E. Gitsch und J. Spona: Luteinisierendes Hormon und Testosteron

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nadotropen LH-Basissekretion. Die restlichen acht Patientinnen waren normogonadotrope Spiker. Diese Beobachtungen sprechen daffir, dab unabh~ngig vom Prolaktin die tonische Hypothalamusfunktion bei sekund~ren Amenorrhoen intakt oder gestSrt sein kann. Unter den 16 hyperprolakfinaemischen Patientinnen zeigten 13 (81%} keine Spikes. Nach einer spezifisch prolaktinhemmenden Therapie mit 2-Bromo-a-Ergocryptin fiber drei his maximal elf Monate (2,5 mg bid.} konnte die tonische Hypothalamusfunktion reaktiviert werden. Dabei muI~ die therapeutisch bewirkte Normoprolaktinaemie erst fiber einen bestimmten Zeitraum bestanden haben, ehe die tonische LH-Freisetzung wieder auflebt. Umgekehrt besteht auch eine Latenz zwischen beginnender Hyperprolaktinaemie und Suppression der tonischen LH-Sekretion, wie am Beispiel einer Patientin gezeigt werden konnte, die innerhalb des Beobachtungszeitraumes von einem halben Jahr eine Hyperprolaktinaemie entwickette. Die beiden fibrigen hyperprolaktinaemischen Spiker batten zuvor Clomiphen erhalten. Im clomiphen-freien Intervall wurden sie wieder zu Non-spikern trotz inzwischen eingeleiteter prolaktinhemmender Therapie; erst nachdem das Prolaktin wieder im Normbereich lag, fluktuierte das LH wieder episodisch und die Patientinnen ovulierten. Daraus folgern wir, dad beim hyperprolaktinaemisch-anovulatorischen Syndrom neben dem Ausfall der zyklischen Hypothalamusfunktion auch ein Funktionsverlust der tonischen LH-Freisetzung eintritt, der vonder Dauer der Hyperprolaktinaemie abh~ngig zu sein scheint. Diese Beobachtungen sprechen ffir eine zentralhemmende Wirkung des Prolaktins beim Menschen. Die Tatsache, dad Clomiphen hyperprolaktinaemische Non-spiker vorfibergehend zu Spikern werden l~6t, die dennoch nicht ovulieren kSnnen, deutet auch auf einen peripheren Hemmeffekt des Prolaktins hin.

209. Herren E. Gitsch und J. Spona (L Universit~ts-Frauenklinik Wien}: Luteinisierendes Hormon und Testosteron beim induzierten Zyklus in Relation z u m normalen Zyklus. Im Rahmen vergleichender hormonanalytischer Untersuchungen von Probandinnen mit Spontanzyklen und Patientinnen mit durch Clomiphenzitrat induzierten Ovulationen wurde bisher kein Unterschied in der Relation zwischen LHAnstieg und Ustradiol im Serum einerseits und dem Verhalten zwischen FSH und LH andererseits festgestellt. ~hnliches gilt auch ffir das Progesteron. Die folgenden Untersuchungen sollten nun aber das Verh~ltnis zwischen dem Verlauf des Serum-Testosterons und des LH's bei nomalem biphasischen Zyklus und bei dutch Clomiphenzitrat induziertem Aufschlul~ geben, Luteinisierendes Hormon (LH) wurde mit einer yon uns entwickelten radioimmunotogischen Schnellmethode untersucht, die wir routinem~l~ig zur Ermittlung der Ovulationszeit seit 1971 verwenden. Die Besfimmung des Testosterons erfolgte ebenfalls auf radioimmunologischem Wege. Es wurden insgesamt 19 Patientinnen mit Anovulation von mindestens 6monatiger Dauer mit Ovulationsinduktion durch Clomiphenzitrat einer Vergleichsgruppe yon 19 Probandinnen mit 38 Arch. Gyn~ik., Bd. 21g (40. Kangre~bericht)

