kultur im kontext Neuropsychiatr (2013) 27:224–228 DOI 10.1007/s40211-013-0089-z
In der Enge und im Kleinen kann man nichts verstecken „Small formats“ im Museum Gugging Johann Feilacher
Online publiziert: 20. November 2013 © Springer-Verlag Wien 2013
Dr. J. Feilacher () Museum Gugging, Am Campus 2, 3400 Maria Gugging, Österreich E-Mail:
[email protected] Abb. 1 Josef Bachler, Frau 1973
© Privatstiftung-Künstler aus Gugging
Das ist eine Wahrheit, die auch auf Zeichnungen zutrifft, die sich im Postkartenformat bewegen. Diese Größe wurde ursprünglich für Testzeichnungen verwendet, da es einfach und schnell zu bearbeiten, aber auch leicht analysierund bewertbar ist. In Gugging hat der Psychiater Leo Navratil dieses Format für den Menschen vor 50 Jahren eingeführt. Es hat sich im Verlauf von einigen Jahren aber ein „Nebenbefund“ gezeigt, nämlich das zur Schau stellen von überdurchschnittlicher Kreativität und zeichnerischem Talent. So selektierten sich aus tausenden von Zeichnungen einige heraus, die humorvoll und kreativ, aber vereinzelt auch künstlerisch bedeutsam waren. Dies führte zum Interesse von Seiten der Kunst, das letztendlich eine Lawine auslöste, die damals nicht vorhersehbar war. Auf großen Flächen und mit vielen Farben kann man schnell Eindruck erwecken, aber auf nur etwa 10 mal 15 cm entgeht nichts dem Auge des Betrachters. Jede Nuance, jeder Strich, hell und dunkel, Betonung und Abschwächung, Feinheit und Rohheit, alles ist Teil einer kleinen Welt, die unter der Lupe steht und vom Gegenüber wahrgenommen wird. Konzentration der Gestaltung, Präzision und trotzdem Leichtigkeit machen so kleine Werke zu Einoden der Kunstwelt.
Die Ausstellung im Museum Gugging und das Buch, im Residenz Verlag erschienen, soll neben Tschirtners Werken, aber auch solche weniger bekannter Autoren zeigen, die jeweils in individueller Weise imstande sind, neue Aspekte und Sehweisen zu demonstrieren. Von Zeichnern der ersten Stunde im Gugging der fünfziger und sechziger Jahre, bis zu den erst jüngst zu uns
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gestoßenen Talenten, ist es faszinierend zu sehen, wie unendlich viele Variationen etwa zum Thema Mensch oder Baum geschaffen werden können. Fritz Koller sticht mit spannend dynamischen Zeichnungen von dreieckigen Köpfen, einzeln und in Gruppe, hervor, ebenso wie Franz Kernbeis diese Größe von seinem Jugendalter bis zum heute 75-jährigen Alter beherrscht. Unbekannt
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© Österreichische Nationalbibliothek
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Abb. 2 Anton Dobay, Frau (von Limberger übermalt) 1976
Abb. 4 Rudolf Horacek, Kopf (undatiert)
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Abb. 3 Ernst Herbeck, Zitrone 1974
Abb. 5 Franz Kernbeis, Giraffe 2006
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Abb. 6 Fritz Koller (ohne Titel, undatiert)
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Abb. 8 Rudolf Limberger, Mann 1966
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Abb. 7 Johann Korec, Zircus 1980
Abb. 9 Heinrich Reisenbauer, Regenschirme 2005
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Abb. 10 Karoline Rosskopf, Mensch 1966
Abb. 12 Philipp Schöpke, Frau (undatiert)
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Abb. 11 Arnold Schmidt, Figur 2002
Abb. 13 Günther Schützenhöfer, Osterei 2010
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Abb. 14 Oswald Tschirtner, Sonne 2003
kreierte Karoline Rosskopf dagegen Kopffüßer und zweibeinige Menschenfiguren, die sich völliger eigenständiger Gestaltung erfreuen. Rudolf Limberger zeigt auch frühe Menschenbilder, solche, die er in späteren Jahren zu überzeichnen begann. Neben kleinen Schöpfungen von Johann Hauser finden sich auch „klassische Postkarten“ von Gegenständen von August Walla aus seiner späten Zeit, aber darüber hinaus finden sich die „neuen“ Gugginger Künstler, wie Leonhard Fink und Laila Bachtiar. Die Künstler der kommenden Jahre überraschen,
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Abb. 15 August Walla, Kreuz (undatiert)
wie Jürgen Tauscher mit Flugobjekten und Helmut Hladisch mit beeindruckenden Baum-Kreationen. Der Reigen der Schöpfer der „small formats“ rundet sich mit Karl Vondal, Arnold Schmidt, Heinrich Reisenbauer, Günther Schützenhöfer, Philipp Schöpke, Johann Korec und Rudolf Horacek weiter ab. Die meisten erotischen Zeichnungen in diesem Buch stammen von Johann Garber, der mit Tusche und Feder in alter Manier nackte Menschen und auch einzelne Genitalien darstellt. Johann Fischer, Anton Dobay, Franz Bachler, Johann Binner, Alois Beer,
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Otto Prinz und der Dichter Ernst Herbeck waren Künstler der ersten Stunde. Ihre Werke werden ergänzt von einzelnen Zeichnungen von Andreas Franz, Katharina Muss und Alfred Neumayr. Museum Gugging Am Campus 2, 3400 Maria Gugging, Österreich Öffnungszeiten: Di-So 10–17 Uhr www.gugging.at
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