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Innenohrveränderungen bei fetaler Asphyxie* K. Hding FIals-Nasen-Ohren-Klinik der Westfàlischen Wilhelms-Univrrsitat Muosrer (Direkror: Prof. Dr. H. Peldniann)

________

haufige Vorkommen von Schwerhorigkeit nach Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen war immer wieder Anlaf? zur histologisehen Untersuchung der Felsenbeine daran gestorbener Fdten oder Neugeborener. Dies fuhrte zur Beschreibung von Blutungen und serösen Labyrinthitiden bei Jnfektionen, Stoffwechselkrankheiten und Traumen. — Die vorliegende Arbeit beschreibt die Ergebnisse der Aufarbeitung der Felsenbeine von intrauterin an chroniseher Asphyxie verstorbenen Fdten. Unter 15 Fallen bestanden 7mal keine Auffalligkeiten, 4mal fand sich eine Blutung ins Gewebe oder in pen- oder endolyrnphatische Räume. In gleicher Zahi war die Bildung eines eiweiRreichen Ergusses in den flussigkeitsgefiillten Ràumen des Innenohrs zu beobachten. — Ubenlebt der Fdtus soiche Phasen chronischer anteparraler Hypoxie, so bilden diese Veranderungen moglicherweise die Grundlage der auftretenden Schwerhdrigkeit. Gemeinsamkeiten mit den histologischen Befunden bei Infektionen wie Rdteln, Cytomegalie-Virus-Infekrion und anderen werden diskutiert. Das

-

Changes Occurring in the Inner Ear in Foetal Asphyxia - __________ Deafness

following complications of

pregnancy and obstetrics occurs frequently. The temporal bones of stillborn or neonates who died several days after delivery have often been examined, and haemorrbage and serous labyrinthitis have been found in infections, diabetes and trauma. — In this study, pathological findings in the temporal bones of foetuses who died

of chronic asphpda in utero are described. 7 out of 15 eases had no labyrinthine pathology. Four had haemorrhage into the tissue or into perilymphanie or endolymphatic spaces. Likewise, fout had developed eosinophilic precipitates in the liquid spaces of the inner ear. — If the foetus survives such phases of hypoxia in utero, this might be the morphological correlate of developing deafness. Similar findings in infections such as rubella or cytomegalovirus infection are discussed.

Die normale und pathologisehe Anatomic des lnnenohres ist seit vielen Jahren Gegenstand otologiseher Forsehung. Bereits im vorigen Jahrhundert wurden die Techniken zur histologisehen Darstellung der komplizierten Innenohrsrrukturen entwiekelt, welehe die Besehreihung der Anatomic des hãurigen Labyrinthes dureh den Grafen von Corti und andere ermdgliehte. Beriehte flber pathologisehe Veranderungen folgten konsequentenveise. Flier seien nur beispielhaft die Arbeiten von Baratoux (1887), Politzer (1896), Sakai (1911) und Voss (1923) erwahnt. Die Verfeinerung der Fixierungs-, Entkalkungs-, Sehnirt- und Farbetechniken fiihrte spãter zu einem explosionsartigen Ansteigen der Beriehte i.iber Innenohrveranderungen bei den versehiedensten Krankheiten. In den letzten Jahren wurden die Teehniken um immunhisroehemisehe Fãrbemerhoden erweitert, was einen neuen Sehub an Forsehungsbeniehten braehre. Sehukneeht (1974) stellte in einer umfang-

reichen Monographie die historisehe Entwieklung, die Technik und die Ergebnisse der histopathologisehen Felsenbeinforsehung zusammen (24).

inshesondere interessierre immer wieder die Frage, welehe pathologisehe Anatomic angeborenen Hörstbrungen zugrunde lag. So besehrieb man die bekannten Mi6bildungstypen naeh Mondini, Seheibe und andere. Von gröerer Bedeutung, weil haufiger, waren jedoch die intrauterin, perinatal oder fruhkindlieh envorbenen Hdrstörungen, deren Bedeutung dutch die gerade in den letzten Jahren eminenten Erfolge der neonatologisehen Intensivmedizin noeh zugenommen hat.

