Arch Orthop Traumat Surg 93, 117-123 (1979)

Archives of Orthopaedic and Traumatic Surgery t J F Bergmann Verlag 1979

Moglichkeiten, Technik und Ergebnisse kniegelenknaher Osteotomien H Hagemann und H -H Schauwecker Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tibingen (Direktor: Prof Dr S Weller), Rosenauer Weg 95, D-7400 Tfibingen, Bundesrepublik Deutschland

Indication, Technique, and Results for High Tibial Osteotomies Summary In degenerative and posttraumatic osteoarthritis of the knee joint pain is a major indication for correctional osteotomy In addition, the degree of arthrosis, axis deviation, range of motion and derangement of ligaments must be considered. In the cases reviewed supracondylar femur osteotomy, extraligamentar and high interligamentar osteotomy of the tibial head were utilized for correction High tibial osteotomies were performed without using stabilizing plates Autologous as well as homologous bone implants were added as needed From the results presented we conclude, that the different methods of correctional osteotomies are equivalent, as long as the axis deviation, which is present in most cases, is corrected into a physiological valgus position. About 3/4 of the patient operated upon were improved as far as pain, range of motion and weigthbearing are concerned Regression of the arthrotic structural changes could be demonstrated in a few cases only. Zusammenfassung Der Kniegelenksschmerz degenerativer oder posttraumatischer Ursache ist der wesentlichste Faktor bei der Indikationsstellung zu einer gelenknahen Korrekturosteotomie Daneben sollten Ausbildungsgrad der Arthrose, Achsenabweichung der gelenkbildenden Knochen, Beweglichkeit und Bandverhiltnisse Beriicksichtigung finden. Im nachuntersuchten Krankengut kamen als Korrekturverfahren die supracondylare Femurosteotomie, die extraligamentare Osteotomie des Tibiakopfes und die interligamentare Aufrichtungsosteotomie am Schienbeinkopf zur Anwendung Letztere wurde ohne

stabilisierendes Osteosynthesematerial durchgefihrt. Bei den additiven Methoden kamen sowohl autologe als auch homologe Knochenimplantate zur Anwendung. Aufgrund der bei den Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse erwiesen sich die angewendeten Operationsverfahren als gleichwertig, wenn bei den iiberwiegend vorhandenen Fehlstellungen die Achse zwischen den gelenkbildenden Knochen in eine leichte, physiologische Valgusstellung korrigiert wird Damit werden bei knapp 3/4 der operierten Patienten die Bewegungs und Belastungsschmerzen am erkrankten Kniegelenk gebessert Eine giinstige Beeinflussung des Ausma Bes der Arthrose konnte nur vereinzelt nachgewiesen werden.

Schmerzen im Kniegelenk sind in vielen Fallen Hauptsymptom degenerativer und posttraumatischer Gelenkflachenschadigung, wobei neben dem eigentlichen Knorpelschaden mit nachfolgender Gelenkinkongruenz der resultierenden Achsenfehlstellung besondere pathogenetische Bedeutung zukommt Die Abnormalerweise weichung der Hauptbelastungsachse durch die Gelenkmitte verlaufend kann einmal Folge der arthrotischen Gelenkveranderung, andererseits aber auch Ursache der Arthrose sein, die zur Varus bzw Valgusdeformitat fihrt Die Beseitigung einer Achsenfehlstellung durch die operative Korrektur bringt somit eine wesentliche Ursache des Gelenkverschlei Bes in Wegfall Sic vermag dariber hinaus sogar seine Entstehung zu verz 6 gern bzw zu verhindern. Bei der Planung und Durchfiihrung von operativen kniegelenknahen Achsenkorrekturen sind mehrere Faktoren zu beriicksichtigen Neben dem Ausma B der

