516

H.-G. Siedentopf: Immunologische Beziehungen zwischen Mutter und Kind

Die Tatsache, dab auch bei prim/ir sterilen Frauen, die zuvor keine Bluttransfusionen und/oder Organtransplantationen hatten, HL-A-Sensibilisierungen nachweisbar waren, muB weiterhin damit erkl/irt werden, dab offenbar Spermien oder Rundzellbeimengungen zum Ejakulat diese Sensibilisierungen bewirken. Inwieweit HL-A-Antik~Srper auch ffir den Reaktionsausfall in Testverfahren auf sogenannte SpermaantikSrper verantwortlich sind, wurde unseres Wissens bisher nicht geprfift. Unsere Ergebnisse (Tab. 2) bei Untersuchung von 94 weiblichen Seren auf Spermaagglutinine (nach Franklin und Dukes, 1964) und Spermimmobilisine (Isojima et al., 1968} sowie die Untersuchung fraktionierter antikSrperhaltiger Seren lassen den SchluB zu, dab eine Spermagglutination mit groBer Wahrscheinlichkeit nicht durch HL-A-AntikSrper bewirkt wird; bei entsprechender TiterhShe und Spezifit/it bewirken HL-A-Antik6rper im Serum bei Testung nach Isojima et al. eine Spermimmobilisation. Tabelle 2. SpermaantikSrper und HL-A-Antik6rper in weiblichen Seren n

Sperma-AK pos.a

davon mit HL-A-AKb

Gesamt

94

11

6

Sterile bzw. Infertile

28

4

4

Prostituierte

58

6

2

8

1

-

Kontrollen

a Positive Befunde nur im Spermagglutinations-Test b Nachweis in der Kreuzprobe und/ oder bei Testung an einem Testzellpanel

186. Herr H.-G. Siedentopf (Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshilfe Frankfurt a. M.): Die immunologisehen Beziehungen zwisehen Mutter und Kind. Trotz zahlreicher theoretischer ErSrterungen und experimenteller Untersuchungen ist die Ursache der nach transplantationsimmunologischen Gesichtspunkten einmaligen immunologischen Beziehungen zwischen Mutter und Kind bisher nicht endgfiltig gekl~rt. Bei der Frucht handelt es sich nm ein semi-allogenes Transplantar, das auch bei mehrfacher Sensibilisierung dutch wiederholte Schwangerschaften nut in Ausnahmef~llen einer antikSrperbedingten Sch/idigung unterliegt. Als Ursache werden verschiedene Mechanismen diskutiert. Die zun~ichst vermutete Unreife der Antigene der Frucht hat sich nicht aufrechterhalten lassen. Auch die Theorie einer ver~inderten immunologischen Reaktion des schwangeren Organismus l~Bt sich nicht aufrechterhalten. Allerdings ist in diesem Zusammenhang die mSgliche Blockade der Lymphocytenstimulation durch HCG in ihrer Bedeutung zu erw~gen. Die Vorstellung des Uterus als immunologischem Extraterratorium konnte ebenfalls nicht aufrechterhalten werden. Eine vierte Theorie

E. Halberstadt et al.: Immunglobuline im Serum und im Fruahtwasser

517

begrfindet die mfitterliche Toleranz mit der Existenz einer immunologisch inerten Schicht, die m6glicherweise die foetalen Antigene maskiert und so eine Sensibilisierung des mfitterlichen Organismus verhindert. Als letzter Mechanismus wird eine immunologische Reaktion von Placentazellen im Sinne ether Abwehr foetaler Antigene diskutiert. Alle diese geschilderten Vorstellungen sind teilweise experimentell belegt oder widerlegt. Sie lassen insgesamt vermuten, dab eine Zusammenarbeit zwischen dem Implantat und dem Implantationsort erforderlich ist, nm ein Uberleben der Frucht zu erm6glichen. Zus/itzlich zu den geschilderten Befunden werden zwei Mechanismen geschildert, die der Tumorimmunologie entstammen und eine theoretische Vorstellung fiber die Erzeugung einer Toleranz erm6glichen. Es handelt sich um das Phfinomen des Enhancement und die Vorstellung des Sneaking through. Im letzteren Falle handelt es sich um das Durchschlfipfen antigenen Materials durch die immunologische Abwehr des Wirtes, weft n u t geringe immunologische Unterschiede bestehen. Wenn eine immunologische Reaktion eintreten k6nnte, ist die Menge antigenen Materials so grog, dab ein Zustand der Immunparalyse eintritt. Beim Enhancement wird die antik6rperbildende Ffihigkeit des Wirtes durch eine Maskierung der Antigene durch unterschwellige Antik6rper getfiuscht, so dab keine Abwehrreaktion auftritt. tnsgesamt 1/iBt sich die Tatsache der mfitterlichen Toleranz gegenfiber der Frucht nut dutch ein Zusammenwirken zahlreicher Mechanismen erklfiren, die z. T. noch weiterer klinischer und experimenteller Untersuchung bedfirfen. (Der Vortrag erscheint ausffihrlich an anderer Stelle.)

187. Herren E. Halberstadt, H.-G. Siedentopf, Frau R. Gerner und Herr H. Hebauf (Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshi]fe der Universitfit Frankfurt, Abteilung ffir Geburtshilfe): Untersuchungen fiber die Immunglobuline im

Serum und im Fruchtwasser bet normalen und pathologischen Schwangerschaften. Die Immunglobuline stellen als heterogener Anteil der Serumproteine das faBbare Substrat der humoralen A b w e h r dar. Im Rahmen dieser Prohlematik erschienen Untersuchungen fiber das Verhalten der Immunglobuline im Verlaufe der Schwangerschaft im Fruchtwasser und im mfitterlichen Serum notwendig. Untersucht wurden 143 Fruchtwasserpoben zwischen der 12. und der 40. SSW. Die mfitterlichen Seren stammten yon insgesamt 128 Graviden zwischen der 10. und 40. SSW bet unaufffilligem Schwangerschaftsverlauf. Die quantitative Bestimmung yon IgA, IgG, IgM, ~iA-Glohulin und ~IE-Globulin erfolgte nach der radialen Immundiffusion, d. h. der Mancini-Techni[. Unsere Untersuchungen des Fruchtwassers und des mfitterlichen Serums erbrachten im einzelnen folgende Ergebnisse: Bereits in der 12. Woche lfiBt sich im Frnchtwasser IgA in Konzentrationen yon knapp unter 5 mg~ nachweisen. Weitere signifikante Verfinderungen der Konzentration an IgA treten im Fruchtwasser w/ihrend der Gravidit/it nicht auf. Im mfitterlichen Serum kommt es ab der 16. Woche beginnend zu einem statistisch sicheren Abfall der IgA-Konzentrationen bis zur 26. SSW im unteren Normbereich. Der wiedereinsetzende Anstieg erreicht die Ausgangswerte bis zur Geburt nicht. Das Verhalten des IgG im Fruchtwasser zeigt Abbildung 1.

[Immunologic relations between mother and child].

516 H.-G. Siedentopf: Immunologische Beziehungen zwischen Mutter und Kind Die Tatsache, dab auch bei prim/ir sterilen Frauen, die zuvor keine Bluttr...
128KB Sizes 0 Downloads 0 Views