Sehon 1923 fand Voss bei der histologisehen Aufarbeirung von 10 Felsenbeinen von Neugeborenen, die enrweder tot geboren wurden oder post partum ad exitum gekommen waren, eine ,,Enweirerung und pralle Fill-

lung der Blurgefa6e" irn Bereich des ganzen Hörorgans. Penner heohaehtere en haufig Bluraustnitte in die Sehleimhant oder das Lumen des Mittelohres sowie die flflssigkeirs-

gefullten Hohlraume und das Gewebe des Innenohres. En

Laryogo-Rhioo-Orol. 70 (1991) 72—77 Georg Thieme Verlag Srungarr New York

Henri Prof. Dr. H. Feldrnann zom 65. Gebortsrag gewidmet.

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Einleitung

Zusammenfassung

Laryngo-Rliino-OtoL 70 (1991) 73

Innenohrveranderungen bei fetaler Asphyxie

Bericht von Toynbee, der nach semen Angaben als erster cinen angeborenen Blutergul3 im Labyrinth beschrieben hatte (28). Auch die Mitteilung von Baratoux, der bei luetischen

Föten Hämorrhagien im Innenohr gesehen hatte, stelite er in diesen Zusammenhang, indem er die Möglichkeit ansprach, daI Lues zur Frühgeburt führen kann (3). Ahnliche Beobachtungen wie die von Voss (1923) wurden von Albrecht(1930), Barth (1934) und Bach (1966) gemacht. Letzterer hielt neben den bereits von Voss für ursachlich gehaltenen intranatalen Komplikationen wie verzügerte Geburt, Zangenenthindung, Zwillingsschwangerschaft etc. auch die protrahierte Asphyxie für eine mdgliche Ursache der beobachteten Einblutungen (6).

Neben diesen im weiteren Sinne traumatischen Ursachen kristallisierten sich im Laufe der Zeit verschiedene Grundkrankheiten heraus, die bereits intrauterin zu Einblutungen ins Innenohr führen konnten, und zwar

bei Rdtelninfektion der Mutter (12, 16, 23), bei diabetischer Fetopathie (11, 13, 17), bei Lues (3) und bei anderen Viruserkrankungen (14).

Die histologische Aufarbeitung des Felsenhems zum Nachweis von Hdmorrhagien ist mittlerweile so gut eingefflhrt, da Gerichtsmediziner mit seiner Hilfe die Todesursachen Ertrinken, Erwürgen un d Strangulation zu unterscheiden versuchen (9).

Neben den Hãmorrhagien ist die Bildung ciweihreicher Ergüsse in pen- oder endolympathischen Rdumen das zweite typische Schadigungsmuster, das inshesondere bei Virusinfektionen — oh intrauterin oder postna-

tal erworben — beobachtet wird. Es wurde jeweils bei Kleinkindern gefunden, die sich sicher postnatal an Masern (18) und Mumps (19) infiziert batten. ErguI(bildungen wurden auEerdem bei tympano- und meningogener Labyrinthitis im Frühstadium (22), beim Akustikusneurinom (22) und bei der Wegenerschen Granulomatose (7) sowie bei Scheihe-MiRbildung (24) beschrieben. Bei Füten fanden sic sich einmal bei einer Viruspneumonie der Mutter (14), bei Rötelnmnfcktion (12, 16), bei perinataler Cytomegalie- und Haemophilus influenzae-Infektion (25) und anderen Entzündungen.

28 Fãlle vor, in denen er die Felsenbeine von intrauterin oder unmittelbar postpartal zu lode gekommene Föten aufgearbeitet hatte, fand jedoch als absolut vorherrschende Pathologic nur die Einblutung in 23 von 28 Fallen. Die hatte jedoch — wie er nachweisen konnte — in vielen Fallen eine primàre Hirnblutung zur Innenohrhdmorden inneren Gehorgang, rhagie gefuhrt, die entweder den Aquaeductus cochleae oder retrograd kochleàre Venen entstanden war (26). die