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Gelenkbeweglichkeit ist der Zustand des kollateralen Bandapparates von Wichtigkeit Da bei den meisten Arthroseformen ein asymmetrischer Gelenkbefall zu verzeichnen ist, liegt hufig eine berdehnung des konvexseitigen Seitenbandes sowie die Erschlaffung des Kollateralbandes auf der Konkavseite des Gelenkes vor Dies mu13 das ausgewahlte Korrekturverfahren berucksichtigen, da das Bestehenbleiben einer unzureichenden Bandfiihrung einen Verlust an Stabilitat fir das Gelenk zur Folge hat Arthroseschmerz und Seitenbanderschlaffung bewirken besonders beim alten Menschen zusdtzlich eine Atrophie der muskularen Gelenkstabilisatoren, die auch durch postoperatives Training oft nur ungenuigend reaktivierbar sind und den Erfolg einer Korrekturosteotomie auch von dieser Seite her schlie B3lich gefahrden k 6 nnen. Grundsatzlich soll die Achsenkorrektur bei der gelenknahen Osteotomie im Scheitelpunkt der Deformitat vorgenommen werden, d h , im Falle der Fehlstellung am Kniegelenk supracondylar bzw im Bereich des Schienbeinkopfes, wobei die physiologische Valgusstellung des Gelenkes von ca 4-7 Grad zu berucksichtigen ist Ein weiterer Grund liegt darin, da B3 der metaphysare Bereich dieser beiden gro13 en R 6hrenknochen der unteren Extremitat aufgrund der hier vorliegenden uberwiegenden spongiosen Knochenstruktur die besten Aussichten auf eine rasche kn6 cherne Heilung bietet In jedem Fall ist die Lage der Osteotomie durch entsprechende Rntgenbilder, zweckmaligerweise Ganzbeinaufnahmen der Extremitaten, zu bestimmen, wobei deren Lage bei den posttraumatischen Deformitaten durch die Lokalisation der vorausgegangenen Fraktur gegeben ist Unter Berucksichtigung der Tatsache, da B die supracondylare Femurosteotomie immer, die Osteotomie am Tibiakopf jedoch wahlweise extra oder interligamentdr durchgefuhrt wird, ist wegen der resultierenden kurzen, mechanisch erheblich beanspruchten Gelenkfragmente die au Berhalb des Bandapparates vorgenommene Osteotomie mit einer stabilen Osteosynthese zu verbinden Lediglich bei der interligamentaren Aufrichtungsosteotomie der Tibia kann wegen des Zuggurtungseffektes des korrekturseitigen Kollateralbandes auf eine zusatzliche Stabilisierung durch Osteosynthesematerial verzichtet werden Allerdings wird die Gr 6Be des Korrekturwinkels durch die Unterschiedlichkeit der Bandverhaltnisse limitiert, da z B. beim lateralen additiven Verfahren das proximale Tibiofibulargelenk und der Nervus peronaeus Beruicksichtigung finden miissen. Auch Form und Ausbildungsgrad der Arthrose des in Fehlstellung befindlichen Gelenkes sind in die Operationsplanung einzubeziehen Wegen der Asymmetrie der meisten Veranderungen wird die Wertig-

keit des Kriteriums der halbseitigen Gelenkarthrose in vielen Fallen die iiberwiegende Indikation zur Osteotomie abgeben, auch wenn keine wesentliche Achsenfehlstellung rontgenologisch nachweisbar ist Andererseits mlssen kombinierte Fehlstellungen, bei denen zur Varus bzw Valgusabweichung ein Beuge-, Streckoder Rotationsfehler hinzukommt, nach M6 glichkeit beim gleichen Eingriff mitkorrigiert werden SchlieBlich kann jedoch auch das Ausmaf3 einer Arthrose, starkere Bewegungseinschrankung am Gelenk und ein instabiler Bandapparat letztlich eine Korrekturosteotomie kontraindiziert und einen alloarthroplastischen Ersatz oder eine Arthrodese als fr die Belastbarkeit des erkrankten Gelenkes vorteilhafter erscheinen lassen Zusammengefa Bt sollten also bei der Planung einer kniegelenknahen Osteotomie folgende Faktoren beriicksichtigt werden: 1 Art und Lokalisation der Fehlstellung am gelenkbildenden Knochen 2 Bandverhaltnisse 3 Form und Grad der Arthrose 4 Bewegungsausma B am Kniegelenk 5 Zustand des kontralateralen Gelenkes 6 Biologisches Lebensalter bzw Lebenserwartung des Patienten.

