Technische Mitteilungen Beckenarterienverschluß:antegrade Sondierung zur Stentplazierung I/on If. M. Strunk', tl. 11. Scltild' und M. Dahrrl7 I

Klinik mit Poliklinik für Radiologie (Direktor: Prof. Dr. M. Thclcn) und

" Klinik niit Poliklinik für Herz-. Thorax- und Cefaßchiriirgie (1)irektor: Prof. Dr. H . Oelert)

Technik

Schlüsselwörter Arterien Wallstent

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Arterien - Iliakal; Arterien - Technik; P e r k u t a n e transluminale Angioplastie;

Key words 4 r t e r i e s - Iliac; a r t e r i e s - Techniqiie; arteries - Percutaneous trancluminal angioplasty - Wallstent

Bei Reckeiiarteriensteriosen ist die perkutane transluminale Angioplastie ein häufig durchgcführtcs Standardverfahren. das scit rnchr als 15 Jahren mit guten hgmodynamischen und klinische11 Resiiltaten angewandt wird. Die Ergebnisse sehen jedoch bei Verschlüssen deutlich schlechter aus. und cinc perkutane Ballonangioplastie erscheint Iediglicli in Einzelfilleri indiziert (2. 8). Scit dcr Einführung der ballon- uiid selbstexparidinrten Stents (wie 7 . R. Strecker-. Palmaz- oder Wallstents) muß diese Indikationseinschränkung jedoch ncu überdacht werden. In den mcistcn Fällen ist es auch bei eirieni Beckeriarterienverschluß möglich. den Verscliluß zu überwinden und einen Stent zu plazieren.

Nachdem die retrograde Verschlußsondierung nicht möglich war. wurde die in dcr ipsilateralen 1.eiste befindliche Schlcusc (in dcr Regel 7F) dort belassen und mit Kochsalz gespült. Eine zweite Schleuse wurde in die A. femoralis communis dcr Gegenseite eingebracht und über diese ein Sidewinder-1-Katheter (Simmoiis 1) eingeführt. iiii Aortenbogen gewendet und mit der Spilze in die A. iliaca communis bzw. bis vor den Vcrschluß zurückgezogen. Mittels eines wcichen Führungsdrahtes mit gebogcncr Spitzc (z. B. Terumo-Clidewire) koiinte dann jeweils der Verschluß ohiie größeren Aufwand sondiert und übcrwundcn werden. Anschließend wurde das Drahtende mittels Dorrriiakörbchcn gefaßt und über die noch liegende Schleuse der Gegenseite (Seile mit dem Verschluß) herausgezogen. Sobald der Verschluß durch den Llraht überwunden war. wurden 5000 i.E. Hcparin intraarteriell gegeben. Der Sidewinder-Katheter wurde dann weiter nach distal in die Aorta geschoben (wobei darauf zu achten ist. daß der Draht nicht wieder zurückgezogen wird). bis dcr Draht den Katheterverließ. Falls notwendig, konnte dies durch eirieii zusä~zlicheri. in den Katheter vorgeschobenen Draht erleichtert werden. Uber den nun liegenden Draht wurde ein Dilatationskatheter retrograd durch den Verschluß geschoben. Größere Manipulationen niit dem Führungsdraht sollten dabei vermieden werdeii. da der Draht mit dem weichen Ende aus der Schleuse gezogen wurde. der harte Teil dagegen in der Aorta liegt. Nach Dilatation des Verschliisses mittels 5-mm- (A. iliaca externa) bzw. 6-mm- (A. iliaca communis) Ballonkathctcr erfolgte die Stent-Plazierung (Wallstent; Fa. Medivent. Lausanne. Schweiz).

Ergebnisse

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In Einzelfällen ist jedoch eine retrograde Verschlußüberwindung nicht möglich. Im folgenden soll anhand eigener Ergcbnisse auf eine bereits bekannte Technik (3. 4) zur antegraden Versctilußsondieriing aufmerksam gemacht werden. die sich in diesen Fällen bewährt hat.

Material und Methode . . - . ... .. P

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Die iin folgenden beschriebene Technik wurde bei 5 Patienten angewandt. In je zwei Fällen handelte cs sich um einen Verschluß der A. iliaca cxterna (etwa 7 cm I.änge) bzw. der A.iliaca communis (etwa 6 cm lang), bei einem Patienten war sowohl die A. iliaca communis wie die A. iliaca externa vcrschlosSen (Verschlußlänge Ca. 1 4 cm). Bei 4 der Patienten lag ein Stadicm 2b nach Fontaine vor (Claiidicatio mit einer Gehstrecke unter 250 in). ein Patient gab Ruheschmerzen an (Stadium4 nach Fontaine). Einen zusätzlichcn. gleichseitigen Verschluß der A. ferrioralis superlicialis wies ein Patient auf. Fortschr. Röntgenstr 157,3(1992) 279-281 6 Georglliieme Verlag Stuttgart. Ncw York

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In allen Fällen wurde primär versucht. den Verschluß retrograd zu sondieren. Erst nachdem dies nicht gelang und der Führungsdraht wiederholt subintimal dissezierte. wurde versucht, den Verschluß mit oben beschriebener Technik antcgrad zu sondieren. Dies war in allen 5 Fällen ohne Komplikationen möglich. Nach Übcnvindung des Verschlusses konnte ein Ballonkatheter jedoch nicht von der Gegenseite über den wcichen Draht durch den Verschluß geschoben werden, weshalb die oben bcschricbene Methode der Drahtextraktion und retrograden Katheterpassage gewiihlt wurde. Bei allen Patienten besserten sich die zuvor bestehenden Beschwerden um wenigstens ein Fontaino-Stadium.

