Neue Technik - Technical note 196

Erste Erfahrungen mit einem neuen Liquorauffangsystem M. Lorenz, F. Repschläger. H. Dietz Ne urochirurg ische Klinik. M edizin ische Hochschule Hann over

Klinische Forderungen an ein optima les Liquorab leitesystem bestehen vor allem in dem Wunsch , ein geschloss enes Sys tem einzusetze n. das für diagnos tische oder therapeutische Zwec ke nicht oder nur selten geöffnet w erden muß . Um diesem Ziel näherzukommen und um die Handhabung zu verbessern. wurd e ein neues Konzept entw ickelt. das bereits hande lsüb liche Bauteile berücksichtigt. Neben anderen Vorteilen ermöglicht das neu e Set ein ICP-Monitoring. ein Pumpen der Liquors äu le und einen Schutz desLiquorkollektorluftfilters für mehr Sicherheit wä hr end des Patiententransportes . Das System wurde an 28 Patienten prospektiv mit gute m Erfolg getestet und wurde vom behandelnden Person al schnell akzeptiert. Die Konstruktion wird in den Einze lheiten beschrieben .

First Expe rie nces with a Nc w CSF Drain a ge Tec hnique Due to clinical requirements and to improv e the hand ling of CSF drainage set we developed a new concept, consisting of an arrangem ent of constructions, which are already availabl e. Beside s other advantages, the set provides an lCP moni tori ng. a pump dovice and a protection of the airfilter of the collecting tank for safer transport. Opening the system for the performance of diagno stica or therapeutica manoeuvres can therefore be avoided. This new equipment ha s been tested in 28 patients having a ventricular or lumbar CSF drainag e wit h good results a nd has been quickly accept ed by the medlcal staff, The construct ion is de scribed in detail.

Key-Word s CSF - CSF dr ain age set - Meningitis

Ein leit ung Bei externen Liquordrainagen steht das immunologisch we itgehend wehrlose Ventrikelsystem in Verbindun g mit extrakorporalen Kompartimenten. Das da mit verbundene Risiko ernstzun ehm end er Komplikationen wie Menin gitis bzw. Ventrikulitis erhöht sich mit zunehmend er Liegedau er der Drainage. Aus der Gefahr der sekundären Liquorkontam ination ergibt sich die Notwendigkeit. geschlossene System e zu verwenden (1,2) . Die Drainagen sollten für diagnostische (Druckm essung) oder therapeutisc he Maßnahm en (Ausspül en von Detritus und Blutkoageln) möglichst nicht oder nur selten geöffnet werd en müss en (2). Bislang verfügbare Systeme bieten mitunter Problem e. die nicht selten hochvisköse und mit Pa rtikeln verse tzte Drainageflüssigkeit unter diesen Forderungen abzuleiten (3). Von pflegeris cher Seite stellen sich weitere Forderung en an ein optimales System : bessere Transpo rtierbarkeit ohn e Gefahr der Luftfilterko ntamination . Sicherheits bypass bei Überfüllung der Tropfkamm er. sichere und sta bile Befestigu ngsm öglichkeiten u.a.

Neurochirurgta 35 (19 92) 196 -1 98 © Georg Thicme Verlag, Stuttgart . New York

Patienten und Resultate In der klinischen Erprobun g des neuen Liquorableitesystem s konn te der gesam te Verlauf der Liquorableitung auf der neurochirurgischen Intensivstation bei 28 Patient en mit insgesamt 32 Ableitun gen beobacht et werden (Alter im Mittel 49 Jahre. 18 - ?2 Jahre. 14 Frauen . 14 Männ er). Die Diagnosen waren intraventrikuläre Einblutungen und Zirkulationss törungen aufgrund spontaner intracerebraler Hämatom e (5 Pat.) oder Angiome und Aneur ysmen (16 Pat.), na ch Hypophysen oper ation . Entfernung eines Akustikusneurinom s und nach frontob asa ler Ver letzung (je 2 Pat.), Eine Drain age wurde bei Zirkulationsstörung nach einem Epiduralhämatom implantiert. Die Ableitedau er betrug im Mittel? ? Tage (2-14) . Bei längerdauernder Drainagepflicht wurde versucht, die primäre Ventrikeldra inage in eine lumbale zu än dern, so daß insgesamt 22 Ventrikelable itungen und 10 lumbale Drain agen angelegt wurd en [Ventrikelkath eter und lumbale Punktionsbeste cke von Codma n, bzw. PvB). Die Über la ufhöhe betrug in der Regel 0 - 15 mmHg un d die dab ei er reichte Draina gemenge wa r im Mittel 182 ± 88 mVdie (0 ml bei Druckm essung - 460 mll. Bei Anlage der Ableitun gen . bei suspekter Klinik und bei der Entfernung wu rden aus dem Ventrikelkatheter Liquorprobe n zur Bestimmung von Zellzahl, Liquorprotein und Hämoglobin als auch für eine mikrobiologis chen Kultur abgenomm en . Die Mittelwerte lagen bei 1.59 ± 0 .96 g/l Prote in (0.33 -4.0) und 0.92 ±

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Zusamm enfassung

1,35 g/d l Hämoglobin (0 -5.6). Die Bestimmung der Zellza hl war durch die mit unt er erheb lichen Blutbeimengun-

3

0

gen erschw ert.



