuge von Kampfeinsätzen erfolgen, damit Betroffene bei Auftreten typischer Symptome einer PTSD diese nicht als Zeichen von Schwäche interpretieren. Neben einer Entlastung von Schuld-, Schamoder Versagensgefühlen ist vor allem eine Aufklärung über die Rolle von möglichen Triggern notwendig, um auf hierdurch ausgelöste Intrusionen oder flashbacks vorbereitet zu sein. Da die Vielfalt möglicher Auslöser durch diverse Medienformen, wie z. B. das Internet immens zugenommen hat, erscheinen sogenannte „Trigger-Warnungen“ kaum realisierbar. Inzwischen können Nachrichtensendungen als Auslöser fungieren. Eine Anleitung zu einem sorgsamen und selbstschützenden Umgang mit verschiedenen Formen der medialen Berichterstattung dürfte deutlich zielführender sein. Die oben genannten Ergebnisse von Solomon et al. [36] und Long et al. [64] legen nahe, dass manche Traumatisierte gerade in puncto Selbstschutz Probleme zeigen und sich erneut den Risiken einer Re-Traumatisierung aussetzen. Eine ausführliche Aufklärung und Psychoedukation der Betroffenen über die psychischen Prozesse, die früher unproblematische Stimuli plötzlich zu Auslösern für belastende emotionale Reak­ tionen und Gedächtnisprozesse macht, entlastet schon allein dadurch, dass die Betroffenen nun eine Erklärung für ihre Symptome haben und diese nachvollziehen können. Gerade Kriegserfahrungen sind oftmals in einer Form belastend, dass eine Assimilation nur durch eine starke Verzerrung der Realität möglich ist. Dies äußert sich dann in Selbstvorwürfen, mentalem Ungeschehenmachen, Aufrechterhaltung des Glaubens an eine ­gerechte Welt durch Selbstabwertung und Selbstanklage usw. Andererseits kann es zu Bewältigungsversuchen durch Korrektur des Weltbildes kommen, und zwar in eine extrem negativistische Richtung, was oftmals zum Abbruch persönlicher Beziehungen und letztlich zu einer Aufrechterhaltung der Symptomatik bzw. Verhinderung einer Genesung führt. Diese Phänomene bedürfen ebenfalls einer psychotherapeutischen Bearbeitung und finden z. B. in den Modulen der Cognitive Processing ­Therapy Berücksichtigung, die neben Konzepten zur Assimilation und Akkommodation nach Piaget auch Konzepte von Horowitz [40] zum Schemabegriff berücksichtigt. Zudem werden Themen wie Sicherheit, Vertrauen, Macht und Kontrolle, Wertschätzung, Intimität und Selbstfürsorge fokussiert. Die „Cognitive Processing Therapy“ versucht, die „stecken gebliebene“ Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses zu reaktivieren. Nach ausführlicher Psychoedukation sollen die Betroffenen ihre Erlebnisse regelmäßig aufschreiben. Anhand dieser Aufzeichnungen werden dann Anpassungsprozesse, wie Assimilation und Akkommodation nach Jean Piaget, überprüft und adaptiert. Durch das Trauma verzerrte Überzeugungen werden mittels Methoden der kognitiven Therapie bearbeitet und relativiert. Zuletzt werden auch Aspekte wie Sicherheit, Macht, Kontrolle und Vertrauen, die durch die Traumatisierung oft erschüttert sind, bearbeitet. Das Verfahren der „Prolongierten Exposition“ fördert die Habitua­ tion und Einordnung des Erlebten in die eigene Biografie durch ausführliche detaillierte Schilderung des Erlebten durch den Betroffenen. Dies wird aufgezeichnet und soll mehrfach angehört werden. Diese Methode ist belastend, aber sehr effektiv. Eine solche Traumaexposition bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung mit dem Patienten.

Zum Verständnis des Unterschiedes der oben aufgeführten therapeutischen Formen der Konfrontation zu den „natürlichen“ und oft selbst gewollten Konfrontationen mit traumatischen Medieninhalten muss erklärt werden, dass im Rahmen der therapeutischen Konfrontation eine aktive, bewusste und kritische Bearbeitung dieser Inhalte erfolgt, um ihre Wirkung auf erschütterte Grundüberzeugungen zu mildern. Bei unreflektiertem Konsum via TV o. ä. ist hingegen von einer Reaktion in die entgegengesetzte Richtung im Sinne einer Vertiefung und vermeintlichen Bestätigung von Hilflosigkeit, Sinnlosigkeit usw. möglich. Gemeinsam ist beidem die erneute Konfrontation mit den Inhalten. Der Umgang damit ist ein grundsätzlich anderer. Realtraumatisierungen, vor allem spektakulärer Art spielen in der medialen Berichterstattung von Krieg und Katastrophen eine bedeutsame Rolle. In diesem Zusammenhang muss auch kritisch angemerkt werden, dass hierdurch ein beachtlicher Markt entstanden ist, der zu einer Popularisierung des Themenfelds beiträgt und unter Umständen zu einer Induktion von Behandlungsbedarf führt. Gleichzeitig steigt das Expertenwissen der Allgemeinbevölkerung an, was zu Veränderungen in den subjektiven Krankheitskonzepten und in den Symptompräsentationen beiträgt [85]. In der aktuellen Version des Klassifikationssystems für psychiatrische Erkrankungen DSM-5 [86] wird auch eine berufsbedingte traumatische Exposition, d. h. eine Exposition, bei der weder nahe Angehörige noch die eigene Person direkt involviert waren, unter dem Kriterium „A4“ für ein Trauma als ausreichende Bedingung für die Auslösung einer PTSD benannt. Die hier zusammengetragenen Befunde weisen darauf hin, dass eine Konfrontation durch elektronische Medien, Fernsehen usw. bei bestimmten Berufsgruppen (z. B. Katastrophenhelfern) das DSM-5 A4 Kriterium tatsächlich erfüllen [25]. Die empirische Datenlage dazu ist überschaubar. Andererseits gibt es allerdings mittlerweile viel mehr Befunde, die belegen, dass selbst eine – nicht-berufsbedingte – mediale Konfrontation mit Katastrophenbildern bei zuvor Gesunden (bzw. Nicht-Traumatisierten) mit einzelnen Symptomen oder dem Vollbild einer PTSD assoziiert sind. Die vorliegende Übersichtsarbeit fasste diese Befunde zusammen. Insofern gibt es empirische Befunde, die über die Beschreibung von „Trauma“ im DSM-5 hinausgehen.

Fazit für die Praxis Die Exposition gegenüber medialen Berichterstattungen von Krieg und Katastrophen wurde sowohl bei Gesunden als auch bei zuvor Traumatisierten mit einer (Re-)Aktivierung von PTSD-Symptomen assoziiert. Aussagen zur Kausalität können aufgrund von meist retrospektiv erhobenen Querschnitts­ daten nicht sicher getroffen werden. Für psychotherapeutisch Tätige bedeutet dies, dass sie besonders bei der Patientengruppe mit posttraumatischen Beschwerden einen sorgsamen und selbstschützenden Umgang mit verschiedenen Formen der medialen Berichterstattung in der Behandlung zum Thema machen sollten.

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Übersicht 413

[Media Exposure and Posttraumatic Stress Disorder: Review and Implications for Psychotherapy].

The posttraumatic stress disorder (PTSD) is conceptualised as a psychological reaction upon traumatic events of distinct threat. Especially after the ...
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