E. Halberstadt et al.: Immunglobuline im Serum und im Fruahtwasser

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begrfindet die mfitterliche Toleranz mit der Existenz einer immunologisch inerten Schicht, die m6glicherweise die foetalen Antigene maskiert und so eine Sensibilisierung des mfitterlichen Organismus verhindert. Als letzter Mechanismus wird eine immunologische Reaktion von Placentazellen im Sinne ether Abwehr foetaler Antigene diskutiert. Alle diese geschilderten Vorstellungen sind teilweise experimentell belegt oder widerlegt. Sie lassen insgesamt vermuten, dab eine Zusammenarbeit zwischen dem Implantat und dem Implantationsort erforderlich ist, nm ein Uberleben der Frucht zu erm6glichen. Zus/itzlich zu den geschilderten Befunden werden zwei Mechanismen geschildert, die der Tumorimmunologie entstammen und eine theoretische Vorstellung fiber die Erzeugung einer Toleranz erm6glichen. Es handelt sich um das Phfinomen des Enhancement und die Vorstellung des Sneaking through. Im letzteren Falle handelt es sich um das Durchschlfipfen antigenen Materials durch die immunologische Abwehr des Wirtes, weft n u t geringe immunologische Unterschiede bestehen. Wenn eine immunologische Reaktion eintreten k6nnte, ist die Menge antigenen Materials so grog, dab ein Zustand der Immunparalyse eintritt. Beim Enhancement wird die antik6rperbildende Ffihigkeit des Wirtes durch eine Maskierung der Antigene durch unterschwellige Antik6rper getfiuscht, so dab keine Abwehrreaktion auftritt. tnsgesamt 1/iBt sich die Tatsache der mfitterlichen Toleranz gegenfiber der Frucht nut dutch ein Zusammenwirken zahlreicher Mechanismen erklfiren, die z. T. noch weiterer klinischer und experimenteller Untersuchung bedfirfen. (Der Vortrag erscheint ausffihrlich an anderer Stelle.)

187. Herren E. Halberstadt, H.-G. Siedentopf, Frau R. Gerner und Herr H. Hebauf (Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshi]fe der Universitfit Frankfurt, Abteilung ffir Geburtshilfe): Untersuchungen fiber die Immunglobuline im

Serum und im Fruchtwasser bet normalen und pathologischen Schwangerschaften. Die Immunglobuline stellen als heterogener Anteil der Serumproteine das faBbare Substrat der humoralen A b w e h r dar. Im Rahmen dieser Prohlematik erschienen Untersuchungen fiber das Verhalten der Immunglobuline im Verlaufe der Schwangerschaft im Fruchtwasser und im mfitterlichen Serum notwendig. Untersucht wurden 143 Fruchtwasserpoben zwischen der 12. und der 40. SSW. Die mfitterlichen Seren stammten yon insgesamt 128 Graviden zwischen der 10. und 40. SSW bet unaufffilligem Schwangerschaftsverlauf. Die quantitative Bestimmung yon IgA, IgG, IgM, ~iA-Glohulin und ~IE-Globulin erfolgte nach der radialen Immundiffusion, d. h. der Mancini-Techni[. Unsere Untersuchungen des Fruchtwassers und des mfitterlichen Serums erbrachten im einzelnen folgende Ergebnisse: Bereits in der 12. Woche lfiBt sich im Frnchtwasser IgA in Konzentrationen yon knapp unter 5 mg~ nachweisen. Weitere signifikante Verfinderungen der Konzentration an IgA treten im Fruchtwasser w/ihrend der Gravidit/it nicht auf. Im mfitterlichen Serum kommt es ab der 16. Woche beginnend zu einem statistisch sicheren Abfall der IgA-Konzentrationen bis zur 26. SSW im unteren Normbereich. Der wiedereinsetzende Anstieg erreicht die Ausgangswerte bis zur Geburt nicht. Das Verhalten des IgG im Fruchtwasser zeigt Abbildung 1.

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E. Halberstadt et al.: Immunglobuline im Serum und im Fruchtwasser 7 0 mg/lO0 ml 50 50 &O 30 20 10

~.

1~.

io.

i4.

i8.

iz

i6,

Zo. ssw

Abb. 1. IgG im Fruchtwasser

Im Gegensatz zum Fruchtwasser findet sich im miitterlichen Serum ein statistisd~ sicherer Abfall unter den Normbereich zwischen der 22. und 32. SSW. Nach geringem Anstieg liegen die IgG-Werte am Termin erneut welt im unteren Normbereich. IgM war in keinem Fall im Fruchtwasser nachweisbar. Im mfitterlichen Serum liegen die IgM-Konzentrationen mit breitstreuenden Mittelwerten w~ihrend der ganzen Schwangerschaft im Normalbereich.