Es war das Ziel der vorliegenden Arbeit nachzuprhfen, welche Innenohrpathologie Füten aufweisen, die an chronischer antepartaler Asphyxie infolge Placentainsuffizienz intrauterin ad exitum kamen und erst danach ausgestoen wurden, bei denen also em Gehurtstrauma oder eine Infektion ausgeschlossen ist. Material und Methoden Untersucht wurden die Felsenheine von 15 Torgehorenen. Alle waren intrauterin an Asphyxie infolge Placentationsstürungen verstorben. Ausgesehiossen blieben solche Föten, die an den Folgen einer Infektinn, einer Stoffwcchselstürung nder eines Traumas verstnrben waren. In einem Fall handelte es sich um em ausgetragenes Kind, dessen Mutter an einer Gesinse 1hz. Es war noch intrauterin verstorben. Plaeenrationsstürnngen sind em hhufiges Problem in der Sehwangerschaft. Die Placenta ist sehr anffãllig für Infarkre und Emnhlntnngen; aullerdem werden hhnfig persistierende embryonale Zottenstrnktnren im Sinne emnes Matnritãtsarrestes gesehen, weicher zu einer ungenügenden ErnShrnng des Fhten führt nod schliet?lich scm Absterben bedingen kann. Die Totgeborenen wurden mn Formalin gelegt und zur Sekrion eingeschickt. Je nach Daner der intranterinen Todeszeit hefanden sme sich in notersehiedliehen Stadien der Antolyse. Es wnrde geprhfr, ob MiIlbildnngen vorlagen, und histologisehe Sehoitte wnrden regelmh8ig von der Leber, der Lunge nod den Nieren gemachr. Das Gehirn war in allen Fallen infolge Autolyse einer Untersuchnog nicht mehr znganglich. Die Felsenbeine wnrden mit einer Sehere heransgesehnitten, in Formalin fixiert, eingebettet in Paraffin und mit der hbiichen Hhmatoxylin-Eosin-Fhrbnng angefhrht. Nur in 6 Fallen war wegen forrgeschrirteoer Verknhehernng eine Entkalkung notwendig. Alter, Gewicht, Geschlecht nod Todesursache der Füten gehen ans Tab. 1 hervor.

In alien Fallen wnrdc anch die Placenta untersncht. Hier fanden sich Infarkte, retro- oder intraplacentare Blowngen, retardierte Zotteostrnktnren, intervillüse Thromben nod andere Sthrnogen, die zu einer nngenügenden fetalen Sanetstoffversorgnng nod somit zu cinet ehrooiseheo aotepartaieo Hypoxie geführt hatten.

Ergebnisse

Unter den 15 untersuchten Füten fanden

Die Ursache für die Prdzipitate, die sich

sich 7mal keine Auffiiliigkeiten. Einmal war bei gut erhalteneo Lahyrinthstrukturen eine starke Blutfüllung der Kapilla-

charakteristisch eosinophil anfarben, wird allgemein in cinet serüsen Labyrinthitis als Reaktion auf eine wie auch immci geartete Noxe gesehen.

ten zu beobachten (Ahb. 1); derselbe Fall wies auch eine suhperichondrale Blutung auf (Abh. 2), allerdings war es nicht zu einem Austritt von Erythrocytco ins Gcwebc gekommen.

Die zitierten Arbeiten beschreiben intrauterine Infektionen, Traumen oder Stoffwechselkrankheiten. Die Frage, oh eine chronische Asphyxie, wie sic bei den haufigen Placentainsuffizicnzen vorkommt, ebenfalls die beschriebenen Verandcrungen hervorrufen kann, ist bislang nicht schlüssig geklärt. Spector (1978) legte zwar eine Stu-

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führte diese Einblutungen auf das mechanische Geburtstrauma zurück und machte geltend, da6 insbesondere Fruhgeburten ,,infolge der Unfertigkeit des gesamten Gefãl4apparates, besonders infolge Fehlens oder mangeihafter Ausbildung der elastischen Fasern und des meist flberaus schnellen Durchtritts eines wenig soliden Schãdels durch die meist unvorbereiteten Geburtswege am meisten gefahrdet sind". In diesem Zusammenhang verwies er auf einen

R. Hoing

74 Laryngo-Rhino-OtoL 70 (1991)

Fall

.4

-Abb. 1 Fall 4. Ductus cochlearis mit Cortischem Organ. Pralle FiJIlung der BlulgefaBe (Pfeile).

4

Alter (Schwangerschaftswoche

cm

Geschlecht Todesursachen

Gewicht Lange g

1

18.