Methode In der vorliegenden Nachuntersuchung kamen an Korrekturverfahren die supracondylare Femurosteotomie, die interligamentare Schienbeinkopfosteotomie sowie die extraligamentare Korrekturosteotomie an der subcapitalen Tibia zur Anwendung. Die Fehlstellungen wurden additiv oder subtraktiv korrigiert, am Femur in Verbindung mit einer Winkelplattenosteosynthese, im extraligamentaren Bereich der proximalen Tibia kombiniert mit einer Plattenosteosynthese Lediglich das interligamentare Verfahren am Tibiakopf erfordert aus den bekannten anatomischen Gegebenheiten keine zusatzliche Stabilisierung. Im Rahmen der Diagnostik sind bei der Indikationsstellung Rontgen-Ganzbeinaufnahmen zu fordern Praeoperativ wird vom Operateur anhand einer dem R 6 ntgenbild entsprechenden Skizze Ausgangszustand, Lage und Hohe der Osteotomie und das angestrebte achsenkorrigierte postoperative Ergebnis zeichnerisch dargestellt. Die postoperative Gipsretension war im Verlaufe unseres Nachuntersuchungszeitraumes sowie bei den verschiedenen Korrekturverfahren unterschiedlich In den meisten Fllen konnte bereits ab 2 postoperativem Tag mit krankengymnastisch geleiteten Bewegungsubungen begonnen werden Die supracondylaren Osteotomien wurden in mittlerer Beugestellung des Kniegelenkes ohne Gipsverband auf einer Schiene ruhiggestellt Der Zeitpunkt der Teil bzw Vollbelastung ist nach in regelma 13igem Abstand durchgefuhrten R 6 ntgenkontrollaufnahmen bestimmt worden.

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Ergebnisse MANNER

Im Zeitraum von 1970-1977 wurden an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tibingen an 143 Patienten 151 kniegelenknahe Osteotomien durchgefiihrt Darin enthalten sind 10 reine Rotations bzw. Streck und Beugeosteotomien ohne zusatzlichen Varus oder Valgusfehler Die Gesamtzahl der operierten Patienten setzt sich aus 71 Frauen und 72 Mannern zusammen 78mal war das rechte Kniegelenk, 73 mal das linke Kniegelenk betroffen. Hinsichtlich der Entstehungsursache wurden die behandelten Patienten in 3 Gruppen eingeteilt, und zwar in die Gruppe der posttraumatischen, die der degenerativen Arthrosen und kongenitale, ausschlief3lich bei Jugendlichen operierten Fehlstellungen Die uberwiegend bei Mannern operierten posttraumatischen Fehlstellungen zeigten keine besondere Altersverteilung in bezug auf die Unfallhaufigkeit Demgegeniber ist der Anteil der wegen degenerativer Gonarthrose operierten Frauen gegeniber den Mannern dieser Gruppe deutlich h6 her (Abb 1) 7 Patienten sind beidseits operiert worden, niemals jedoch zum gleichen Zeitpunkt Bei einem Patienten wurde wegen einer Oberkorrektur nacheinander 2 mal eine supracondylare Femurosteotomie vorgenommen, die nach dem 2 Eingriff in achsengerechter Stellung zur kn 6chernen Ausheilung kam Demgegenuber rekrutiert sich die etwa gleich gro13e Anzahl von operierten weiblichen Patienten vorwiegend in die Altersgruppe zwischen 40 bis 70 Jahren Diese Verteilung kann mit dem iberwiegenden Vorkommen von degenerativen Gelenkveranderungen bei den Frauen mit zunehmendem Lebensalter erklart werden Der jiingste operierte Patient war 13 Jahre, der alteste 76 Mit 51,1 Jahre errechnet sich das Durchschnittsalter aller operativ versorgten Patienten. Wie der Aufschliisselung des Patientengutes auf die einzelnen Jahre im nachuntersuchten Zeitraum von 1970 bis 1977 zu entnehmen ist, ist ein kontinuierliches Ansteigen der Operationszahlen zu verzeichnen Bis zum Jahre 1974 wurden dabei lediglich supracondylare Femurosteotomien sowie extraligamentare Operationen am Tibiakopf durchgefihrt Seit Ende 1975 kommt an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tubingen auch das interligamentare Korrekturverfahren am Tibiakopf zur Behebung von posttraumatischen und degenerativen Fehlstellungen zur Anwendung Von den operierten 26 Patienten sind allein 1977 19 Patienten auf diese Weise versorgt worden Diese Aufrichtungsosteotomien wurden in den meisten Fllen mit einem homologen corticospongi 6 sen Keil aus der Knochenbank, in 6 Fallen mit einem ebensolchen autologen Interponat durchgefuhrt.