Die Beurteilung der Liquorrauminfektion ist bei häufig aus anderen Gründen antibiotisch mitbehandelten und teilweis e komatösen Patient en erschwe rt. Die drai-

nagebedin gte Meningitishäufigkeitlag bei uns er en Patienten bei 3 von 32 Ableitungen. wobei wir als Kriterium den mikrobiologischen Keimnachweis oder eine Zellzahlerhö hung über 500/3 Zellen ford ert en: Ein Erregern ach-

1Dr-2~ 5

weis konnte bei 2 Patienten geführt werd en (Staph . a ureus). Davon hatte 1 Patient eine vorbest ehend e Meningitis 6

bei front obasaler Verletzung. der ander e erkrankte nach e iner lokalen Abs zedierun g seiner lumbal en Einstichste lle.

Bei zwei weiteren Patienten sahen wir im LiquorzeUbild eine Erhöhung a uf 1806/3 bzw. 13000/3 Zellen . ohne daß ein Errege rnac hweis gelang. Dis kussio n

stutzen.

Ein optima les Ableitungssystem für extr akorporale Liquordrainagen sollte mehrere Optionen erfüllen. die jedoch im Einzelfall nur schw er mit einand er zu verbinden sein werden . Um ein System zu entwickeln, das den Anforderungen der eige nen Klinik gerecht wird, wu rde ein neues Konzept erarbeitet. in das Forderungen von ärztlicher und pflegerischer Se ite eing inge n:

1. Das System sollte "gesc hlosse n" sein und die Möglichkeit bieten. den Liquordruck kontinuierlich zu messen. Im Kath eterlumen befindliche Partikel so llten weitertransportie rt werden können, ohne das System zu öffnen (1,

2) (Spülen bei einigen Sets erforderlich). Zwischen den Ventrikelkatheter und die Tropfkammer wu rde ein Ein-

maldruckaufnehmer geschaltet. der ermöglicht . den Liquord ruck ohn e sonst erforderliche Diskonnektion zu

bestimmen . Bei distal zum Dru ckaufn ehm er abgeklemmtem System (roter Dra inag everschlußklip) ergibt sich eine Ventrikeldruckmessung. Bei nicht abg eklemmtem System zeigt der gemessene Druck den Überla ufdru ck a n. Eine zun ehm ende Dämpfung der Liquorpulsamplitude kann durch eine Insuffizienz des zuleitenden

Schenk els (Ventrikelkath eter ) bedingt sein . Bei zunehmend em ge me ssenen Druck ergibt sich der Hinweis auf

ein Verstopfen des ableitenden Schenkels. Bei Verstopfung des Katheterlum ens oder des "Entenschn a bel"Rückstromv entiles kann die Liquors äule mittels einer

Fig. 1 Schemazeichnung des vorgestell· ten Liquorableitesets. 1: Konnektor zum Ventrikelkatheter mit abnehmbarem Dreiwegehahn und Punktionsstooten, 2: Druc kaufnehmer, 3: abklemmbare Autfangkammer· entlüftung. 4: Latexpumpkammer, 5: Auffangkammer mit ml-Sklanerung, 6: abklemmbarer Auslaß, 1: Sicherheitsüberlauf, 8: Sammelbeutel mit verschließbarem Zulauf und Entlüftungs·

::.0,..

3. Die Liquorauffangkammer so llte ein aus reic he ndes Füllungsvolumen aufwe isen, um bei zu rascher Füllung ei nen Rückstau zu verme iden . Der angeschlossene Luftfil-

ter da rf bei Tra nsport (Comp utertomographie) oder Lageru ng nicht mit dem Liquor in Berührung komm en . In diesem Falle wäre n eine Liquork on ta mination und der Verlu st der Entlüftungsfunktio n durch Verstopfen des Filters mit konsekutiver Erhöhung des Liqu orgegendrukkes und ina däquater Drainage zu befürchten (3). Die Liquoraulfangkamm er ist großvolumig (100 rnl) und bietet ei ne übersichtliche Milliliter-Skalierung . Um einen Rückstau zu vermeiden . best eht ein Sich erheitsüb erla uf

zum Ausla ßsch Iauch . Der Luftfilter, der hauptsächlich dem Druckausgleich dient . kann mitt els Klip für Transporte a bgeklem mt werd en . Somit entfällt der häufig notwend ige Wechs el der Kammer mit System öffnung und

au ch die Kontaminationsg efahr des Luftfilters . falls das Set für die Lagerung auf den Bauch des Patient en gelegt wurd e. Es muß dabei jedoch streng dara uf geac htet werden, daß die Klemm e na ch dem Umlagern wieder geöffnet wird .