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nachgewiesenen biphasischen Zyklen gegenfibergestellt. Der 95% ige Vertrauensbereich beim Normalzyklus lag ffir LH zwischen 2,1 und 9,2 re.I.E. LH/ml Serum (LER 907) in der ersten Zyklusphase his 4 Tage vor dem LH-peak. Ffir Testosteron lagen die Normalwerte zwischen 0,13 und 0,53 ng pro ml Serum w~hrend des gesamten Zyklus. Bei den Probandinnen mit Normalzyklen konnte weder praeovulatorisch noch zur Zeit der Ovulation oder auch nachher ein statistisch signifikanter Anstieg des Testosterons festgestellt werden. Diese Ergebnisse stimmen mit den Angaben in der Literatur fiberein, wonach das Serum-Testosteron im Verlauf des biphasischen Zyklus keine signifikanten )~nderungen erf~hrt. Bei den anovulatorischen Patientinnen wurde der Eisprung mit Clomiphenzitrat vom 5. bis 9. Zyklustag t~glich mit zweimal 25 mg induziert, wobei wir uns der Tatsache bewul3t sind, dab die fiblichen Kriterien des stattgehabten Eisprunges, wie Basaltemperaturanstieg, zytologische und histologische Anderungen am Vaginalepithet und Endometrium sowie ein Progesteronanstieg nicht absolut hierffir beweisend sin& Die Ausgangswerte fiir Testosteron im Serum lagen bei diesen Patientinnen innerhalb des 95o/o Vertrauensbereiches ffir normale Zyklen. Unter Clomiphenzitratbehandlung wurde ein Ansteigen der LH-Serumspiegel registriert. Gleichzeitig erfolgte auch eine Erh6hung der Testosteron-Serumspiegel [Abb. 1). W~hrend das LH vor dem endgfiltigen praeovulatorischen LH-Anstieg wieder auf follikul~ire Basalwerte abfiel, blieben die Testosteron-Serumspiegel meist oberhalb

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Abb. 1

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des 95% Vertrauensbereiches ffir normale Zyklen und zeigten einen Testosterongipfel knapp um den ovulatorischen LH-peak. Das Testosteron fiel danach wieder auf Basalwerte ab. Bei drei Patientinnen allerdings waren die Testosteronspitzenwerte 48 Stunden vor dem LH-Gipfel zu registrieren, w~ihrend bei zwei weiteren Patientinnen die Testosteron-H6chstwerte 48 Stunden nach dem LH-peak gefunden wurden (Abb. 2). Die vorliegenden Resultate zeigeu, dab Clomiphenzitrat

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Abb. 2. Verteilung der Testosteronmaxima einen vorfibergehenden Anstieg des Testosterons hervorruft, der mehrere Tage besteht. Das Maximum des Testosteron-Serumspiegels v~ird, wie schon gesagt, in den meisten F~llen zur Zeit des LH-Gipfels beobachtet. Die Gipfelwerte ffir Testasteron liegen nicht so weit fiber der oberen Normgrenze, dab eine ovulationsblokkierende Wirkung zu erwarten ist. Eine ~ihnliche Beobachtung wurde auch yon Dupon et al. an 5 F~illen erhoben. Dies bedeutet, dab der hormonstrukturclle Ablauf bei der clomipheninduzierten Ovulation sich im Hinblick auf Testosteron vom Spontanzyklus deutlich unterscheidet. Die Ursachen ffir den Testosteron-Anstieg kSnnen entweder auf einer durch Clomiphenzitrat induzierten Ver~inderung des Steroid-Metabolismus beruhen oder auf einer direkten Stimulierung der Testasteron-Biosynthese. Ob diese im Ovar selbst oder in der Nebennierenrinde oder in beiden Organen erfolgt, kann aufgrund der vorliegenden Untersudlungen nicht entsd~ieden werden. )~hnliches trifft auch ffir die Wertigkeit der erhob,enen Befunde zu, wobei weitere Untersuchungen zur Abkl~irung dieses Problems erforderlich w~iren. 38*

[Luteinizing hormone and testosterone in the induced cycle in relation to the normal cycle].

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