FRAUEN

18

POSTTRAUMATISCH

20

DEGENERATIV

5

CONGENITAL

13

Abb 1 Ursache von Kniegelenksveranderung am Krankengut der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tibingen

4O % INTERLIGAMENTAR 25

tUPRACONDYLAN

35

\

EXTRALIGAMENTR

VARUSFEHLSTELLUNG

VALGUSFEHLSTELLUNG

Abb 2 Angewendete Operationsverfahren nach der Art der Fehlstellung

Aus einer Gesamtaufschlusselung samtlicher operierter kniegelenknaher Achsenfehlstellungen nach Varus und Valgusgonarthrose ergibt sich bei der Zusammenfassung der drei klassifizierten Gruppen eine Bevorzugung der X-Fehlstellung beim weiblichen Geschlecht, wie sie geschlechtsspezifisch zu erwarten ist Bei den behandelten mannlichen Patienten sind Varus und Valgusdeformitaten in etwa gleicher Relation beobachtet worden Die Abweichung im Valgussinne war in der iiberwiegenden Zahl der Flle im femuralen Gelenkpartner lokalisiert, whrend die Varusfehlstellung mit geringen Unterschieden zu etwa gleichen Anteilen am gelenknahen Femur bzw der Tibia korrigiert wurde (Abb 2).

Supracondylare Osteotomien Mit diesem Korrekturverfahren wurden 68 (= 79 %) Valgus und 14 (= 25 %) Varusdeformitaten behandelt. Prinzipiell kann man sowohl vom medialen wie auch vom lateralen Zugang her vorgehen und subtraktiv, d h mit Entnahme des zuvor ermittelten kn 6chernen Keils, oder auch additiv durch Interposition eines cortico-spongiosen Spanes operieren In unserem Patientengut kam mit Ausnahme von 3 Patienten lediglich das subtraktive Verfahren zur Anwendung, und

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Abb 3 a 15 jahriger Patient mit Varusfehlstellung am Kniegelenk nach distaler Epiphysenfraktur re Femur b Postoperatives Ergebnis nach lateraler subtraktiver Korrekturosteotomie am kniegelenknahen Oberschenkel c Rntgenologisches Ausheilungsergebnis