bracht. die mit einer Klemmschraube an Bettpfosten

4. Die Handhabung des na chgeschal teten Liquorsammelbehälters sollte einfach und hygienisch durchzuführen sein. Der Drainagesammelbeutel beinhalt et ein Fas su ngsvolum en von wah lweise 500 oder 1000 ml. Durch einen Schlauchklip kann der Einlaß geschlossen werd en . Beim Wechsel des Beutels entfällt somit die Gefahr, daß Inhalt beim Anfassen herausschw appt. Ein a bklemmba -

oder Infussionsstä nder befestigt wird. Sowohl der

res Luftventil sorgt dabei für eine genau e Bilanzierungs-

Druckaufnehmer als auch der Kammerdom können in

möglichkeit.

Latexkammer vor der Uqu onneßkamm er (aus Infusionssys temen) weitergepumpt w erden .

2. Das Auffangsystem sollte stabil zu befestigen sein (3). Sowohl die Uqu orsammelkammer als auch der Drucktransdu cer sin d an eine r robusten PVC-Halteplatte an ge-

dieser Haltep latt e ze ntimetergena u auf die richtige Eichbzw. Überla ufhöhe eingestellt und bei Beda rf vers tellt werden. ohn e daß das gan ze System abge baut werden muß . Auf eine Monta ge am Matratzenkopfende . die den Überlaufdruck automatisch mit Lagerungsmaßna hmen nachreg ulieren würde. wu rde verzich tet, um den Zuga ng zum Patient en nich t noch mehr als ohnehin erforderlich zu verbaue n.

Bei den von uns vorab untersu chten Patien ten ergaben sich keine Drainag estörungen . Mögliche

Schwachste llen (Drift des Druckabnehmers. Verk lotten des Ventils) boten keine Probleme. Bei einem Patienten verklebte bei höherem Liquorproteingehalt (3.8 gII) einmalig das Entens chnabelventil, was anhan d de r sistierende n Drainage und eine r geä nderten Druckwellencharakteristik

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Neurochi ru rgia 35 (1992)

Ers te Erfa hrungen mit einem neuen LiquorauJJangsy stem

Neuro chirurgia 35 (I 992)

M. Lorenz, F. Rep schläger. H. Dietz Danksag ung

am Monito r sofort erkannt w erden konnte. Die Verklebung

ließ sich dur ch einmaliges Pumpen der Latexkammer problemlos öffnen. Eine Aussage über eine Signifikanz hin-

sichtlich einer Infekthäufigkeit bei Verwendung unseres Systemes gegenüber anderen erscheint uns bei der geringen Fallzahl nicht sinnvoll und eine kontrollierte Vergleichs studie nicht indiziert. Die vermutete Infektrate von 3

auf 32 Ableitungen liegt im erwarte ten Rahmen. Nachteile des Systems liegen neben der Kontaminationsgefahr im Bereich des ventrikelkatheternahen Dreiwegehahn es und Punktionsstopfens. der steril eingepaßt werd en sollte. in einer Gewöhnungsb edürftigkeit an das neue Set. Es ist zwar übersichtlich angeord net. bietet dennoch einige Detail s, die bei der ersten Anw endung Ver-

wirrung hervorrufen können. Bei der klinischen Anwen-

Die Autoren bedanken sich bei der Firma Peter von Berg Medi zint echnik filr die Umsetz ung unseres Konz eptes und die freundli che Überlassung der Schemazeiehnung.

Litera tur

c.. Aeute hydroee phalus a tter subaraehno id hernorrhage. Stroke 20 (1989) 715 -717 ' Maghall. C. G.. N. H. Archer. V. A. Lamb. A. C. Spada ra. J. W Baggec. J. D. Ward. R. K Narayan: Ventrieulostom y-related inIecticns. a pros peetive ep idemiologie study. N. Engl. J. Med. 3 10 (1984) 553 -559 3 Tronniet: v.. A. Aschoff: Fehlerquellen. Gefahren und Komplika1 Heros. R.

tionen bei der Anwendung exte rner Liqucrdralnage n. Akt Neu-

rol. 16 (1989) XXVI

dung auf uns erer Intensivstation wurden die Vorzüge dab ei

jedoch von allen Beteiligten schnell erkannt und ange nommen , so daß die Handhabung nach einer kurzen Einarbe itungs zeit kein e Problem e mehr aufwarf. Bei abzuseh end er

längerfr istiger Drainag epflichtigkeit wird das System auf unserer Intensivstation routinemäßig eingesetzt. Der damit verbunde ne Kosten aufwand erscheint tole rabel.

Dr. Ma rtin Lorenz Neurochirurgische Klinik Medizini sche Hochschul e Hannover Kon stanty-Gutschow-Str. 8 3000 Hannover 61

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[Initial experiences with a new cerebrospinal fluid collection system].

Due to clinical requirements and to improve the handling of CSF drainage set we developed a new concept, consisting of an arrangement of constructions...
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