136

19

m

2

27. 28.

930

38

w

3

20.

200

22

w

intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine

4

15. 20.

120

16

w

Asp hyxie intrauterine

5

40.

2120

50

m

6

unbek.

1190

39

m

7

25.

870

32

w

8

27.

442

28

w

9

20.

230

22

w

10

17.

147

18

w

11

23.

320

26

w

12

25.

745

32

m

13

18.

105

17

m

14

24.

620

29,5

w

15*

24.

625

29

w

Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asp hyxie

intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie intrauterine Asphyxie

*zwiIling von FaIl 14

Abb. 2 FaIl 4. Bogengange im Bereich des Crus commune. Subperichondrale Blutung (Pteil).

Tab. 2 Anzahl der histoiogischen Befunde. Mehrtachertassung bei gleichzeitigem Auftreten verschiedener Auffalligkeiten. Histologischer Betund

Im Falle von Einblutungen wurde unterschieden zwischen Blutungen in eincn flüssigkeitsgefulltcn Raum oder ins Gewebe. Wie aus Tab. 2 hervorgeht, land sich in 4 Fallen cine Blutung in pcrilymphatischc Räume, emma1 in den endolyrnphatischen Raum. Abb. 3 zeigt einen teilweise kollabierten Bogengang mit Erythrocyten sowohi im endo- wie auch im perilymphatischen Raum. Bei stärkerer Vergrö6crung (Abb. 4) erkennt man, da6 rote Blutkörperchen auch ins Gewebe, und zwar hier irn Bereich einer Crista ampullaris ausgetreten sind. Abb. S zcigt sic in eincm zweiten Fall der Reissner'schen Membran aufliegend, die bier wohl artifiziell zerrissen ist. In Abb. 6 sieht man sic auf der Mcmbran des Utrikulus, weicher selber mit einem stark eosinophil angefarbten Ergu6 angefflhlt ist.

Normalbefund starke KapillarfUllung ohne Blutung Blutung ins Gewebe Blut im perilymphatischen Raum Blut im endolymphatischen Raum EiweiltprSzipitat im perilymphatischen Raum EiweiBprhzipitat im endolymphatischen Raum

FalI-Nr.

1,5,9, 10, 12, 14, 15

4 3 2,3, 11, 13

3 2, 7,8 2, 6

Nicht als soiche Eiwci6praparate gewertet wurden Befunde wie in Abb. 8, wo persisticrendcs embryonales Bindegewcbc, weiches sich ähnlich anfãrbt, in einem Bogengang zu sehen ist.

Hierbei handelt es sich urn die zweite regel-

ma6ig gemachte Beobachtung. Soiche Eiweifpräzipitate wurden insgcsamt 4mal gesehen, und zwar 2mal im endound 3mal im perilymphatischen Raum. In einem Fall fanden sic sich in heiden Räumcn. Sic sind — wie in Ahh. 6 und Abb. 7 dargestellt — als mchr oder weniger stark eosinophil angefarhte Präzipitate zu schen, in Abb. 6 im Utriculus und in Abb. 7 in einem kollahicrten Bogengang.

Diskussion

Die Aufdeckung nicht infcktiöscr pränatalet Noxen als Ursache angeborener Schwerhorigkeit ist naturgemaf schwicrig. Uberlebt das Neugeborene solche Noxen, so scheiden histologische Untersuchungen des Hörorgans aus. Verstirbt es jcdoch, so fehlcn zuverlãssigc Anga-

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Tab.1 Klinische Daten der untersuchten Foten

Laryngo-Riiino-Otol. 70 (1991) 75

Innenohrverdnderungen bei fetaler Asphyxie

/

.•



%:tc -. Abb. 3 Fall 3. Tellweise koflabierler 3ogengang mU Frythrozyten Em endo- und perilymphatischen Raum.

____

Abb. 4 FaIl 3. GroBere Vergrbl3erung eines Ausschnitts aus Abb. 3, Erylhrozyter Em Gewebe elner Crista ampullaris.

_a



Abb. 5 Fall 13. BIul der lReissner'schen Membran aulliegend und in der Scala vestibuli (Pteile).