Abb 4 a Ausgepragte Valgusgonarthrose bei 65jahriger Frau b Korrektur durch supracondylare Osteotomie (subtraktiv vom medialen Zugang) c Rontgenologisches Ausheilungsergebnis °

hierbei wieder wegen des Uberwiegens der Valgusfehlstellungen der Zugang von medial Zur Erreichung einer sofortigen postoperativen Ubungsstabilitat wurde diese Osteotomie in allen 68 Fallen mit der Osteotomieplatte stabilisiert Die 14 supracondylaren Korrekturen wegen Varusgonarthrose bzw -fehlstellung (subtraktiv lateral) wurden mit der 95-Grad-Condylenplatte osteosynthetisch versorgt Das Durchschnittsalter aller nach diesem Korrekturverfahren operierten Patienten betrug 49,3 Jahre. Bei der Kontrolle der Beinachsen lie13 sich die Entwicklung des Korrekturwinkels vom praeoperativen Zustand bis 6 Monate nach der Operation in der in Abbildung 5 dargestellten Weise verfolgen Im Durchschnitt konnten die praeoperativen Fehlstellungen postoperativ in einen physiologischen Valgusbereich korrigiert werden. Die Ergebnisse sind anhand der nach dieser Zeit angefertigten R 6ntgenaufnahmen unter Beriicksichtigung des zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erwartenden Korrekturverlustes bei vollstandiger kn 6 cherner Konsolidierung aller Osteotomien gewonnen worden. Die stationare Verweildauer unterschied sich bei den mannlichen und weiblichen Patienten unwesentlich und lag im Mittel bei 34,6 Tagen. An Komplikationen wurden 2 postoperative Hamatome, eine Phlebothrombose sowie 2mal nicht naher angegebene Wundheilungsstorungen beobachtet.

Interligamentare Aufrichtungsosteotomie Die interligamentare Aufrichtungsosteotomie ist von Ende 1975 bis Ende 1977 bei 26 Patienten, 16 Mannern

KORREKTURWINKEL BEI SUPRACONDYLAREN OSTEOTOMIEN KORREKTURWINKEL

30 VALGUS

OSTEOTOMIEN

VARUS

20 30

T

PRAEOP, POSTOP.

Abb 5 Entwicklung der Kniegelenksachsen nach supracondylarer Femurosteotomie (82 Falle)

und 10 Frauen, zur Anwendung gekommen Ursachlich lagen der arthrotischen Fehlstellung des Kniegelenkes 12 mal gelenknahe Unterschenkel bzw Schienbeinfrakturen mit einem Oberwiegen der mannlichen Patienten von 11:1 zugrunde, wahrend in 14 Fallen nicht unfallbedingte Gonarthrosen bestanden Die Varusdeformitat tiberwog bei 22 Patienten gegenuiber 4 Valgusfehlstellungen deutlich. Wie bereits erwahnt, erfolgte der operative Zugang entsprechend der zu korrigierenden Fehlstellung an der Innen oder Au13enseite des Tibiakopfes unter Verwendung eines autologen (6) bzw homologen (20) cortico-spongi 6sen Knochenkeils Eine zusatzliche Implantation von stabilisierenden Metallen kam in keinem Fall zur Anwendung.

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Abb 6 a Schmerzhafte Gonarthrose mit Valgusfehlstellung des Kniegelenkes b Interligamentare Aufrichtungsosteotomie am

Abb 8 a Varusgonarthrose einer 59jahrigen Frau b Extraligamentare valgisierende Osteotomie an der Tibia durch Interposi-

Tibiakopf c R 6ntgenologisches Ausheilungsergebnis

tion eines homologen Knochenspans mit Abstiitzplatte c R 6 ntgenologisches Ausheilungsergebnis

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KORREKTURWINKEL

KORREKTURWINKEL BEI INTERLIGAMENTAREN OSTEOTOMIEN

VALGUS

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VARUS PRAEOP.

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Abb 9 a Varusgonarthrose bei 5 Ijahrigem Mann nach vorausgegangener medialer Menisektomie b Korrektur durch valgisierende subcapitale Tibiaosteotomie c R 6ntgenologisches Ausheilungsergebnis

ru Iur.

