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Lebendnierenspende



Spenderinnen sind bei Schwangerschaften gefährdet Lebendnierenspende gilt allgemein als ungefährlich. Zwei Drittel der gespendeten Organe kommen dabei von Frauen. Eine Studie hat nun gezeigt, dass Spenderinnen während nachfolgenden Schwangerschaften häufiger an Präeklampsie leiden. In der retrospektiven Fall-Kontroll-Studie (1992–2010) wurden die Daten von 85 Frauen nach einer Nierenspende und von 510 gesunden Frauen ausgewertet (Verhältnis 1:6). Dabei entsprachen die NichtSpenderinnen den Spenderinnen im Alter, Jahr der Schwangerschaft, Parität und Gesundheitszustand. Der primäre Endpunkt war die Häufigkeit von Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zur 12. Woche postpartal. Sekundäre Endpunkte umfassten mütterliche und kindliche Sterblichkeit und neonatale Komplikationen. Präeklampsien und Schwangerschafts­ hypertonien traten signifikant häufiger in der Gruppe der Spenderinnen auf:

▶▶ Spenderinnen: 15 von 131 Schwanger-

schaften (11 %) ▶▶ Nicht-Spenderinnen: 38 von 788 Schwangerschaften (5 %) Das entspricht einem fast zweieinhalbmal so hohen Risiko. Sekundäre Endpunkte traten gleich häufig in den beiden Gruppen auf: So war die Rate an Frühgeburten oder Kindern mit geringem Geburtsgewicht vergleichbar. Todesfälle traten nicht auf. Das Alter der Mutter spielte eine große Rolle. Schwangere über 32 Jahre hatten nach einer Nierenspende ein mehr als neunmal so hohes Risiko für eine Schwangerschaftshypertonie oder Präeklampsie

wie eine gleichaltrige Nicht-Spenderin, während das Risiko bei jüngeren Schwangeren etwa ausgeglichen war. Diese Daten sollten Anlass sein, zukünftig junge Frauen vor einer Nierenspende über dieses erhöhte Risiko aufzuklären. Ebenso könnte eine engmaschigere Überwachung der betroffenen Schwangerschaften sinnvoll sein, so die Autoren. Dr. med. Elke Ruchalla, Trossingen DOI 10.1055/s-0041-100637 Garg et al. Gestational hypertension and ... N Engl J Med 2015; 372: 124–133

Kommentar aus der Praxis

Prof. Dr. med. M. D. Alscher

Nach Verlust der Nierenfunktion wird in der Regel eine Nierentransplantation angestrebt. Das Problem ist aber, dass es nicht genügend Organe gibt. Deshalb wird die Lebendspende, die dazu noch weitere Vorteile hat, gerade in Deutschland häufig eingesetzt. Bei Nierengesunden führt der Verlust einer Niere zur kompensatorischen Hypertrophie des verbliebenen Organs. Bereits nach 10–14 Tagen erreicht die Einzelniere 70 % der Gesamtfunktion, im Langzeitverlauf 80 %. Zahlreiche ältere Studien haben gezeigt, dass Nierenspender weder eine höhere Mortalität noch ein höheres Risiko e ­ iner Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten. Das galt auch für Nierenerkrankungen, die

Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 306–313

einen Nierenersatz (ESRD) erforderlich vs. 1,4 Millionen). Bei einer Nierenspenmachen können. Allerdings widersprede wird die Zahl der Glomeruli schlagchen dem neuere Daten. Studien über eiartig halbiert. Das könnte eine pathonen deutlich längeren Zeitraum (fast 20 physiologische Erklärung für das Risiko Jahre), beispielsweise aus Kanada, haben einer Präeklampsie und Schwangergezeigt, dass das Risiko schaftshypertonie für ESRD von 0,07 % auf sein. 0,47 % nach einer Nie„Keine absolute Bemerkenswert ist renspende steigt. WeiKontraindikation für auch, dass die Risiken tere Daten, beispielserst anstiegen, wenn weise aus den USA, junge Frauen“ die Spende länger als haben dies bestätigt. ­ zwei Jahre vor der Damit kann festgehalSchwangerschaft zurücklag. Für jede ten werden, dass eine Lebendspende im Lebendspende muss eine individuelle ­ Prinzip gefahrlos ist. Die Betroffenen Entscheidung getroffen werden. Dabei müssen jedoch darauf hingewiesen wersollte die persönliche Lebensplanung den, dass über sehr lange Zeit das sehr und -führung berücksichtigt werden. Die geringe Risiko für ESRD erhöht ist. vorliegende Arbeit hilft diese schwierige Entscheidung noch besser auf solide DaWenn vor einer Schwangerschaft bereits Nierenerkrankungen und Blutten zu basieren. Eine absolute Kontrainhochdruck bestehen, treten bei den dikation für junge Frauen, eine Niere zu Frauen Präeklampsien und Schwangerspenden, ist nicht gegeben, eine relative Kontraindikation kann aber bestehen. schaftshypertonien häufiger auf. Interessant ist in diesem Zusammenhang Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher eine deutsche Arbeit von 2003: PatienÄrztlicher Direktor, Robert-Bosch-Krankenhaus, ten mit einer primären Hypertonie hatStuttgart ten im Schnitt deutlich weniger NierenInteressenkonflikt | Der Autor gibt an, dass körperchen als Patienten ohne (700 000 kein Interessenkonflikt besteht

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[Living donor donation: donors are at risk during pregnancy].

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