Nr. 4, 23. Januar 1976, 101. Jg.

Brandes u. a.: Gelbsucht nach Aprindin

III

Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 111-113

Gelbsucht nach Aprindin

Jaundice after aprindin

Eine hepatitisähnliche Arzneimittelschädigung

Viral-hepatitis-like hepatic damage (»aprindin hepatitis») developed in a SO-year-old woman after taking aprindin, the cause of the jaundice being confirmed by the same signs occurring when the drug was taken again after initial withdrawal.

J.-W. Brandes, P. Schmitz-Moormann, F.-G. Lehmann und G. A. Martini Medizinische Klinik und Pathologisches Institut der Universität Marburg

Bei einer Søjährigen Patientin führte Aprindin zu einer virushepatitisähnlichen Arzneimittelschädigung der Leber (»Aprindin-Hepatitis«), die durch Reexposition gesichert werden konnte. Direkte und indirekte arzneimittelbedingte Leberschäden können hepatozellulär, cholestatisch oder gemischt hepatozellulär-cholestatisch auftreten (15, 16). Hepatitisähnliche Arzneimittelschäden wurden bisher bei a-Me-

23. 6. 1975, acht Tage nach Beginn der Einnahme von Aprindin, tra-

thyl-Dopa (7, 12), Halothan (11), Oxyphenisatin (12, 17), Tuberkulostatika wie para-Aminosalicylsäure (3)

Einnahme von Aprindin aus. Die Beschwerden waren in den darauffolgenden Tagen mit Ausnahme der Obstipation rückläufig. Am 11. 7. 1975 erfolgte die Aufnahme unter dem Verdacht einer Virushepatitis. Die Transaminasen, das Bilirubin und die alkalische

und Isoniazid (3, 4), Antirheumatika wie Phenylbutazon und Indometacin (10), ferner bei Nitrofurantoin (9) und Diphenyihydantoin (15) beobachtet. Aprindin (Amidonal®) ist ein neues orales Antiarrhythmikum aus der Reihe der Lokalanästhetika (1, 4,

5, 6, 8). Hepatotoxische Nebenwirkungen sind in der klinischen Erprobung bisher nicht beobachtet worden (6,8). Im folgenden berichten wir über eine Patientin, bei der sich im zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme

von Aprindin ein hepatitisähnliches Bild entwickelte. Nach Reexposition ließ sich die Reaktion wiederholen.

Kasuistik

ten Ubelkeit, Inappetenz, Aversion gegen Fleisch und Fett, Kopfschmerzen, Druckgefühl im rechten Oberbauch, Obstipation und beginnende Dunkelfärbung des Urins auf. Am 6. 7. 1975, fünf Tage vor der stationären Aufnahme, setzte die Patientin selbständig die

Phosphatase waren im Serum erhöht. Es bestanden keine Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz. Das Hepatitis-B-Antigen war nicht nachweisbar, Alkoholkonsum lag nicht vor. In der präikterischen Phase traten keine für eine Virushepatitis typischen Prodromi auf. Klinische Befunde (11. 7. 1975): Konjunktivaiikterus, Leberbreite

in der Medioklavikularlinie 15 cm, Konsistenzvermehrung und Druckschmerzhaftigkeit der Leber, Milz nicht tastbar. Herz perkutorisch linksverbreitert, vereinzelt Extrasystolie. Blutdruck 140/85 mm Hg, Puls 80/mm; über der Ausflußbahn des rechten Ventrikels und der Pulmonalarterie ein systolisches Geräusch von Austreibungscharakter. Der übrige Untersuchungsbefund war unauffällig.

Labo ratoriumsbefunde: Der Verlauf von Bilirubin, Transaminasen und alkalischer Phosphatase ist in Abbildung 1 dargestellt. 11. 7. 1975: Bilirubin 32,5 smoi/l (1,9 mg/dl), alkalische Phosphatase

halb eine antiarrhythmische Behandlung mit Procainamid (Novo-

90 U/l, GOT 32 U/i, GPT 50 U/i, Leucin-Aminopeptidase 28 U/i, (normai

[Jaundice after aprindin (author's transl)].

Nr. 4, 23. Januar 1976, 101. Jg. Brandes u. a.: Gelbsucht nach Aprindin III Dtsch. med. Wschr. 101 (1976), 111-113 Gelbsucht nach Aprindin Jaundi...
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