Abb 7 Entwicklung der Kniegelenksachsen nach interligamentarer Tibiakopfosteotomie (26 Falle)

Nach den Krankenblattaufzeichnungen anlalBlich der Nachuntersuchungen lie B sich durch die zum Achsenausgleich verwendeten Knochenkeile bei fast allen Patienten eine Straffung des korrekturseitigen Kollateralbandes nachweisen Die praeoperativen Valgusfehlstellungen fanden sich postoperativ in einem durchschnittlichen Valguswinkel von 6 Grad, bei den Varusdeformitaten wurde postoperativ ein mittlerer Valguswinkel von 3,9 Grad erreicht (Abb 7). Die stationare Verweildauer lag mit 30,7 Tagen im Vergleich zu den Patienten der beiden anderen Korrekturverfahren am niedrigsten Das Altersmittel betrug 54,8 Jahre.

Den Behandlungsverlauf komplizierten 2 Wundheilungsst 6 rungen und I postoperatives Hamatom. Extraligamentare Korrekturosteotomie Das extraligamentare Korrekturverfahren kam in insgesamt 33 Fllen bei 28 Patienten zur Anwendung. Davon waren 16 mal Mnner und 12 mal Frauen betroffen Korrigiert wurden 14 degenerativ veranderte Kniegelenke, 13 posttraumatische Gonarthrosen und in 6 Fallen Jugendliche mit angeborenen Valgusbzw Varusfehlstellungen am Kniegelenk 6 der insgesamt 28 Patienten sind nacheinander an beiden Beinen operiert worden In 3 Fallen war die angeborene praearthrotische Deformitat im Bereich beider Kniege-

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122 O

KORREKTURWINKEL KORREKTURWINKEL BEI EXTRALIGAMENTAREN OSTEOTOMIEN

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OSTEOTOMIEN

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Abb 10 Entwicklung der Kniegelenksachsen nach extraligamen-

tarer Tibiakopfosteotomie (28 Falle)

lenke Ursache fr den Eingriff, 2mal lagen degenerativ bedingte Gonarthrosen mit entsprechenden Fehlstellungen vor Bei 1 Patienten war die Ursache des notwendigen Eingriffes durch beidseitige Unterschenkelfrakturen mit nachfolgender Fehlstellung im Bereich des Tibiakopfes bedingt Eine auffiillige Seitenlokalisation konnte ebensowenig festgestellt werden wie eine signifikante Bevorzugung der kniegelenknahen Fehlstellung im Valgus oder Varussinne Bei 4 der nach diesem Verfahren operierten Patienten war gleichzeitig eine kombinierte Fehlstellung auszugleichen Das durchschnittliche Alter zum Operationszeitpunkt betrug 49,1 Jahre. Beziiglich des technischen Vorgehens ist auch hier wie bei den supracondylar lokalisierten Fehlstellungen additiv oder subtraktiv korrigiert worden In jedem Falle wurde jedoch das postoperative Ergebnis durch eine Plattenosteosynthese gesichert, wobei meistens eine Doppelverplattung (17 Patienten) durchgefiihrt worden ist Dabei kam auf der Korrekturseite eine Abstitzplatte, auf der Gegenseite ein kurzes, als Zuggurtungsplatte wirkendes Implantat zur Anwendung Dies ist in diesem Bereich des Knochens insofern erforderlich, da man wegen der bereits kraftigen Corticalis auf der Gegenseite des Knochens vollstandig osteotomieren mu13 und nach der Entnahme des Korrekturkeils beim subtraktiven Verfahren einem Klaffen des Osteotomiespaltes auf diese Weise entgegenwirken kann Smtliche so behandelte Faille sind mit zusitzlicher unterschiedlich langer Gipsretension zur knochernen Ausheilung gekommen.