Diskussion Noch vor wenigen Jahren wurden Verschlüsse der lliakalartericn nur in Einzclfallen als Indikation zur Rekanalisation mittels Ballonangioplastie angesehen (8). Mit dcr Entwicklung intravaskulärer Stents wurden jcdoch auch hier perkutane Gefaßrckanalisationcn zur Therapie akzeptiert. nachdem mehrere tlntersuchungen gute technische Erfolge und langfristige

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der Ilniversitätskliniken Mainz

Abb. 1 a Verschluß der linkenAa iliacae communis und externa (Pfeilspitzen).

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Abb 1 b hochdem der Verscriliiß mittels Sidewinder 1 Katheter und Fuhrungsdraht ubewunden 61, wird der Draht mittels Dormiakorbchen(Pfeil) gefaßt und uber d e gleicnseitigeCchleuse extrdriieri

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Abb. 1 C Nachvorsichtiger Dilatation mit einem 6-mm-Ballon wurden insgesamt zwei Stents (Pfeilspitzen) eingebracht.

Offcnhcitsratcn bci cincr niedrigen Kornplikalionsratr berichteten ( 6 ,7.9.10). Bei der perkutnririi Rekanalisation eines Iliakalnrterienverschlusses beslehl der schwierigste 'l'cil i n d c r Kegel i n der Auflindung u n d Überwindung des verschlossenen I.iinieris (2). Hicr sollte primär eine retrograde Verschliißsondierung nach Punktion der gleichseitigen A. fernoralis communis vcrsucht w s r den. die iri den meisten Fällen golingt (2, 9). Mitiinter ist jedoch cinc rctrogradc Sondierung riiclit erfolgreich, da der Führungsdrnht siihintinial disseziert. Auch bei wicdcrholtcn Vcrsuchcn gleitet der Fiihrungsdraht dann i n aller Regel immer wieder i n diescn falschen Kanal. und eine Soridieruiig des eigentlichen Lumens gelingt nicht iiiehr. I n diesen Fällen kann cinc antcgrade Vcrschlußsondierung nach l'unktion der (;cgenseite versucht werden. Aiifgrurid seiner vorgegebcncn und stabilen Konfiguration bietet sich hicr dcr Sidewinder-Katheter aii. desseri Spitzc in dic A. iliacaconiniunis eingebracht wird. Auch bei einem Verschliiß der A. iliaca comrnunis findct sich mcistcns noch ein kleiner „GefAßstummel". d c r so sondiert werden kann. I n alleii hicr gcschildcrtcn Fällen w a r es daiiri relativ leicht möglich. den Verschluß mittels Terumo-Führungsdraht zu sondieran, den Draht zu fassen u n d über dic noch liegende Schleiise zu extrahiercn. I n aller Rcgcl w i r d es allerdings nicht gelingen. nach Sondier u n g des Verschliisses iiber den Draht n u n cincn Dilatationskatheter von der Gegenseite odcr dcn liegenden Sidewiiider-Katheter vorzuschieben. Falls dies beabsichtigt ist, sollte direkt ein langcr Führungsdraht (260 cm) benutzt werden. dcr nach Verschlußsondierung i n beiden Leisten gefaßt werden kann und so eine antegradc Dilatation und ggi. Stentplazierung erlaubt (..wire-loopMTechnik) (3). Einfacher ist es unseres Erachtcns jedoch. den Führungsdraht zu fasscn, übcr dic liegende Schleiise zu extrahiere11 u n d retrograd einen Balloiikalheter bzw. den Stent einzubringen. Zudem w i r d so das theoretische Risiko einer Embolisation u n d eines Iliakalarterienverschlussecder ..gesundena' Gcgcnseit~verringert (3-5.8). U m das Hisiko cincr gleichseitigen distalen Embolie zu vcrringcrn. w i r d von einigen Arheitsgruppen vorgeschlagcn. die Cefaßdilatatiori vor der Stentirnplantation m i t cincrn für das Gefäß eigentlich zu klcincn Ballonkathcter durclizuriihren (8.9).

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Abb. 1d I)ieBe fundnontrollezeigi ein wieder rekanalisiertes GefaO(Pfeiispitzen)

bortschr Ilonlgenslr 152.5'

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Obwohl dic obeii beschriebene Technik sicher aufwendig und mit einer vermehrten Durchleuchlungszeit verbundcn ist. stellt sie unseres Erachtcns cine nützliche Ntcrnati\~e dar. werlii eine retrograde Verschli~l~sondierung nicht gelingt.

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Literatur

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Dr. Holger Strunk -Klinik mit Poliklinik für Radiologie Universitätskliniken Langenbeckstraße 1 6500 Mainz -

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flr~ckennrlerrenuersr/zluJ antegrrldr .Sonrii~rungzur Slrntplazirrur~q

[Iliac artery occlusion: antegrade catheterization for stent placement].

Technische Mitteilungen Beckenarterienverschluß:antegrade Sondierung zur Stentplazierung I/on If. M. Strunk', tl. 11. Scltild' und M. Dahrrl7 I Klini...
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