70" mg/lO0 ml o

50. J

50

o

40302010

12.

1~.

io.

&.

2'8.

i2.

3'6. 4b. ssw

Abb. 2. IgG im Fruchtwasser bei Rh-Sensibilisierung

Fiir das [~lA-Globulin ist zwischen der 26. und 27. S S W ein geringer Anstieg nachweisbar, die Konzentrationen des [~lE-Globulins bleiben im Fruchtwasser eigentlich unver~ndert.

H. Weitzel et

al.:

Immunglobulin- und alphal-Fetoproteinbestimmungen

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Bei Schwangerschaften mit pathologischem Verlauf waren im Fruchtwasser keine sicheren Ver/inderungen von IgA, IgG, [31A-und ~lE-Globulin nachzuweisen. Abbildung 2 zeigt das Verhalten des IgG im Fruchtwasser bei Rh-Ffillen mit DeltaE-Werten im schweren oder oberen mittelschweren Bereich nach Liley. Insgesamt sind diagnostische und prognostische Schliisse aus den bisherigen Kontrollen der Immunglobuline im Fruchtwasser nicht mSglich. 188. Herr H.-G. Siedentopf (Zentrum der Frauenheilkunde und Geburtshilfe Frankfurt a. M.): Verhalten des Serumkomplementspiegels in der Sehwanger-

schaft. Insgesamt drei Methoden wurden zur Bestimmung des Serumkomplementspiegels in der Schwangerschaff angewendet: 1. Die Messung des haemolytischen Serumkomplements nach der Methode yon Kabat und Mayer. 2. Die Bestimmung des haemolytischen Serumkomplements mit Hilfe einer eigenen photometrischen Methode. 3. Die Messung der dritten Komplementkomponente (Beta 1 c, bzw. Beta i a) durch Immundiffusion nach Manzini. Alle drei Methoden zeigten eine z. T. signifikante ErhShung des Serumkomplementspiegels in der Schwangerschaft. Keine Abweichungen yon diesem Verhalten fanden sich in Ffillen yon EPH-Gestose, Rhesus-Inkompatibilitfit, Plazentarinsnffizienz oder drohender Fehlgeburt. Diese Ergebnisse widersprechen den meisten Literaturangaben. Unter Berficksichtigung der m6glichen Ursachen ffir die nachgewiesene ErhShung des Serumkomplementspiegels und im Zusammenhang mit der Betrachtung der Frucht als semiallogenem Transplantat mug angenommen werden, dab entweder eine vermehrte Bildung yon Komplement oder ein verminderter Verbrauch den Ergebnissen zugrundeliegt. Der bei den Untersuchungen nachgewiesene Gipfel des Komplementspiegels vor der 20. Woche k6nnte darauf hinweisen, dab durch den zu dieser Zeit nachweisbaren HCG-Gipfel komplementverbrauchende Reaktionen gebremst sind. 189. Herr H. Weitzel, Frau M. Niesen, Herr W. Stolp, Frau E. Weitzel und Herr J. Schneider (Universitfits-Frauenklinik Bonn]: Vergleiehende Imn~iiglobm

lin- und alpha~-Fetoproteinbestimmungen in der Neonatalperiode. An einem repr~sentativen Kollektiv yon 1273 Neugeborenen wurden die Immunglobuline IgM und IgG sowie alphal-Fetoprotein (AFP} mit Hilfe der radialen Immundiffusion auf Partigenplatten im Nabelschnurblut sowie am 4. Lebenstag, zwischen dem 6.--8. und am 12. Lebenstag bestimmt. Zur Qualit~tskontrolle wurden jeweils neben den drei Standardseren zwei Referenzseren pro Platte zus~tzlich untersucht. F/it IgG land sich bei 568 termingerecht geborenen, reifen Spontangeburten ein Mittelwert von 1290 rag~ der bis zum 4. Lebenstag stark absank und bis zum 12. Lebenstag eine weiterhin abnehmende Tendenz zeigte. Der Mittelwert ftir IgM stieg dagegen bei 785 reifen Neugeborenen kontinuierlich yon 13,9 mg~ im Nabelschnurblut (NS) auf 46,3 mg% bis zum 12. postpartalen Tag an.

[Immunoglobulins in the serum and amniotic fluid in normal and pathological pregnancy].

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