Bei der berpriifung der postoperativen Beinachsenverhaltnisse war auch bei dieser Operationsmethode das Erreichen durchschnittlicher physiologischer Valguswinkel nachweisbar (Abb 10) An Komplikationen beobachteten wir in 7 Fllen postoperative Himatome, mal mu13te eine Thrombophlebitis behandelt werden, mal kam es zum Infekt, bei 2 Patienten war eine Neuverplattung erforderlich geworden, 2 mal wurden Peronaeusparesen beobachtet. Die durchschnittliche stationare Behandlungsdauer lag bei 41,5 Tagen. Die Auswertung der Operationsergebnisse erfolgte in der Weise, da B die objektiven und subjektiven praeund postoperativen Befunde smtlicher Patienten anhand der Krankenblattaufzeichnungen erfalt wurden Aulerdem wurden die R6 ntgenaufnahmen aller operierten Patienten hinsichtlich des Grades ihrer Varus bzw Valgusstellung ausgemessen Als Zeitpunkt der Beurteilung wurde das unmittelbare praeoperative Rbntgenbild, der postoperative Befund sowie das rntgenologische Ergebnis ein halbes Jahr nach der Korrekturoperation herangezogen Schlie13lich stiitzen sich die Ergebnisse auf eine Fragebogenaktion, die im Mittel 24,6 Monate nach der Operation vorgenommen wurde Mit dem Fragebogen sollten die Patienten zu verschiedenen subjektiven Parametern vor und nach der Operation Stellung nehmen in der Weise, da B die Aussagen der Befragten eine Beurteilbarkeit hinsichtlich Leistungsfahigkeit beim Gebrauch des operierten Beines im tglichen Leben zulie 13 Die Fragen wurden dabei so gestellt, dab3 bei jedem der kontrollierten Patienten eine Beurteilung des Ergebnisses im Vergleich mit dem praeoperativen Zustand als gebessert, gleich oder verschlechtert m 6 glich gewesen ist Dabei zeigte sich, da B sich 60 % der Patienten vor und nach der Operation gleicherma 13en behindert fiihlten Nur 1/3( 33 %) der Befragten empfand den Zustand als gebessert, wahrend 7 % eine Verschlechterung feststellten Diese Letzteren sind iberwiegend posttraumatische Gelenkfehlstellungen mit mehr oder minder ausgepriigten arthrotischen Verinderungen gewesen, bei denen teilweise auch entschadigungsrechtliche Gesichtspunkte die Beurteilung der Situation beeinflu Bten. Stellte man jedoch pauschal die Frage nach dem Befinden vor und nach dem operativen Eingriff, so verzeichneten 73% der Operierten eine deutliche Besserung ihres Zustandes Nur jeweils 13,5 % beurteilten die postoperative Situation als gleich bzw. verschlechtert. Die Resultate dieser Befragung decken sich mit den ermittelten objektiven Untersuchungsergebnissen in dem Sinne, da B durch eine kniegelenksnahe Osteo-

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tomie nur in wenigen Fallen eine primare Funktionsverbesserung fir das betroffene Gelenk zu erreichen ist und diese meistens erst sekundar fiber eine Besserung der Symptome Bewegungs und Belastungsschmerz erzielt wird Somit empfiehlt sich die gelenknahe Osteotomie als Operationsmethode bei Kniegelenkschmerzen, die durch Arthrose, Fehlstellung oder gemeinsames Auftreten beider Faktoren bedingt sind. Literatur Blauth, W , Hepp, W R : Zur Wahl operativer Methoden beim Genu varum Orthop Praxis XII, 178-185 (1976) Dolanc, B : Die Behandlung des instabilen Kniegelenkes mit Achsenfehlstellung durch die intraligamentare AnhebeTibiaosteotomie Arch orthop Unfall-Chir 76, 280-289 (1973) Dolanc, B : Die Behandlung des instabilen Kniegelenkes durch die intraligamentare Tibiaosteotomie Hefte Unfallheilk. 125, 129-132 (1975)

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Eingegangen am 11 September 1978

[Indication, technique, and results for high tibial osteotomies (author's transl)].

Arch Orthop Traumat Surg 93, 117-123 (1979) Archives of Orthopaedic and Traumatic Surgery t J F Bergmann Verlag 1979 Moglichkeiten, Technik und Erge...
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