Abb. 7 FaIl 6. Eosinophiles Präzipitat in einem teilweise kollabierten Bogengang.

Abb. 6 FaIl 2. Erylbrozytensaum aut der Membran des Utriculus, wel cher mit einem eosinophilen Prazipitat angetulil isl.

Abb. 8 FaIl 9. Persistenz embryonalen Bindegewebes in einem Bogengang.

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_

.

76 Laryngo-Riiino-OtoL 70 (1991) ben das Hdrvermögen, so dat? die Einschätzung der Bedeutung einer aufgefundenen pathologischen Anatomic uoklar bleiben mut?. Bei der pädaudiologischen Anamnese schwerhoriger Kinder ist eine der wichtigsteo Fragen die nach Auffalligkeiten in der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Beclcmann (1962) bemerkte in seinem Referat auf der 33. Jahresversammiung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, dat? die retrospektive Klärung dieser Frage hãufig nicht moglich ist. Er untersuchte daher Kinder, die sicher prà- oder intrapartal eine schwere Aspliyxie erlitten hatten, wobci cr einen deutlichen Hörverlust bei 7 von 89 ausgewerteteo Fallen land (5).

K. HOing

aos intra- ond extraoterinen Infcktionen bekannt ond dokomentiert ist (14, 16). Die protrahierte Asphyxie aufgrund cincr Piacentamnsuffizicnz mit histologisch nachgewiesenen Infarkten, Biutungen, Sthrungcn den Zottenbiidung (Mawritãtsarrcst) und anderen Verhnderungen führt also in manchen Fãlicn zu einem ganz ahnlichen Bud wie bei Infektionen.

Es war das Ziel der voriiegenden Untersuchung, aol diesen Zusammenhang hmnzuwcisen und einen

Beitrag zur pathoanatomischen Ursachenkiarung der so hãufigcn Hdrschäden nach Schwangcrschafts- und Gebortsauffaliigkeitcn zu leisten.

Andere Autoren steliten die Bedeutung von Sauerstoffmangel für den Hürschaden von Neugeborenen

Literatur

mit sehr niedrigem Geburtsgewicht ( lSOOg) heraus.

Beckinann (1962) konzentrierte sich ebenso wie andere (2, 4, 6, 29) auf das Geburtstrauma. Es

rascht nicht, dat? hier Hämorrhagien im Innenohr vorherrschten.

in very iow birthweight infanrs treated with neonatal intensive care. Arch. Dis. Child. 54(1979)421—426 2 Albreeht, W.: Die geburtsttaumatisehen Sehadigungen des Ohres. A. Hals-, Nasen-Obrenheilk. 27(1930)495—501

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In der vorliegenden Untersuchuog, in der nor intrauterine Asyphxie mit Todesfolge berücksichtigt wurde, faoden sich ebenfalls Hämorrhagien, und zwar in 4 verschiedenen Fallen. Erythrocyten waren jedoch nicht haufenartig in den Scalen der Schoecke, sondern diffus verteilt

rn Gewebe und in pen- und endolymphatischen Ràumen nachzuweisen. Unklar ist alierdings, ob eine Innenohrblutung zu einem bleibenden Funktionsverlust führen mut?. Bei Stapedektomien gelangt hãufig Blut ins Vestibulum und somit in die Perilymphe, ohne dat? dies zu einem bleibendeo Nörschaden führt. Grove (1939) hielt eine Restitution bei ldeinen Blutungen für mhglich. Dagegen land Kelernen (1963) eine hesondere Empfindiichkeit der Cupu]ae gegenfrciem Blut in der Endoiymphe. Nach semen Untersuchungen wird die Cupola durch aufliegende Erythrocyten regelrecht arrodiert (15). Einen besooderen Beitrag zur Klãrung der pathooiorphologischen Folgen einer Biutung im Innenohr konnten Ishii et al. (1983) ieisten. Sic untersuchten zwei Patienten mit hdmorrhagischen Diathesen, die kurz vor ihrem Tode eine plötzliche, beiderseitige Ertaubung erlitten. Einer der beiden verlor scm Gehdr auf einer Seite 59 Tage vor seioem Tod und auf der anderen Seite 13 Tage davor. Das zuletzt ertaubte Ohr wies ausgedehnte Einblutungen in die Scalen der Schnecke auf, wãhrend das zuerst ertaubte kein Blot mehr zeigte. Stattdessen land sich eine Abfiachung des Corti'schen Organs ond eine Atropie den Stria vascularis. Die Tectorialmembran war nicht mehr nachweisbar, und die Reissner'sche Membran war auf das Corti'sche Organ kollabiert. Bei Föten soil es aufgrund grot?erer Fragilitat der

