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Diätsalze senken Blutdruck nur mäßig Es besteht keine einheitliche Datenlage zur Wirkung von Diätsalzen auf den Blutdruck. Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass Kochsalzersatzmittel sowohl den systolischen als auch den diastolischen Blutdruck senken.



Der Zusammenhang zwischen dem Kochsalzkonsum und Hypertonie ist unbestritten. Ob jedoch Kochsalzersatzmittel sich positiv auf den Blutdruck auswirken, ist unklar. Eine Metaanalyse von fünf randomisierten klinischen Studien mit sechs Kohorten ging dieser Frage nun nach. Die Autoren konnten zeigen, dass die Verwendung von Diätsalzen den systolischen (4,9 mmHg) und den diastolischen (1,5 mmHg) Blutdruck signifikant senkt. In einer Subanalyse wurde deutlich, dass der Effekt nur bei Personen mit Bluthochdruck zu sehen war. Die Interventionsstudien dauerten zwischen 6 und 24 Monate. In den Kon-

trollgruppen wurde herkömmliches Natriumchlorid eingesetzt, in den Interventionsgruppen drei verschiedene Ersatzmittel, die zu 25, 30 oder 41% aus Kaliumchlorid bestanden. ■ Peng YG, Li W, Wen XX et al. Effects of salt substitutes on blood pressure: a meta-analysis of randomized controlled trials. Am J Clin Nutr. 2014;100:1448–54

Kommentar Die Zahl der Studien ist gering, die Populationen heterogen, und nur eine Studie wurde außerhalb Chinas durchgeführt. Die Ergebnisse sind also nur begrenzt generalisierbar. Die Autoren gingen damit vorsichtig um und

konnten so z. B. herausarbeiten, dass eine Blutdrucksenkung nur bei Personen mit Bluthochdruck festzustellen war. Für die Bevölkerung Chinas, die 75% des Salzkonsums über den Verzehr von zu Hause zubereiteten Speisen abdeckt, sind die Ergebnisse durchaus relevant, wenn auch eine mittlere Senkung des systolischen Blutdrucks um etwa 5 mmHg und des diastolischen Blutdrucks um etwa 1,5 mmHg eher wenig beeindruckt. Für die westliche Welt, wo salzreiche Convenience-Produkte eine bedeutende Rolle spielen, scheinen die Ergebnisse weniger bedeutsam zu sein – zumal sich der Salzersatz geschmacklich von normalem Speisesalz unterscheidet. Für die Prävention und supportive Behandlung eines Bluthochdrucks bleibt somit weiterhin vor allem eine salzarme Ernährung empfehlenswert. Dr. rer. nat. C. Holzapfel ■

Trichobezoar

Von den eigenen Haaren komplett erfüllt Ein 17-jähriges Mädchen mit Autismus und Trichotillomanie wurde wegen Erbrechens und Bauchschmerzen in die Nothilfe gebracht. Die Beschwerden bestanden seit zwei Tagen, die Vitalparameter und das Routine-Labor waren unauffällig. In der Computertomografie mit Kontrastmittel stellte sich eine ausgedehnte inhomogene Raumforderung im Bereich des Magens und des Duodenums dar, die mit einem Bezoar vereinbar war (Abb. A und B, Pfeilspitzen).

© New Engl J Med. 2015;372:e8

A

Eine endoskopische Entfernung des Materials gelang weder nativ noch nach einer sieben Tage langen Behandlung mit Papain, das zur enzymatischen Auflösung des Haarknäuels führen sollte. Daher erfolgte am 20. Tag eine Laparotomie. Nach Inzision des Magens konnte ein großer Trichobezoar geborgen werden, der einen Ausguss des gesamten Magens, des Duodenums und des proximalen Jejunums bildete (Abb. C). Das gesamte Material konnte en bloc entfernt werden (Abb. D). Das Mädchen erholte sich postoperativ rasch und wurde zehn Tage nach der Operation entlassen.

B

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■ C

D

■ Gaillard M, Tranchart H (Korres.: [email protected]): Trichobezoar. New Engl J Med. 2015;372:e8

Raumforderung in Magen und Duodenum im CT (A, B); Entfernung über Mageninzision (C); ausgeformter Bezoar (D).

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MMW-Fortschr. MMW -Fortschr. Med. 2015; 157 (8)

[Ischemic hair loss].

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