Venen des Modiolus bei hypoxischen Zustãnden ooch leichter zu Innenohr-Blutungen als bei Erwachsenen und auch als im

Abramovich, S.J.,S. Gregory, M. Slemiek A. Stewart. Hearing loss

Kreislauf kommen (27, 29).

Bisher nicht beschrieben ais Folge chronischcr Asphyxie waren Ergut?bildungen im Ionenohr, die in 4 von 15 Fallen auftraten. Die Konstellation aus Hhmorrhagie und Erguf?bildongen ist cm charakteristischcs Bild, das

Heilk. 180 (1962) 1—202

6 Bueh, H.: The inner ear of newborn infants. J. Laryngol. Orol. (1966) 765—777 Fr,edmann, T., P. Barter: Wegener's Granulomatosis causing deafness.J. Laryngol. Otol. 87(1973)449—464 Grove, W. B.: Skull fractures involving the ear: A clinical study of 211 cases. Laryncoscope 49(1939)678—707 Ito, Y., K. Kiniura: Histological examination of the temporal bone in medicolcgal cases of asphyxia. Forensic Sci. lot. 44 (2—3) (1990) 135—142

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13 Kelemeo, C.: Maternal diabetes. Arch. Otolaryngol. 71 (1960) 921—925

14 Kelemen, C., J. H. Neame: Viral pneumonia of rhe morher with hemorrhagic otitis in the fetus. Arch. Orolaryngol. 72(1960)163—169 IS Kelemen, C.: Hemorrhage: A specific poison to tissue of ampullar eopolae. Arch. Otolaryngol. 77(1963) 365—375 16 Kelemen, C.: Rubella and deafness. Arch. Orolaryngol. 83 (1966) 30—42

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21 Sakai, K.: Anatomisehe Befunde am mensehliehen Gehörorgan nach Basalfraktur. Arch. Ohrenheilk. 85(1911)188—197 22 Schdtzle, W., J. Hauhrieh: Pathologic des Ohres. Jo: W. Doerr, G. Seifert, E. Uhlinger: Spezielle parhologische Anatomic. lId. 9. Springer, Berlin-Heidelberg-New York 1975 23 Schal4 L.A., M. H. Lurie, C. Kelemen: Embryonic hearing organ after maternal rubella. Laryngoseope 61(1951) 99—112 24 Schuknecht, H. P.: Pathology of the ear. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts 1974 23 Spector, J. C.: Hisroparhologie and experimental models for senso-

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Nach diesen Untersuchungen ist er eindeutig gravierender als die immer wieder angesprochene Làrmbelästigung im Inkubator (1).

-

Innenohrverdncterungen bei fetaler Asphyxie Spector, j G., W.J Pettit, 0. Davis, M. Strauss, E. Rauchhach: Fetal 27

respiratory disttess causing CNS and inner ear hemorrhage. Laryngoseope 88 (1978) 764—784 Spector, J. 0.: Developmental reniporal bone anatomy and its elinical significance. Variations on themes by H. F. Sehukoeeht. Ann. Orol. Rhinol. Laryngol. Suppl. 108—114 (1984) 101—109 Toyn bee, J.: The diseases of the ear. Blanehard and Lea, Philadelp-

_____ Laryngo-Rhino-Otol. 70 (1991) 77 Dr. med. Rudolf Hôiog HNO-ICinik der Universitãr MOnster Kardinal-von-Galen-Ring 10 D-4400 MOnster

hia 1860 29 Voss,

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0.. Geburrsrrauma und GehOrorgan. Z. Hals-, Nasen-Ohrenheilk. 6(1923)182—219

[Inner ear changes in fetal asphyxia].

Deafness following complications of pregnancy and obstetrics occurs frequently. The temporal bones of stillborn or neonates who died several days afte...
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